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Neurologie

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EINE UNABHÄNGIGE KAMPAGNE VON MEDIAPLANET

Lesen Sie mehr auf www.gesunder-koerper.info

NEUROLOGIE

Für mehr Lebensqualität

von Betroffenen und

Angehörigen

NICHT

VERPASSEN:

Multiple Sklerose

Sportmoderatorin

Anna Kraft im Interview

Seite 07

Migräne

Neues aus der Akuttherapie

und Prophylaxe

Seite 08–09

Schlaganfall

Risikofaktor

Vorhofflimmern

Seite 10

Mit Parkinson

mitten im Leben

Arne Peters ist einer von 400.000 Betroffenen in Deutschland. Im Interview

erzählt er uns, wie er durch die Erkrankung zum Schreiben gekommen ist

und warum für ihn eine gesunde Portion Humor wichtig ist.

Frühzeitig

an die subkutane Parkinson-Therapie denken!

Experten-Interview: Lesen Sie mehr auf Seite 5.

D-mine ® Pen und Pumpe

Beratung & Hilfe: www.d-minecare.de


2

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VERANTWORTLICH FÜR DEN

INHALT IN DIESER AUSGABE

Carolin Babel

Wichtig bei einer

neurologischen

Erkrankung ist,

dass sich die

ganze Familie der

Erkrankung stellt.

VERANSTALTUNGSTIPP

Was hält unser Gehirn und

Nervensystem gesund?

Das Gehirn ist nicht nur die Schnittstelle zwischen Körper, Geist

und Seele, es stellt auch die Verbindung zu anderen Menschen her

und verschafft uns Zugang zu der Welt außerhalb von uns.

Vom 25. bis 27. April werden auf dem

Nürnberger Messegelände rund

550 Aussteller mit neuesten Entwicklungen,

Trends, Dienstleistungen

und Produkten für die stationäre und

ambulante Pflegebranche erwartet.

Das diesjährige Motto: „Die Pflege

gestalten. WIR. GEMEINSAM.“

Die ALTENPFLEGE ist für Deutschland

und seine Anrainerstaaten die führende

Veranstaltung der Branche und umfasst

die Themen Pflege & Therapie, Beruf &

Bildung, IT & Management, Ernährung &

Hauswirtschaft, Textil & Hygiene sowie

Raum & Technik.

altenpflege-messe.de

Senior Project Manager: Carolin Babel Geschäftsführung:

Richard Båge (CEO), Philipp Colaço (Managing Director),

Alexandra Lassas (Head of Editorial & Production),

Henriette Schröder (Sales Director) Designer: Ute

Knuppe Mediaplanet-Kontakt: redaktion.de@

mediaplanet.com Coverbild: adike/Shutterstock

Alle mit gekennzeichneten Artikel sind keine

neutrale Redaktion vom Mediaplanet Verlag.

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige

Verwendung der Sprachformen männlich, weiblich

und divers (m/w/d) verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen

gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

facebook.com/MediaplanetStories

@Mediaplanet_germany

Please recycle

Dr. Uwe Meier

1. Vorsitzender

Berufsverband

Deutscher Neurologen

(BDN)

Jeder Mensch hat nur ein Gehirn

und jedes Gehirn ist einzigartig.

Erkrankungen des Gehirns treffen

uns daher immer auch im

Wesenskern. Wir sollten also gut auf

unser Gehirn und unser Nervensystem

aufpassen.

Präventiv können wir einiges tun: eine

gesunde, pflanzen- und ballaststoffreiche

Ernährung, wenig Fertiggerichte

und Industriezucker sowie viel Bewegung.

Auch soziale Kontakte sind wichtig

und Strategien, wie wir mit Stressbelastungen

umgehen. Das klingt so banal

wie einfach. Es ist aber enorm schwer,

weil wir teilweise Gewohnheiten ändern

müssen. Und das mag das Gehirn eigentlich

gar nicht, weil es Energie kostet und

anstrengend ist. Das Gehirn wiegt zwar

nur zwei Prozent des Körpergewichts –

ohne Bauchfett selbstverständlich. Das

Gehirn verbraucht aber bereits so schon

20 Prozent der Energie des Organismus,

in Spitzenzeiten noch viel mehr. Verständlich,

dass das Gehirn bei weiteren

Anforderungen schon mal meckert.

Aber es lohnt sich: Das Gehirn bleibt

biologisch messbar im wahrsten Sinne

des Wortes jünger. Nervenzellen nehmen

mehr Verbindungen untereinander auf,

das Gehirn ist anpassungsfähiger und

flexibler. Also: nicht nur in die Muckibude,

sondern auch neugierig bleiben,

neue Sachen lernen wollen und interessiert

sein.

Das hilft nicht nur, biologisch jung zu

bleiben, es schützt uns auch vor neuro-

Präventiv können

wir einiges tun: eine

gesunde, pflanzenund

ballaststoffreiche

Ernährung, wenig

Fertiggerichte und

Industriezucker

sowie viel Bewegung.

logischen Krankheiten. So haben wir mit

einem gesunden Lebensstil ein bis zu

zwei Drittel geringeres Schlaganfallrisiko.

Immer mehr Studien zeigen eindrucksvoll,

dass wir damit auch dem

Krankheitsrisiko von Demenzen vorbeugen

können. Und bei entzündlichen

Erkrankungen wie Multipler Sklerose

verbessert sich die Prognose deutlich.

Auch wenn wir für immer mehr neurologische

Erkrankungen heutzutage hochwirksame

Therapien zur Verfügung

haben, ist es daher wichtig, dass wir auch

selbst aktiv sind und mit einem gesunden

Lebensstil unser Gehirn schützen.

ANZEIGE

Forschung

UNSER BEITRAG

ZUR VERBESSERUNG

DER GESUNDHEIT.

Service

Entwicklung

Innovationen

Zambon – Partner in der

Parkinson-Therapie.

Zambon GmbH | Lietzenburger Str. 99 | 10707 Berlin

www.zambon.de


Lesen Sie mehr auf gesunder-koerper.info 3

Solche Kliniken kannte ich

durch meinen Beruf, aber mit

einer Ka mera zwischen mir

und dem Geschehen. Jetzt

gab es keine Kamera, kein

Drehbuch und keinen

Drehschluss; man denkt sich

dann: „Hier gehöre ich doch

eigentlich gar nicht hin.“

AM 11. APRIL

IST WELT-

PARKINSON-TAG!

Das Datum geht auf den Geburtstag

von James Parkinson zurück,

der 1817 erstmals die Krankheit

beschrieb. Aber nicht nur an

diesem Tag, sondern das ganze

Jahr stehen zahlreiche Verbände

beratend zur Seite. Unterstützung

und Austausch finden Betroffene

und Angehörige unter anderem bei

diesen Verbänden:

Hilde-Ulrichs-Stiftung

Mit Parkinson

mitten im Leben

Der Kameramann Arne Peters war erst 44 Jahre alt und stand mitten im Leben, als er die Diagnose

Parkinson erhielt. Seine Erlebnisse mit der Erkrankung hat er in mittlerweile vier Büchern verarbeitet,

die mit viel Charme und einem Augenzwinkern vom Alltag mit Parkinson erzählen. Text Miriam Rauh

FOTOS: PRIVAT

Die Hilde-Ulrichs-Stiftung für

Parkinsonforschung (HUS) mit Sitz

in Frankfurt am Main ist die erste

private Stiftung in Deutschland,

die die Erforschung nicht-medikamentöser

Behandlungsmethoden

sowie die Anpassung von Sportund

Bewegungstherapien an die

Erfordernisse der Erkrankung fördert.

Die an Parkinson erkrankten

Menschen sollen ermutigt werden,

möglichst lange beweglich zu

bleiben und ein selbstbestimmtes

Leben zu führen. Alle zwei Jahre

vergibt die HUS ihren mit 10.000

Euro dotierten Stiftungspreis.

aktive-parkinsonstiftung.de

Herr Peters, Sie erhielten 2009 die

Diagnose Parkinson. Wie sind Sie damit

umgegangen?

Ich lief erst mal stundenlang rastlos

durch Hamburg. Dann rief ich meine

engsten Freunde an und meine Familie.

Erst später habe ich mich überwunden,

mehr Menschen einzuweihen. Zu sehen,

wie toll meine Freunde, Familie und Kollegen

damit umgegangen sind, war eine

sehr schöne Erfahrung.

Die Anfangszeit von Parkinson wird

oft als „Honeymoon“ bezeichnet. Was

bedeutet das? Wie haben Sie diese

Phase erlebt?

Durch die Medikamente verschwinden

die Symptome zunächst ganz, ich hatte

sogar kurz die Hoffnung, die Diagnose

könnte vielleicht ein Irrtum gewesen

sein. Dem ist natürlich nicht so, aber ich

habe meinen Alltag zunächst fast normal

weitergelebt und auch weitergearbeitet.

Sie waren jung, als Sie Ihre Diagnose bekamen.

Welche Rolle spielt das Alter?

Ein Krankengymnast begrüßte mich mal

mit den Worten: „In Ihrem Alter schon

Parkinson ist auch nicht so schön, oder?“

Das fand ich auf den Punkt gebracht.

Nee, das ist nicht so schön. Mit meinen

44 Jahren gehörte ich in der Selbsthilfegruppe

und am Parkinson-Stammtisch zu

den ganz Jungen; ich war aber nicht der

Jüngste.

Gibt es bestimmte Symptome, an denen

sich die Erkrankung schon früh zeigt?

Schlafstörungen oder Riechstörungen

können ein Hinweis auf Parkinson sein.

Bei mir machte sich die Erkrankung

allerdings anders bemerkbar, ich hatte

z. B. plötzlich Schwierigkeiten, meine

Spaghetti zu drehen, auch Zähneputzen

machte mir Probleme. Später wurde ich

häufiger darauf hingewiesen, dass mein

rechter Arm beim Gehen nicht mehr

mitschwingt. Auf La Gomera sprach mich

schließlich ein Passant auf meinen Gang

an. Er hatte selbst Parkinson, das gab mir

zu denken und ich ging zum Arzt.

Sie haben dann begonnen, zu schreiben.

Wie kam es dazu?

