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INSITE 2020

Das Magazin des Hotels Bayerischer Hof 2020.

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INSITE

20

20

HOTEL BAYERISCHER HOF – DAS MAGAZIN

MY WAY

Szenen, Interviews, Premieren und Geschichten


ENGLISH VERSION

DEAR GUESTS

AIGNER SHOP MÜNCHEN

Theatinerstraße 45| +49 89 30702066

FOTO ANJA WECHSLER

Wouldn't it be wonderful if we all

had that proverbial crystal ball telling

us what the future holds in

store for us? When we need to

know what private or professional

decision to take. When we come to

a fork in the route ahead, do we

turn left or right to arrive at our desired

destination?

Unfortunately we have no recourse

to anything as supernatural as that

– and perhaps that's all for the better.

In the Far East the maxim “the

way is the goal“ reigns supreme

and dovetails smoothly with the

ancient Romans' adage of “carpe

diem“. This combined wisdom, to

live in the here and now, is best

heeded because our plans often

come unstuck.

Years of working together with

Axel Vervoordt on hotel projects

bears that out. Steering our hotel

into the future, my mind's eye had

short-listed the most likely contenders

for the commission to refurbish

our hotel. Axel Vervoordt

was not amongst them. We got to

know each other by chance during

a private event. Without that coincidence

the Hotel Bayerischer Hof,

my pride and joy, might not be quite

as resplendent as it is now, Projects

include the restyling of our

culinary twins, the “Garden“ and

“Atelier“ restaurants, the Palais

Hall, the Penthouse Garden Suite,

the astor@Cinema Lounge and,

most recently, a makeover of the

Palais Keller. Seven projects in just

one decade! And for a bit of suspense:

more are to follow.

Savoir-vivre entails doing things

your very own way, but taking any

imponderables on the route to success

in your stride.

The features in this edition of In-

Site underline that: wonderful fashion

photos, exotic travels, the cuisine

in our three-star “Atelier“

restaurant, an interview with the

world-famous actor Ralph Fiennes

and lots more. Enjoy your read!

Liebe Gäste,

wäre es nicht wunderbar, wenn wir alle eine Glaskugel

hätten, die berühmte, die uns mit einem Blick verrät,

was die Zukunft bringen wird? Wenn es gilt, Entscheidungen

zu treffen, privater oder beruflicher

Natur; wenn wir wieder einmal an einer Gabelung

stehen und uns fragen: links oder rechts? Welchen

Weg soll ich nehmen, welcher bringt mich an das erhoffte

Ziel, was wäre jetzt die richtige Entscheidung?

Leider gibt es so etwas nicht. Und vielleicht ist

das auch ganz gut so. Im fernen Osten, im Land der

aufgehenden Sonne, heißt es: Der Weg ist das Ziel.

Paart man das mit der Weisheit der alten Lateiner und

ihrem Carpe Diem, sind wir aufgefordert, im Hier und

Jetzt zu leben. Denn, mal ehrlich, meistens kommt es

ohnehin ganz anders, als man denkt, als man plant.

Das beste Beispiel dafür ist unsere langjährige

Zusammenarbeit mit Axel Vervoordt. Als es darum

ging, unser Haus in die Zukunft zu führen, hatte ich

in Fragen der Gestaltung an viele gedacht – er war

nicht darunter. Und hätte uns der Zufall nicht zusammengeführt,

ganz privat, bei einem Event, wer weiß,

wie sich das Hotel Bayerischer Hof wohl heute seinen

Gästen präsentieren würde?

Doch was dann passierte, erfüllt mich jeden Tag

mit Stolz und Freude. Zahlreiche Projekte haben wir

MY

WA Y

zusammen realisiert – von der Neugestaltung unserer

Restaurants Garden und Atelier, über die astor@Cinema

Lounge, die neue Palais Halle und den Süd- und

Nordflügel mit der Penthouse Garden Suite, bis hin zu

unserem jüngsten Projekt, dem Umbau des bekannten

Palais Kellers. Sieben Projekte in knapp zehn Jahren,

weitere werden folgen – bleiben Sie gespannt!

Seinen ganz eigenen Weg gehen, als Ausdruck

von Persönlichkeit und Charakter: Mit dieser Prämisse

haben wir auch wieder die neueste Ausgabe unseres

Magazins InSite realisiert. Freuen Sie sich auf

wunderbare Modebilder, eine exotische Fernreise,

besternte Genüsse aus unserem Atelier, interessante

Gespräche, unter anderem mit dem weltberühmten

Schauspieler Ralph Fiennes, und vieles, vieles mehr

rund um und aus der Welt des Savoir-Vivre.

Und so darf ich Ihnen viel Spaß bei der Lektüre

von InSite wünschen, genießen Sie das Leben, wie

und wo es Ihnen auch immer begegnen mag.

IHRE / YOURS

INNEGRIT VOLKHARDT

AIGNERMUNICH.COM

2020 INSITE 3


CONTENT

content

ISSUE 2020

6 SHOPPING GUIDE

10 POINT OF VIEW

Joseph Vilsmaier

12 HOTEL STORIES

Volkhardt & Vervoordt

14 FOOD & WINE

10 Jahre Garden & Atelier

Search and find

18 INTERVIEW

Ralph Fiennes

24 POINT OF VIEW

Nina Ruge

26 FOOD & WINE

Dreiklang Dimensionen

Three-star versatility

34 INTERVIEW

Quirin Berg

18

54

38 TRAVEL

Nature Pure

42 HOTEL STORIES

Philipp Pfisterer

44 TRAVEL

Große Freiheit

Kitz as Kitz can

52 HEALTH

My Way

54 FASHION

Blue Velvet

64 FOOD & WINE

Qual der Wahl

Master's Selection

66 HOTEL STORIES

Der neue Palais Keller

Palais Keller reopened

78 ART

Highlights 2020

82 JAZZ

Hauptsache Original

Jazz for fun

84 GUESTBOOK

Hoffentlich bis bald

We hope to be back soon

88 POINT OF VIEW

Marie Waldburg

92 SOCIETY

Get Together

STANDARDS

3 Editorial

76 Auszeichnungen / Awards

77 Addresses / Imprint

102 Latest news

COVER HEIKO DREHER C/O SCHIERKE MODE ER: SAKKO BRUNELLO CUCINELLI, SIE: BUSTIER, SELF PORTRAIT ÜBER MYTHERESA.COM, OHRRING, SCHREINER ÜBER JUWELIER MÖLLER IM HOTEL BAYERISCHER HOF FOTOS HEIKO DREHER (1), MATT HOLYOAK / PICTURE PRESS (1)

66

4 INSITE 2020


SHOPPING

TOO GOOD

TO BE TRUE

FALKE

FALKE DOT TIGHTS. Zarte Punkte, die

sich auf den Beinen verteilen, sorgen für

einen klassischen und dennoch besonderen

Auftritt. Feine 15 Denier bedecken

leicht die Beine und schmeicheln der

Figur. Das Muster lässt sich am besten

zu schlichten Looks kombinieren.

Dot tights. Meaning light dots spread

over finest 15 denier which shapes legs

and figure. Best with garments of simple

design.

AIGNER

Mit der Monaco-Serie wird das Thema der Saddle-Bag gekonnt aufgegriffen. Die

beiden Henkel-Taschen und das Crossbody-Modell bekommen durch neue, runde

Metall-Elemente, ebenso wie durch das geschmeidige Leder, einen besonderen

Heritage-Charakter. Zahlreiche feine Details, wie Handstiche und fein polierte

Kanten, lassen die italienische Handwerkskunst erkennen. Die luxuriöse, aber auch

elegante Serie, hat das Potenzial zu einem zeitlosen Klassiker.

FALKE, falke.com

Theme of the Monaco series is the saddlebag. New metal elements and supple leather

impart heritage character to both handle bags and the crossbody model. Hand-stitching

and polished edges indicate the Italian craftsmanship which lends this deluxe

series the potential of a classic.

AIGNER, Theatinerstr. 45, Tel. 089/30702066, aignermunich.com

SCHRAMM Werkstätten

Etienne

Aigner,

Gründer

und Namensgeber

SANTA MARIA NOVELLA MÜNCHEN

Sich zudecken – diese Geste ist ein urmenschlicher

Instinkt. Wir suchen Schutz, Wärme und Geborgenheit

– jeden Tag neu, auch wenn wir uns dessen nicht immer

bewusst sind. Umso schöner, wenn man sich überall

im Haus in feine Decken oder Plaids von SCHRAMM

WERKSTÄTTEN einkuscheln kann. Denn eine Decke aus

Kaschmir, feinem Merinogewebe oder Lambswool ist

Lieblingsstück, Blickfang, textiles Bild.

Ein mobiles Deko-Element auf Betten, Sofas und Sesseln.

Die florentinische Klosterapotheke SANTA MARIA NOVELLA hat ihre erste Dependance in Deutschland im Palais

Montgelas im Hotel Bayerischer Hof eröffnet. In der im eleganten Apothekerstil gestalteten Boutique ist das gesamte

Sortiment der traditionsreichen Marke erhältlich. Von dem bekannten Aqua di Rose, Cremes, Seifen, Wachskerzen,

Parfüms und Raumdüften, bis hin zu Keramik und Schokoladen. Die Heilkräuter und wertvollen Rohstoffe für die

erlesenen pharmazeutischen und kosmetischen Produkte werden in den Hügeln um Florenz angebaut. Benvenuti!

The Florentine monastic pharmacy has opened its first German outlet in the Hotel Bayerischer Hof's Palais Montgelas. It

stocks items such as aqua di rose, ointments, soap, perfume, household fragrances, ceramics and chocolates. The herbs for

the pharmaceutical and cosmetic products are grown in the Florentine hill country.

The workshop has turned the primaeval instinct to seek

warmth and comfort into an art form: cashmere, merino

lambswool blankets and plaids as textile favourites, eyecatchers

and mobile deco on beds, sofas and armchairs.

SCHRAMM WERKSTÄTTEN, 67722 Winnweiler, Germany,

schramm-werkstaetten.com

SANTA MARIA NOVELLA MÜNCHEN Promenadeplatz 2-6, Tel. 089/24293373, mdc-core.de

AIGNER – QUICK QUESTIONS

Der deutsche Jetset, das

typische Hufeisen-Logo

und burgunderrotes

Leder: AIGNER galt

schon in den 1970er

Jahren als internationales

Luxuslabel. Auch

jetzt sind die Taschen &

Accessoires gefragt wie

nie. Wie haben Sie das

geschafft?

Sibylle Schön: Uns war

es immer wichtig, den

Kern der Marke zu erhalten,

hatten aber den

Mut, der Marke AIGNER

ein neues Gesicht zu

geben. Christian Beck,

unser Creative Director,

hat aus dem AIGNER-

Grundstil, den wir immer

beibehalten werden,

ein unverwechsel -

bares Wiedererkennungsmerkmal

initiiert.

Wir schätzen und

würdigen unsere Vergangenheit

und entwickeln

sie stetig weiter. Die Zeit

wandelt sich und wir

gehen mit – Innovation

durch Tradition.

Was sind die Pläne für

das Jahr 2020?

Wir sind sehr stolz,

denn in diesem Jahr

feiern wir ein Jubiläum:

55 Jahre AIGNER.

QUICK QUESTIONS

Sibylle Schön, Vorstandsvorsitzende

der Etienne Aigner AG

Für uns ist das ein besonderes

Jahr und steht

unter dem Motto der

Future-History. Es ist

unsere Heritage, unsere

Herkunft, die eine besondere

Rolle spielen

wird. Das Jubiläum haben

wir zum Anlass genommen,

auch Jubiläums-Kollektionen

während des Jahres auf

den Markt zu bringen.

With its horseshoe logo and burgundy

red leather AIGNER has been a jetset

label since the Seventies. Its bags

and accessories are still all the rage.

Sibylle Schön: It's always been important

to us that we retain the core

of our brand whilst having the courage

to ring the changes as regards

eyecatcher look. Our creative director

Christian Beck has ensured that the

disinctive AIGNER styling is not diluted.

We do our utmost to keep up with

the changing times – innovation

based on tradition.

This year AIGNER celebrates its 55th

anniversary. Heritage has always

been special to us.

That's why we've called our present

leitmotif “future history“. To mark the

occasion we are preparing several anniversary

collections.

BANG & OLUFSON

Seit der Markteinführung des ersten Produkts von BANG & OLUFSEN im Jahr

1926 haben klassische Designs die visionäre Handschrift dieser Marke geprägt.

Entdecken Sie auch dieses tolle Produkt: Bang & Olufsen BeoSound 1. Es ist ein

unkompliziertes und kompaktes, drahtloses Lautsprechersystem, das batteriebetrieben

ist, somit beliebig platziert werden kann und für ein entspanntes

Hörerlebnis ausgelegt ist. Dank einer kleinen Einkerbung oben am System

lässt sich der Lautsprecher leicht an den gewünschten Ort tragen. Der integrierte

Li-Ionen-Akku verspricht eine Wiedergabedauer von bis zu 16 Stunden

bei moderater Lautstärke.

Renowned for their visionary classics since 1926, Bang & Olufsen now present

their BeoSound 1, a portable, wireless loudspeaker system. At moderate volume

the lithium batteries treat the owner to 16 hours of listening.

BANG & OLUFSEN Englschalkinger Str. 230, Tel. 089/9301199, albertknoll.de

STATE

of the ART

Im 250. Jahr der MAISON HENNESSY

gestaltete der britische Designer

Tom Dixon den Hennessy X.O für eine

sehr exklusive Auflage und bereichert

so die Tradi tion des Cognac-Hauses

mit dieser kühnen wie modernen und

eindrucksvollen Kreation.

Maison Hennessy, in its 250th year,

British designer Tom Dixon creates the

exclusively limited edition of Hennessy

X.O in a daring, modern and impressive

creation and enriches the tradition of

this cognac house.

MAISON HENNESSY, nur im

ausgesuchten Fachhandel,

hennessy.com

6 INSITE 2020


SHOPPING

UTMON ES POUR PARIS

UTMON ES POUR PARIS ist das Label hinter dieser ikonischen

Switchbag; eine elegante, perfekt durchdachte Pochette. UTMON ES

POUR PARIS ist die Kurzform von Tout mon Esprit pour Paris – der

Inspiration hinter der Marke. Sie ist ein Multi-Talent – genau wie ihre

Trägerin. Entworfen wurde sie für Frauen, die ständig unterwegs sind,

viel auf der Agenda und genauso viel in ihren Taschen haben, aber

keine Zeit damit verschwenden wollen, all ihre Utensilien ständig von

einem Ort zum nächsten zu räumen. Die Switchbag bietet modernen

Luxus, der genauso intelligent ist, wie sie selbst.

UTMON ES POUR PARIS, Tel. 0049/8000 112288, utmon-paris.com

Abbreviated, the poetic name given to the

label for this iconic switchbag stands for

„tout mon esprit pour Paris“, the inspiration

behind a multi-talented accessory à porter

for women on the hoof who have as much

on the agenda as in their bags, but with not

enough time to keep rearranging the latter's

contents. The modern de luxe switchbag is as

intelligent as its carrier.

ACQUA DI BAVIERA

Die Müchner Duftmanufaktur ACQUA DI BA-

VIERA setzt mit der LUXURY EDITION neue

Maßstäbe in Sachen Edel-Parfums. Die aus

vier luxuriösen Extrait de Parfum bestehende

Linie entführt in orientalische Welten und

lädt zum Träumen aus 1.001 Nacht ein. Die

außergewöhnlichen Rohstoffe in bester Qualität,

unter anderem mit 25 Prozent reinem

Parfum-Öl, begeistern durch intensive Aromen.

Die komplette Kollektion finden Sie im

ACQUA DI BAVIERA Internetshop.

Munich's perfume manufacturers have launched

a „luxury edition“ comprising a fourfold

Oriental blend of aromatic „extrait de parfum“

(with 25 % pure oil).

ACQUA DI BAVIERA acquadibaviera.com

Tel. 0800/2422455

QUICK QUESTION

ERZSÉBET I. WAGNER Gründerin und Creative

Director von Utmon es pour Paris

Was inspirierte Sie zu dieser Pochette?

Erzsébet I. Wagner: Es sind vor allem zwei

Dinge, die das Design der Switchbag bestimmen.

Ich war schon immer von Paris und

dem laissez-fairen Leben der Französinnen

hingerissen, mit ihrer Eleganz und ihrem

Selbstverständnis für Mode.

Für Frauen wie diese Pariserinnen, die sich

ihrer Stärke bewusst sind und ihren eigenen

Weg selbstbewusst gehen, wollte ich eine

Tasche kreieren, die ein Höchstmaß an

Freiheit gewährt. Diese Frauen inspirierten

mich zum Design der ersten Switchbag, die

groß genug ist, um alle wichtigen Dinge für

den Alltag in sich aufzunehmen – aber die

dennoch klein genug ist, um in einem großen

Shopper mühelos zu verschwinden.

Und am Abend lässt ihre Eleganz sie zu

einer Begleiterin als Clutch werden.

Womit ich bei der zweiten Inspiration für

meine Switchbag-Kollektion bin: mein eigener

Anspruch an elegantes und zugleich

alltagstaugliches Design. Dass ich damit

einen Nerv traf, zeigt der wahnsinnig

schnelle Erfolg meiner Marke. Es macht

mich stolz, wenn ich sehe, dass Prominente

sich gern mit meinen Taschen zeigen, und

dass wir in Showrooms in München, Düsseldorf,

Amsterdam, London und Paris unsere

Kollektionen zeigen.

Bekannt für Motorsport und sportliche Uhren, zeigt

RICHARD MILLE mit der RM 67-01 Automatic Winding

Extra Flat seine elegante Seite.

Known for motorsport and sporty watches, Richard Mille

shows his elegant side with the RM 67-01 Automatic

Winding Extra Flat.

RICHARD MILLE, Maximilianstr. 34, Tel. 089/45221300,

richardmille.com

RICHARD MILLE

Für RICHARD MILLE ist ein Zeitmesser dann perfekt,

wenn es ihm gelingt, das Innere und das Äußere der Uhr

auf komplexe und vollständige Weise miteinander zu

vereinen. Die RM 07-01 Automatic Winding spiegelt den

Geist der Marke auf das Vortrefflichste wieder.

For Richard Mille, the perfect timepiece must be a true

exercise in the creation of complex, holistic relationships

that unite the interior and exterior of the watch.

HAND.WERK.KUNST

Traditionelles Handwerk ist in sich schon ein eigenständiger Wert. Es zeugt von Respekt vor dem Werkstoff, einem

Gespür für das verwendete Material und steht für einen langfristigen Nutzen und somit für eine Qualität, die auch

Generationen überdauern kann. Die ausgesuchten Stücke beinhalten all diese Gesichtspunkte. Sie kommen größtenteils

aus kleinen Betrieben und von Herstellern im deutschsprachigen Raum, sind in handwerklicher Tradition

hergestellt, mit einem hohen Anspruch an modernes Design. Es sind zum Teil besondere Einzelstücke, limitierte

Auflagen oder kleine Serien, die es teilweise nur bei HAND.WERK.KUNST gibt.

Traditional craftsmanship depends on respect for the materials and aims for durability. The items for sale fulfil these

criteria, as well as ascribing to modern design. They have been manfactured, in limited series, mainly by small German

outfits. Various unique pieces are only available at HAND.WERK.KUNST.