Das war im Jahr 2014, als ich das erste Mal

für einige Wochen in einer neurologischen

Klinik war. Solche Kliniken kannte ich durch

meinen Beruf, aber mit einer Kamera

zwischen mir und dem Geschehen. Jetzt

gab es keine Kamera, kein Drehbuch

und keinen Drehschluss; man denkt sich

dann: „Hier gehöre ich doch eigentlich gar

nicht hin.“ Aber es gab auch schöne bzw.

komische Momente. Irgendwann begann

ich, meine Eindrücke, diesen Mix aus

Gefühlen, aufzuschreiben. Eine Freundin

ermutigte mich, sie zu veröffentlichen.

Ihr erstes Buch heißt: „Bloß nicht in

Tüdel kommen“. Für alle, die nicht aus

Norddeutschland sind – können Sie

den Titel übersetzen?

Tüdel bedeutet „durcheinanderkommen“.

Durch die Diagnose kam meine ganze

Lebensplanung durcheinander. Aber „Tüdel“

meint auch kleine Dinge. Wenn man

z. B. in der Reha Geschicklichkeitsspiele

machen soll oder auf einem Wackelkissen

steht, da kommt man auch in Tüdel.

Es blieb nicht bei einem Buch, Sie haben

bereits Ihr viertes veröffentlicht.

Was bedeutet Ihnen das Schreiben

und worum geht es?

Die Reaktionen auf mein erstes Buch

haben mich ermutigt, weiterzuschreiben.

Humor ist dabei ganz wichtig, es soll

keine Leidensgeschichte sein, auch wenn

die Dramatik der Diagnose zwischen den

Zeilen mitschwingt. In meinem vierten

Buch „Tisch 15. Als wäre Moritz dabei

gewesen“ gibt es ebenfalls viele Momente,

die einen zum Schmunzeln bringen.

Es passieren unerwartete, schöne und

rührende Dinge und es ist auch ein Buch

über Freundschaft. Meine Geschichten

sind fiktiv, es ist allerdings auch einiges

dabei, was so oder so ähnlich passiert ist.

Wie geht es Ihnen heute mit der Krankheit?

Ich habe gute und weniger gute Tage. An

guten kann ich ein – zumindest fast – normales

Leben führen. Das für Parkinson typische

Zittern habe ich so gut wie gar nicht,

bei mir sind die Bewegungen verlangsamt,

was sich in schlechten Phasen vor allem

beim Gehen bemerkbar macht. Aber dank

der tollen Arbeit von Ärzten und Therapeuten

und auch dank der Medikamente

kann ich ein relativ gutes Leben führen.

Gibt es etwas, das Ihnen im Alltag besonders

hilft?

Neben den Medikamenten ist Bewegung

sehr wichtig, am besten regelmäßig. Deswegen

sucht man sich am besten einen

Sport, der einem Spaß macht. Ganz frisch

für mich entdeckt habe ich Tischtennisspielen,

ich habe vor einigen Wochen

damit begonnen. Es macht mir wirklich

großen Spaß und es hilft.

Haben Sie einen Rat für andere Betroffene,

vielleicht etwas, das Sie selbst

gerne früher gewusst hätten?

Ich kann nur empfehlen, dass man offen

mit der Erkrankung umgeht. Der

Versuch, sie zu verstecken, kostet nur

unnötig Energie. Es gibt auch keinen

Grund, so zu tun, als wäre alles in

Ordnung, denn das ist es nicht. Man

muss das Beste draus machen.

PARKINSonLINE e.V. ist ein im

Internet tätiger Selbsthilfeverein

für Parkinsonkranke. Die Nutzer

begegnen sich im Forum, in Videochats

und realen Treffen. Hier

stehen Information und Austausch

aus Betroffenenperspektive im

Mittelpunkt, aber auch die Hilfe bei

der Krankheitsbewältigung und

das Aufzeigen von Lebensperspektiven

für Neu- und für langjährig

Erkrankte. Unsere Botschaft:

Auch mit Parkinson kann das

Leben schön sein!

parkins-on-line.de

Jetzt mach doch mal einen Punkt!

Seit unserem Start am 02.02.2020

machen wir genau das. Wir kooperieren

mit Sportvereinen vor Ort,

um Personen mit Parkinson aus

der häuslichen Selbstisolation zum

Tischtennisspielen in die Sporthallen

zu holen. Über 170 (Stütz-)

punkte sind mittlerweile bundesweit

auf unserer interaktiven Karte

zu finden. Vor kurzem konnten wir

das 1000. Mitglied begrüßen. All

das zeigt: Parkinson ist nicht ansteckend

– PingPongParkinson schon!

pingpongparkinson.de


4

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Fortgeschrittenen Parkinson

verstehen und behandeln

Text Anna Derbsch

OFF-Phasen – ein Thema,

das die meisten Parkinson-

Patienten vor allem im

späteren Krankheitsverlauf

betrifft. Worum es sich

dabei handelt und welche

Therapien zur Verfügung

stehen, erfahren wir von

Prof. Dr. med. Georg Ebersbach

im Interview.

Als neurodegenerative Erkrankung

schreitet Parkinson immer weiter voran.

Was passiert dabei im Körper?

Bei der Parkinson-Erkrankung kommt es

zu einer Schädigung von Nervenzellen,

wobei sowohl Störungen des Energiestoffwechsels

als auch die Ablagerung

schädlicher Eiweißpartikel in den Nervenzellen

eine Rolle spielen. Man nimmt

an, dass zuerst Nerven in Nase und

Darm betroffen sind und es von dort zu

einem über Jahre aufsteigenden Prozess

kommt, bei dem auch die sogenannte

schwarze Substanz im Mittelhirn in Mitleidenschaft

gezogen wird. Diese Region

ist eine wichtige Produktionsstätte für

den Botenstoff Dopamin. Der bei Parkinson

auftretende Dopaminmangel führt

zu Bewegungsverarmung und Zittern,

hat aber auch Auswirkungen auf das

psychische Befinden und das vegetative

Nervensystem.

Bei fortgeschrittenem Parkinson

kommt es meist irgendwann zu sogenannten

„OFF-Phasen“. Was versteht

man darunter und wie äußern sich

diese OFF-Phasen bei den Patienten?

Durch Medikamente kann der Ausfall

des körpereigenen Dopamins im Gehirn

teilweise kompensiert werden. Eine wichtige

Rolle spielt dabei der Wirkstoff Levodopa,

der im Gehirn zu Dopamin umgewandelt

wird. Während Levodopa in den ersten

Krankheitsjahren oft sehr gleichmäßig

wirkt, treten im späteren Verlauf meist Wirkungsschwankungen

auf. Patienten geraten

dadurch im Tagesverlauf immer wieder

aus Zuständen mit guter Symptomkontrolle

(ON-Phase) in Zustände mit deutlicher

Zunahme der Symptome (OFF-Phasen).

Dies kann dazu führen, dass mehrfach am

Tag abrupte Wechsel zwischen normaler

Beweglichkeit und schwerster Bewegungsstarre

auftreten.

Gibt es typische Symptome, die eine

OFF-Phase ankündigen?

Viele Betroffene entwickeln im Verlauf

der Behandlung ein Gefühl für die

Wirkungsschwankungen. OFF-Phasen

werden dann schon bei den ersten

Vorboten bemerkt, wie zum Beispiel

Missempfindungen, Unwohlsein oder

Stimmungstiefs.

Welche medikamentösen Therapien

stehen dann zur Verfügung und worin

unterscheiden sich diese?

Bei Wirkungsschwankungen kann die

Wirkdauer von Levodopa durch Begleitmedikamente

verlängert werden. Oft

werden mehrere Substanzklassen kombiniert,

um eine möglichst gleichmäßige

Dopaminstimulation zu erreichen. In

sehr schweren Fällen können auch die

tiefe Hirnstimulation („Hirnschrittmacher“)

oder Infusionspumpen eingesetzt

werden, um Wirkungsschwankungen

auszugleichen. Zusätzlich verwenden

viele Patienten eine Bedarfsmedikation,

mit der sie OFF-Zustände unterbrechen

können. Hierzu zählen in

Wasser gelöstes Levodopa oder die

Injektion des Dopaminersatzstoffes

Apomorphin. Seit letztem Jahr steht

Prof. Dr. med.

Georg Ebersbach

Chefarzt des

Neurologischen

Fachkrankenhauses

für Bewegungsstörungen/

Parkinson Beelitz-

Heilstätten

inhalierbares Levodopa als weitere

Option zur Bedarfsmedikation bei OFF-

Zuständen zur Verfügung. Da inhaliertes

Levodopa direkt von der Lunge in den

Blutkreislauf übertritt, lässt sich oft

ein sehr rascher Eintritt der Wirkung

erreichen.

Kann es bei der Anwendung von

Bedarfsmedikation nicht zur Überdosierung/Fehlgebrauch

kommen?

Ein suchtartiger Gebrauch von Bedarfsmedikation

ist sehr selten und kann

auftreten, wenn Patienten die Wirkung

als euphorisierend erleben. Sehr viel

häufiger passiert es, dass Patienten

OFF-Zustände als extrem unangenehm

erleben und sehr häufigen Gebrauch von

Bedarfsmedikation machen, um das OFF

zu vermeiden. Wenn Patienten sehr häufig

Bedarfsmedikation benötigen, sollte

die Basismedikation angepasst werden.

Sie sind ein starker Befürworter von

Bewegungstherapie bei Parkinson.

Warum sind Sport und Bewegung so

wichtig und was geben Sie Patienten,

insbesondere im fortgeschrittenen

Krankheitsstadium, mit auf den Weg?

Neben den Medikamenten sind die

aktivierenden Therapien wie Physiotherapie,

Logopädie und Sport eine

gleichwertige Säule der Parkinson-Therapie.

Verschiedene Symptome, die sich

durch Medikamente nicht ausreichend

bessern lassen, können durch gezieltes

Training sehr wirkungsvoll angegangen

werden. Nach heutigem Kenntnisstand

lässt sich auch der Krankheitsverlauf bei

der Parkinson-Erkrankung durch

intensives und regelmäßiges Training

beeinflussen. Außerdem verschaffen

Sport und Bewegung den Betroffenen

die Erfahrung, dass sie ihrer Erkrankung

selbst wirksam entgegentreten können

und ihr nicht hilflos ausgeliefert sind.