HAND.WERK.KUNST Untere Weidenstraße 12, Tel. 089/55268680, hand-werk-kunst.de

Entdecken Sie die Münchener Parfumkultur!

Discover the Bavarian perfume culture!

8 INSITE 2020

www.acquadibaviera.com


POINT OF VIEW

MEIN MÜNCHEN

Joseph Vilsmaier hört nicht umsonst auf den aussagekräftigen Spitznamen

„Der Bayern-Versteher“. Heute, mit 80 Jahren, erklärt der Regisseur seine Heimatstadt und warum

er ihr ein Leben lang treu geblieben ist

DER BMW WELT

JAZZ AWARD.

SECHS HERAUSRAGENDE KONZERTE,

EIN SPANNENDES FINALE. 14. JANUAR – 9. MAI 2020.

bmw-welt.com/jazzaward

Für mich war München immer schon

die schönste aller Städte und obwohl

sich hier vieles verändert hat, ist sie

dies immer noch. Meine ersten Erinnerungen

gelten den vielen Spaziergängen mit

meinem Urgroßvater hinüber zum Tierpark

Hellabrunn – er mit seiner langen Pfeife, ich

mit einer Holz-Ente an der Leine. Das war

während der Kriegsjahre, die ganze Familie

hatte bei meiner Tante am Pullacher Platz in

Thalkirchen Unterschlupf gefunden – zwei

Zimmer mit Bad und einem Wamsler-Holzofen

in der großen Wohnküche, um den sich

im Winter alle versammelten. Dort stand

auch ein Volksempfänger, ich lauschte fasziniert

dem immer wiederkehrenden Kuckuck-

Kuckuck, ohne von dessen düsteren Bedeutung

zu wissen: Die Kuckucks-Zeichen

wurden als Warnung vor einem Bomben-Angriff

gesendet. Wir alle mussten dann in die

Bunker, auf dem Weg dorthin glaubte ich,

Christbäume am Himmel sehen, blieb begeistert

stehen und nur mit Gewalt konnten

mich Mutter oder Tante in die Sicherheit zerren

– denn leider waren es die Leuchtfeuer

der angreifenden Flugzeuge.

Viel von den Erlebnissen der Kriegsund

Nachkriegszeit habe ich später in

Auf dem Gelände der Bavaria Filmstudios trägt eine

Straße seinen Namen, seine Heimatstadt ehrte ihn mit

der Medaille „München leuchtet”

meinen Filmen verarbeitet. Beispielsweise

in Stalingrad, drei meiner Onkel kamen dort

ums Leben.

In der Heimat ging es mir aber gut, meine

Freunde und ich kannten es nicht anders.

Es fehlte an nichts, bis ich später in ein Internat

bei Augsburg musste, dort erlebte ich

zum ersten Mal, was Heimweh wirklich bedeutet.

Zweimal riss ich aus, zweimal wurde

ich zurückgeschickt – das war hart. Irgendwann

verlor sich das Heimweh, nach der

Schule kehrte ich dennoch sofort nach

München zurück.

In den Jahren darauf habe ich dann

doch noch viel von der Welt gesehen, unter

anderem ging es 1965 mit dem Greyhound

und zweimotorigen Propellermaschinen

quer durch Amerika. Aber wo ich auch war,

nie hatte ich das Bedürfnis, zu bleiben.

In München absolvierte ich eine Lehre

als Filmtechniker bei ARRI, studierte Musik

am Konservatorium, spielte in einer Jazzband,

verdiente gut als Taxifahrer und wurde

schließlich Kameramann bei der Bavaria.

Ich weiß noch, wie ich das erste Mal von der

Schellingstraße, wo ich damals wohnte, hinausfuhr

nach Geiselgasteig zum Filmgelände,

da fühlte ich mich wie der Kaiser von

München.

Im Hier und Heute bin ich gern in der

Menterschwaige, am Hochufer der Isar, oder

in der Harlachinger Einkehr. Oder im Hotel

Bayerischer Hof – ich habe großen Respekt

vor seiner Eigentümerin Innegrit Volkhardt.

Welch eine Leistung, dieses wunderbare

Hotel-Imperium stets auf dem neuesten

Stand zu halten.

Filmen ist nach wie vor mein Leben. Das

neueste Werk ist sozusagen der Nachfolger

vom Brandner Kaspar, den ich 2008 gedreht

habe und heißt: Der Boandlkramer und die

ewige Liebe. Bully Herbig hatte die Idee und

spielt natürlich auch die Hauptrolle. Es geht

dabei um den Boandlkramer, also den Tod,

der auf die Erde kommt, um sich den neunjährigen

Seppi zu holen. Was er aber nicht übers

Herz bringt, weil er sich in dessen Mutter

(Hannah Herzsprung) verliebt hat. Hape

Kerkeling gibt einen sehr eleganten Teufel.

Premiere ist im Herbst 2020 – natürlich in

München. Anders geht es ja gar nicht.

AN INSIDER'S MUNICH

Film-maker Joseph Vilsmaier has a reputation

for explaining the Bavarian psyche.

Now aged 80, he also knows what makes

his home city Munich tick.

My first memories take me back to the war

years, going for long walks to the Hellabrunn

zoo with my great-grandfather. Him sucking

the long stem of his pipe and me with my

wooden duck on a lead. All of our family had

taken refuge in the Thalkirchen district

where my aunt lived on the Pullacher Platz.

In the winter we all gathered round the

wood-burning stove in the large living room.

I was too young to know that the regular call

of a “cuckoo“ on the radio meant that bombers

were approaching. My mother or aunt

would have to force me down into the airraid

shelter because I was spellbound by the

planes' searchlights high up in the sky

which I mistook for Christmas trees.

Later I wove my wartime experiences into

my films. For instance “Stalingrad“ where I

lost three uncles. Back home my classmates

and I lacked nothing at all.

At boarding school in Augsburg I felt homesick,

ran away twice and had to be fetched

back. In the mid-Sixties I globe-trotted for a

while, but finally back in Munich I was an

apprentice film technician, studied music,

played in a jazz band and earned good money

as a cab driver.

Then ARRI hired me as a cameraman. I felt

like the “kaiser“ of Munich. Nowadays I enjoy

the Menterschwaige beer garden high

above the river Isar and the Hotel Bayerischer

Hof whose owner Innegrit Volkhardt

shows true grit by keeping her empire

afloat. My latest film is “The Boandlkramer

and the neverending love“, alias Death personified

in the title's broad Bavarian dialect.

The latter has come to fetch nine-year old

Seppi but refrains from doing so because he

has fallen in love with the boy's mother. The

première is in fall 2020. In Munich of course.

FOTO AGENTUR SABINE BRAUER

Freude am Fahren

10 INSITE 2020


HOTEL

V2

STORIES

Volkhardt X Vervoordt

Eine Liaison, der Zufall stand Pate,

eine gemeinsame Reise, wegweisend,

eine einzigartige kreative

Partnerschaft, ein Brückenschlag

zwischen Tradition

und Moderne, zwei

Herzen, eine Seele,

zahlreiche Projekte, ein

Ziel, eine Botschaft,

ein Hotel, der gleiche

Gedanke:

Schönheit

Ewigkeit

Freude

Glück

Spaß

TEXT MAXIMILIAN VON DORFEN

E

ine Welt für sich – so der Slogan des

Hotels Bayerischer Hof. Ein Satz, der

die Worte Welt und Bayern in sich

trägt und somit vieles aussagt, vielleicht

sogar alles. Vier Generationen Familie Volkhardt,

vier Lebenswerke, jedes eine Etappe auf dem

Weg zu einem großen Ganzen: Gründung, Ausbau,

Wiederaufbau und aktuell – unter der Ägide von Innegrit

Volkhardt – neue Wege in die Zukunft. Seit zehn

Jahren und bei zahlreichen richtungsweisenden Projekten

dabei an ihrer Seite: Axel Vervoordt, der weltberühmte

Kunstsammler und Interior-Designer.

V 2

The Hotel Bayerischer Hof's success

has accrued thanks to four Volkhardt

generations of owner who have embraced

the future with the status quo

left by a predecessor. In this chain

reaction present owner Innegrit

Volkhardt is supported by interior

designer Axel Vervoordt in major projects

in which timeless elegance tallies

with a whiff of zen.

Eigenständigkeit, gepaart mit unverwechselbarer

Handschrift, zeitlose Ästhetik, ein wenig Zen, viel

Kunst verschiedenster Kulturen – aus diesen Verbindungen

entstehen neue Welten, die den Geist der Vergangenheit

bewahren, gleichzeitig aber die Türen zu

einem Morgen öffnen. Axel Vervoordt hat über ein

Jahrzehnt hinweg das neue Bild des Hotels Bayerischer

Hof entscheidend mitgeprägt, weil es ihm gelungen

ist, die auch noch so unterschiedlichsten Räume aus

zahlreichen Epochen so umzugestalten, dass Geist

und Seele der Familie Volkhardt verstanden und weitergetragen

werden. Auch über die Zeit hinaus …

FOTOS HOTEL BAYERISCHER HOF

Mit der Penthouse Garden Suite schuf Axel

Vervoordt ein einzigartiges Refugium hoch

über den Dächern Münchens

12 INSITE 2020


HOTEL STORIES

Das mit drei

Michelin-Sternen

hochdekorierte

Atelier

10 JAHRE

GARDEN & ATELIER

Im Fluss der Zeit: Keine Angst vor Veränderungen, denn wie auch in diesem Fall besteht das Gute weiter,

wird aber von dem Besseren beerbt. Aus eins wurde zwei – zwei Restaurants, die weit mehr sind,

als nur kulinarische Botschafter ihrer Art …

TEXT ANDREAS M. JUCHELKA

Das neue Garden: lichter,

transparenter und im Fluss mit den

aktuellen, kulinarischen Strömungen

FOTOS BENJAMIN ANTONY MONN

D

ass wir Bayern, nun sagen wir mal, ein

wohl eher spezielles Volk sind, darüber

besteht nördlich der Donau kaum ein

Zweifel. Beständigkeit und Tradition

sind uns wichtig, aber wir sind auch nicht so weltfremd,

dass wir den Fehler begehen, blind der trügerischen

Maxime zu huldigen: Das haben wir immer so

gemacht, das machen wir auch weiter so!

Und so galt das alte Garden Restaurant im Hotel

Bayerischer Hof bis in das Jahr 2008 als ein unumstößlicher

Fels in der kulinarischen Brandung der

Landeshauptstadt. Die Gäste schätzten sein besonderes

Flair als einen Hort der Ruhe und des Genusses,

die Küche war mit Anspruch und Tiefgang, der Service

elegant. Besonders im Sommer, wenn die pflanzenreiche

Terasse erfrischenden Schatten spendete,

war ein Besuch auf der Terrasse wie eine kleine Reise

in den Süden.

Aber wie heißt es doch so schön: Alles, was einen

Anfang hat, hat auch ein Ende. Dem Pessimisten

bereitet eine solche Erkenntnis zwar schlaflose

Nächte, der Visionär hingegen, derjenige der optimistisch

nach vorne blickt, sieht darin die sich ihm

bietenden Chancen, ergreift auf sich selbstvertrauend

die Gelegenheit, denn er weiß: Stillstand ist eben

auch Rückschritt.

SEARCH AND FIND

Bavarians are known to uphold tradition

but do not get stuck in a rut

come rain or shine. Take the Hotel

Bayerischer Hof's Garden restaurant.

Up until 2008 it was one of

Munich's top eateries, with a mediterranean

flair and a classic

French cuisine. Especially in the

summertime, sitting under the

shades of the pergola, a visit there

was equivalent to trip into the

south of Europe.

But all good things come to an end.

That is grist to the mill of a pessimist,

but visionaries sense the

challenge of a new horizon. As in

the case of Innegrit Volkhardt when

she took over the Hotel Bayerischer

Hof from her father Falk Volkhardt.

Her Garden makeover not only affected

its interior design but its

cuisine too. Following the maxim:

who searches, invariably finds,

she embarked on a grand tour of

14 INSITE 2020 2020 INSITE 15


HOTEL STORIES

Der Silent Garden vom Atelier:

Drei-Sterne-Genuss unter

freiem Himmel

Seit Innegrit Volkhardt die Leitung des Hotels Bayerischer

Hof von ihrem Vater Falk Volkhardt übernommen

hat, bewies sie in eindrucksvoller Art und Weise,

wie richtig diese Erkenntnis ist. Das Garden

Restaurant sollte nicht nur ein Make-Over erfahren,

Architektur und kulinarische Ausrichtung mussten

zukunftsweisend neu positioniert werden. Wer suchet,

der findet, so dachte sie und bereiste zahlreiche

European cities. With this race she

hoped to find inspiration from numerous

other leading restaurants.

By chance she who was searching

was herself found, that is to say

invited to a private party where she

made the acquaintance of Belgian

interior designer Axel Vervoordt.

It was an encounter that during the

following ten years changed the

hotel's profile more than any other

project since post-war rebuilding.

Added to culinary changes, the

revamped Garden was downsized

to make room for the Atelier

restaurant, awarded one Michelin

star soon after opening and now

bearer of three, the highest culinary

accolade.

What is now seen as a stroke of

genius chimes with a quote from

Tomasi di Lampedusa's Il Gattopardo:

“to maintain the status quo we

have to ring the changes.“

europäische Metropolen, um sich von führenden

Restaurants inspirieren zu lassen. Besser ist es aber,

wenn man gefunden wird. Und der Zufall wollte es

genau so – bei einer privaten Einladung lernte sie den

belgischen Interior-Designer Axel Vervoordt kennen.

Eine Begegnung, die in den nächsten zehn Jahren das

Gesicht des Hotels Bayerischer Hof grundlegend verändern

sollte und den Weg in das neue Jahrtausend

geebnet hat.

Aus dem alten Garden Restaurant wurde das

neue Garden: kleiner, moderner, zeitgemäßer und

den kulinarischen Strömungen angepasst. In dem

freigewordenen Platz, aus heutiger Sicht ein Geniestreich,

zog das Atelier ein. Denn schon kurz nach seiner

Eröffnung wurde es, von Anfang an als Gourmet-

Restaurant positioniert, mit dem ersten Michelin‐

Stern geehrt, heute ziert diesen Ort die höchste

Auszeichnung, die die kulinarische Welt zu vergeben

hat: drei Michelin-Sterne!

Man muss sie nur erkennen, die Möglichkeiten,

die sich einem bieten. Irgendwie fühlt man sich dabei

an den großartigen italienischen Schriftsteller Giuseppe

Tomasi di Lampedusa erinnert, der es in seinem

weltberühmten Roman Il Gattopardo auf den Punkt

brachte: Wenn wir wollen, dass alles so bleibt, wie es

ist, dann ist es nötig, dass sich alles verändert …

FOTOS ANDREW WALET, KIRCHGASSER PHOTOGRAPHY

WIE ERKLÄREN WIR UNSEREN

ENKELN, WAS EIN STAU WAR?

EXPLORE THE FUTURE. GET INSPIRED.

Der Garden Salon

bmw-welt.com/futureforum

16 INSITE 2020


INTERVIEW

RALPH

FIENNES

Er ist einer der profiliertesten Schauspieler seiner Generation.

Ob auf der Bühne als Hamlet und Coriolanus oder in Filmen wie „Schindlers Liste“ und

„Der englische Patient“: Ralph Fiennes ist immer ein Ereignis. Als er in München mit

dem CineMerit Award für seine Verdienste um die Filmkunst ausgezeichnet wurde, war

er im Hotel Bayerischer Hof zu Gast

INTERVIEW ULI LÖSSL FOTO MATT HOLYOAK / PICTURE PRESS

18 INSITE 2020

2020 INSITE 19


V

on seiner Hotelsuite zum Palais

Montgelas sind es nur wenige

Schritte. Ralph Fiennes, 58,

kommt auch deshalb sehr entspannt

und leger – dunkelgraues

T-Shirt und Bluejeans – zum

Interview. Mit im Gepäck hat er sein neuestes Werk

Nurejew – The White Crow, das im Herbst in die deutschen

Kinos kam. Auf den CineMerit Award angesprochen,

lächelt er versonnen und sagt: „Preise sind

wie Applaus. Und jeder Schauspieler liebt doch den

Applaus.“

Mr. Fiennes, wie fühlen Sie sich hier in München?

Sehr gut. Wie könnte es auch anders sein? Ich wurde

hier sehr herzlich aufgenommen, bekam eine Auszeichnung

und konnte meinen neuen Film Nurejew

– The White Crow vor einem großen Publikum zeigen.

Und ich residiere hier in dem Luxushotel mitten

in München. Da bleibt kaum ein Wunsch offen.

Sie sind ja sicher viel unterwegs. Bei Dreharbeiten

oder zu Filmpremieren. Wie wichtig ist Ihnen da

eine gute Unterkunft?

Wenn ich auf Reisen bin, ist mir ein Rückzugsort

sehr wichtig. An dem ich mich entspannen und auf

meine Arbeit vorbereiten kann. Da schätze ich eine

so ruhige und angenehme Atmosphäre, wie ich sie

hier im Hotel Bayerischer Hof erlebe, wirklich sehr.

Bei „Nurejew – The White Crow“, einem Film über

den berühmten russischen Balletttänzer Rudolf Nurejew,

haben Sie Regie geführt und auch eine Nebenrolle

übernommen …

… was eigentlich so gar nicht geplant war. Ursprünglich

wollte ich nur Regie führen. Denn der Film ist

eine echte Herzensangelegenheit für mich. Mir hat

die Leidenschaft und der Kampfgeist dieses jungen

Tänzers imponiert. So ging er seinen Weg – trotz vieler

Hindernisse. Der filmische Höhepunkt findet

dann auch folgerichtig auf dem Flughafen von Le

Bourget statt, wo Nurejew sich seinen russischen

Bewachern auf sehr dramatische Art und Weise entzogen

hat. Denn die wollten ihn nach einem Gastspiel

in Paris wieder mit Gewalt in die Sowjetunion

zurückholen. Und nur weil er in Frankreich um Asyl

bat, gelang ihm schließlich der Absprung in den

Westen. Das ist für mich der wirkliche Kern des

Films. Jedenfalls wollte ich kein Biopic über Rudolf

Nurejew machen. Das hätte mich überhaupt nicht

interessiert.

Warum haben Sie dann doch die Rolle des Tanzlehrers

Puschkin selbst übernommen?

Weil man mich dazu überredet hat. Eigentlich wollte

ich, dass ein russischer Schauspieler Puschkin spielt.

Aber es war sehr, sehr schwer, den Film finanziert zu

THE ENGLISH GUEST

He is one of his generation's most

versatile actors, with acclaimed

stage performances as Hamlet and

Coriolanus and star roles in films

such “Schindler's List“ and “The English

Patient“.

In Munich to collect the CineMerit

Award, he was naturally a guest of

the Hotel Bayerischer Hof. It is only a

few steps from his hotel suite in the

Palais Montgelas to the interview.

He strolls over dressed casually in a

dark grey t-shirt and bluejeans. He

has his latest offering, “Nurejev –

The White Crow“, showing from autumn

on in German cinemas, to promote.

Mention of the CineMerit Award

prompts a smile: “awards are like

applause.“

InSite: Mr. Fiennes, how do you feel

here in Munich? Ralph Fiennes:

Just great. I've been made to feel

very welcome, have received an

award, promoted my film and am

staying at a grand hotel in the heart

of Munich. InSite: Your profession

keeps you on the move a lot. How

important is suitable accommodation

en route? RF: Paramount is the peace

and quiet that the Hotel Bayerischer

Hof affords me. InSite: You directed

“Nurejev - The White Crow“, a film

about the famous Russian ballet

dancer Rudolf Nurejev, and also had

a small part … RF: …which wasn't

really intended. Originally I was just

going to direct the film. But a Russian

producer said there'd be more funds

for the film if I played dance director

Pushkin myself. That makes me smile

because not a single rubel has since

materialised. InSite: You gave the

role of Nurejev to a relatively unknown

Russian ballet dancer. RF:

Yes, but I was very happy indeed to

eventually find Oleg Ivenko. He's a

world-class dancer and he also has

the wild, hot-blooded charm that

made Nurejev so attractive. InSite:

Were you captivated by Nurejev's

difficult and complicated character

because your own is similar?

bekommen. Daher erhielt ich von einer russischen

Produzentin das Angebot, man werde viel Geld in

den Film investieren, wenn ich selbst mitspielte –

weil man sich sicher sei, der Film werde sich dann

besser verkaufen. Also habe ich die Rolle übernommen.

Leider habe ich bis heute noch keinen einzigen

Rubel gesehen (lacht).

Sie haben die Rolle des Nurejew mit einem relativ

unbekannten Balletttänzer besetzt.

Ja, und ich war sehr froh, als ich Oleg Ivenko endlich

gefunden hatte. Er tanzt nicht nur virtuos auf Weltklasse-Niveau,

sondern bringt auch genau diesen

wilden, heißblütigen Charme mit, der Rudolf Nurejew

so attraktiv machte.

Ihnen hat sehr gefallen, dass Rudolf Nurejew

schwierig war und kompliziert – weil Sie es auch

selbst sind?

Das weiß ich nicht. Ich habe eine sehr traditionelle

englische Erziehung genossen. Schon deshalb kann

ich gar nicht dermaßen impulsiv und schroff sein.

Aber ich bin fasziniert von Nurejews Unverdorbenheit.

Er hatte keine Spur von bourgeoiser Zurückhaltung.

Wenn er etwas fühlte, dann sagte er es einem

gleich unverblümt ins Gesicht. Wenn er jemanden

nicht mochte, rief er „Hau ab!“ Und als er im Louvre

Das Floß der Medusa von Théodore Géricault sehen

wollte, ist er dort hineingestürmt und brüllte: „Geh’

mir aus dem Weg. Und halt’ die Klappe!“ Das zeige

ich auch im Film. Aber Nurejew war ja nicht nur arrogant

– er hatte vor allem eine echte Leidenschaft

für die Kunst. Für ihn zählte letztlich nur das Tanzen!

Es ist leicht, sich über die schlechten Manieren zu

echauffieren – und dabei den Schweiß, das Blut, all

die Anstrengungen auszublenden, die er täglich

stundenlang in seine Tanzübungen steckte.

Sind Sie nicht auch wie er eine „Weiße Krähe“ – also

jemand, der nirgendwo wirklich hineinpasst?

Ein bisschen. Ich fühlte mich vor allem als junger

Mann sehr oft als nicht dazugehörig, als Außenseiter.

Mir fiel es nie sehr leicht, mich in einer sogenannten

Männergruppe zu bewegen. Also ins Pub zu gehen,

um Bier zu trinken oder ins Stadion für ein Fußballspiel

oder auf Parties. Nicht, dass ich etwas dagegen

gehabt hätte. Aber ich fühlte mich in der Gruppe

einfach nicht wohl. Viel lieber habe ich meine Zeit

allein verbracht. Ich war sehr glücklich damit ein

Buch zu lesen, spazieren zu gehen oder Musik zu

hören.

Stimmt es, dass Sie ein großes Faible für Russland

haben?

Meine Liebe zu Russland wurde vor allem durch die

russische Literatur entfacht. Vor allem haben mich

die Romane von Dostojewski sehr beeindruckt.

FOTOS PR

Wie er all diese essentiellen Themen wie Moral,

Glaube, Liebe, Hoffnung, Schuld, Sühne, Leben, Tod

behandelt hat – das geht mir immer noch sehr unter

die Haut. Und auch die Werke von Puschkin, Turgenjew

und Tschechow finde ich großartig.

Sie sind auch ein großer Shakespeare-Experte. Können

Sie sich eine Welt ohne Shakespeare vorstellen?

(Lächelt) Ich kann sie mir wohl vorstellen, aber ob

ich in so einer Welt leben wollen würde – das ist ein

andere Frage. Dies würde mich auf jeden Fall sehr

traurig machen. Ich stand in vielen Shakespeare-

Stücken auf der Bühne. Das ist für mich so etwas wie

mein Lebenselixier.

Sie sind mit Leib und Seele Schauspieler …

Ja, auf jeden Fall. Das ist wirklich das Einzige, was für

mich zählt.

Und doch sind Sie manchmal auch ein Filmstar, der

zahlreiche Preise bekommt. Oder für den Oscar nominiert

wird …

Das ist, wie gesagt, die Anerkennung für meine Arbeit

als Schauspieler. Es gibt mir aber wirklich überhaupt

nichts, als Star angehimmelt zu werden. Oder

der neueste Herzensbrecher auf Seite 1 in der

Klatschpresse zu sein. Das sind doch alles Ablenkungen

und Versuchungen, die in die falsche Richtung

führen. Auch deshalb war der Film Der englische

RF: I'm not so sure. I had a traditional

English education. For that reason

alone I can't be that impulsive and

churlish. But I'm fascinated by Nurejew's

unadulterated approach to life.

He showed no trace of bourgeois

conditioning. If he disliked someone

he'd say so to their face, He wasn't

really arrogant. His dancing meant

everything to him. One forgets the

blood, sweat and tears that went

into his daily training routine.

InSite: Aren't you yourself a “white

crow“ of sorts – someone who

doesn't really fit in anywhere? RF: To

a degree. As a young man I felt like

an outsider. Being in a pack of fellow

young males at the pub or on the

soccer terraces was never my thing.

InSite: It's said you have a penchant

for all things Russian? RF: My love

for Russia was triggered by its literature.

I still find the way he tackles

human essentials such as morality,

beliefs, love, hope, guilt, atonement

and life greatly moving. InSite:

You're also a Shakespeare expert –

Patient so gefährlich für mich: Plötzlich stand ich auf

der Wunschliste vieler Hollywood-Produzenten ganz

weit oben. Fast jeder wollte mich haben. Nur ich

wollte nicht. Mein Instinkt sagte mir damals, dass

ich mich auf keinen Fall in diese Maschinerie begeben

durfte. Da werden die meisten doch nur geschluckt,

durchgekaut und ausgespuckt.

Mit anderen Worten: Zu viel Geld – zu wenig Kunst?

So kann man es auch sagen. Ich bin sicher nicht Anti-Hollywood

oder Anti-Mainstream – was man mir

gelegentlich vorwirft. Darum geht es nicht. Meine

Prioritäten sind klar definiert: An erster Stelle steht

der künstlerische Aspekt, die Herausforderung als

Schauspieler, als Regisseur. Karrierepläne, zum Beispiel,

sind mir absolut fremd.

Verführer oder Verführter: Welche Rolle liegt Ihnen

persönlich mehr?

In „Nurejew –

The White

Crow“ bereitet

Ralph Fiennes

als russischer

Ballett-Lehrer

Alexander

Puschkin seine

Eleven auf den

großen Bühnenauftritt

vor

Ich glaube, ich bin eher der, der verführt wird. Wenn

ich mich daran erinnere, wie ich als Teenager die

ersten Erfahrungen mit Mädchen gemacht habe – da

musste man mich schon an beiden Armen auf die

Tanzfläche zerren. Auch zum Flirten habe ich mich

nicht richtig geeignet. Viel lieber habe ich mich

schon damals hinter Shakespeare-Zitaten versteckt

oder Beatles-Songtexte zitiert. Auf dem Schulhof

stand ich immer etwas abseits und habe mich erst

Richtung Mädchen bewegt, wenn ich wirklich starke

20 INSITE 2020 2020 INSITE 21


INTERVIEW

Ist auch als Regisseur

sensibel und

einfühlsam: Ralph

Fiennes bei seiner

dritten Regie-Arbeit

am Set in Russland

Signale bekommen habe. Ansonsten hatte ich viel zu

viel Angst. Im Small Talk bin ich auch heute noch

eine totale Niete.

Sie sind das älteste von sechs Kindern und kommen

aus einer echten Künstlerfamilie: Ihr Vater ist Fotograf,

Ihre Mutter war Schriftstellerin und Malerin,

Ihre Schwester ist Regisseurin ...

… meine jüngste Schwester ist Schauspielerin, mein

Bruder Joseph Schauspieler, einer meiner Brüder

Musiker und so weiter. Wir wurden als Kinder immer

dazu angehalten, kreativ zu sein. Vor allem meine

Mutter hat uns gelehrt, die Welt mit offenen Augen

zu sehen. Sie sagte immer: „Lasst euch nicht

verbiegen, sondern hört auf euere innere Stimme.“

Ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie ich mit

vierzehn Jahren unbedingt Soldat werden wollte.

Meine Mutter hat mir das nicht etwa verboten, sondern

mich aufgefordert, mir eine Kaserne einmal

von innen anzusehen. Als ich heimkam, war ich von

der Idee ein für alle Mal kuriert.

Wenn Sie sich heute im Spiegel ansehen – wie fühlen

Sie sich da?

(Lacht) Da wird mir zunehmend unwohler. Ich werde

bald 60 Jahre alt, und was ich da sehe, ist – an der

Oberfläche – eigentlich jemand, der immer mehr

verfällt. Aber tief in mir drin, in meinem Inneren,

gibt es einen Menschen, der gar nicht altert und der

wesentlich ist – und bleibt. Man könnte es auch als

Seele bezeichnen.

can you picture a world without him?

RF: (smiles) I suppose I can. But I'd

be deeply dejected in that kind of

world. I've acted in many Shakespeare

play. InSite: You're an actor

with heart and soul … RF: Definitely.

For me, that's all that counts. InSite:

Yet you're also a film star with umpteen

awards and an Oscar nomination

… RF: That's recognition for my

acting ability. Making tabloid headlines

as a heart-throb leaves me

cold. “The English Patient“ rocketed

me to the top of the Hollywood

charts. But my sixth sense told me to

steer of machinery that swallows

and then regurgitates you. InSite: In

other words, too much money and

too little culture? RF: I'm not anti-Hollywood

or anti-mainstream. But my

priority is the cultural challenge to

director and actors. I have no game

plan for my career. InSite: To seduce

or to be seduced – which role suits

you best? RF: Probably the latter. As

a teenager I was useless at flirting.

I'd resort to reciting Shakespeare

quotes or Beatles lyrics. And even

now I'm useless at small talk.

InSite: You're the eldest of six children

in a highly artistic family. Your

father's a photographer, your mother

a novelist and painter, your siblings

mainly in the music or acting business.

RF: Our parents advised us all

to follow a vocation. InSite: When

you take a look in the mirror what do

you feel? RF: Superficially, that I'll

soon be sixty. But deep down I haven't

aged that much. Given the good

fortune I've had so far, there might

still be worthwhile projects ahead.

InSite: You were once touted as a

James Bond successor and now

you've taken over from Judi Dench

as “M“. RF: A step up for me. Bond's

25th anniversary film is due this year.

Perhaps the genre will get back to

being noir and sexy. InSite: Three of

your personal favourite films? RF: I

can name two: “High Noon“ and “La

Dolce Vita“.

InSite: A Fellini and a classic Western!

RF: That's me in a nutshell. Not

to be pinned down in my tastes.

Wenn Sie Ihr Leben einmal Revue passieren lassen,

was ist für Sie da am Wichtigsten?

Ich hoffe doch sehr, dass es noch viel in meinem

Leben geben wird, das mir sehr wichtig ist (lächelt).

Ich habe zwar schon die längste Zeit gelebt, bin aber

noch voller Energie und Elan und habe auch noch

viele Pläne, die ich verwirklichen will. Wenn ich zurückblicke,

bin ich, was meine Karriere betrifft, erst

einmal sehr dankbar. Ich habe wirklich sehr viel

Glück gehabt. Aber das Wichtigste im Leben sind

doch immer die persönlichen Beziehungen, die

Menschen, mit denen man befreundet ist, die man

liebt …

Sie haben vor ein paar Jahren im „James Bond“-

Franchise die große Judi Dench als „M“, den Leiter

des britischen Geheimdienstes MI6, beerbt. Was bedeutet

Ihnen die Mitwirkung in den Bond-Filmen?

James Bond – vor allem die Kriminalromane von Ian

Fleming – spielte in meiner Pubertät eine große Rolle.

Ich mochte auch die Filme, aber vor allem Flemings

Bücher. Von den Romanen war ich förmlich

durchdrungen … Sie waren so herrlich politisch unkorrekt

– und sehr, sehr erotisch. Ich bin also äußerst

glücklich darüber, jetzt in dem Bond-Franchise mitmachen

zu können – wenn auch nur in einer kleinen

Rolle, als Bonds Vorgesetzter M. (Lächelt maliziös)

Aber ich würde mir sehr wünschen, dass man wieder

mal den Mut dazu hätte, einen Bond-Film in der

Stimmung der 1950er Jahre zu machen. Denn die

Stories damals waren sehr noir, düster und sexy …

Aber waren Sie nicht einmal selbst als James Bond-

Nachfolger im Gespräch?

Ja, vor vielen Jahren wurde ich da wohl mal als neuer

Bond-Anwärter ins Spiel gebracht. Aber daraus ist,

wie Sie ja wissen, nichts geworden. Und das war

auch gut so. Denn ich hätte als Bond wohl keine so

gute Figur gemacht. Aber ich freue mich schon auch

im Jubiläums-Bond-Film, immerhin der 25ste (!),

wieder als M mit von der Partie zu sein. Der kommt

ja nächstes Jahr endlich ins Kino.

Nennen Sie doch bitte drei, vier Theaterstücke, die

Sie als Menschen – nicht als Künstler – definieren.

Eine gute Frage. Denn die meisten Leute verwechseln

den Menschen immer mit dem Schauspieler

und den Rollen, die er gespielt hat. Doch ehrlich

gesagt tue ich mir hier mit einer Antwort schwer. Ich

kann Ihnen aber zwei meiner Lieblingsfilme nennen:

La Dolce Vita und 12 Uhr mittags.

Ein Fellini-Film und ein Western-Klassiker – ein

ziemlicher Spagat!

Ich weiß. Und was meinen Musikgeschmack betrifft:

Da liebe ich Johnny Cash – und Bach. Sie sehen, ich

bin voller Überraschungen.

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22 INSITE 2020


POINT OF VIEW

Es lacht einer über eine Sache nur, wenn er von ihr gelöst ist

U

nd lasst hundert Schulen miteinander

wetteifern“. Es lebe die Vielfalt, das freie

Denken, das faire Wetteifern um die

besten Ideen! Ahnen Sie, von wem dieser

florale Satz stammt?

Er stammt ausgerechnet von einem der gefürchtetsten

Diktatoren der Menschheitsgeschichte, dessen

Schreckensregime viele, viele Menschen zum

Opfer gefallen sind: Mao Zedong. Der Vorsitzende der

Volksrepublik China hatte 1956 in seiner Rede vor

den Parteikadern zu einem kreativen Kräftemessen

um die besten Ideen für den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen

Kurs aufgerufen. Offene Kritik an

Missständen war explizit erwünscht. Als diese dann

auch kam, und zwar harsch und unmissverständlich,

vollzog Mao Zedong eine krasse Kehrtwende: Die

Wortführer des Andersdenkens wurden kurzer Hand

in Arbeitslager geschickt. Wie meilenweit der Große

Vorsitzende von seinem Volk entfernt war! Er hatte

sich eine parteikonforme Ideensammlung für den

künftigen Kurs in den Kommunismus gewünscht.

Wieso erwähne ich diesen kurzen Lichtblick in

den Zeiten des dunkelsten Staatsterrorismus heute,

in Zeiten umfassender Meinungsfreiheit?

Weil ich die sensible Frage stellen möchte: Wie

ernst ist es uns, in dieser offenen, freiheitlichen Gesellschaft,

mit dem Blühen lassen? Wie ernst ist es uns

mit fairem Wetteifern verschiedenster Denkansätze

und Meinungen? Heißt: Wie tief leben wir Toleranz –

oder, um mit einer anderen Sozialistin zu sprechen,

nämlich Rosa Luxemburg: Wie sehr kämpfen wir für

die Freiheit – als Freiheit der Andersdenkenden?

Entertainer Harald Schmidt hat letztens ein aufschlussreiches

Interview gegeben: Heute wäre seine

Late-Night-Show in der ARD (die er 2005 bis 2007

moderierte) umgehend abgeschossen worden.

„Ich würde mir heute sehr genau überlegen, was

ich auf einer Bühne mache. Man muss nämlich damit

rechnen, dass alles über ein soziales Netzwerk gleich

raus geht, verkürzt, falsch mitgeteilt und auch falsch

kommentiert wird. Und dann steckt man in einem

Strudel, auf den ich keine Lust habe. Mit den heutigen

Maßstäben, auch der Political Correctness, der

Sprachpolizei und des linksliberalen Mainstreams,

hätte ich meine Show nach einer Woche abgenommen

bekommen.“

LASST HUNDERT

BLUMEN BLÜHEN

Starker Tobak. Letztlich geht es ihm um eine weitreichende

Tabuisierung bis hin zu verdeckten Denkverboten.

Von den Segnungen der Windräder bis zur Willkommenskultur,

von Gentechnik oder Dieseltechnologie,

von Umweltschutz und Meinungsfreiheit: Wie

frei diskutieren wir tatsächlich öffentlich? Wer riskiert

schon einen Shitstorm, Windstärke 12?

Erinnern Sie sich noch an das Interview, das

Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner und der

Nestlé-Deutschlandchef Marc-Aurel Boersch gaben –

über die Segnungen zuckerreduzierter Lebensmittel?

Ein öffentlicher Shitstorm wegen unerlaubter Werbung

für einen Großkonzern brach los. Dass die

Medienanstalt nach eingehender Prüfung keinerlei

Verfehlung feststellen konnte – darüber erfuhren

wir nichts.

Worauf will ich hinaus? Lasst uns Blühhelfer

werden! Lasst uns bewusst dafür sorgen, dass hundert

Blumen blühen dürfen, dass hundert Ideen miteinander

wetteifern – wie wir leben wollen, wie wir

die Umwelt schützen, ja, ganz groß gedacht: Wie wir

die Welt verbessern! Niemand lasse sich den Mund

verbieten, jeder gehe so weit, wie er öffentlich gehen

mag – für eine Meinung einstehen, und damit auch

für die Freiheit. Besonders für die der Andersdenkenden.

Wehret den Anfängen … der Ideologisierung

aller Lebensbereiche.