Aktives Leben trotz

Morbus Parkinson

Morbus Parkinson, auch Parkinson-Krankheit genannt, ist

eine chronische neurodegenerative Erkrankung, von der in

Deutschland circa 400.000 Menschen betroffen sind. 1 Auch

wenn die Erkrankung bislang nicht heilbar ist, so ist sie in

den meisten Fällen jedoch gut behandelbar. Mit individuell

angepassten Therapieoptionen kann die Lebensqualität der

Betroffenen oft über einen langen Zeitraum erhalten werden.

Text Verena van Elst

EVGENY ATAMANENKO/SHUTTERSTOCK

Meist wird Parkinson nach

dem 50. Lebensjahr

diagnostiziert, wobei die

Häufigkeit mit zunehmendem

Alter steigt. 2 Männer sind häufiger

betroffen als Frauen. Typisch für

Morbus Parkinson sind Bewegungsstörungen

wie verlangsamte Bewegungen,

Zittern, Muskelsteifheit und Störungen

des Gleichgewichts. Ursache der

Symptome ist der Verlust von Nervenzellen

im Hirnstamm – und ein damit

einhergehender Mangel des Botenstoffs

Dopamin. Für die Betroffenen sind die

zunehmenden Einschränkungen im

alltäglichen Leben eine große Belastung,

allerdings können Symptome und

Krankheitsverlauf von Patient:in zu

Patient:in stark variieren.

Zwischen Honeymoon- und

OFF-Phasen

In der ersten Phase der Erkrankung, der

sogenannten „Honeymoon-Phase“,

kann man mit geeigneten Medikamenten

die Symptome oft gänzlich unter

Kontrolle bringen. Im Verlauf der

Erkrankung treten jedoch vermehrt

sogenannte „OFF-Phasen“ auf, die oft

mit einer plötzlichen kompletten

Bewegungsunfähigkeit verbunden sind.

Aus Angst vor den OFF-Phasen ziehen

sich viele Parkinson-Patient:innen

immer mehr zurück und meiden

Aktivitäten. Mittlerweile stehen aber

zur Überbrückung dieser OFF-Phasen

verschiedene Therapieoptionen zur

Verfügung, die On- Demand, also nach

Bedarf, eingesetzt werden können.

Darreichungsformen, die den Magen-

Darm-Trakt umgehen, wie z. B. Medikamente

zum Inhalieren oder Spritzen,

MORBUS PARKINSON

Die Diagnose Morbus Parkinson

stellt Betroffene, aber auch deren

Angehörige vor große Herausforderungen.

Patient:innen können aber

aktiv mitwirken, das Fortschreiten der

Erkrankung zu verlangsamen. Sich

über die Krankheit zu informieren

oder sich mit anderen Betroffenen

auszutauschen, ist dabei ein wichtiger

Schritt. Ausführliche Informationen,

Tipps für Alltagshilfen und Anlaufstellen

finden sich auf:

www.aktiv-mit-parkinson.de

wirken dabei besonders schnell.

Insgesamt gilt auch bei Parkinson:

Bewegung und Aktivitäten sind wichtig

und sollten nicht vernachlässigt

werden. Daher werden inzwischen

immer mehr unterstützende Begleittherapien

wie Physio-, Ergooder

Sprachtherapien angeboten.

Mit freundlicher Unterstützung der

Esteve Pharmaceuticals GmbH.

1) https://dgkn.de/neurophysiologie/der-ueberblick/

morbus-parkinson

2) Heinzel S. et al Front Neurol 2018;9:500

2023-PARK-012


Das Thema Integrierte Gesundheitsversorgung ist im gesundheitspolitischen

Umfeld im Fokus vieler Gesetzgebungen.

Doch funktioniert sie in der Realität? In der Indikation

Parkinson wird seit einigen Jahren mit sogenannten Parkinson-

Netzwerken ein neuer Ansatz verfolgt – aus der Versorgung

kommend und den Patienten in den Mittelpunkt stellend.

Eine der größten Herausforderungen

des deutschen Gesundheitswesens

ist seit jeher der unzureichende

Austausch zwischen

verschiedenen Gesundheitssektoren und

Fachdisziplinen. So besteht im normalen

Versorgungsalltag beispielsweise kaum

Interaktion zwischen Ärzten und Therapeuten.

Gerade bei der Parkinson-Krankheit

erfordert die komplexe Kombination

aus motorischen und nicht-motorischen

Symptomen eine regelhafte Mitbetreuung

von Spezialisten und zahlreichen

ambulanten und stationären Versorgenden.

Für eine optimale Unterstützung ist

ein interdisziplinärer Versorgungsansatz

notwendig, der die individuellen Bedürfnisse

sowie die Vielschichtigkeit der

Erkrankung berücksichtigt.

Für die Parkinson-Krankheit haben

sich in den letzten Jahren in Deutschland

Lesen Sie mehr auf gesunder-koerper.info 5

Parkinson-Netzwerke:

Für die Verbesserung der Lebensqualität von

Parkinson-Betroffenen und deren Angehörigen

Text Carina Lummer, Tobias Warnecke, Carsten Eggers, Lars Tönges

vermehrt regionale Parkinson-Netzwerke

gegründet. Inzwischen gibt es in Deutschland

über 15 Netzwerke. Diese entstehen

meist auf die Initiative von Ärzten oder

Therapeuten in der jeweiligen Region.

Ziel der Netzwerke ist es, die Lebensqualität

von Betroffenen und deren Angehörigen

langfristig zu verbessern.

Dies setzen die Netzwerke um, indem

sie alle an der Versorgung von Parkinson-Patienten

beteiligten Akteure an

einen gemeinsamen Tisch holen. Hierzu

zählen Kliniken, Neurologen, Allgemeinmediziner,

Physiotherapeuten, Ergotherapeuten,

Logopäden, Psychotherapeuten,

Parkinson-Nurses, Patienten

und Selbsthilfegruppen, Angehörige,

Apotheken, Sanitätshäuser und Psychologen.

Jeder dieser Versorgenden erlebt

ein anderes Puzzleteil des Krankheitsbildes

und der Symptomatik des Patienten.

Nur indem diese Akteure miteinander

kommunizieren und sich gegenseitig

ihre täglichen Herausforderungen mitteilen,

kann Versorgung nachhaltig verbessert

werden. Ein wesentliches Kernelement

ist hierbei die Kommunikation

auf Augenhöhe. Gemeinsam entwickeln

die Versorgenden dann Maßnahmen für

ihre jeweilige Region, mit welchen den

definierten Versorgungslücken entgegengewirkt

werden kann.

Beispielsweise hat die Region Münsterland/Osnabrück

die spezifische Verordnung

aktivierender Therapien, also

Ergo- und Physiotherapie und Logopädie,

mit dem sogenannten Quickcard-Modell

umgesetzt. Um über den zielgerichteten

Einsatz dieser Therapien aufzuklären,

wurden entsprechende Schulungsmodule

entwickelt. Eine Quickcard ist eine

physische Karte, die über den Patienten

sowohl dem Arzt als auch dem Therapeuten

bei jedem Termin vorgelegt wird.

Prof. Dr.

Tobias Warnecke

Chefarzt der

Neurologie, Klinikum

Osnabrück

Initiator und Sprecher

der Parkinsonnetze

Münsterland+ und

Osnabrück+

Auf der Quickcard sind symptomorientierte

Handlungsempfehlungen hinterlegt.

Zudem könnten Arzt und Therapeut über

die Quickcard kommunizieren. Durch das

Innovationsfondsprojekt ParkinsonAKTIV

wird es Versorgenden in Zukunft möglich

sein, die Karten auch digital über eine elektronische

Plattform auszutauschen.

Die Quickcards werden derzeit in

vielen weiteren Netzwerken in Deutschland

regionsspezifisch weiterentwickelt.

Auch der Austausch zwischen den verschiedenen

Netzwerken ist ein großer

Mehrwert dieser Arbeit. Daher hat sich

im letzten Jahr das Parkinson-Netzwerk

Deutschland gegründet, das die lokalen

Aktivitäten unterstützt und auch übergreifende

Strukturen aufbaut. So soll die

Netzwerkversorgung möglichst flächendeckend

ausgerollt werden.

Parkinson-Netzwerke führen so durch

den gesteigerten Austausch zwischen

den Akteuren zu einem individualisierten

und auf die spezifischen regionalen

Versorgungsherausforderungen ausgerichteten

Behandlungsansatz. Ein in

Deutschland noch nicht fest verankertes,

aber in den Netzwerken vorangetriebenes

Thema ist das Patient Empowerment, das

heißt, Patienten und Angehörige sollen

in die Lage versetzt werden, ihre Therapieprozesse

aktiv zu begleiten und,

soweit möglich, auch zu steuern.

Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit EVER PHARMA GMBH entstanden.

Parkinson:

Therapien für mehr

Lebensqualität

Mit der optimalen Behandlung

werden Begleiterscheinungen von

Parkinson gemindert, die Lebensqualität

wird erhöht. Frau PD Dr.

med. Katja Odin, Parkinson-Expertin

und Chefärztin an der Helios

Albert-Schweitzer-Klinik Northeim,

berichtet über mögliche Behandlungsergänzungen

im Verlauf der

Erkrankung.

Text Miriam Rauh

Frau Dr. Odin, viele Parkinson-Patienten

bemerken auch unter oraler Medikation

im Laufe der Zeit Veränderungen.

Welche Symptome beschreiben

die Betroffenen?

Wenn die Wirkung der Medikamente

nicht mehr bis zum nächsten Einnahmezeitpunkt

reicht, spüren Patienten, dass

die Erkrankung fortschreitet. Sie haben

dann weniger Dopamin zur Verfügung.

Die Bewegungen verlangsamen sich, der

Gang wird unsicherer, die Feinmotorik

leidet und auch der Tremor, sofern vorhanden,

nimmt zu.

Neben motorischen Symptomen zeigen

viele Patienten auch nicht-motorische

Symptome. Hierzu gehören Beschwerden

wie Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen,

Probleme beim Stuhlgang

oder dass sie das Wasser nicht mehr so

gut halten können. All dies verstärkt sich,

wenn die Erkrankung fortschreitet.

Wie helfen Fragebögen zur Erfassung

von Symptomen und der Zeit ihres

Auftretens bei der Optimierung der

Medikation? Und welchen Mehrwert

haben Bewegungssensoren?

Ein Besuch beim Arzt ist immer eine

Momentaufnahme. Vielleicht haben

Patienten gerade ihre Medikamente

genommen und zeigen deswegen keine

oder weniger Symptome. Über den Tag

verteilt ergibt sich jedoch gegebenenfalls

ein anderes Bild, das man im Rahmen

der Untersuchung nicht erfassen kann.

Gute Fragebögen können bei der Einschätzung

des Zustands sehr hilfreich

sein. Man setzt sie ein, wenn Patienten

eine Wirkfluktuation spüren, das heißt,

wenn die Wirksamkeit ihrer Medikation

abnimmt. Patienten können diese Fragebögen

selbst ausfüllen oder jemanden

bitten, das für sie zu tun. Fragebögen

sind auch hilfreich, um einen Überblick

PD Dr. med.

Katja Odin

Chefärztin Neurologie

der Helios Albert-

Schweitzer-Klinik

Northeim

zu bekommen, welche nicht-motorischen

Symptome vorhanden sind.

Auch handliche, tragbare Sensoren,

die die tägliche Bewegung des Patienten

dokumentieren, können hier helfen.

Man sollte darauf achten, dass sie zertifiziert

sind, damit man valide Werte

bekommt. Die Sensoren erlauben eine

Gesamtbeurteilung des Patienten, da sie

wichtige motorische Parameter objektiv

erfassen. Die Informationen können

Ärzte unterstützen, die Medikation zu

optimieren und so die Lebensqualität

der Patienten zu verbessern.

Wann ist über die Medikation hinaus

eine Behandlungsergänzung wie z. B.

eine Therapie mit einem Apomorphin-

Pen erforderlich? Welchen Nutzen

sehen Sie in dieser Bedarfstherapie?

Im Verlauf der Erkrankung lässt die

Wirksamkeit der Medikamente häufig

nach, sodass die Einnahmeintervalle

verkürzt werden müssen. Das ist bei

manchen Patienten später der Fall, bei

anderen früher. Wir haben dann verschiedene

Optionen. Zum einen gibt es

bei Bedarf Levodopa in flüssiger oder

inhalativer Form, der Apomorphin-Pen

wiederum appliziert Apomorphin in die

Haut. Alle Methoden haben ihre Vorteile.

Bei der Applikation in die Haut wird

die Magen-Darm-Passage umgangen;

das bietet sich vor allem bei Patienten

mit Beschwerden im Magen-Darm-Trakt

an. Der Effekt ist auch schneller. Für

andere Patienten kann die orale Form

der Einnahme angenehmer sein, auch

ist der Wirkstoff ein anderer.

Wann sollte die Therapieoption

mit einer Medikamentenpumpe in

Erwägung gezogen werden?

Der Vorteil der Pumpentherapie ist die

kontinuierliche Gabe des Medikaments.

Wenn der Patient trotz fünf Gaben

Levodopa täglich wiederholte Perioden

mit schlechtem Medikamenteneffekt

hat, zieht man eine Pumpe in Betracht.

Ein früher Einsatz kann empfehlenswert

sein, um Lebensqualität zu erhalten.

Die Apomorphin-Pumpe appliziert

den Wirkstoff unter die Haut und kann

kurzzeitig abgenommen werden, z. B.

wenn man schwimmen oder in die Sauna

gehen möchte. Eine andere Variante ist

die Levodopa-Pumpe, die oft für ältere

Patienten gut geeignet ist. Hier wird der

Wirkstoff direkt in den Darm abgegeben,

wofür ein minimaler Eingriff in kurzer

Narkose nötig ist.

Welche Vorteile sehen Sie durch

eine kontinuierliche Gabe des Medikaments?

Parkinson trifft nicht nur ältere Menschen,

sondern auch viele Jüngere, die

mitten im Leben stehen. Mit der

kontinuierlichen Medikamentengabe

hat der Patient einen kontinuierlichen

Effekt der Medikation und weniger Zeit

pro Tag mit entweder zu wenig oder zu

viel Medikamentenwirkung. Das ist

bestenfalls auch förderlich gegen

Begleiterscheinungen wie Fehlbelastung

von Gelenken, Arthrose, Bluthochdruck

oder Diabetes. Auch die anfangs

beschriebenen nicht-motorischen

Symptome wie Schlafstörungen,

Stimmungsschwankungen oder Probleme

beim Wasserlassen können eventuell

verbessert werden. Die Patienten bleiben

länger mobil, haben weniger Folgeerkrankungen

und eine höhere Lebensqualität

– was sehr wichtig ist.

Weitere Informationen unter

d-minecare.de


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FOTO: PETER NEHER

Demenz trifft

die ganze Familie

Dr. Sarah Straub ist Autorin, Liedermacherin und Psychologin.

In ihrem beruflichen Alltag beschäftigt sie sich

tagtäglich mit an Demenz erkrankten Personen. Warum

sie sich für diesen Beruf entschied und warum sie insbesondere

pflegende Angehörige stärken möchte, erzählt

sie uns im Interview. Text Miriam Rauh

Frau Dr. Straub, Ihre Großmutter ist an

Demenz erkrankt, als Sie 20 Jahre alt

waren. Wie haben Sie diese Zeit erlebt?

Ich habe meine Großmutter über alles

geliebt und stand ihr sehr nah. So hat ihre

schwere Demenz nicht nur ihr, sondern

auch mein Leben grundlegend verändert.

Ich wollte für sie da sein, ihr auch mit ihrer

Demenz ein gutes Leben ermöglichen

und sie selbst pflegen. Doch als pflegende

Angehörige war ich, ohne Wissen über die

Erkrankung, oft überfordert.

Heute sind Sie Psychologin, Liedermacherin

und Autorin. Hat der private

Umgang mit Demenz Sie in Ihrem

beruflichen Werdegang beeinflusst?

Ich wusste schon als Kind, dass ich Sängerin

und Liedermacherin werden wollte

und tat alles dafür. Die Demenzerkrankung

meiner Großmutter führte allerdings dazu,

dass parallel auch das Thema Demenz zu

meinem Lebensmittelpunkt wurde. Nach

meinen schmerzhaften Erfahrungen als

pflegende Angehörige beschloss ich, mich

dafür einzusetzen, dass andere betroffene

Familien nicht dasselbe erleben müssen

wie ich zuvor. Ich ging neben meiner Arbeit

als Musikerin in die Demenzforschung,

promovierte über das Thema und begleite

seitdem Demenzpatienten und ihre Angehörigen

durch die Erkrankung.

In Ihrem Buch „Wie meine Großmutter

ihr ICH verlor“, das 2021 erschien,

erzählen Sie von Ihrer Erfahrung und

geben Angehörigen Tipps. Was war

ausschlaggebend für Sie, zu schreiben?

Vielen von Demenz betroffenen Familien

geht es leider genauso wie mir damals,

als meine Großmutter erkrankt war. Die

Menschen, die mich in meiner Gedächtnissprechstunde

am Universitätsklinikum

Ulm aufsuchen, mich auf meinen

Konzerten ansprechen oder mir Mails

schreiben, fühlen sich häufig alleingelassen

und überfordert. So wurde es zu einer

Herzensangelegenheit, all das aufzuschreiben,

was ich für wichtig erachte,

damit sich nahestehende Personen von

Menschen mit Demenz gut informiert

und vor allem gut vorbereitet fühlen für

ein Leben mit dieser Erkrankung.

Welchen Rat haben Sie für Angehörige,

die vermuten, dass ein Familienmitglied

an Demenz erkrankt ist?

Gibt es eindeutige Hinweise?

Wir alle vergessen mal etwas, das ist noch

kein Grund zur Panik. Dennoch verständlich,

dass wir ab einem gewissen Alter hellhörig

werden in solchen Situationen – weil

die häufigste Demenzform, die Alzheimer-

Demenz, eben meist genau mit solchen Gedächtnisstörungen

beginnt. Hinweise auf

einen demenziellen Prozess ergeben sich,

wenn die beobachteten Defizite mindestens

sechs Monate bestehen, schleichend

begonnen haben und in ihrem Ausmaß

zunehmen. Außerdem beeinträchtigen

diese Veränderungen mit der Zeit auch

eigentlich routinierte Alltagsaktivitäten.

Dann wird es Zeit, einen Arzt aufzusuchen.

Ich möchte jedoch nicht unerwähnt lassen,

dass eine Demenz auch mit ganz anderen

Symptomen beginnen kann: mit Verhaltensauffälligkeiten,

einer Wesensänderung

oder Sprachstörungen beispielsweise.

Demenz hat viele Gesichter und betrifft

nicht nur hochbetagte Menschen. Es ist

wichtig, dass wir auch für solche selteneren

Demenzformen sensibilisiert werden, und

da hilft es, wenn betroffene berühmte Persönlichkeiten

damit an die Öffentlichkeit

gehen. Zurzeit erleben wir das am Beispiel

des Schauspielers Bruce Willis, der an einer

frontotemporalen Demenz leidet.

Wie und wo sollte eine Diagnose gestellt

werden? Was sollten Angehörige

dabei beachten?

Die Diagnose sollte unbedingt von einem

Facharzt, einem Neurologen oder Psychiater,

im Idealfall vielleicht sogar in einer

spezialisierten Gedächtnissprechstunde

gestellt werden. Angehörige sollten unbedingt

auf eine differenzierte Einordnung

bestehen, einschließlich MRT, einer

ausführlichen neuropsychologischen

Testung sowie verschiedenster Laboranalysen

aus Blut und Nervenwasser.

Gibt es Therapiemöglichkeiten für

Demenz? Was ist aus Ihrer Sicht für

Betroffene besonders wichtig?