NINA RUGE

Moderatorin, Autorin und Unicef- Botschafterin weiß, dass alles gut wird

IDEAS GALORE

“Long live the freedom of thought,

fair competition and the best ideas!“

Flowery words – guess who

said them? None other than one of

humankind's most bloodthirsty dictators:

Mao Zedong, the chairman

of the People's Republic of China in

1956 in a speech to party cadres,

encouraging them to compete

against each other with innovative

ideas to further progress. Frank criticism

of any shortfalls was explicitly

welcomed. But when the former

was expressed, Mao performed a

brutal U-turn. Dissidents were dispatched

to work camps in their

thousands … Mao had only wanted

to usher in communism. A gulf

separated him from the populace. I

mention this brief glimmer of light

during one of the darkest periods of

state terrorism because I wonder

how our own liberal society copes

with a plethora of opinion? In other

words, to quote socialist Rosa Luxemburg,

are we tolerant enough to

defend people with views that differ

from our own? Recently actor

and entertainer Harald Schmidt,

who presented a TV talk show for

two years between 2005 and 2007,

gave a revealing interview. The

gist: “Nowadays I steer clear of the

social networks who misquote you

and suck you into the political correctness

controlled by the speech

police and the leftist mainstream.“

Harsh words, but how free are we

really to discuss the blessing of

wind turbines or genetic engineering?

Who wants to risk a gale-force

shitstorm? Agriculture secretary

Julia Klöckner was hit by one such

after mentioning the Nestlé concern

in an interview. Later watchdog

bodies ruled that this had not

been covert advertising. So let's

not do a Mao. We should exchange

hundreds of ideas on how to best

lead our lives. Letting ideas galore

blossom can only improve our lot.

FOTO FRANK WARTENBERG

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FOOD & WINE

DREIKLANG

Eine Reise zum Mittelpunkt des Geschmacks, Eingabe und Hingabe,

Grenzen aufgehoben, Beziehungen neu definiert – die hoch dekorierte Küche

von Jan Hartwig im Atelier verbindet, was zusammengehört.

Wenn auch nicht immer auf den ersten Blick … Drei Gänge – Drei Sterne

TEXT ANDREAS M. JUCHELKA FOTOS STEFAN BRAUN

DIMENSIONEN

Kalbsbacke, Radicchio-Vinaigrette,

Polenta, Parmesan, Spinat, Ochsenmark

26 INSITE 2020 2020 INSITE 27


FOOD & WINE

Es war Anfang der 1980er Jahre, ein

neues Jahrzehnt warf große Schatten

voraus. Die Flower-Power-Generation

mit ihrem Ruf nach Liebe und Freiheit

war längst Geschichte, die drauf folgende

Konterrevolution mit ihrer politischen Radikalisierung

wurde als Deutschland im Herbst bekannt.

Als sich dessen Nebel langsam verzogen hatten, entdeckten

die Hedonisten unter uns, dass ab sofort unsere

Zeit gekommen war. Herbergsvater Joachim Witt

besang den Goldenen Reiter, der Autor dieser Zeilen

bereitete sich auf sein Abitur vor – weniger zielführend

nächtens zwischen P1, Sugar Shack und der

Klappe, der Laden, dem die Spider Murphy Gang mit

ihrem Song Schickeria ein Denkmal gesetzt hat. Die

Jugend entdeckte ihre Lust an der Mode, die Frisuren

waren steil toupiert, am liebsten trug man Neon und

die Schulterpolster waren breiter als der Eingang zur

Münchner Frauenkirche. Die erste Kochsendung von

Format flimmerte über die deutschen Bildschirme

und Mama und Papa Hartwig dachten über das Projekt

Jan Hartwig nach. Der Autor bestand sein Abitur,

nicht gerade ruhmreich – ganz im Gegensatz zu dem

Projekt Jan Hartwig. Dessen Stern ging heller auf als

gedacht und strahlt heute lichter denn je. Denn nicht

ein, nicht zwei, es sind drei Sterne, die ihn in Glanz

und Gloria hüllen.

Der Guide Michelin formt mit der Vergabe von

drei Sternen einen globalen Elite-Zirkel aus den

Besten ihrer Zunft. In Deutschland sind es aktuell

zehn, denen diese Ehre zuteil wird, weltweit gerade

einmal 121 (Stand Ende 2019). Und alle haben eines

gemeinsam – nämlich: Nichts! Denn absolute Perfektion

in Handwerk und Warenkunde ist keine Gemeinsamkeit,

sondern eine Grundvoraussetzung. Vielmehr

bedarf es einer Eigenständigkeit, einer

unnachahmlichen Handschrift, gepaart mit der absoluten

Fokussierung auf sich und sein ganz persönliches

Geschmacksbild, um die Pforten zu diesem

Olymp zu öffnen.

Jan Hartwig ist diesbezüglich Pragmatiker. Eine

beliebte Aussage seinerseits lautet: „Ich koche nur,

was mir persönlich gut schmeckt!“ Klingt einfach, ist

es aber nicht. Denn bis ein finaler Teller seinen Weg

ins Atelier findet, hat er oftmals eine lange Reise hinter

sich. Ein gutes Beispiel hierfür ist sein Hamachi-

Tatar. Die Idee zu diesem Gericht geht auf eine private

Einladung zurück – er, der Koch, war an diesem

Abend einfach nur Gast und vor ihm ein Gericht, das

mit einem Geschmack akzentuiert war, welcher in

deutschen Küchen einen Seltenheitswert hat: die

Puntarelle.

Dunkel und alles andere als attraktiv sieht diese

Scheinzichorie aus. Im Sommer heißt sie Catalogna,

ihre Blätter schmecken streng bitter. Im Winter

wachsen neue Triebe aus der Mitte der Blattrosette,

die sogenannten Puntarelle – Verniedlichung des

3-STAR VERSATILITY

The Eighties lay ahead of us. The

flower-power movement had been

ousted by young, weapon-toting

“Red Army“ counter-revolutionaries.

Once the gunsmoke had lifted

after several dark years now recorded

as “Germany in the autumn“, we

hedonists realised that our time had

come. The author of this potted

chronicle probably spent less time

swotting for his exams than dodging

the bouncers guarding nightclubs

such as “P1“ and the “Sugar

Shack“ to keep up with the In

Crowd mocked by the melodic “Spider

Murphy Gang“ as the “Chiceria“

in one of their hits. Munich's youth

discovered fashion. Hair was backcombed,

neon gear all the rage, and

padded shoulders were as broad as

the entrance to the Frauenkirche.

As TV cookery programmes made

their debut, mum and dad Hartwig

pondered on their son Jan's progress

into adulthood. He had

passed his grammar-school leaver

exams. But only just. It is unlikely

that they would have awarded him

any stars. All the more gratifying

then that he has since bagged the

Michelin maximum of three stars as

the “Atelier“'s chef de cuisine.

An honour shared with only nine

other chefs in Germany, as of the

end of 2019. Perfect craftsmanship

is common to all ten, but Hartwig

knows his own distinguishing feature:

“I only cook what I personally

think tastes really good.“

His hamachi tartar is a prime example.

He discovered this dish as a

guest at a private function. The

taste is accentuated by a rare ingredient

in German kitchens, the puntarella.

This false chicory plant is

called a catalogna in the summer. In

winter, fresh, pointed, hollow

shoots, that look like asparagus

tips, grow out of its leafy rosette.

They are extremely crisp and best

eaten raw. The mildly bitter taste is

on the whole lacking in German

cusine but enhances a dish redolent

with butter, oil, cheese or other

italienischen Wortes Punta für Spitze. Sie sind hohl,

sehen aus wie zartgrüne Spargelköpfe und schmecken

superknackig, frisch und am besten roh. Das

Geheimnis ihrer Vielseitigkeit ist die zartbittere Note.

Diese fehlt nämlich den meisten Zutaten in unserer

Küche. Ein kleiner Hauch Bitterkeit tut aber sehr vielen

Gerichten gut – vor allem, wenn Butter, Öl, Käse

oder andere Fette im Spiel sind. Wie in diesem Fall

auch, denn dem edlen Gewächs leisteten eine Burrata

und Anchovis Gesellschaft. Schmalzig, cremig, fettig,

salzig, jodig, nussig, süßlich, knackig und herb –

ein ganzer Reigen an Geschmäckern, Eindrücken

und Assoziationen dienten Hartwig als Inspiration,

aber erst Wochen später stand das finale Gericht.

Zuerst hatte es Jan Hartwig als Fingerfood konzipiert:

Als Basiskomponente die Puntarelle, in Stückchen,

diese getaucht in ein Burrata-Gelee, zusätzlich

auch damit gefüllt und mit einem Anchovis-Tatar

gekrönt. Das Ergebnis: Einfach nicht konsequent genug,

befand er. Dennoch war es sein erklärte Ziel, die

noch fest in der Erinnerung verankerte Geschmacks-

Symphonie neu zu interpretieren.

Da die Puntarelle sehr herb im Geschmack sind,

benötigen sie einen Katalysator, ein prägnantes Gegengewicht,

ursprünglich eben die Burrata. Allerdings

mit der in diesem Fall unangenehmen Eigenschaft,

dass diese den Gaumen zu sehr verkleistert.

So wurde zuerst mit einem Mozzarella-Eis experimentiert,

dessen Kälte aber auch nicht zielführend

war, bis man folgerichtig ein Tatar von der Gelbschwanzmakrele

(Hamachi) ins Spiel brachte: ein

perfekter Fisch, um ihn roh zu essen, denn er hat viel

Hamachi-Tatar, Kaviar N25,

Zucchini, Gurke, Puntarelle

Rückgrat, ist sehr fein und elegant im Geschmack,

mineralisch und leicht nussig, ähnlich den Anchovis,

und trotzdem genügend fettig. Somit waren Burrata

und Anchovis obsolet, stattdessen bildet nun eine

farbenfrohe Halbkugel das Zentrum dieses Tellers.

Auster & Merguez,

eine mutige Kombination,

im Burgund eine

Spezialität. Im

Atelier ein Hartwig-

Teller

Der zu grobem Tatar geschnittene und mit gehackten,

gerösteten Mandeln, Mandelöl, der Haut von

rosa Pfefferbeeren, Schnittlauch und Limettenabrieb

abgeschmeckte Fisch wird mit zwei Zucchinistreifen

ummantelt – die eine grün, die andere gelb.

Für die geschmackliche Frische sorgt ein feines Gurken-Sorbet

und das Thema Jod wird perfekt mit einer

Nocke Kaviar N25 dargestellt – bei diesem Arrangement

aber mehr als Gewürz zu verstehen. Und was

ist aus der Komponente Puntarelle geworden? Aus

fats. In this case the plant's accompaniment

consisted of a burrata

and anchovies. The finished product

took Hartwig several weeks, after

he had tried out schmaltzy, creamy,

fatty, salty, nutty, crisp, tart and iodine-like

flavours. Initially he had

aimed for fingerfood, filling bits of

puntarella with burrata jelly and

topping them with an anchovy tartar.

But he found this first attempt

too inconsequential. To get the

tastebud orgy of flavours he remembered

to gel, he had tried to

offset the tart puntarella with the

burrata. But the latter clogged up

the palate. So then Hartwig brought

a tartar of yellow-tailed mackerel

viz. hamachi into play. A fish, served

raw, that substitutes nutty anchovies

and the fattier burrata. The

dish is now a multi-hued hemisphere.

The minced fish is garnished

with chopped and roasted

almonds, almond oil, chives, the

fest wurde flüssig, sie adelt jetzt als Öl diese Komposition

– eine unscheinbare Königin, aber mit majestätischer

Ausstrahlung. Leicht ist schwer was, weiß

Karl Valentin.

Die Auswahl der Produkte und ihrer Qualitäten

hat in einer solchen hoch dotierten Küche absolute

Priorität. Saison und Region spielen natürlich eine

Rolle, doch gelingt es dem Koch auch, das einzufangen

und wiederzugeben, was die Natur dem Fisch,

dem Fleisch, dem Gemüse oder dem Obst mitgegeben

hat? Ein gutes Beispiel dafür ist die Auster. Nirgendwo

anders als in Cancale, in der nördlichen Bretagne,

wäre ein besserer Ort, diese köstlichen

Meeresfrüchte zu genießen. Mit Ausblick auf die

zahlreichen Austernbänke, das Dutzend auf dem Teller

vor einem war noch vor einer Stunde genau dort,

dazu ein Glas Champagner, mehr braucht es nicht,

weiß der Purist.

Die Welt ist eine Auster

Jan Hartwig sieht das anders. Bei ihm gehört alles zusammen,

muss eine Symbiose eingehen. Für ihn gibt

es nicht den Protagonisten oder das Kaviar-Gericht,

vielmehr vereint er, führt zusammen – und schafft so

neue Kompositionen, bei denen alles gleich wichtig

ist, aber auch nichts fehlen darf. Was passiert also,

wenn man Kulturen verbindet und einen Bogen vom

28 INSITE 2020 2020 INSITE 29


FOOD & WINE

hohen Norden Frankreichs in dessen tiefen Süden

spannt, dort wo einem dann und wann schon mal der

kulinarische Wind Nordafrikas in die Nase steigt?

Im Münchner Schumann’s gibt es zwar eine

Speisekarte, eine kleine, aber man ist gut beraten,

den Empfehlungen seitens des Hausherrn zu folgen.

Charles legt Jan Hartwig eine frische Merguez ans

Herz, ein Spezialität aus Frankreichs Kolonialzeit in

Algerien. Grobes Hack vom Lamm, die Masse stark

gewürzt, dominierend sind Kreuzkümmel, Paprika,

Knoblauch, Harissa und Pfeffer. Immer anzutreffen

in französischen Fußballstadien, als Sandwich

Américain: Baguette, Pommes, Merguez und Mayo –

fettig und pervers, wie bei uns die Currywurst. Kann

pink skin of pepper berries, grated

lime peel and strips of courgette. A

cucumber sorbet and a spot of caviar

“N25“ spice the concoction. As

for the puntarella, it rules inconspicuously

supreme in the form of oil.

In such a highly endowed cuisine

the choice of the products used has

priority. But season and region also

have a role to play. The chef has to

catch and reproduce the elements

that nature has imparted. This is

man so essen, allerdings weist Schumann auch darauf

hin, dass im Burgund eine ganz besondere, sehr spezielle

und uralte Kombination beliebt ist: Huîtres aux

saucisses – rohe Auster auf einem Kanapee aus

Merguez. Das war selbst für Jan Hartwig neu, hatte er

trotz zwanzig Berufsjahren so noch nie gehört. Da er

aber beide Produkte sehr schätzt, war es sein erklärtes

Ziel, ein Hartwig-Gericht aus diesen beiden Komponenten

zu kreieren.

Vor uns steht ein tiefer Teller: Am Boden, als Basis,

eine Mayonnaise, aufgemixt mit Fleisch und Saft

der Auster. Ihr folgt Mangold, in Butter mit einigen

Schalottenwürfeln angezogen und mit Muskat, Salz

und Pfeffer abgeschmeckt. Dann gut ausgedrückt

und unter eine Hollandaise gezogen, welche dank

einer Espuma-Flasche locker und schaumig das Gemüse

zart ummantelt. Auf dieses Bett wird eine rohe

Gillardeau-Auster gesetzt, à la minute geöffnet und

somit erfrischend kühl. Diese gelten als besonders

wertvoll und teuer. Während Meeresfrüchte normalerweise

ohne Angabe des Erzeugers vermarktet werden,

hat sich Gérard Gillardeau als Austernzüchter

einen Namen gemacht. Seine Austern entsprechen

qualitativ den spéciales de claire und werden als besonders

rein gewürdigt.

Jan Hartwig grillt vier kleine Würfel der Merguez

über offener Holzkohle, drapiert sie mit einigen Tropfen

des ausgetretenen Fettes auf der Meeresfrucht

Gillardeau-Auster, Merguez,

Mangold, Pinot Noir-Schaum,

Austern-Velouté, Oyster-Leave

exemplified by the oyster. There is

no better place for seafood than

Cancale in northern Britanny. Purists

make do with a table facing

one of the many oyster banks and

twirl the stem of a glass of champagne

where only an hour before a

dozen crustaceans had been.

Jan Hartwig sees that differently.

He rejects the idea of “mono-recipes“.

His compositions rely on

blending. Every ingredient is of

equal worth. So what happens

when the culinary culture of Britanny

is combined with that of the

deep south of France where you can

almost sniff the fragrances of

northern Africa? Schumann's in

Munich, more than just a bar renowned

nationwide not just for its

cocktails but also its tasty titbits,

has a limited menu. Hartwig has

recommended the owner, Charles

Barbara Engelbrecht

Die Gunst der Stunde: Als bekannt wurde, dass das Zwei-

Sterne-Restaurant im Hause Dallmayr für eine längere

Zeit schließen werde, zögerte Jan Hartwig nicht lange,

griff zum Telefon und wählte die Nummer der dortigen

Restaurantleiterin Barbara Engelbrecht. Das Ergebnis?

Seit Ende 2018 leitet die gelernte Restaurant-Fachfrau

nun den Service im Atelier, ist eine elegante Gastgeberin,

am Puls der Zeit, jung und modern. Dank ihrer Eigenschaft,

empathisch auf jeden Einzelnen ihrer Gäste einzugehen,

gelingt es ihr, den schwierigen Spagat zwischen

traditioneller Klassik und urbanem Laissez-faire bravourös

zu meistern. Sie ist omnipräsent, unterhält, erklärt, führt

eloquent durch das Menü oder sorgt dezent im Hintergrund

für einen reibungslosen Ablauf. Je nachdem, was

gewünscht ist oder dem Anlass des Abends entspricht.

Und so ist das Atelier 2020 ein perfekter Dreiklang, eine

neue Dimension, ein Orchester mit einzigartigen Solisten:

Jan Hartwig, Jochen Benz und Barbara Engelbrecht.

Schumann, to feature fresh “merguez“.

A speciality from French colonial

days in Algeria, namely

minced lamb spiced with cumin, red

peppers, garlic, harissa and pepper,

which is sold at French football

matches as “sandwich américain“.

Schumann also serves an age-old

version from Burgundy, “huîtres aux

saucisses“, raw oysters on a bed of

When Dallmayr, Munich's premier delicatessen, decided

to close its two-star restaurant indefinitely, Hartwig immediately

contacted Barbara Engelbrecht, the head of service

there. Since the end of 2018 she has been running the

Atelier with empathy and urbanity. The elegant hostess is

young but due to her experience clued up about the minutiae

that orchestrating guests and staff entails. With Jan

Hartwig and Jochen Benz she makes up a formidable trio.

FOTO DANIEL SCHVARCZ

“merguez“. Even Hartwig, after 20

years in his profession, had never

heard of that. He was determined

to combine both recipes.

At the bottom of a deep plate we

see mayonnaise mixed with the

flesh and juice of the oyster, followed

by mangold in melted butter

with several cubes of calotte,

spiced with nutmeg, salt and pepper.

A bottle of espuma ensures

that the vegetables, under a mantle

of sauce hollandaise, is nice and

frothy. This is the bed for Gillardeau

oysters fresh out of their shells just

seconds before. The name of the

supplier is not usually noted, but

Gérard Gillardeau's crustaceans are

known for their purity. Hartwig barbecues

four small cubes of “merguez“,

laces them with several

drops of fat from the heated flesh

und rundet das Ganze mit einer Chiffonade aus

Oyster-Leaves ab. Dieses Gewächs hat einen etwas

salzigen Geschmack, der stark dem Geschmack von

Austern entspricht.