Es gibt noch keine Medikamente, welche

die Erkrankung stoppen oder gar heilen

könnten. Aber die Betroffenen können

mithilfe verschiedenster nicht-medikamentöser

Therapien den Abbauprozess

nachweislich verlangsamen. Einer Demenz

muss man aktiv und mutig entgegentreten,

um Ressourcen zu stärken und

Fähigkeiten zu stabilisieren. Dies gelingt

beispielsweise mit Ergo- oder Logopädie,

aber auch vielen weiteren Therapieformen.

Außerdem ist es auch für einen

gesunden Lebensstil nie zu spät.

Ihr neues Buch heißt „Wohlfühlküche

bei Demenz“. Was war Ihre Intention

beim Schreiben? Welche Rolle spielt

das Essen bzw. die Ernährung für

Demenzkranke?

Das Essverhalten von Menschen mit

Demenz ändert sich auf vielfältige Weise.

Beispielsweise essen manche Betroffene

grundsätzlich zu wenig, andere wollen nur

noch Süßes, bei so manchem erschweren

Schluckstörungen das Essen, oder eine

belastende innere Unruhe verhindert,

überhaupt am Tisch zu sitzen. Mein Buch

soll von Demenz betroffene Familien

stärken, das gemeinsame Essen als

Genussmomente zu erleben. Hierfür

gehen die zusammengestellten Gerichte

auf unterschiedliche Bedürfnisse der

Patienten ein, sind aber für die ganze

Familie lecker und fördern so die Teilhabe

der Betroffenen am Familienleben.

Lesen Sie das ganze Interview unter

gesunder-koerper.info

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Aufgeben ist keine Option

MS entmystifizieren

Anna Kraft ist erfolgreiche Sportmoderatorin, als sie wie aus heiterem Himmel die Diagnose trifft: Multiple Sklerose (MS).

Doch sie lässt sich von der Krankheit nicht einschüchtern, lebt ihr Leben und blickt positiv in die Zukunft. Mittlerweile

spricht Anna Kraft öffentlich über MS und macht damit auch vielen anderen Betroffenen Mut. Text Miriam Rauh

Frau Kraft, im Jahr 2015 wurde bei Ihnen eine Multiple

Sklerose diagnostiziert. Wie kam es dazu?

Ich saß beim Friseur, als mein Bein einschlief und sehr

unangenehm kribbelte; es wurde auch nicht besser,

als ich zum Auto ging. Zu Hause nahm ich erst mal

eine heiße Dusche. Ich dachte, ich hätte mir einen

Nerv eingeklemmt, aber ich spürte auf einer Seite das

warme Wasser nicht. Das fand ich seltsam. Weil ich am

nächsten Tag für einen Dreh fit sein wollte und kein

Orthopäde aufhatte, fuhr ich ins Krankenhaus. Zwölf

Stunden später hatte ich die Diagnose: Multiple Sklerose.

Ich blieb dann fast zwei Wochen in der Klinik.

Was wussten Sie bis zu diesem Zeitpunkt über

die Erkrankung?

Von MS hatte ich vorher nie etwas gehört. Die Ärztin

klärte mich auf, dass es eine Autoimmunerkrankung

ist, die man heute gut behandeln kann, aber ich war

zunächst völlig überfordert. Meine Ohren rauschten,

ich hörte kaum, was sie sagte. Noch mehr schockierte

mich allerdings das Bild auf der Broschüre, die

ich in die Hand gedrückt bekam. Auf dem Cover war

ein Rollstuhl, das hat mich richtig erschlagen. Ich

war 30, hatte Leistungssport gemacht – das Bild vom

Rollstuhl hat sich mir eingebrannt.

Haben Sie sich medizinisch aufgefangen gefühlt?

Je länger ich mich mit Fachinformationen beschäftigte,

desto besser wurde es; auch mein behandelnder

Arzt hat mich gut aufgeklärt. Zum Glück

gibt es seit zehn Jahren wirksame Medikamente,

sodass man mit der Diagnose nicht automatisch

im Rollstuhl landet. Sehr geholfen haben mir auch

die Gespräche mit Prof. Dr. Hemmer vom Klinikum

rechts der Isar. Er befasst sich jeden Tag mit dieser

Krankheit und ist Experte – das gab mir das Vertrauen,

mich sofort auf die Therapie einzulassen. Nach

einem Jahr waren die Medikamente bei mir gut eingestellt

und ich habe gelernt, mit der MS zu leben.

Sie sind mit Ihrer Erkrankung an die Öffentlichkeit

gegangen. Was war ausschlaggebend dafür?

„Warum ich?“, diese Frage stellt man sich anfangs.

Aber darauf gibt es keine Antwort. Und dann geht

es darum, mit dem ungebetenen Gast, der jetzt im

Wohnzimmer sitzt, umzugehen. Ich wollte einfach

mein Leben leben, weitermachen, auch in meinem

Job. Erst 2021 habe ich meinem Arbeitgeber und

meinen Kollegen von der MS erzählt. Es hat gedauert,

bis ich alles verarbeitet hatte und selbst wusste,

was die Diagnose für mich bedeutet.

In der MS-Forschung hat sich in den letzten

Jahren viel getan. Haben Sie die MS mit Medikamenten

unter Kontrolle?

Anfangs war ich monatlich im Krankenhaus, jetzt nur

noch zweimal im Jahr. Bei den Medikamenten hat sich

tatsächlich in den letzten zehn Jahren sehr viel getan,

es gibt große medizinische Fortschritte. Vielleicht auch

deswegen, weil es zunehmend mehr Erkrankte gibt.

Über die Ursachen weiß man bis heute wenig.

In den Jahren 2018 und 2020 kamen Ihre Töchter

zur Welt. Wie haben sich die Schwangerschaften

auf Ihre Krankheit ausgewirkt?

Sehr positiv! Während meiner Schwangerschaft hatte

ich auch keine Fatigue. Ich kämpfte mit Übelkeit

wie andere Schwangere auch, nicht mit den Symptomen

der MS. Es ging mir fantastisch. Ich konnte

auch meine Medikamente absetzen, als der Körper

seinen Eigenschutz durch die Schwangerschaft aufgebaut

hatte. Nach der Geburt habe ich allerdings

recht zügig wieder mit den Medikamenten angefangen,

damit kein Schub kommt.

Sie sind sehr sportlich, beruflich erfolgreich und

eine echte Powermama. Wie gehen Sie mit der

Fatigue um?

Fatigue macht mir im Alltag schon zu schaffen und

schränkt mich ein, sogar nach zwölf Stunden Schlaf.

Leider lässt sich Fatigue weder mit Kaffee noch mit Vitamin

D beseitigen. Damit ich keine Migräne bekomme,

räume ich mir Pausen ein und gehe früh schlafen.

Sie leben Ihr Leben und blicken positiv in die Zukunft.

Damit sind Sie ein Vorbild für viele. Haben

Sie einen Rat für andere Betroffene?

Ich finde es wichtig, Multiple Sklerose zu entmystifizieren

und offen mit der Erkrankung umzugehen.

Man kann sie nicht wegschieben, sie gehört zum

Leben und es gibt heute gute Medikamente.

Aufgeben ist keine Option!

FOTO: DIRK SPATH

Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit der AYUS MEDICAL GROUP AG entstanden.

Blutplasmareinigung eröffnet

neue Therapie-Optionen

Multiple Sklerose stellt die verbreitetste autoimmun bedingte, chronisch-entzündliche Erkrankung

des zentralen Nervensystems dar. Die Ursachen sind bis heute noch nicht geklärt. Allerdings spielt

das Abwehrsystem des Körpers, das Immunsystem, eine zentrale Rolle. Eine Fehlsteuerung innerhalb

des Immunsystems löst die Bildung von relevanten Abwehrelementen die am Myelin, den Nervenzellen

und ihren Nervenfasern, Schädigungen und Störungen verursachen können. Text Anna Derbsch

Im Interview sprechen wir mit Dr. Anton

Ilin, Facharzt für Anästhesiologie und

leitender Arzt im Ayus INUSpherese

Zentrum Basel, über das Behandlungsverfahren

der INUSpherese®, einer

Doppel-Membran-Filtration und warum

diese für MS Patienten eine echte Option

sein kann.

Die INUSpherese®, umgangssprachlich

auch „Blutwäsche“ genannt, ist

ein auf der anerkannten Apherese-

Therapie basierendes und seit 2009

weiter entwickeltes Behandlungsverfahren,

das bei verschiedenen chronischen

Erkrankungen zum Einsatz

Dr. Anton Ilin

Facharzt für

Anästhesiologie und

leitender Arzt im

Ayus INUSpherese

Zentrum Basel

kommt. Was kann man sich unter

dieser Methode vorstellen?

Die Filtrationstherapie nutzt zwei Filter,

um das Blut zu reinigen. Der erste Filter

trennt feste Bestandteile vom Plasma.

Im zweiten Filter wird das Plasma durch

die spezielle Membran TKM 58 geleitet.

Diese Membran erkennt pathogene Stoffe

aufgrund von Gewichts-, Größen- und

Formunterschieden und filtert sie

heraus. Die Wirksamkeit der Filtration

ist abhängig von der Oberfläche der

Membran sowie der Größe der Poren, die

festlegen, welche Stoffe und in welchem

Umfang sie herausgefiltert werden.

Warum ist sie für MS Patienten eine

echte Option?

Die INUSpherese®-Therapie ist vielversprechend

für MS-Patienten, da sie

bekannte Faktoren wie Entzündungsmediatoren,

Antikörper und proinflammatorische

Zytokine effektiv herausfiltert.

Sie reduziert auch zirkulierende Immunkomplexe,

die degenerative Prozesse

auslösen können. Die Therapie reduziert

auch toxische Substanzen, optimiert

die Mikrozirkulation und verbessert die

Sauerstoffversorgung, um degenerative

Schäden zu verlangsamen. Optional

können während der Therapie spezifische

Medikamente in den Blutkreislauf

von MS-Patienten eingebunden werden.

Wie läuft die Behandlung konkret ab

und wann stellen sich Erfolge ein?