Darüber, als Reminiszenz an das Burgund, folgt

auf einem Chip aus Brik-Teig ein Austernwasser-Gelee,

das er mit einer federleichten Sphäre aus Pinot

Noir drapiert. Dieser Schaum ist in der Wahrnehmung

reduziert, gerade mal ein Löffel, ein sehr

schmaler Grat, eher ein Akzent. Dafür fügt er dem

Wein noch ein wenig Essig hinzu, um die Säure besser

darzustellen, dazu reduzierter Portwein, etwas Rote-

Beete-Granulat, um das Ganze zu erden und um Süße

und Farbe zu geben. So kommt der Geschmack des

Spätburgunders voll zur Geltung, bewusst ein wenig

übertrieben, doch das kleine Schäumchen soll ja nur

an die Intensität dieses Weins erinnern. Als finale

Krönung folgt noch ein weiterer Schaum, ein Tupfer

Austern-Velouté.

Damit aus singulären Tönen auch Akkorde entstehen,

wird alles gemeinsam von oben nach unten

gegessen, die Einzel-Komponenten gehen so eine

30 INSITE 2020 2020 INSITE 31


FOOD & WINE

„Es gibt kein

Produkt, das in einer

Drei-Sterne-Küche

deplatziert wäre.”

Jan Hartwig

Symbiose ein. Die Mayonnaise verstärkt durch ihr

Fett den Geschmack der Auster, gefolgt von der erdigen,

leicht bitteren Note des Mangolds, Salz und

Knoblauch der Wurst potenzieren Jod und Mineralien

des Meeres. Für Jan Hartwig ein Essen, das definitiv

nicht für jeden Tag gemacht ist. Aber solch ein

Restaurantbesuch darf gerne etwas Besonderes sein

– dann und wann die Grenzen gekonnt auszuloten, ist

nicht nur sein Anspruch, das wird in dieser Liga auch

vom Gast erwartet.

Au Backe

Jan Hartwig ist jung, repräsentiert die neue Generation,

denkt und handelt anders, als es noch vor einiger

Zeit der Fall war. Deswegen verwundert auch seine

Aussage nicht, dass es für ihn kein Produkt gibt, dass

in einer Drei-Sterne-Küche deplatziert wäre. Sogenannte

Second-Cuts, wie Onglet, Ochsen-Schwanz

oder wie in dem nun folgenden Fall, die Kalbs-Backe,

sind selbstverständlich anders – nämlich charaktervoll,

charismatisch und ultimativ ausdrucksstark.

and rounds off his composition with

a chiffonade of oyster leaves which

accentuate the salty taste of the

flesh. Finely sprinkled on top of oyster

jelly on a chip of brik dough is

pinot noir, laced with vinegar, port

wine and beetroot granules. Just a

frothy je ne sais quoi to enhance

the intensity of the pinot noir, along

with an equally frothy touch of oyster

velouté. To mix metaphors, so

that single notes swell to a chord,

the dish should be eaten from top

to bottom. This is not an everyday

dish, Hartwig assures us.

But every now and then guests expect

such an oeuvre from culinary

conductors of his rarefied ilk.

Hartwig finds it a pity that the art

of stewing has gone slightly out of

fashion. By no means does stewing

so-called second cuts like hanging

tender or oxtail devalue three-star

cuisine. In fact it needs craftsmanship

of the highest order. As in the

case of cheek of veal which

Hartwig's skill has promoted to the

premium-cut league. For two and a

half hours the meat, with a mixture

of aromatic spices and high-class

pinot noir from the Winning vineyard,

is stewed in a classic castiron

pot. Its juice is strained till

ready to give the cut an attractive

glaze. Meanwhile a radicchio vinaigrette

is prepared: a wonderful,

sweetly sour and bitter purple

emulsion of red wine, raspberry

vinegar, beetroot juice, vegetable

stock and grape oil. Next on the

plate is some viscid polenta filled

with parmesan, parsley cream,

lemon onions, and garnished with

a creamy bouquet of wheat grass,

pea cress, chives, cornflowers,

bloody dock and chervil. The cut

rests on a parsley and spinach salad

which adds grassy freshness to

the meat. Threads of an oxtail, veal

stock and egg yolk paste round off

the dish. Not hard to see - three

stars are not the target but the

way, which in the case of the Atelier

chef will hopefully last a long

time and lead him very far.

Paart man sie mit traditionellen Garmethoden und

adelt sie mit höchstem Kochhandwerk, überraschen

sie nicht nur, sondern lassen meist die Premium-Parts

weit hinter sich.

Ursprünglich, seit Jahrhunderten und über Kontinente

hinweg, ist das Thema Schmoren. In den Augen

von Jan Hartwig nicht nur hohe Kochkunst, sondern

leider auch ein wenig aus der Mode gekommen,

obwohl diese Methode die tollsten Saucen generiert –

Aromen-Explosionen und Gaumenschmeichler, die

ohne Umwege die Seele erreichen, sie streicheln.

Um dieses gute Stück perfekt in Szene zu setzen,

wird sie in einem traditionellen, schweren Gusseisentopf

klassisch angesetzt, mit einem hochwertigen

Burgunder aus dem Hause von Winning, zahlreichen

Aromaten und einem Potpourri aus Gewürzen. Nach

zweieinhalb Stunden wird sie in die finale Form geschnitten,

darf ruhen, während die Sauce passiert und

auf den Punkt reduziert wird, bis sie einen strahlenden

Glanz trägt, um damit das Fleisch optisch anspruchsvoll

glasieren zu können.

Parallel dazu wird die Radicchio-Vinaigrette hergestellt:

Die roten Blätter wässern, aufmixen mit Rotwein

und Himbeeressig, dazu etwas Rote-Beete-Saft,

Gemüsefond und Traubenkernöl. So entsteht eine

wunderbare purpurfarbene Emulsion – schön sauer,

schön bitter und mit einer leichten Süße.

Auf dem Teller dann gesellt sich eine Nocke Polenta

dazu, sämig-cremig, mit einer Parmesanfüllung,

Petersiliencreme, Zitronenzwiebel und ausgarniert

mit einem Blütenstrauß aus Friséesalat, Weizengras,

Erbsenkresse, Schnittlauch, Kornblumen, Blutampfer

und Kerbel.

Die Backe wird auf einen Sockel aus Petersilien-

und Spinat-Salat gesetzt, was für eine frische Grasigkeit

sorgt – ein wohlschmeckender Counterpart zum

Fleisch. Beides erfährt nun eine letzte finale Akzentuierung:

Fäden einer Mark-Emulsion, gezaubert aus

ausgelassenem Ochsenmark, reduziertem Kalbsfond

und einem Eigelb, setzen die letzten Akzente, optisch

wie auch geschmacklich.

Der Weg ist das Ziel

Wer die Teller von Jan Hartwig kennt, seinen Werdegang

in den letzten Jahren beobachtet und seine

Gerichte verkostet hat, wird feststellen, dass die für

ihn typische visuelle Ästhetik nach wie vor unsere

Augen erfreut, er aber in der Frage nach seinem kulinarischen

Selbstverständnis die Uhr deutlich weitergedreht

hat. Alles wirkt noch reiner und noch selbstverständlicher.

Darauf angesprochen antwortet er:

„Ich finde, ich war in meiner Aromatik noch nie so

klar, pointiert und ausdrucksstark gewesen, wie heute,

in diesen Tagen.“

Ja, das ist richtig. Und wie man sieht, sind drei

Sterne kein Ziel, sondern ein Weg, wie in dem Fall des

Küchenchefs Jan Hartwig vom Atelier.

32 INSITE 2020


INTERVIEW

QUIRIN

BERG E r

ist einer der erfolgreichsten

und einflussreichsten Produzenten

Deutschlands. Ein Big

Player beim Film, Fernsehen

und den neuen Medien. Gleich

sein erster Kinofilm Das Leben

der Anderen wurde 2007 mit dem Oscar als bester

ausländischer Film ausgezeichnet. Für Werk ohne

Autor gab es letztes Jahr zwei Oscar-Nominierungen.

Im Netz sind seine Streaming-Serien 4 Blocks,

Dark und Der Pass längst Kult. Doch Quirin Berg ist

jemand, der sich vom Medien-Spotlight meist fernhält.

Für InSite hat er eine Ausnahme gemacht.

Wir treffen Quirin Berg, 42, in seinem Büro bei

W&B Television in München. Im Flur hängen einige

Poster seiner größten Filme, wie Das Leben der Anderen,

Werk ohne Autor, Die Goldfische, Männerherzen,

Willkommen bei den Hartmanns, Unfriend und

Who Am I – Kein System ist sicher. Im Gespräch ist er

aufgeschlossen und formuliert seine Antworten

präzise.

Wie kommt man mit 21 Jahren auf die Idee, eine Produktionsfirma

zu gründen?

Das Schöne an diesem Alter ist, dass man da mit großer

jugendlicher Euphorie an die Dinge herangeht

und nicht zu sehr hinterfragt, was dabei alles schief

gehen kann. Der Optimismus ist unschlagbar. Außerdem

kennen Max Wiedemann (sein Geschäftspartner,

Anmerkung d. Red.) und ich uns schon seit der

fünften. Klasse. Da konnten wir schon zu Schulzeiten

Ideen teilen – mal bessere, mal schlechtere.

Diese Erfahrungen sind sicher auch der Grund, warum

Ihr Unternehmen bis heute sehr erfolgreich ist,

oder?

Ja, wir sind auf einem ganz guten Weg. Ich bin sehr

froh, dass ich das machen kann, was ich wirklich will

– und zwar mit großer Leidenschaft. Deshalb unterscheide

ich auch nicht zwischen Arbeit und Freizeit.

Das ist für mich alles Eins und füllt mein Leben völlig

aus. Ich empfinde das als großes Privileg und Glück.

Ich habe die große Hoffnung, dass ich, auch wenn

ich schon 100 bin, noch Filme machen kann. (lacht)

QUIRIN BERG

Quirin Berg is one of Germany's most

influential film, TV and internet producers.

His very first movie “The Lives

of Others“, won an Oscar in 2007. His

streaming series in the internet have

cult status. The 42-year-old shuns the

media limelight, but made an exception

with “InSite“. InSite: What made

you set up a production company at

the tender age of twenty-one? Quirin

Berg: At that age you're single-minded,

driven by unstoppable optimism.

Max Wiedemann, my businesspartner

and I had been airing ideas since our

schooldays together. InSite: Is that

the reason for your success? QB:

Definitely. It's a privilege that I can

follow my bent with passion. Not having

to differentiate between leisure

and work. I hope I'll still be making

films when I'm a hundred (laughs).

InSite: Did you have a role model at

the start of your career? QB: My first

proper job was for Bernd Eichinger

when I was nineteen. He was the

German film industry's foremost icon.

Elyas M’Barek und Frederick

Lau in Quirin Bergs

neuestem Kino-Film: Nighlife.

Eine durchgeknallte

Jagd durch das nächtliche

Berlin ...

Den haben Sie ja gefunden: Gleich mit Ihrem ersten

Kinofilm „Das Leben der Anderen“ haben Sie einen

Volltreffer gelandet, der 2007 sogar den Oscar als bester

fremdsprachiger Film erhielt. Hatten Sie sich damit

endgültig als ernstzunehmender Player etabliert?

Wir haben schon vorher an der Filmhochschule in

München Filme gemacht und dann auch fürs Fernsehen

produziert. Aber es war natürlich sehr motivierend,

einen Film zu machen, der einen so großen

Lauf und eine so außerordentliche Qualität hatte.

Das war natürlich vor allem dem kreativen Genie

von Florian Henckel von Donnersmarck zu verdanken,

der das Drehbuch geschrieben hatte und auch

Regie führte. Das war schon ein großes Abenteuer,

ein großer Ritt!

Hat Ihnen das die Tür nach Hollywood geöffnet?

Das würde ich, ehrlich gesagt, eher verneinen. Denn

um in Hollywood richtig Fuß zu fassen, muss man

dort auch wirklich präsent sein. Natürlich schätze

ich Los Angeles als Filmstadt und bin auch gerne

dort. Und natürlich interessiere ich mich immer

schon sehr für das internationale Geschäft. Aber uns

war immer wichtig, dass wir erstmal in unserer Heimat

einen guten Stand haben. Unser Hauptbüro ist

nach wie vor in München. Allerdings ist mein persönlicher

Lebensmittelpunkt seit einiger Zeit in Berlin,

wo ich mit meiner Familie lebe. Ich bin aber weiterhin

viel hier in München.

Er ist ein Macher. Der Ideen hat, Dinge bewegt – und realisiert. Ohne ihn wäre die

Medien-Landschaft farbloser, ärmer. Nicht nur in Deutschland, auch international. Er ist einer

der wenigen Produzenten hierzulande, dessen Film mit einem Oscar ausgezeichnet wurde.

Er war schon sehr jung sehr erfolgreich – Gewinner erkennt man eben am Start

INTERVIEW ULI LÖSSL

FOTO WIEDEMANN & BERG, WARNER / FRÉDÉRIC BATIER

Hatten Sie zu Beginn Ihrer Karriere eigentlich ein

Vorbild?

Meinen ersten, richtigen Job hatte ich als 19-Jähriger

bei Bernd Eichinger. Er ist für mich eine große Ikone

des deutschen Films, vor dem ich absolut den Hut

ziehe. Bei Der Große Bagarozy, seinem letzten Film

als Regisseur, war ich sein persönlicher Assistent und

bin ihm einige Monate nicht von der Seite gewichen.

Dabei habe ich viel gelernt und auch viele Einblicke

ins Filmbusiness bekommen. Diese Zeit hat wahnsinnig

Spaß gemacht und war enorm inspirierend.

Aber letztlich muss jeder seinen eigenen Weg finden.

34 INSITE 2020

2020 INSITE 35


INTERVIEW

Was muss man denn mitbringen, wenn man Millionen

von Euro in die Hand nimmt, um Filme oder

Serien zu produzieren? Gehört dazu nicht vor allem

sehr viel Mut?

Mut gehört auf jeden Fall dazu. Man muss Dinge

wagen, Menschen vertrauen und auch an sich selbst

glauben! Aber immer basierend auf einer ausreichenden

Expertise. Das hat also mit Leichtsinn absolut

nichts zu tun. Das Herzstück von jedem Projekt

ist die Ideenfindung. Mal gehe ich dabei selbst sehr

in die Details, mal nicht. Wir haben ein großartiges

Team. Und auch wenn ich bei uns die kreative Entwicklung

verantworte, so habe ich als Geschäftsführer

und Manager natürlich auch andere Aufgaben.

Diese Kombination aus Kreativität und Business

finde ich sehr, sehr reizvoll.

Und wie entscheiden Sie sich dann für ein Projekt?

Nach genauer Analyse – oder aus einem Bauchgefühl

heraus?

Eine genaue Analyse und Chanceneinschätzung ist

sehr wichtig. Und da hilft Erfahrung. Aber am Ende

ist dann doch entscheidend, dass man diese Quäntchen

Bauchgefühl hat. Denn die Filmbranche ist

I was his personal assistant when he

directed his last fim, “The Great Bagarozy“.

That was inspirational. But now

I have to find my own way. InSite:

Which you found with your very first

movie, “The Lives of Others“. Did that

establish you as a whizkid to be taken

seriously? QB: We'd already shot

some films at Munich's Film Academy,

but that film rocketed us to everyone's

attention, not least thanks to director

Florian Henckel von Donnersmarck,

who's a creative genius. InSite: Did

that open the door to Hollywood for

you? QB: I enjoy the L.A. scene, but to

make it there you need to be on the

spot, and we wanted to succeed back

home first. Our head office is still in

Munich but I now live in Berlin with

my family. Though I pay frequent visits

to Munich. InSite: Does it require

pluck when handling millions of euros

eben keine Branche, die am Reißbrett funktioniert.

Da kommt es immer auch auf die Menschen an,

mit denen man das Projekt durchführt. Und dieser

kreative Faktor ist nie bis zur letzten Kommastelle

planbar. Aber gerade das ist ja das Spannende daran.

Unser Film-Konsumverhalten hat sich in den letzten

Jahren sehr verändert. Können Sie einschätzen,

wohin die Reise gehen wird?

Die Kinolandschaft hat sich tatsächlich sehr verändert,

und zwar durch die Vehemenz, mit der Streaming

nun den Markt erobert. Da finden viele Filme

eben nicht mehr den Weg ins Kino. Und viele Zuschauer

finden vieles, was sie sich wünschen, mittlerweile

online. Trotzdem glauben wir als Firma sehr

stark an das Kino. Ich bin ein großer Fan und Verfechter

des Kinos und bin auch überzeugt davon,

dass sich Kino als Unterhaltungsform und Kunstform

nicht nur lange halten, sondern grundsätzlich

Bestand haben wird. Das Erlebnis, das wir alle haben

können, wenn wir den richtigen Film mit den

richtigen Menschen zusammen im Kinosaal anschauen,

ist unersetzbar.

In Deutschland waren Sie ja Vorreiter in Punkto

Streaming …

… ja, wir waren die Ersten, die für Netflix eine Streaming-Serie

gemacht haben, nämlich Dark. Mit 4

Blocks ist uns glücklicherweise ebenfalls ein sehr

erfolgreicher Aufschlag gelungen und auch mit Der

Pass für Sky. Wir haben in diesem Bereich früh großes

Potential gesehen. Und das wird sich auch in

Zukunft weiter stark entwickeln. Wir erleben gerade

eine sehr spannende Ära.

Der Verleger Hubert Burda wurde in einer Laudatio

bei der letzten Bambi-Verleihung mit dem Satz zitiert:

„Ändert sich die Kommunikation, ändert sich

die Gesellschaft.“ Stimmen Sie dem zu?

Unsere Gesellschaft hat sich radikal verändert. Vor

allem auch die Art und Weise, wie wir durch die sozialen

Medien miteinander kommunizieren. Durch

die Digitalisierung, die ständige Verfügbarkeit von

Inhalten, von Nachrichten, von Informationen, hat

unser Leben eine ganz andere Taktung bekommen.

Dadurch ändern sich sicher auch die Grundfeste

unserer Gesellschaft – und wie wir arbeiten, wie wir

unsere Freizeit verbringen, wie wir unsere Kinder

erziehen. Da können die sozialen Medien durchaus

eine sinnvolle Rolle spielen. Allerdings nur in Maßen

und mit einem differenzierten Blick darauf. Ich

nutze diese Medien und ihre Power natürlich als

Produzent, aber persönlich bin ich weder bei Facebook

noch bei Instagram.

to fund a project? QB: You need to be

bold, take risks, trust others and believe

in yourself. I don't have a foolhardy

approach. Each idea is weighed

up according to its merits. We have a

great team. I'm responsible for creative

developments but also run the

business side of things. InSite: Do you

decide on a project by analysis or gut

feeling? QB: Determining the potential

is paramount. That's where experience

helps. But a quantum of gut feeling

is needed too. Films aren't

developed on a drawing board. The

people working on a project aren't

quantifiable – which makes for suspense.

InSite: The mode of film consumption

has changed in recent years.

Can you forecast what lies ahead on

that score? QB: Due to the market

surge of streaming many film buffs no

longer go to the cinema because what

they're after is available on the internet.

But our company has faith in the

future of the cinema. I'm one of its

most staunch supporters because

nothing beats watching the right film

with the right people in a cinema.

InSite: You were one of the pioneers

of streaming … QB: Indeed, we were

Bei der Golden Globe Gala

2019 in Hollywood (v.l.n.r.):

Regisseur Florian Henckel

von Donnersmarck mit

seiner Frau Christiane,

Hauptdarsteller Tom Schilling,

Produzent Quirin Berg

und Schauspieler Sebastian

Koch

FOTOS GETTY IMAGES, WARNER / FRÉDÉRIC BATIER

Wir befinden uns am Anfang einer neuen Dekade.

Was waren für Sie die Höhepunkte des zurückliegenden

Jahrzehnts? Und welche Erwartungen haben

Sie im Ausblick auf das nächste?

Ein großes Geschenk ist definitiv, dass Max und ich

als Duo unterwegs sind. Wir sind seit über 30 Jahren

Freunde und ergänzen uns beruflich perfekt. Es gab

in den letzten Jahren viele Höhepunkte, mal Preise,

mal große Zuschauererfolge. Aber am schönsten ist

immer der Moment, in dem man selbst das erste Mal

merkt, dass ein Projekt funktionieren wird. Die Idee,

die Konstellation mit einem Regisseur, das Ergebnis.

Und nach Vorne geschaut – wir sind jetzt auch als

Unternehmer nochmal einen Schritt weitergegangen.

Ich freue mich sehr, dass jetzt eine neue Ära

begonnen hat, die wir als Firma sehr zentral mitgestalten

können. Auch deshalb haben wir gemeinsam

mit Fred Kogel und KKR unser Studio Leonine aus

der Taufe gehoben. Vor uns liegen also erneut spannende

Jahre und große neue Herausforderungen.

Und was das Persönliche angeht: Dieses Jahr bin ich

Vater geworden, was natürlich das schönste Ereignis

überhaupt ist. Da kann nichts anderes mithalten.

Hat die Geburt Ihres Sohnes Sie sehr verändert?

Ich freue mich natürlich auch darauf, Dinge zu

the first to produce a streaming series,

namely “Dark“, for Netflix. “4 Blocks“

and “The Pass“ for Sky were also instant

hits. InSite: To quote publisher

Hubert Burda, a change in communication

changes society. Do you agree?

QB: There's a new beat to our lives

due to the social media. The way we

bring up our children, spend our leisure

time etcetera. So change, to a

degree. I use power from the media as

a producer, but privately I'm neither on

Facebook nor Instagram. InSite: Your

Brownie points during the past decade?

QB: That thirty years on Max and

I still combine friendship and business

together. Gathering that a joint project

has come to fruition. And the prospect

of benefits ahead, having launched our

Studio “Leonine“ with Fred Kogel and

“KKR“. Best of all though: 2019 made

me a father. InSite: Has the birth of

your son changed you? QB: Thinking

long-term, maybe he'll be able to continue

things I've achieved.

Quirin Berg mit Filmstar Elyas M'Barek am Set von Simon Verhoevens

neuem Film „Nightlife“, der ab dem 13. Februar im Kino läuft

verwirklichen, die mein Sohn dann irgendwann

auch sehen wird. Und mit denen er hoffentlich etwas

anfangen kann. Ich habe immer schon in langen

Zeiträumen gedacht und in der Hoffnung agiert,

dass die Dinge, die wir machen, Bestand haben und

bleiben werden. Und das wird noch wichtiger, wenn

man an die nächste Generation denkt. Man lebt dadurch

vielleicht noch bewusster.

Ihre Liebe zum Film haben Sie sicher schon sehr

früh entdeckt. Welche waren Ihre Lieblingsfilme?

Ich bin in den 1980er Jahren aufgewachsen und das

war die Zeit von Indiana Jones, Zurück in die Zukunft

und Terminator.

Verraten Sie uns zum Schluss noch Ihre Lebensphilosophie

in zwei Sätzen?

Wie gesagt: Ich habe das große Glück, morgens aufzustehen

und mit großer Freude in den Tag zu gehen

– und das zu machen, was ich machen will.

Die Dinge positiv sehen und auch die Chancen im

Leben sehen.

36 INSITE 2020 2020 INSITE 37


TRAVEL

NATURE

Zu den Füßen der Ozean, durchs offene Dach das Sternenzelt. Näher an der

Natur als in Soneva Jani kann man die Malediven nicht erleben, weiß Reinhard Modritz*

PURE

FOTOS PR

*DER AUTOR IST HERAUSGEBER UND CHEFREDAKTEUR DES PREMIUM REISEMAGAZINS TRAVELLER’S WORLD

38 INSITE 2020

2020 INSITE 39


TRAVEL

Gut eineinhalb Kilometer führt der hölzerne

Steg über ein unglaubliches Farbenspiel

aus funkelndem Türkis, Jadegrün

und allen Schattierungen

dazwischen: eine hinreißende Schau,

wie sie kein Designer, sondern nur die Natur so gestalten

konnte. Dann sind wir da, nein, besser: Wir

sind angekommen.

Die Malediven stehen für viele Facetten von Perfektion:

puderzuckerfeine Sandstrände, lupenreines

Wasser in lauschigen Lagunen, gepflegte Einsamkeit,

Nachhaltigkeit und Schönheit. Seit zwei Jahren

ist auch die Weisheit hier beheimatet. Wortwörtlich,

denn Jani, das Sanskrit-Wort für Weisheit, ziert den

Namen des jüngsten Mitglieds im Hotel-Portfolio des

Öko-Pioniers Sonu Shivdasani, der vor 25 Jahren mit

Soneva Fushi, der Mutter aller Malediven-Resorts,

Geschichte schrieb.

Wir haben eine Villa weit draußen in der Lagune

ganz am Ende des ellenlangen Stegs bezogen; da trifft

es sich gut, dass am Eingang Fahrräder stehen. Später

erleben wir, dass es auf der Insel sogar einen eigenen

Rad-Butler gibt, der sich um die Drahtesel der Gäste

kümmert wie ein Wagenmeister im Grandhotel um

die Edelkarossen. Wer sich mit seinem Velo nicht

über die Holzplanken traut, den chauffiert der persönliche

Assistent gerne im Elektro-Buggy zum

Tauchcenter (der Schweizer Inhaber Thomas Wälchli

gilt als bester Tauchlehrer des Archipels), zum Spa

oder auf einen Drink, oder zwei, in die Bar (und sinnigerweise

danach auch wieder retour). Unser persönlicher

Assistent heißt Laamey, kommt von einer der

Nachbarinseln und ist eine Perle.

Apropos Perle: Bislang ist Sonevas jüngstes Resort,

das sich über die Hauptinsel Medhufaru und

vier unbebauten Nebeninselchen rund um eine 5,6

Kilometer lange Lagune erstreckt, eine reine Wasserwelt,

luxuriös zwar, aber auf eine nachhaltig intelligente

Weise; wo Slow Life gelebt wird, wie es sich für

ein Soneva gehört. Bis auf eine Residenz am West

Beach der Insel stehen alle 24 Villen auf Pfählen, aufgereiht

eben wie die Perlen an einer Schnur. Mit viel

Gefühl für legere Exzellenz und großzügige Geräumigkeit:

Die Standard-Villen mit einem Schlafraum

sind knapp 300 Quadratmeter groß, alle mit ihrem

privaten Pool.

Dort sitzen wir abends mit einem Sundowner

und bewundern den Sonnenuntergang über der Lagune

– etwas dekadent, zugegeben, aber es hat Stil.

Die größten und teuersten Reserves mit bis zu vier

Schlafräumen bieten die dreifache Wohnfläche, die

exquisite Private Reserve bringt es sogar auf stolze

1.400 Quadratmeter, mit privatem Gym, Spa, Billardzimmer

und einem Infinity-Pool von olympischen

Ausmaßen. Alle Residenzen glänzen mit dem für die

Designerin Eva Shivdasani typischen Interieur in

pastellgrünen und malvenfarbenen Tönen, die mit

NO SHOES – NO NEWS

The pier runs out roughly a mile

along a lagoon. We have arrived at

our destination, the Soneva Jani

resort. “Jani“, the Sanskrit word for

wisdom, is apt. The resort, with its

clear blue sea, lazy lagoon and solitude

with all mod cons, lives up to

the Maldives' sustainability policy.

The latest project of Sonu Shivdasani

who opened his first resort

25 years ago. As our villa is at the

far end of the lagoon we are glad to

have Laamey, a local, as our bicycle

butler who also takes guests in an

electric buggy to the diving centre

whose Swiss owner Thomas Wälchli

is rated the archipelago's best

instructor. The resort stretches over

the main island Medhufaro and

four undeveloped islands in the

three-mile long lagoon.

Slow life is lived in 24 villas built on

stilts. The standard ones, with one

bedroom, measure 300 square metres,

each with its own pool. The

Hier definiert sich die

Vorstellung von Luxus

neu: Privatvilla, eigener

Pool, endlose Weite,

gepaart mit Nachhaltigkeit,

inmitten des

türkisen Indischen

Ozeans

Das Crab Shack wurde

erst vor kurzem als das

romantischste Restaurant

der Welt ausgezeichnet

dem Outfit der natürlichen Umgebung harmonieren,

und verfügen über Outdoor-Veranden, Dachterrassen

sowie eigene Zugänge zur Lagune, in die man

über Designer-Rutschen eintauchen kann – das

macht, stellen wir fest, nicht nur den Gästen aus Asien

großen Spaß. Das schönste Detail an den stilvoll

designten Villen aber ist das Dach über dem Master-

Bedroom, das man per Knopfdruck öffnen kann, um

sodann unterm Sternenzelt in die himmlischsten

Träume zu sinken.

No News – No Shoes

In kuschelige Kissen sinken können die Gäste im The

Gathering, das verlockende Restaurants, Chillout-

Lounges und eine professionell bestückte Bar beherbergt,

einen sechs Meter hohen Wein-Turm, eine Eisdiele

sowie – oh süße Verführung – einen Chocolate

Parlour, wie es ihn in jedem Soneva-Resort gibt.

Aber das soll nicht die einzige Schokoladenseite

bleiben. Sonu Shivdasani, der Visionär, hat Größeres

mit Soneva Jani vor, schließlich ist die 1,6 Kilometer

lange Insel noch nahezu unerschlossen – bis jetzt: 31

Beachvillen auf Medhufaru sind in Planung, mit dem

Bau der ersten wurde bereits begonnen. Geplant sind

auch ein weiteres Restaurant, sowie ein Clubhaus mit

Infinity-Pool. Jüngster Zuwachs ist eine lässige

FOTOS PR

Seafood-Bude namens The Crab Shack direkt am

Strand, in der es neben Alaska- und Kamtschatka-

Krabben auch die leckeren Mud Crabs geben soll, die

aus Sri Lanka kommen. Heimisches Krabbengetier,

das zuhauf die Insel bevölkert, kommt nicht auf den

Tisch, um das Ökosystem der Mangrovenwälder

nicht zu stören. Dass im Crab Shack die Gäste in beliebter

Soneva No News, No Shoes-Manier mit den

Zehen im Sand dinieren, versteht sich von selbst.

more expensive “residences“, with

up to four bedrooms, are three

times as spacious. The exquisite

“Private Reserve“ even has its own

gym, spa, billiard room and a huge

“infinity pool“. Designer Eva Shivdasani

let her pastel colour scheme

blend with the greenery outside.

Each guest's own stylish slide is

the quickest way into the lagoon.

And at the push of a button the roof

over the master bedroom can be

retracted to let the starlight into

one's dreams.

Further villas are planned – to justify

the welter of amenities: The

Maldives' only observatory, a seafood

shack and “The Gathering“

comprising chillout-lounges, icecream

and chocolate parlours as

well as a restaurant where barefoot

dining adheres to the resort's

motto “no news – no shoes.“ In the

“Cinema Paradiso“, with a screen

on stilts, we are about to watch a

sad film about a man called Crusoe

marooned on an island without a

Soneva resort.

Schon jetzt ein Hit ist das Lunch-Zelt am North

Beach des nur einen Steinwurf entfernten Nachbarinselchens.

Hier genießt man ebenso einfache

wie wohlschmeckende Kleinigkeiten mit den Füßen

im warmen Sand und erfrischt sich anschließend

beim Schwimmen oder Schnorcheln.

Für heute Abend hätten wir eigentlich ein Dinner

unter den Sternen geplant – und Sterne gucken

im Anschluss. Das ist ein Must auf Soneva Jani, verfügt

doch das Fünf-Sterne-Resort über das größte

Observatorium der Malediven – und sogar über einen

eigenen Astronomen. Damit nicht genug, kann

man während des Surfens im Orion- oder Andromeda-Nebel

ein speziell kreiertes Eclipse Menu

goutieren. Aber leider machen uns dichte Wolken

am Himmel einen Strich durch die Rechnung.

Also schön, gehen wir stattdessen ins Kino,

dann gibt es eben Popcorn statt Eclipse. Und wie

die XXL-Sternwarte ist auch das Cinema Paradiso

ein Unikum: das einzige Overwater-Kino der Malediven.

Die riesige Leinwand steht auf Pfählen im

Wasser, die Gäste haben es sich auf Deckchairs gemütlich

gemacht. Heute steht Robinson Crusoe auf

dem Programm, in der kultigen Verfilmung von

Star-Regisseur Luis Buñuel. Da geht es um einen

Mann, der auf einer Insel strandet, auf der leider

kein traumschönes Resort steht. Eigentlich eine

ziemlich traurige Geschichte.

Willkommen im

Paradies! Über dem

Wasser thronen 24

Overwater-Villen

auf Pfählen, ein

geschwungener

Steg verbindet sie

mit der Hauptinsel.

Dahinter liegen

makellose Strände

und üppiges Grün

40 INSITE 2020 2020 INSITE 41


HOTEL STORIES

PHILIPP PFISTERER

Die Tradition fest im Herzen verankert, den Blick in die Zukunft gerichtet – in den letzten Jahren hat sich

viel im Restaurant Garden getan. Hauptverantwortlich dafür sein Küchenchef, dem es vortrefflich gelungen

ist, Genuss, Zeitgeist und hohe Kochschule ohne große Allüren gekonnt miteinander zu verbinden

Dass der einst eingeschlagene Weg nicht unbedingt

auch zum erhofften Ziel führen

muss, ist weit mehr als eine Tatsache. Späte

Erkenntnis, wann auch immer sie einen ereilen

möge, eröffnet zwar neue Wege, bedarf Mut und einer

Portion Lebensweisheit, belohnt aber stets mit Seelenfrieden

und Erfüllung. Und so hört man immer

wieder von CEOs großer Konzerne, die jetzt als Bio-

Bauern im Nirgendwo glücklich sind, seltene Tierrassen

rekultivieren und sich mehr der Natur verpflichtet

fühlen, statt Shareholder-Values oder Dax-Kursen.

Philipp Pfisterer, heutiger Küchenchef des Garden

im Hotel Bayerischer Hof, hatte auch einmal ganz

andere Pläne. So saß er einst als Student in den altehrwürdigen

Hallen der Universität Tübingen (fest),

eingeschrieben für Allgemeine Rhetorik, Politikwissenschaft

und Germanistik – Politjournalismus wäre

durchaus eine Zukunftsperspektive gewesen. Aber

wie schon Heerscharen vor ihm, musste auch er an

den immer gleichen Seminararbeiten rumdoktern,

ohne dabei die einst erhoffte Erfüllung oder gar Befriedigung

zu finden. Das klassische Sendungsbewusstsein

der Jugend, gepaart mit dem Wunsch, Eigenes

zu erschaffen, kreativ zu sein und am besten

auch noch gleich die Welt zu verändern – alles möglich,

bei dem einst in frühester Jugend geäußerten

Berufswunsch, Koch zu werden. Also: Ade akademische

Laufbahn und Grüß Gott in einer der renommiertesten

Schulen für Gastronomie und Hotellerie.

Die FHG (Förderer der in der Hotellerie und Gastronomie

Beschäftigten und Auszubildenden e.V.) beginnt

dort, wo die sonst klassische Ausbildung endet,

auf höchstem Niveau und mit Bildungsanspruch.

A GARDEN BLOSSOMS

During the last few years the “Garden“

restaurant's prowess has rocketed, due

not least to its chef de cuisine Philipp

Pfisterer's gift for blending tradition

with zeigeist. He had no game plan. His

rise to culinary success has been akin

to the careers of major CEOs who, for

the sake of job satisfaction, jettison

shareholder pressure and become organic

farmers.

Pfisterer studied political science and

rhetoric at the university of Tübingen.

But, remembering his youthful urge to

be a cook, he left the ivory tower for a

leading culinary college. His first apprenticeship

was under top chef Helmut

Thieltges at the “Waldhotel Sonnora".

As he is an anglophile European,

his next moves seemed obvious. But

then the “Garden“'s chef Steffen

Mezger, formerly a fellow apprentice

under Lothar Eiermann, phoned to make

him a job offer he could not refuse.

Together Mezger and Pfisterer supervised

the merging of “Garden“ and “Atelier“.

Since 2015 Pfisterer has been

sole “Garden“ head cook. On the menu

is light and healthy “contemporary

food“ à la Pfisterer which has not lost

its French credentials.

Danach, und mit dem Gefühl alles richtig gemacht zu

haben, führte ihn seine erste Station zu Helmut

Thieltges, einem der besten Köche Deutschlands, ins

Waldhotel Sonnora. Aus Anspruch wurde Perfektion,

doch der Ruf der großen, weiten Welt war auch dort,

in der Eifel, gut zu hören. Sich selbst als einen anglophilen

Typen bezeichnend und als bekennenden Kultur-Europäer,

war die Marschrichtung vordefiniert,

wenn da nicht das Telefon geklingelt hätte. Am anderen

Ende der Leitung Steffen Mezger, ein Kollege aus

seiner Ausbildungszeit bei Lothar Eiermann und ein

Angebot, das man einfach nicht ausschlagen konnte.

Und so begann das Kapitel Garden, das bis heute

äußerst eindrucksvoll und erfolgreich von ihm weitergeschrieben

wird. Als Team führten beide das

noch alte Garden Restaurant zu neuen Weihen, begleiteten

maßgeblich dessen Metamorphose zum

Garden und Atelier und erkochten gemeinsam kurz

nach Wiedereröffnung den ersten Michelin-Stern.

2015 wurde er dann alleiniger Küchenchef des

Garden, seitdem spürt und schmeckt man, dass Nomen

eben auch Omen ist. Eine frische Garten-Küche,

geschmacklich lustwandelnd zwischen Orient und

Okzident, schlank und leicht, die nicht nur den Gaumen

erfreut, sondern zeitgemäß – auch im Sinne des

Hippokrates – die Seele erreicht und die Gesundheit

fördert. Contemporary Food zeigt, ohne die klassisch

französische Basis zu verlassen, dass ein feinsinniger

und den Geisteswissenschaften zugeneigter Küchenchef

nicht nur etwas bewegen, sondern durchaus

auch maßgebliche Veränderungen herbeiführen

kann. So wie es einst Wunsch und Vision war, damals,

in den verstaubten Hörsälen der Uni Tübingen.

FOTO KONSTANTIN PFOSER

Die elegante Switchbag passt in jeden Shopper und ist die vielleicht luxuriöseste Art, seine sieben Sachen

durchs Leben zu tragen.

Elegantes Organisationstalent

UTMON ES POUR PARIS vereint mit seiner ikonischen Switchbag Luxus, zeitlose Eleganz und Organisation.