Die INUSpherese®-Therapie ist schonend

und schmerzarm. Zwei Infusionsleitungen

werden in die Armbeugen gelegt und das

Blut durchläuft ein Einweg-Filtersystem,

das es einmal komplett filtert. Es handelt

sich nicht um einen Plasmaaustausch und

es gehen keine Elektrolyte oder Immunkörper

verloren. Es ist keine Zufuhr von Ersatzlösungen

erforderlich. Die Dauer variiert

je nach Volumen und Art der Behandlung,

kann jedoch in der Regel nach 2 bis

2½ Stunden abgeschlossen sein. Die medikamentöse

Nachsorge hängt von der individuellen

Situation des Patienten ab.

Für zusätzliche Informationen, detaillierte

Einblicke oder ein Beratungsgespräch

besuchen Sie uns unter www.ayus.group


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Breite Auswahl an Akutmedikation bietet

neue Chancen für Migräne-Betroffene

Im Dezember 2022 wurde die neue Leitlinie der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) und der

Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) zur Akutbehandlung und Prophylaxe der Migräne vorgestellt.

Text Priv.-Doz. Dr. med. Charly Gaul

Die Migräne ist die Kopfschmerzerkrankung,

die am häufigsten

zum Arztbesuch führt.

Frauen sind häufiger

betroffen als Männer. Meist kommt

es zu halbseitigen, starken pochenden

Kopfschmerzen begleitet von

Licht- und Geräuschempfindlichkeit

sowie Übelkeit. Die Attacken

können bis zu drei Tage andauern.

Immer noch gibt es Betroffene, die

ihre starken Migräneattacken nicht

gut in den Griff bekommen, dabei

haben sich die Möglichkeiten der

Akuttherapie deutlich verbessert

und werden durch neu zugelassene

Medikamente, von denen eines seit

dem 1. März 2023 auch in Deutschland

erhältlich ist, verbessert.

Viele Betroffene kommen mit

Schmerzmitteln wie Ibuprofen,

ASS oder der Kombination aus ASS,

Paracetamol und Coffein, wenn

diese ausreichend hoch dosiert sind

und frühzeitig bei einem Anfall

eingenommen werden, gut zurecht.

Reichen diese nicht aus, kann ein

Triptan (Migränemittel) eingenommen

werden. Frei verkäuflich

stehen in der Apotheke mittlerweile

drei Triptane (Sumatriptan in der

50-mg-Dosierung, Almotriptan 12,5

mg, Naratriptan 2,5 mg) zur Verfügung,

sodass Migränebetroffene

auch selbstständig Erfahrungen mit

einem Migränemittel sammeln können.

Alle sieben weltweit verfügbaren

Triptane sind auch in Deutschland

erhältlich. Vorteilhaft ist, dass

diese als Tabletten und Schmelztablette

(Zolmitriptan und Rizatriptan)

sowie als Nasenspray (Sumatriptan

Priv.-Doz. Dr. med.

Charly Gaul

Generalsekretär

der Deutschen

Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft

(DMKG)

c/o Kopfschmerzzentrum

Frankfurt

und Zolmitriptan) und zur Injektion

unter die Haut (Sumatriptan 3 mg

oder 6 mg) zur Verfügung stehen.

Durch das Ausprobieren mehrerer

Triptane auch in den unterschiedlichen

Darreichungsformen kann

die Mehrzahl der Betroffenen ihre

Migräne gut behandeln.

Triptane können jedoch nicht

eingesetzt werden, wenn Herz-

Kreislauf-Erkrankungen (zum

Beispiel ein Myokardinfarkt oder

ein Schlaganfall) bestehen. Außerdem

vertragen manche Menschen

Triptane nicht gut. Seit 1. März 2023

ist nun Lasmiditan in der Apotheke

verfügbar. Dieses Medikament kann

in verschiedenen Dosierungen zur

Akutbehandlung der Migräne eingesetzt

werden. Da es keine Wirkung

auf die Gefäßweite hat, kann es auch

von Patienten mit Gefäßerkrankungen

wie koronarer Herzerkrankung

eingenommen werden. Darüber

hinaus sprechen möglicherweise

auch Betroffene auf das Medikament

an, die von einem Triptan keine

gute Wirkung erfahren haben. Bei

der Mehrzahl der Betroffenen ist

das Medikament gut verträglich, da

es jedoch zu Benommenheit und

Schwindel führen kann, darf in den

acht Stunden nach der Einnahme

kein Kraftfahrzeug geführt werden.

Zugelassen ist außerdem Rimegepant,

welches ebenfalls Betroffenen

helfen kann, die mit einem

Triptan nicht zurechtkommen,

dieses Medikament ist jedoch noch

nicht in Deutschland in der Apotheke

erhältlich.

Weitere Neuigkeiten sind

im Bereich der Prophylaxe zu

verzeichnen. So kann einer der

monoklonalen Antikörper (Erenumab),

der sich gegen den CGRP-

Rezeptor richtet, nun frühzeitiger

eingesetzt werden, und ein

weiterer monoklonaler Antikörper,

der sich direkt gegen CGRP richtet

(Eptinezumab) ist seit Herbst 2022

auch in Deutschland verfügbar.

Dieses Medikament wird alle drei

Monate als Infusion verabreicht

und ist durch einen raschen Eintritt

der prophylaktischen Wirkung

gekennzeichnet.

Die neue Migräneleitlinie stellt

auch die etablierten Möglichkeiten

nicht-medikamentöser Therapieverfahren

vor. Entspannungsverfahren

wie die progressive Muskelrelaxation

nach Jacobson und Methoden

der Verhaltenstherapie wie der

Umgang mit Alltagsstress, aber auch

Psychotherapie können ebenso wie

Biofeedback helfen, die Kopfschmerzhäufigkeit

zu reduzieren. Auch

Ausdauersport zeigt eine migräneprophylaktische

Wirkung. Sinnvoll

ist es hier, das Training zunächst mit

niedriger Intensität, dafür aber regelmäßig

(zum Beispiel dreimal pro

Woche) zu beginnen, da für Untrainierte

ungewohnte Überanstrengung

auch mit dem Auslösen von

Attacken einhergehen kann. Ein

weiteres nicht-medikamentöses

Verfahren ist die elektrische Stimulation

von Nervenendästen des

N. trigeminus (Gesichtsnerven) an

der Stirn, ein Verfahren, für dessen

Einsatz mittlerweile Studiendaten

sowohl zur Akutbehandlung als auch

zur vorbeugenden Therapie der

Migräne vorliegen.

BUCHTIPP

In diesem Ratgeber geben

Kopfschmerzexperten, die

aus der täglichen Arbeit wissen,

was wichtig ist, in verständlicher

Sprache die Informationen

zu Migräne, Kopfschmerz

vom Spannungstyp, Clusterkopfschmerz

und anderen

Erkrankungen, die Ihnen

weiterhelfen können. Ausführlich

werden Medikamente

zur Schmerzbehandlung und

Vorbeugung erläutert. Ein

besonderer Schwerpunkt liegt

auf den nicht-medikamentösen

und psychologischen Verfahren,

die langfristig entscheidend für

den Therapieerfolg sind.

Dieses Buch können Sie in jeder

Buchhandlung bestellen.

ISBN 978-3-940615-661-9

Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit der

Lundbeck GmbH entstanden.

Mehr vom Leben

trotz Migräne

„Stell dich nicht so an!“ – für

Menschen, die nicht an Migräne

leiden, sind die starken Schmerzen

und Beeinträchtigungen

einer Migräne oft schwer vorstellbar,

für Patient:innen ist

der Leidensdruck häufig jedoch

sehr hoch. Mittlerweile gibt es

Hoffnung: Moderne Therapien

können helfen, Lebensqualität

zurückzugewinnen. 1

Text Maria Meyers

Migräne gilt nach wie vor als unterdiagnostiziert

und untertherapiert. 2

Deshalb ist es wichtig, dass Betroffene

mit ihrem Arzt bzw. ihrer Ärztin sprechen,

wenn sie den Verdacht haben, an

Migräne erkrankt zu sein. Mit einem Migränetagebuch

können die Beschwerden

detailliert festgehalten werden. 3 Dies

kann dem Arzt bzw. der Ärztin helfen,

eine Diagnose zu stellen und einen geeigneten

Therapieplan zu entwickeln.

Attacken lindern und vorbeugen

In der Behandlung der Migräne unterscheidet

man zwischen Akuttherapie

und Prophylaxe. Präparate zur Akuttherapie

zielen darauf ab, Beschwerden

schnell und effektiv zu lindern. 1

Allerdings kann ein Übergebrauch die

Migräne verschlimmern. 4 Ziel einer

Migräneprophylaxe ist es, die Häufigkeit,

Schwere und Dauer der Attacken zu

reduzieren. 1 Sie ist vor allem dann sinnvoll,

wenn die Attacken häufig auftreten,

ein hoher Leidensdruck besteht und

die Lebensqualität stark eingeschränkt

ist. Hierfür gibt es unterschiedliche

FOTO: ANTONIO GUILLEM/SHUTTERSTOCK

Wieder am Leben teilnehmen kann dank Migräneprophylaxe möglich sein.

Therapieoptionen. 1 In den letzten Jahren

sind innovative, speziell für die Migräneprophylaxe

entwickelte Medikamente

neu auf den Markt gekommen, die sogenannten

CGRP(Calcitonin Gene-Related

Peptide)-Antikörper. Diese blockieren

den Botenstoff CGRP, welcher bei Migräne

eine zentrale Rolle spielt. 1

Menschen, die unter Migräne leiden,

müssen also nicht verzweifeln. Mit einer

wirksamen Prophylaxe, der richtigen

Akutmedikation und einem veränderten

Lebensstil können Patient:innen einen

Weg zurück ins Leben finden.

Für ein Migränetagebuch und

weitere Informationen besuchen

Sie migraene-prophylaxe.de

oder scannen Sie den nebenstehenden

QR-Code.

1) Diener HC et al., Therapie der Migräneattacke und Prophylaxe

der Migräne, S1-Leitlinie, 2022, in: Deutsche Gesellschaft für

Neurologie (Hrsg.), Leitlinien für Diagnostik und Therapie in

der Neurologie. Online: https://dgn.org/leitlinien (abgerufen am

30.01.2023).

2) Martin VT et al.; Annals of Medicine 2021; 53(1): 1969–1980.

3) Eigenbrodt AK et al. Diagnosis and management of migraine in

ten steps. Nat Rev Neurol 2021.

4) Diener H.-C., Kropp P. et al., Kopfschmerz bei Übergebrauch

von Schmerz- oder Migränemitteln (Medication

Overuse Headache = MOH), S1-Leitlinie, 2022; in: Deutsche

Gesellschaft für Neurologie (Hrsg.), Leitlinien für Diagnostik

und Therapie in der Neurologie. Online: www.dgn.org/leitlinien

(abgerufen am 09.02.2023).


Lesen Sie mehr auf gesunder-koerper.info 9

Wie wir gemeinsam

mit Migräne leben

FOTO: CCPLATZ

Mein Mann hat Migräne. Und wir leben ein erfülltes,

zufriedenes und abwechslungsreiches Leben. Dass ich das

einmal schreiben kann, hätte ich vor ein paar Jahren nicht

gedacht, wenn auch gehofft. Der Weg bis hierhin war steinig,

gewunden, oftmals bergauf. Doch wir haben es geschafft.

Ganz viel aus eigener Kraft, aber auch mit Hilfe.

Text Svenja Platz

Das bedeutet nicht, dass

heute immer alles gut ist.

Vielmehr bedeutet es zu

verstehen: Es ist okay,

dass nicht immer alles gut

ist. Wir haben gelernt, die Migräne zu

akzeptieren. Nicht gegen sie anzukämpfen,

sondern mit ihr zu leben. Auf sie

einzugehen und gleichzeitig nicht die

Kontrolle an sie abzugeben.

Angefangen hat unser Weg so wie der

vieler anderer sicherlich auch: Ohne

eine eindeutige Diagnose, lange auf der

Suche nach der einen Ursache – der

verrenkte Nacken, der eine Nährstoffmangel,

der eine Stressfaktor, den es

nur ausfindig zu machen gilt, und dann

wäre der Spuk endlich vorbei. Doch so

kam es nicht. Migräne ist eine komplexe

neurologische Erkrankung. Das eine

Heilmittel gibt es nicht.

Das zu verstehen, in Kombination mit

fachkundigen Ärzt:innen und einer (endlich!)

korrekten Diagnose, war für uns

damals der Startschuss für einen Umgang

mit dieser Erkrankung. Einer, der zugegeben

schmerzhaft in den Ohren hallte,

der uns aber in die richtige Richtung

lenkte. Wir wussten, dass es nicht länger

Sinn machte, die Ursache im Außen zu

suchen, sondern wir aus uns heraus Verantwortung

übernehmen mussten.

Der erste Schritt bestand darin, sich

Wissen anzueignen – über die Migräne

und den Umgang mit ihr. Lernen, welche

Therapiemöglichkeiten es gibt, und

herausfinden, welche Maßnahmen für

einen selbst geeignet sind. Allein, dass

ich all diese Dinge auch gelernt habe, hat

meinem Mann eine ganz große Last von

den Schultern genommen. Denn so war

er nicht mehr allein damit.

Ebenso wichtig war und ist für uns

die Kommunikation miteinander. Mal

ehrlich: Eine Partnerschaft ist immer

auch harte Arbeit. Harmonie kommt

selten ganz von allein. Und das ist

normal und okay. Wenn dann noch eine

Herausforderung wie eine chronische

Krankheit hinzukommt, ist Beziehungsarbeit

unerlässlich. Jeder empfindet und

verarbeitet diese Situation individuell.

Hat ganz eigene Bedürfnisse. Uns hat

es bisher immer sehr geholfen, diese

mitzuteilen, um aufeinander Rücksicht

zu nehmen und sich gegenseitig zu

verstehen.

Heute sind wir ein eingespieltes Team

und haben die vorbeugenden Maßnahmen

in unseren Alltag integriert.

Neben regelmäßiger Bewegung an der

frischen Luft und Entspannungstraining

ist die Ernährung für meinen Mann

eine wichtige Säule in der Migränevorbeugung.

Regelmäßige, ausgewogene

Mahlzeiten sind für ihn unerlässlich und

etwas, wo ich als Angehörige sehr gut

unterstützen kann. Gemeinsam machen

wir einen Wochenplan, ich übernehme

das Einkaufen, und die Zubereitung

teilen wir uns nach Kräften auf.

Mit Wissen, Akzeptanz sowie viel Arbeit

miteinander und an uns selbst haben

wir unseren Weg gefunden. Wir gehen

ihn Hand in Hand und tragen uns

gegenseitig.

Wenn du uns ein Stück auf unserem Weg

begleiten möchtest, folge mir doch bei

Instagram. Auf @migraene.begleiten teile

ich unsere Erfahrungen und berichte aus

unserem Leben mit Migräne.

Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit der PERFOOD GMBH entstanden.

Kontrolle über die eigene Migräne

durch individuelle Ernährung

Die Neurologin Dr. Astrid Gendolla erklärt am Beispiel Ernährung, wie Migränepatient:innen

mehr Sicherheit im Alltag gewinnen können, und blickt auf die Migränemedizin der Zukunft.

Text Ulrike Voß

dabei zur Seite stehen. Die App sin-

Cephalea zum Beispiel ermittelt über

Blutzuckerdaten, welche Mahlzeiten

das Gehirn gleichmäßig mit Energie

versorgen und ganz individuell Migräne

vorbeugen. Weil es sich um eine sogenannte

Digitale Gesundheitsanwendung

(DiGA) handelt, werden die Kosten von

den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.

Frau Dr. Gendolla, warum hat

Ernährung überhaupt einen Einfluss

auf Migräne?

Unser Gehirn kann Energie nicht speichern.

Deshalb will es immer gleichmäßig

mit Energie versorgt werden und

greift auf einen Kraftstoff zurück, der in

unserem Blutkreislauf verfügbar ist: den

Blutzucker. Doch je nachdem, wie unser

Stoffwechsel individuell mit einer Mahlzeit

klarkommt, schwankt der Blutzuckerspiegel.

Und genau solche Schwankungen

in der Energieversorgung gelten

als Ursache dafür, dass das Gehirn in

einen Energiesparmodus wechselt, der

Migräne auslösen kann.

Dr. med. Astrid

Gendolla

Fachärztin für

Neurologie, Spezielle

Schmerztherapie und

Psychotherapie

Welche Lebensmittel sind das?

Unser Blutzuckerspiegel reagiert ganz

unterschiedlich, deshalb lässt sich das

nicht pauschal beantworten. Wenn

Betroffene aber wissen, dass es diesen

Zusammenhang von Blutzucker und

Migräne gibt, können sie nach individuellen

Lösungen suchen. Hinzu kommt,

dass viele Migränepatient:innen oft auf

geliebte Mahlzeiten verzichten, obwohl

sie für den eigenen Organismus keine

Migränetrigger darstellen. Die Reaktion

unseres Stoffwechsels auf ein Lebensmittel

ist häufig entscheidender als das

Lebensmittel selbst.

Was raten Sie Migränepatient:innen?

Betroffene hören oft, dass sie auf eine

ausgewogene Ernährung mit möglichst

regelmäßigen Mahlzeiten achten sollten.

Die Forschung ist da aber schon weiter

und kann Ernährungsempfehlungen

sehr individuell gestalten. Innovative

digitale Tools können Patient:innen

Also Selbstbestimmtheit auf Rezept?

Es hilft Migränepatient:innen ungemein,

wenn sie Kontrolle über ihre

Migräne bekommen. Wenn man

bedenkt, wie wenig Zeit wir Ärzt:innen

in der Sprechstunde haben, sind digitale

Helfer ein unverzichtbares Tool für

Empowerment in der Migränetherapie

– ein Empowerment abseits von

Tabletten, Tropfen und Spritzen.

Mehr Informationen

finden Sie unter

sincephalea.de


10

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Schlaganfall durch

Vorhofflimmern

Beim Auftreten eines Schlaganfalls werden Teile

des Gehirns nicht mehr richtig durchblutet. Ursache

dafür ist eine Gefäßverstopfung durch ein Blutgerinnsel

(sog. ischämischer Schlaganfall) oder eine Einblutung

durch das Platzen eines Gefäßes (sog. hämorrhagischer

Schlaganfall).

FOTO: TANYAJOY/SHUTTERSTOCK

mischen Schlaganfall dar. Bei dieser

Herzrhythmusstörung breiten sich die

Herzströme nicht mehr koordiniert

in den Herzvorhöfen aus, sondern als

Wellen. Dadurch schlägt das Herz unrhythmisch

und schnell. Das Blut in den

Herzvorhöfen wird nicht mehr komplett

ausgeworfen und es bilden sich Wirbel,

welche wiederum zum Verklumpen von

Blutbestandteilen, sogenannten Gerinnseln,

führen. Beim Wechsel in den

normalen Rhythmus (Sinusrhythmus)

oder bei körperlichen Anstrengungen

werden diese in den Körperkreislauf geschwemmt

und verstopfen Blutgefäße.

Bestimmte Herzerkrankungen, wie

Herzmuskelschwäche (Herzinsuffizienz),

Verengungen der Herzkranzgefäße,

Herzklappenerkrankungen oder

eine Herzmuskelentzündung, begünstigen

das Auftreten von Vorhofflimmern.

Auch der Genuss von Alkohol erhöht das

Vorhofflimmerrisiko, so zeigten Daten

einer Metaanalyse, dass bereits zwölf

Gramm Alkohol pro Woche das Schlaganfallrisiko

verdoppeln.

Vorhofflimmern kann anfallartig für

mehrere Minuten bis Stunden oder

dauerhaft auftreten. Die Betroffenen

bemerken dabei plötzlich einsetzendes

Herzholpern oder -rasen, Schwindel,

Atemnot oder Schweißausbrüche.

Häufig unbemerkt

Oft wird das Vorhofflimmern bei kurzer

Dauer gar nicht bemerkt und erst im

Dr. med.

Jana Boer

Fachärztin für Innere

Medizin und Kardiologie,

Stv. Bundesvorsitzende

BNK

(Bundesverband

Niedergelassener

Kardiologen e. V.)

Rahmen der Ursachensuche für einen

erlittenen Schlaganfall entdeckt. Die

Herzrhythmusstörung fällt dann zufällig

beim Pulsfühlen oder Schreiben eines

EKG (Elektrokardiogramm) auf. Eine

möglichst frühzeitige Diagnostik kann

also Schlaganfälle durch frühzeitige

Therapieeinleitung verhindern.