Die traumhaft schöne Pochette ist Beautycase, Organizer und Clutch in einem, handgefertigt aus

hochwertigsten Materialien und mit höchstem Anspruch an Design und Qualität. Für glamouröse Anlässe

kann die Switchbag abends ganz einfach zu einer eleganten Clutch umfunktioniert werden.

Minimalismus in Perfektion

Das geometrische trapezförmige Format, der subtile Magnetverschluss, die dezente Außentasche, die

schlichten Nähte – UTMON ES POUR PARIS verzichtet bei seinem Modell auf überflüssige Details, zugunsten

einer klaren, hochwertigen Designsprache.

Die Switchbag gibt es neben der klassischen Variante aus elegantem Schwarz und Signalrot auch in vielen

verschiedenen Material- und Farbvariationen.

42 INSITE 2020


TRAVEL

GROSSE FREIHEIT

Kitzbühel ist wie eine Einladung, fast schon eine Aufforderung, zu einem Spiel mit den Elementen

und zu einer Reise – dann und wann auch zu sich selbst. Gleich vor den Toren Münchens, im Herzen

Tirols, öffnet sich der Horizont – der über den Bergen und manchmal auch der eigene …

TEXT FLORIAN HINTERSTÖSSER

44 INSITE 2020

2020 INSITE 45


TRAVEL

W

enn auch schon vor langer Zeit, aber es gab sie einmal,

die großen Filme, die die Massen scharenweise

in die Kinos lockten. Im Gegensatz aber zu heute ging

es damals nicht um rohe Gewalt und knallende Action,

sondern einfach nur um das Schönste, was zwei

Menschen miteinander verbindet: die Liebe. Doch

nicht nur das Suchen und Finden Zweier zueinander

ließ das Publikum träumen, oft und gerne war die

Liebe zu den Elementen Dreh- und Angelpunkt romantischer,

teils auch tragischer Geschichten, die

das Herz berührten. Ganz egal, ob hohe, schroffe und

tief verschneite Gipfel die Sehnsucht nährten oder

das weite, tosende Meer die eigentliche Hauptrolle

spielte – die Natur und ihre Elemente faszinierte uns

Menschen schon immer und großartige Charakter-

Mimen wie Luis Trenker oder Hans Albers waren ihre

Alter Egos.

Dass das heute immer noch Gültigkeit hat, wird spätestens

derjenige bestätigen, der sich an einen Ort

begibt, an dem sich Himmel und Erde berühren und

so eine Pforte zum Paradies bilden. Aus der Sicht von

uns Münchnern ist dies gar nicht so weit weg, gerade

einmal 90 Autominuten, und dieser Ort hört auf den

schönen Namen Kitzbühel. Jetzt mag sich der eine

oder andere denken, dass dies ja nicht gerade eine

neue Erkenntnis sein mag, denn Kitzbühel gilt sommers

wie winters, und das fast schon seit einem Jahrhundert,

als ein attraktiver wie beliebter Urlaubsort,

weltweit. Richtig! Und dennoch gibt es immer wieder

Aspekte und Entwicklungen, die überraschen, begeistern

und gänzlich unerwartet sind. Je nach Sichtweise

und dank einem nötigen Quantum an Neugierde

und Abenteuerlust.

Mit dem Wilden Kaiser auf Augenhöhe

„So, jetzt bitte nicht erschrecken …!“ Der Satz war

noch nicht zu Ende gesprochen, da zieht Thomas

Stocker den Steuerknüppel zwischen seinen Beine

fest zu sich, der Motorsegler reckt seine Nase steil

nach oben, durch die Schwerkraft wird man fest in

seinen Sitz gedrückt und die darauf geflogene Rechts-

Links-Kurve belohnt einen fast dreihundert Meter

höher mit einem atemberaubenden Blick auf den

Wilden Kaiser – quasi auf Augenhöhe. Der Verstand

sagt kurz Hoppla, denn der kleine Motorsegler besteht

gefühlt nur aus zwei Sitzen, ein paar Armaturen

und einer Plexiglas-Kuppel. Bauch und Seele kennen

aber nur ein Gefühl: Glück, Glück und nochmals

Glück. Statt Adrenalin durchströmen den ganzen

KITZ AS KITZ CAN

In the days before violent and action-packed

storylines invaded today's

cinema screens, film directors

were more likely to regale their audiences

with gentler and more romantic

fare. For their portrayal of

lovebirds cooing pledges of eternal

devotion they needed settings that

pull at the heartstrings.

The Tyrolean resort of Kitzbühel fits

the scenic bill all the year round.

Overlooked by soaring Alpine

peaks, it is here that heaven and

earth meet. A tryst for true love

which is only 90 minutes away from

Munich by car. That is not particularly

newsworthy. But there are

several surprises held in store even

for Kitzbühel aficionados. Take a

Körper jetzt Endorphine, so weit das Auge reicht offenbart

sich einem die Natur von ihrer schönsten Seite.

Am Horizont das verschneite Massiv der Hohen

Tauern mit der prachtvollen Silhouette des Großvenedigers

in deren Mitte, darunter die saftig grünen Almwiesen

mit dem friedlich grasenden Tiroler Fleckvieh

und selbst die mörderischen Steilhänge der Streif, als

Strecke das Non-Plus-Ultra der alpinen Abfahrtsrennen,

wirken harmlos und friedvoll. Faszinierend, wie

das Element Luft und das Auf und Ab in der dritten

Dimension die Gefühlslage positiv beeinflussen können.

Hinzu kommt noch der Charme dieses kleinen

Privatflughafens, unweit von Kitzbühel, den eine

Handvoll passionierter Flieger mit viel Liebe und

ohne Profit- und Kommerzgedanken betreibt und die

sich wirklich jedes Mal mit ihren Passagieren freuen,

wenn sie nach einer erfolgreichen Landung in deren

Glücksbärchen-Augen blicken können.

Darüber hinaus kann hier aber auch die von

Reinhard May besungene grenzenlose Freiheit über

den Wolken in noch weiterer, mannigfaltiger Vielfalt

FOTOS KITZBÜHEL TOURISMUS | MICHAEL WERLBERGER, HOTEL BAYERISCHER HOF

genossen werden: Im Frühjahr, wenn die Thermik besonders

gut ist, ziehen lautlos die Segelflieger ihre

Kreise durch den Tiroler Paradehimmel, aber auch im

Heißluftballon lässt sich das Element Luft bestens erfahren,

von einem Tandem-Fallschrimsprung ganz

zu schweigen. Ein echter Geheimtipp und der perfekte

Auftakt für ein paar schöne Tage in der weltbekannten

Alpenstadt Kitzbühel.

Erfolgsprinzip Golf-Akademie

Es ist früher Morgen im Hotel Zur Tenne, malerisch

gelegen inmitten des historischen Zentrums der Altstadt.

Georgio, die gute Seele des Hauses, trägt klappernde

Golfbags durch die holzgetäfelte Halle zu den

wartenden Taxis und, vom reichhaltigen Frühstücksbuffet

gestärkt und dementsprechend gut gelaunt,

folgt eine Golfgruppe aus dem fernen Hamburg.

„Wie? Was? Golf in den Bergen?“, so fragt sich wundernd

der Laie, der vermutet, dass man dies nur im

Flachland spielen kann. „Aber Ja!“, so die erstaunliche

Antwort und noch verwunderlicher ist es, dass

spin for instance around the crags

of the Wilder Kaiser in Thomas

Stocker's two-seater power glider.

Stocker banks the glider steeply upwards

for 300 metres and the rush

of adrenalin is followed by endorphins

flooding us with sheer delight

as we are rewarded by a bird's-eye

view of the Hohe Tauern massif's

snowclad flanks, the Grossvenediger's

majestic silhouette and far

below lush green meadows dotted

with dappled with Tyrolean cattle.

There is still a glow of happiness in

fellow aviators' eyes as they land at

the tiny privately owned airport

near Kitzbühel. Other aeronautics

that can be booked include outings

in a glider (especially in the Spring

Kitzbühel gilt als das Mekka in Sachen Golf Alpin. Das Hotel Zur Tenne

kümmert sich dabei um alles Nötige und verwöhnt in unnachahmlicher

Art und Weise Körper und Seele vor und nach einer Runde

Kitzbühel als das Zentrum des Golfsports im Alpenhauptkamm

gilt. Denn es finden sich vier in und bis

zu 20 Plätze rund um Kitzbühel, wer bereit ist, bis zu

30 Minuten Autofahrt in Kauf zu nehmen, kann noch

ein gutes Dutzend hinzurechnen.

Ziel der Gruppe ist der Golfclub Schwarzsee-

Reith. Aber statt die kleine weiße Kugel achtzehn

Mal von einem Loch zum anderen zu treiben, heißt

es für die Golfer nach langer Zeit wieder einmal die

Schulbank zu drücken. Erwartet werden sie von Max

Glattenbacher, Leiter der Golfakademie in Kitzbühel

am Schwarzsee, so der Titel dieses golferischen

Boot-Camps. Eine einzelne Trainerstunde mag ja

eine feine Sache sein, allerdings ist der Golfschwung

leider viel zu komplex, muss daher langfristig aufgebaut

werden und so haben sich unsere Hamburger

entschieden, eines der zahlreichen Seminare zu buchen,

über mehrere Tage hinweg und auf bis zu zehn

Stunden verteilt. So hat der ehemalige Bayerische

Meister und international top-ausgebildete Golf-

Pro ausführlich Gelegenheit, auf jeden Einzelnen

46 INSITE 2020 2020 INSITE 47


TRAVEL

einzugehen und die erforderlichen Feinheiten individuell

den jeweiligen körperlichen Voraussetzungen

anzupassen. Denn Golf ist ein Prozess und die

Wahrheit liegt bekanntlich auf dem Platz, aber nicht

auf der Driving Range. Also haben die Hanseaten

nun die Möglichkeit, das Erlernte gleich mal in der

Praxis auf einer anschließenden Runde zu erproben

und zeitnah Schwierigkeiten und eventuelles Misslingen

während der kommenden Seminar-Stunden

zusammen mit Max Glattenbacher zu eruieren, zu

korrigieren und Feinjustierung zu betreiben.

Man sagt ja, es spiele nur derjenige erfolgreich

Golf, der in sich ruht und alles andere um sich herum

ausblenden kann. Das ist richtig, aber im Falle

der Kitzbühler Golfplätze fast auch ein wenig schade.

Denn, was hier so einmalig, so einzigartig ist,

sind die atemberaubenden Ausblicke auf den Wilden

Kaiser, die Almen und die alten Bäume. Ein Paradebeispiel

hierfür ist der älteste Golfplatz Kitzbühels,

nur fünf Minuten entfernt vom Hotel Zur

Tenne, der Kaps. Dieser top-gepflegte Kurs mutet

schon fast ein wenig wie eine Puppenstube an, denn

er zieht sich durch die historische Parklandschaft

des Kitzbühler Schlosses, klein und fein und auf seine

Art elegant und majestätisch. Das von Zinnen,

Giebeln und Erkern überbordende herzogliche Anwesen

versetzt einen unwillkürlich in eine kindlich

träumerische Märchenstimmung, das Inselgrün auf

when the thermal currents rev up),

in a hot-air balloon, and parachute

jumps in tandem.

Playing golf here in the foothills of

the Alps is something else the uninitiated

do not expect. There are

four golf courses in Kitzbühel itself,

twenty in the resort's surroundings,

and a dozen more that are roughly

half an hour's drive away. Bright

and early, with a hearty breakfast

tucked under their belts, a group of

golfers from Hamburg troop through

the panelled lobby of the Hotel Zur

Tenne, nestling in the heart of the

Old Town to waiting taxis. They are

headed for the Schwarzsee-Reith

Golf Club. Max Glattenbacher, head

pro of the club's golf academy, is

there to greet them. An hour's instruction

is not enough to brush up

on the swing of one's iron or driver.

So a seminar of up to ten hours,

spread over several days, is on the

agenda. An initial workout at the

driving range, with up to ten hours'

dem achten Loch holt einen dann aber schnell wieder

in die Realität zurück. Da müssen Länge und

Flugbahn auf den Punkt stimmen, doch wie das

geht, lernen unsere Hamburger ja gerade bei Max

Glattenbacher in seiner Akademie.

Natur und Abenteuer

Dass so ein Tag in freier Natur und im Spiel mit den

Elementen für eine angenehme und erfüllende Erschöpfung

sorgt, weiß man auch im Hotel Zur Tenne.

Hoteldirektion und das gut aufgestellte Team

sorgen mit einem reichhaltigen Angebot dafür, dass

die Seele, genauso wie auch der Bauch, wohlig gestreichelt

werden. Die gemütlichen Zimmer mit ihren

wertvollen und aufwändigen Holzarbeiten, den

offenen Kaminen und den eleganten farbenfrohen

Stoffen lassen das Ideal A Home from home Wirklichkeit

werden, während die Küchenbrigade mit

regionalen und saisonalen Spezialitäten für kulinarischen

Genüsse sorgt, die den Körper mit Kraft und

Energie für weitere Exkursionen auftanken.

Denn neben Golf bietet das Hotel in Kooperation

mit den ortsansässigen Event-Agenturen sehr

viele interessante Aktivitäten an, die in dieser Form

und Kombination (fast) nur in Kitzbühel abgerufen

werden können. Absolut trendy und dank neuester

Technik: E-Mountainbiking. Befreit von schmerzenden

Oberschenkeln und einem rasenden Puls sorgt

FOTOS HOTEL BAYERISCHER HOF

der geladene Akku dafür, dass man sich nicht schon

beim Bergauffahren total verausgabt, denn so lassen

sich die zahlreiche Downhilll-Trails rund um Kitzbühel

wesentlich besser genießen – Natur, Abenteuer

und Geschwindigkeit verschmelzen zu einem

einzigartigen Erlebnis.

Danach noch ein bisschen Stand-Up-Paddling

auf dem idyllischen Schwarzsee, das Element Wasser

ist auch hier, in den hohen Bergen, für zahlreiche

Aktivitäten gut.

Wie man sieht: Wer sein Herz öffnet und sich

den Elementen hingibt – Luft, Wasser, Erde – wird

reichhaltig belohnt, ganz ohne große und weite Anreise,

quasi vor den Toren Münchens, an einem fast

schon paradiesischen Ort, dort, wo alles so nahe

beieinander liegt.

Genussvoll speisen, sanft entschleunigen, Körper und Geist neu betanken. Alpenromantik im Hotel Zur Tenne, stilvoll und authentisch, dafür sorgen

überall die kunstvollen Holzvertäfelungen – regionale und saisonale Gerichte erwarten den Gast in dem gemütlichen Restaurant, die Zimmer und Suiten

sind einzigartige Refugien, Rückzugsorte vom Trubel der modernen Welt

Und was ist nun mit dem vierten Element, werden

Sie fragen, mit dem Feuer? Das lodert bei richtiger

Rezeptur der drei anderen im Herzen. Genauso

wie bei Hans Albers, der am Ende des titelgebenden

Filmes Große Freiheit Nr. 7 an Bord der Padua gen

Australien segelt, seiner einzig wahren Liebe folgend,

der See. Oder auch Luis Trenker, der in dem

Film Der Berg ruft der damals noch jungen Schauspielerin

Leni Riefenstahl mit lodernden Flammen

in den Augen auf die Frage antwortet, was einen

denn immer wieder himmelwärts gen Gipfel treiben

würde – was man denn dort oben suchen würde –

als Bergsteiger, : „Sich selbst, immer nur sich selbst!“

practice in the next days, leads up

to a full round on the course.

The immaculate oldest course, the

Kaps, is only a few minutes away

from the Hotel Zur Tenne. Its fairytale

backdrop, the turrets of Kitzbühel's

castle, is liable to distract

players but at the 8th green, on an

islet, they need to concentrate the

way Max Glattenbacher has taught

them. In the evening, back in the

wood-panelled comfort of Hotel Zur

Tenne, the hotel's versatile chef and

his team restore the energy depleted

by hours on the fairways with an

assortment of regional and international

dishes. After which the

club-wielders relax in front of crackling

logs in the open fireplaces.

The latest trends in outdoor activities

is catered for by the town'

agency “Element 3“. To name but

two: stand-up paddling on the

Schwarzsee and, thanks to

new-fangled e-bikes, nice 'n easy

runs down the many trails in the resort's

hinterland.

Events 2020

16. – 19.1. 18. Bendura Bank Snow Polo World Cup

20. – 26.1. 80. Int. Hahnenkamm-Rennen

25.1. Kitz-Legend-Night in der Tenne

3. – 6.6. Kitzbüheler Alpenrallye

20.6. Sonnwendfeuer

21. – 28.6. 18. Golf Festival Kitzbühel

4.7. Klassik in den Alpen: Elina Garanca & Friends

13. – 19.7. 25. Kitz on Wheels –

supported by Harley Davidson Club Kitzbühel

25.7. - 1.8. Kitzbüheler APT Tennisturnier – Generali Open

1.8. 96.Jahrmarkt der Stadtmusik

20. - 22.8. Kitzbüheler Musikfestival mit Andreas Gabalier

24. - 30.8. Filmfest Kitzbühel

25.11. – 26.12. Kitzbüheler Advent

31.12. Silvestergala in der Tenne

48 INSITE 2020

2020 INSITE 49


SOCIETY

GRAND CRU Flair Design by Angela Schramm

1

3

4

2

KARPFENESSEN

1. Beate und Peter Chrocziel 2. Conrado Dornier, Tobias Heinze, Christoph Aicher,

Innegrit Volkhardt und Sybille Beckenbauer 3. Carsten Strohdeicher und

Sibylle Schön 4. Denise Eisenberg Rich, Tatjana Hofmann, Anja Freiberger

5. Ute und Chiara Ohoven 6. Hans-Reiner und Katerina Schröder mit Tochter Karolina

7. Janine White und Denise Eisenberg Rich 8. Gundel und Max Schautzer

und Angie Arold 9. Sabina und Ralph-Michael Nagel, Monika Peitsch und Sven

Hansen-Höchstädt 10. Herta Ehrlich und Michael Struzynski 11. Peter Gauweiler

7

8

5

6

11

9 10

WINTERLOUNGE

OPENING

1. Sybille Beckenbauer 2. Christian Hattig (Stone Island) und Philipp Herdeg

3. Max und Gundel Schautzer 4. Innegrit Volkhardt und Christoph Aicher

1 2

3

4

FOTOS ROMAN BABIRAD, AGENTUR MICHAEL TINNEFELD

schramm-werkstaetten.com

50 INSITE 2020


HEALTH

MY WAY

Mut zum selbstständigen Handeln und freien Denken: In dem Kultfilm „Der Club der toten Dichter“ lehrt

Robin Williams als unkonventioneller Englischlehrer seine Schüler, ihren eigenen Weg zu finden. Eine

Botschaft, die heute nicht weniger aktuell ist als 1989, dem Entstehungsjahr des Filmes von Peter Weir

Der Sozialpsychologe Prof. Dr. Dieter

Frey leitet das Center for Leadership

and People Management der

Ludwig-Maximilians-Universität

München, über seine Arbeit auf

Gebieten wie Motivation, Ethik, Zivilcourage, Teamarbeit

oder Kreativität hat er rund 600 wissenschaftliche

Beiträge veröffentlicht. „Durch seine Forschung

ist die Welt etwas fairer und humaner

geworden“ heißt es in der Laudatio zu einer seiner

zahlreichen Auszeichnungen. My way bedeutet für

ihn: „Ich bin für mich selbst verantwortlich – aber

auch für die Umwelt. Die mich jedoch nicht erdrücken,

sondern in der ich meine Potentiale entwickeln

darf.“ Aber er sagt auch, ganz kategorisch und

praxisorientiert: „Wer sich selbst nicht respektiert,

braucht sich nicht wundern, wenn er von anderen

nicht respektiert wird“.