Etabliert hat sich aufgrund neuester

wissenschaftlicher Erkenntnisse die

Aufzeichnung eines kontinuierlichen

EKG über drei bis sieben Tage. Aber

auch moderne Wearables wie zum

Beispiel Smartphones und Smartuhren

mit EKG-Tracking können bisher

unentdecktes Vorhofflimmern anzeigen.

Bei sehr seltenen Vorhofflimmerepisoden

kann ein sogenannter Loop-Recorder

dauerhaft für ca. zwei bis drei Jahre

unter der Haut implantiert werden.

Patienten mit entdecktem Vorhofflimmern

müssen einer Risikobewertung für

das Auftreten eines Schlaganfalles

unterzogen werden. Dabei empfiehlt die

Fachgesellschaft den sogenannten

CHA2DS2-VASC-Score.

Text Dr. med. Jana Boer

Durch das verstopfte Gefäß

oder die Einblutung kommt es

zum Ausfall der betroffenen

Hirnareale, was zu Lähmungen,

Sprach- oder Sehverlust, aber auch

zum Tod führen kann. 2,5 Prozent der

erwachsenen Menschen in Deutschland

hatten bereits einen Schlaganfall und

jährlich sind 117 Frauen und 127 Männer

pro 100.000 Einwohner betroffen.

Zu den wichtigsten Risikofaktoren

gehört neben Bluthochdruck, Rauchen,

Diabetes mellitus, Übergewicht und

Fettstoffwechselstörung die häufigste

Rhythmusstörung, das Vorhofflimmern.

Der ischämische Schlaganfall ist mit 80

Prozent der Fälle die häufigste Schlaganfallursache.

Die Symptome eines Schlaganfalles

sind oft akute starke Kopfschmerzen,

Schwindel, Sprach- oder Sehstörungen

sowie Taubheits- und Lähmungsgefühl

in einer Körperhälfte. Oft kündigt sich

der Schlaganfall mit ähnlichen Symptomen

bereits Tage vorher an.

Risikofaktor Vorhofflimmern

Mit 20 bis 30 Prozent aller ischämischen

Schlaganfälle stellt das Vorhofflimmern

eine häufige Ursache für einen ischä-

CHA 2 DS 2 -VASC-SCORE

RISIKOFAKTOREN UND DEFINITIONEN

C

Herzinsuffizienz oder objektive Hinweise auf eine mittelschwere bis schwere LV-

Dysfunktion oder hypertrophe Kardiomyopathie

PUNKTE

H Bluthochdruck oder unter antihypertensiver Therapie 1

A Alter 75 Jahre oder älter 2

D

Diabetes mellitus Behandlung mit oralen Antidiabetika und/oder Insulin oder

Nüchtern-Blutzucker > 125 mg/dl (7 mmol/l)

S Schlaganfall Frühere Schlaganfälle, TIA oder Thromboembolien 2

V

Gefäßerkrankung Angiographisch signifikante KHK, vorausgegangener MI,

periphere arterielle Erkrankung oder Plaque in der Aorta

A Alter 65–74 Jahre 1

Sc Geschlechtskategorie (weiblich) 1

MAXIMALE PUNKTZAHL 9

Bei Frauen mit einem Score von 3 und Männern mit einem Score von 2 ist unabhängig von der

Häufigkeit des Auftretens von Vorhofflimmern eine lebenslange blutverdünnende Medikation

zur Schlaganfallprophylaxe notwendig.

Quelle: ESC Pocket Guidelines „Diagnose und Behandlung von Vorhofflimmern“ Version 2020

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Die innovative Erkennung erhöhter

Wahrscheinlichkeit auf Vorhofflimmern

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Vorhofflimmer-Patienten, ermöglicht deren

Nachverfolgung und somit eine möglichst

zeitnahe Aufnahme von Präventionsmaßnahmen.

Vorgehensweise von SRA ®

Mit Hilfe eines geeigneten Gerätes werden

EKG-Daten des Patienten aufgenommen.

Im Anschluss werden diese EKG-Daten von

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>

Kein Vorhofflimmern entdeckt.

SRA ® konnte in der gelieferten

EKG-Aufnahme kein Vorhofflimmern

entdecken.

Erhöhte Wahrscheinlichkeit auf

VHF entdeckt.

SRA ® konnte kein Vorhofflimmern

feststellen, kann jedoch dank

unseres einzigartigen Algorithmus

eine Wahrscheinlichkeit auf Vorhofflimmern

berechnen. In solchen

Fällen erhöht eine längere Aufzeichungsdauer

der EKG-Daten

die Entdeckungsrate von Vorhofflimmern.

>

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entdeckt.

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Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit der FÜRST DONNERSMARCK- STIFTUNG ZU BERLIN entstanden.

Herausforderung

ambulante Langzeitrehabilitation

PD Dr. med. Christian Dohle spricht über die Herausforderungen der ambulanten Langzeitrehabilitation

und mögliche Lösungsansätze. Text Sebastian Weinert

Was sind die größten Herausforderungen

in der ambulanten Nachsorge

und neurologischen Langzeitrehabilitation?

Gerade Patienten mit und nach neurologischen

Erkrankungen haben häufig

mit vielen unterschiedlichen Problemen

und Gesundheitsstörungen zu kämpfen.

Dabei ist die Neurorehabilitation ein

wichtiger und qualitativ herausragender

Bestandteil des deutschen Gesundheitssystems,

der aber im Spannungsfeld

von wissenschaftlichem Anspruch und

politischer Umsetzbarkeit steht. Wissenschaftlich

haben wir in den letzten Jahren

ein hohes Niveau erreicht, sodass die

Neuroreha inzwischen auf einer breiten

Basis evidenzbasierter Studien arbeitet.

Strukturell beruht die Neurorehabilitation

in Deutschland auf dem „neurologischen

Phasenmodell“. Dieses Modell, das die

Rehabilitation von der Phase A bis F einteilt,

ermöglicht eine hohe Behandlungsqualität.

Kernelement ist die koordinierte

Behandlung verschiedener Berufsgruppen,

die sich gemeinsam auf Ziele und

Prioritäten einigen und umsetzen.

In meinem Berufsalltag habe ich jedoch

immer wieder feststellen müssen, dass

es uns schwerfällt, die Rehabilitationserfolge

in den Phasen A bis D in der

ambulanten Versorgung weiterzuführen.

Das liegt nicht an der Qualität oder Kompetenz

der Kollegen im ambulanten Bereich.

Einer der größten Problempunkte

liegt darin, dass in der ambulanten

Versorgungsstruktur keine Koordination

der Leistungsanbieter mehr vorhanden

ist. Die Patienten müssen sich deswegen

in einer Vielzahl von Angeboten und

gesetzlichen Vorgaben zurechtfinden.

Welche Lösungsmöglichkeiten für

dieses Problem gibt es?

Viele Akteure im Gesundheitswesen

haben den Handlungsbedarf erkannt. Ein

Lösungsansatz besteht in der Etablierung

von Hilfsangeboten, um auf geeignete

Maßnahmen und deren Zugangswege

hinzuweisen. Ein tolles Projekt in diesem

Kontext war der Servicepunkt Schlaganfall

der Berliner Schlaganfall-Allianz. Dabei

handelte es sich um ein niederschwelliges,

sozialdienstliches Beratungsangebot für

Schlaganfallpatienten und ihre Angehörigen,

das sie über ihre Möglichkeiten zur

PD Dr. med.

Christian Dohle

Leitender Arzt des

P.A.N. Zentrums

für Post-Akute

Neurorehabilitation

und Bereichsleiter

Forschung der Fürst

Donnersmarck-

Stiftung zu Berlin.

Seit Dezember

2022 ist der zudem

Präsident der Deutschen

Gesellschaft

für Neurorehabilitation

(DGNR).

Fortführung der Rehabilitationsmaßnahmen

informierte. Leider gelang es nicht,

eine dauerhafte Finanzierung für das Angebot

aufzubauen. Ein ähnliches Projekt

sind die Schlaganfall-Lotsen der Stiftung

Deutsche Schlaganfall-Hilfe.

Einen anderen Weg geht das P.A.N. Zentrum

für Post-Akute Neurorehabilitation

der Fürst Donnersmarck-Stiftung. In

diesem Haus bringen wir in einem nachklinischen

Setting alle wichtigen Bestandteile

der neurologischen Langzeitrehabilitation

– fachärztliche Betreuung, hochspezialisierte

Therapien und pädagogische

sowie pflegerische Unterstützung im

Alltagskontext – unter einem Dach zusammen.

Über einen Zeitraum von ca. 18 Monaten

übernehmen wir damit die Koordinierungsfunktion,

die im ambulanten

Setting üblicherweise fehlt. Auf diese Weise

lassen sich auch mit größerem zeitlichen

Abstand, beispielsweise zu einem Schlaganfall,

noch Verbesserungen in alltagsrelevanten

Funktionen erzielen. Im Ergebnis

gelingt es uns bei mehr als 70 Prozent der

Rehabilitanden mit sehr schweren Einschränkungen,

eine Unterbringung in einer

stationären Einrichtung zu vermeiden.

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Gib der Hoffnung

einen Namen

„Uns bleibt nicht mehr viel Zeit, um Holocaustüberlebenden Gutes

zu tun. Gemeinsam können wir jetzt Zeichen der Hoffnung setzen

und ihren letzten Lebensabschnitt erleichtern. Sind Sie dabei?“

Klaus Dewald, Leiter von GAiN

DOPPELTE FLUCHT

Ilja musste in seinem Leben schon vor zwei Kriegen fliehen. Als Kind vor den Nazis, als alter Mann

aus der Ukraine nach Israel. Er und seine Frau mussten mit nichts dort anfangen. Ihre Möbel sind

aus dem Sperrmüll. Für Menschen wie sie vermitteln wir Paten schaften für Holocaustüberlebende

in Israel.

ILJAS GESCHICHTE

GAiN-Germany.org/mitmachen/paten- gesucht/geschichten

Tel. 0641-97518-56 oder [email protected]

WWW.GAIN-GERMANY.ORG

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