Prof. Frey – Sie bringen das Thema „My way“ sehr

schnell in Verbindung mit Selbstachtung. Warum?

Zur Selbstachtung gehört es, sich selbst zu mögen,

sich selbst zu verzeihen, sich selbst gut Freund zu

sein. Sich nicht permanent in Frage zu stellen und

nur in Zweifeln denken. Nehme ich mich auch mit

meinen Fehlern an? Oder mache ich mich klein?

Selbstachtung beinhaltet aber auch einen gesunden

Egoismus im Sinne von Haushalten mit den eigenen

Kräften. Man darf sich nicht zu sehr verausgaben,

TEXT ELKE REICHART

FORMS OF RESPECT

Social psychologist professor Dieter

Frey is head of the Center for

Leadership and People Management

at Munich's Ludwig-Maximilians

University. He has published

some 600 books and treatises dealing

with motivation, ethics, moral

courage, teamwork and creativity.

Numerous awards and accolades

stress that his research has helped

to make the world a more humane

place. The catchphrase „ my way“

encapsulates his belief that everyone

is responsible for their own

actions.

InSite: Professor Frey, why do you

link the tenet “my way“ with

self-respect? Dieter Frey: Self-respect

entails liking yourself, giving

yourself mitigating circumstances

and husbanding your resources so

as not to shoulder all the world's

problems … Ask yourself: Do I

stand up to bullying? Do I draw the

line when I'm treated with disrespect,

albeit not with aggression

sich nicht für alle Themen dieser Welt zuständig fühlen,

sondern muss Prioritäten setzen.

Außerdem: Wie lasse ich die Außenwelt – Familie

und Freunde, Chef und Kollegen – mit mir umgehen?

Wie stehe ich dazu, wenn ich kein Mobbing-

Opfer sein, sondern Selbstbehauptung zeigen will?

Was alles lasse ich mir als Führungskraft gefallen, wo

zeige ich Rückgrat? Wenn ich Selbstachtung habe,

wehre ich mich, indem ich sofort sage: „So darf man

nicht mit mir umgehen!“ Allerdings meine ich damit

nicht, dass man sofort auf Konfrontation gehen sollte.

Ein sachlicher, konstruktiver, vielleicht sogar humorvoller

Umgang miteinander bringt oft mehr.

Kann man Selbstachtung lernen?

Ideal und eine wichtige Voraussetzung für die Entwicklung

ist es natürlich, wenn Eltern schon ihrem

Kind zeigen, dass es wertvoll, liebenswürdig und

einzigartig ist und auch mit seinen Schwächen angenommen

wird. Wenn Eltern hier versagen, können

andere Personen (Großeltern, Lehrer, Pfarrer, Nachbarn)

diese Funktion übernehmen.

Wichtig ist weiterhin ein Wertesystem, das Halt gibt

– auf Grundlage der Achtung gegenüber anderen

und sich selbst. Jeder ist für seine eigene Selbstachtung

zuständig, jeder kann daran arbeiten. Notwendig

ist ein positives Bild von sich selbst, damit man

andere überhaupt erst wertschätzen kann. Und

Zivilcourage, um Stopp-Signale zu senden, wenn

FOTOS GETTY IMAGES, PRIVAT

die Menschenwürde anderer verletzt wird.

Wie Immanuel Kant sagt: Alle Personen haben eine

Würde, die unter allen Umständen und jederzeit respektiert

werden muss. Das ist der Kern des modernen

Humanismus. Kant fordert aber auch: Zeige

Respekt gegenüber dir selbst. Das ist nichts anderes

als: Bediene dich deines eigenen Verstandes, sei

mündig, lass dich nicht unterdrücken von jeglicher

Autorität. Keine Ehrfurcht vor Hierarchien, sondern

Respekt vor Menschen!

Die Realität ist doch aber, dass der Respekt in unserer

Gesellschaft immer mehr abnimmt. Sind wir auf

den Weg zu einer Gesellschaft mit lauter egoistischen

Selbstverwirklichern?

Es gibt natürlich den übersteigerten Selbstrespekt,

mit dem man sich selbst im Wege steht. Man reagiert

sehr empfindlich, egozentrisch, narzisstisch und ist

außerstande, nicht optimal laufende Dinge auszuhalten.

Übersteigerter Selbstrespekt kann zu respektlosem

Verhalten führen, weil der Betroffene im

Sinne einer narzisstischen Grundidee und mit der

Haltung Me, myself and I glaubt, Anspruch auf permanente

Bewunderung zu haben.

Aber zu geringer Selbstrespekt bewirkt andererseits,

dass man wie gelähmt ist und Dinge mit sich geschehen

lässt, weil man sich quasi in sein Schicksal fügt.

Ebenso kann ein niedriger Selbstrespekt bewirken,

dass man unsensibel dafür ist, wie man sich anderen

gegenüber respektvoll verhalten sollte.

Man braucht also ein gesundes Gleichgewicht zwischen

beiden Extremen. Dazu gehören immer wieder

Reflexionen: Was will ich mir eigentlich gefallen

lassen? Wo hören bestimmte Dinge auf, weil sie meinen

Selbstrespekt verletzen? Die Antworten zu finden

ist unbequem, aber es geht nicht ohne diese

Selbstbefragung, wenn man sich am Abend hocherhobenen

Hauptes im Spiegel in die Augen schauen

will. Man sollte allerdings nicht aus jeder Kleinigkeit

eine Prinzipienfrage machen – oft ist es klüger, Diskussionen

oder Situationen nicht überzubewerten

und nicht aus falschem Selbststolz zu reagieren.

Was bedeutet das alles für „My way“, den viele Menschen

suchen und nur schwer finden?

My way bedeutet zunächst die Analyse: Was kann ich

gestalten, was will ich bewegen, mit welchen Begrenzungen

muss ich zurechtkommen, verbunden

mit der Reflexion: Was ist für mich ein gelingendes

Leben? Damit sind die Leitplanken, innerhalb derer

man sich bewegt, abgesteckt.

My way heißt: Ich gestalte Dinge und ergreife Chancen

und Gelegenheiten, die sich ergeben. Ich warte

nicht, bis mich jemand sieht, sondern ich bereite

mich vor und werde dann aktiv. Natürlich hilft My

way, sich durchzusetzen, wenn man außergewöhnliche

Dinge besitzt: Alleinkennzeichen (was zeichnet

but pragmatically and humorously.

InSite: Can one learn self-respect?

DF: It's paramount that parents

show their children at an early age

that they're valuable, loveable and

unique. Grandparents or teachers

can do so too. Also needed is a set

of values which stops a child infringing

on the respect due to others.

As Immanuel Kant put it, every

human being is entitled to their

dignity. Respect yourself. Know

your own worth and do not kowtow

to hierarchies or authorities. InSite:

Respect seems to be dwindling

in our society. Are we turning into

selfish egotists? DF: Too much

self-respect can lead to a narcissistic

approach which hobbles one

when things get difficult, and to

disrespectful behaviour towards

others because “me, myself and I“

feed on ceaseless admiration. But

with too little self-respect we stop

respecting others. Best is a healthy

balance between the two extremes.

InSite: How does all that

square with “my way“ – which so

many of us find difficult to discover?

DF: “My way“ implies: what do

I want to achieve, what limitations

must I accept, and what do I see as

a successful life?Those are the parameters

between which “my way“

can be plotted. “My way“ means

seizing opportunities, not waiting

to be noticed and being prepared to

make the first move. “My way“

helps us to stand out with our very

own distinguishing features such

as a sense of humour, innate cheerfulness,

joie de vivre and charm,

coupled with the ability to live

one's life purposefully. “My way“

also has a lot to do with forgiveness.

What the Dalai Lama calls

mercifulness. That dovetails with a

healthy approach to defeats and

failures, which can be turned into

opportunities. And “my way“ in intimate

relationships? When do I

make concessions? How do I deal

with hurtfulness? Aim for a reality

that leaves enough room for the

dreamworld.

Prof. Dr. Dieter Frey,

Ludwig-Maximilians-

Universität München

mich aus?), sich unentbehrlich machen, mit einer

Art von Humor, Grundfröhlichkeit, Lebensfreude

und Charme, gleichzeitig aber auch mit Kompetenz

durch die Welt zu gehen.

My way hat aber auch viel mit Vergebung zu tun:

Also sich gut zu kennen und nicht zu sehr mit sich

zu hadern, wenn Dinge nicht so laufen wie erhofft.

Der Dalai Lama spricht von Barmherzigkeit. Dazu

gehört auch der gesunde Umgang mit Niederlagen

und Misserfolgen, die Ausgangspunkte für Weiterentwicklungen

sein können – Krisen als Chance!

My way in Paarbeziehungen: Was ist mein Beitrag zu

einer gelingenden Beziehung? Wo muss ich Zugeständnisse

machen? Wie gehe ich mit Verletzungen

um? Beides sollte im Miteinanderleben möglich

sein: der realistische Optimismus und die Erlaubnis

zum Träumen.

Good to Know

Gibt es Strategien zur Steigerung des

Selbstrespekts? Natürlich!

• Durch Anerkennung von anderen in einem wertschätzenden

Umfeld, das aber auch nicht vor freundlich-kritischem Feedback

zurückschreckt. Und durch das Gewinnen von Menschen,

die mich unterstützen.

• Durch außergewöhnliche Leistungen in der Arbeit, die idealerweise

erfüllend, selbstbestimmt und sinnerfüllt sein sollte.

• Durch sich selbst klar werden: Wer bin ich, was kann ich,

was will ich, was muss ich? Was sind meine Stärken /

Schwächen? Was sind meine Grenzen?

• Durch ständige Arbeit an sich selbst: das eigene Potenzial

entdecken, gleichzeitig aber auch die Chancen ergreifen, dieses

Potenzial zu verwirklichen.

• Durch Work-life-balance: Prioritäten setzen, Ressourcen aktivieren,

nachhaltig denken, Zeit für sich haben, genügend Schlaf,

gesunde Ernährung und Reflexion, Bewegung und Sport, Freunde

und Freizeit als Tankstellen.

How to increase your self-respect: Don't shy away from

criticism. Associate with supportive people. Aim for prime performance

through fulfilling work. Recognise your strengths and

weaknesses. Discover your potential and enhance it. Prioritise a

work-life balance with enough time for sustainable thinking,

sufficient sleep, healthy food, exercise and good friends.

52 INSITE 2020

2020 INSITE 53


FASHION

BLUE

VELVET

Ann

Mantel Emporio Armani

Pumps Miu Miu

Halsreif Saskia Diez

Bo

Rollkragenpullover COS,

Hosen Jil Sander,

Schuhe Berluti

Uhr Omega

Ein bisschen David Lynch, viel Vergangenheit, noch mehr Zukunft oder wie es Bobby Vinton

einst sang: She wore blue velvet, bluer than velvet was the night, softer than satin was the light

Fotograf Heiko Dreher@schierke Creative Director Dirk Meycke

Models Ann Kuehn@MUGA + Bo Develius@nisch Hair&Makeup Alexander Hofmann@Uschi Rabe

Location The Penthouse Garden Suite designed by Axel Vervoordt

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FASHION

Hemd COS

Hose Emporio Armani

Kleid Jil Sander

Pumps Miu Miu

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2020 INSITE 57


FASHION

Complete Look

MiuMiu

Hosiery

Falke

Oversized Suite

Salvatore Ferragamo

Turtleneck

Windsor

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2020 INSITE 59


FASHION

Top Jacquemus

@ mytheresa.com

Cuff und Earcuffs

Saskia Diez

Panties Chanel

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2020 INSITE 61


FASHION

Ann

Cardigan,

Top und Pants

Max Mara

Pumps BOSS

Bag Aigner

Bo

Complete Look

BOSS

Ann

Top

Brunello Cuccinelli

Hose

Emporio Armani

Bo

Watch Ulysse Nardin

via Juwelier Möller im Hotel

Bayerischer Hof

62 INSITE 2020

2020 INSITE 63


FOOD & WINE

Qual

Die

Zu unübersichtlich die Menge an Weinen, die mit jedem neuen Jahrgang den Markt

überfluten. Die Lösung: Im Restaurant ein guter Sommelier, im Fachhandel ein erfahrener

Weinfachmann. In persona: Jochen Benz und Torsten Kuhne

S

chwer zu sagen, wer zum ersten Mal den Begriff

der korrespondierenden Weinbegleitung

ins Spiel gebracht hat, auf jeden Fall dürften

dieser Person heute eine ganze Heerschar von Gourmets

und kulinarisch affinen Genießern äußert

dankbar sein. Vorbei die Zeiten, in der sich ein Gast

mit einer Weinkarte konfrontiert sah, die dann und

wann die Stärke eines Telefonbuches hatte und er mit

der Qual der Wahl sich selbst überlassen wurde – in

den meisten Fällen ein Blindflug mit ungewissem

Ausgang und einer Enttäuschung für den Gaumen.

Heute konzipiert ein moderner Gastronom sein

Angebot so, dass für jedes Gericht dem Gast auch

gleich ein dazu passender Wein empfohlen wird.

Küche und Keller arbeiten von Anfang an Hand in

Hand, die Aromatik von Teller und Glas bildet eine

Einheit und generiert so ein geschmackliches Gesamt-Erlebnis.

Denn der Wein ist nicht nur ein ganz

wunderbares Getränk, durch gezielte Auswahl ist er

durchaus in der Lage, das Essen auf ein neues Niveau

zu heben, Aromen zu potenzieren oder durch

gezielte Kontrapunkte geschmackliche Spannungskurven

zu erzeugen.

MASTER'S CHOICE

The origins of wine stewardship

remain unknown. But connoisseurs

are simply grateful that they no

longer have to wade through a

wine menu as thick as a phone directory

when dining out, but have a

sommelier to advise them. Topnotch

restaurants make sure that

kitchen and wine cellar cooperate

closely. To go with each dish a wine

that enhances the quality of the

food is suggested to diners.

It is Monday morning. Jochen Benz,

sommelier at the three-star “Atelier“

restaurant, has dropped into

Volkhardt's wine merchants in the

Pasing borough of Munich, having

spent two days tasting over 800

wines for Gault & Millau. What an

amateur connoisseur would deem

Der Weinkeller im Gut von Winning.

In einem dieser Fässer ruht der UV 500.

Exklusiv für Volkhardt's und das

Hotel Bayerischer Hof

der

Wahl

Die Weinhandlung Volkhardt's: Seit über 100 Jahren Partner der

Gastronomie und fachkundiger Berater Münchner Weinfreunde

FOTOS WEINGUT VON WINNING, HOTEL BAYERISCHER HOF

Es ist Montagmorgen, Jochen Benz, der Sommelier

aus dem Drei-Sterne-Restaurant Atelier im Hotel Bayerischer

Hof, lehnt am Tresen der Weinhandlung

Volkhardt’s in München-Pasing, in seiner Hand statt

des sonst üblichen Weinkelches nur ein großes Wasserglas.

Irgendwie wirkt er, als ob er gerade einen Marathon

absolviert hätte. Dies trifft auch zu, denn das

zurückliegende Wochenende forderte ihn. 800 Weine

hat er verkostet, für die kommende Ausgabe des

Gault & Millau, zu der Region Baden.

Was für einen Weinfreund pures Vergnügen

wäre, ist für einen Sommelier wie ihn harte Arbeit,

denn es gilt, die Charakteristiken der verkosteten

Weine zu erforschen, zu analysieren, sie abzuspeichern

in seiner ganz persönlichen Datenbank, um sie

bei passender Gelegenheit erneut abrufen zu können

– korrespondierend zu dem jeweiligen Gericht. Jan

Hartwig und Jochen Benz gehen dabei methodisch

vor: Entsteht ein neuer Teller im Atelier, wird jede einzelne

Komponente exakt erforscht, besonders die

Saucen, bei denen Jan Hartwig gerne und oft mit

reichlich Säure arbeitet. Dazu bedarf es einer profunden

Kenntnis der Stilistiken der einzelnen Anbaugebiete,

der unterschiedlichen Rebsorten und der persönlichen

Handschrift des jeweiligen Winzers. Sind

diese herausragend, wird sich Jochen Benz auch

noch Jahre später an diesen Wein erinnern – Wissen

ist eben Macht.

Fest dabei an seiner Seite der Leiter der Weinhandlung

Volkhardt’s in München Pasing. Torsten

Kuhne weiß genau um den Geschmack und die Präferenzen

von Jochen Benz und stellt ihm so immer wieder

Entdeckungen vor, die ihm bei seinen zahlreichen

Reisen durch die Weinwelt aufgefallen sind. Sei

es bei den großen Messen oder bei einem persönlichen

Besuch auf den Weingütern, mit denen er schon

seit vielen Jahren eng zusammenarbeitet.

Ein solches ist das VPD-Gut von Winning in der

malerischen Pfalz. Diese Kooperation ist weit über

100 Jahre alt – was aus alten Weinkarten hervorgeht,

die Kuhne in den Archiven der Weinhandlung gefunden

hat. Als diese 1903 von den Gebrüdern Volkhardt

gegründet wurde, von dem Urgroßvater der heutigen

Eigentümerin des Hotels Bayerischer Hof, war es das

Geschäftsmodell, Wein fassweise einzukaufen und

diesen dann in München auf Flaschen zu ziehen –

einmalig für die damalige Zeit. Die alten Aufzeichnungen

belegen, dass einer der Partner auch das

Weingut von Winning war und so entschloss sich

Torsten Kuhne, zusammen mit Jochen Benz, dieser

langjährigen Kooperation mit einem ganz besonderen

Projekt die Ehre zu erweisen.

Die alten Gewölbekeller des Weingutes erstrecken

sich nahezu grenzenlos tief unter der Erde, eindrucksvoll

die großen 500-Liter Holzfässer, in denen

der Forster Ungeheuer reift, ein Riesling von besonderer

Qualität. 40 Fässer stehen zur Auswahl, eines

an enjoyable task is hard work for

Benz. He has analysed each wine's

salient features and stored them in

his databank for future reference.

Then, when “Atelier's“ chef Jan

Hartwig creates a new dish, he and

Benz can establish which wine

matches it best. An essential as the

chef likes his sauces on the ascerbic

side.

Details of terrain, grape variety and

a grower's personal touch are also

paramount. Jochen Benz remembers

outstanding wines years later.

Torsten Kuhne, manager of

“Volkhardt's“ wine merchants,

knows the sommelier's preferences

and passes onto him the discoveries

he has made at trade fairs and

vineyards.

One such is the “von Winning“ VPD

vineyard in the Palatinate. In old

stock records Kuhne found that

“Volkhardt Bros.“ was established

by the present hotel owner's ancestors

in 1903. True innovators, they

purchased the “von Winning“ wine

in barrels and filled it into bottles in

Munich. Today, deep down in the

“von Winning“ cellars, 40 wooden

500-litre barrels contain variations

of one and the same indigenous

riesling theme, a “Forster Ungeheuer“.

To honour their business link

Kuhne and Benz may pick just one

barrel for “Volkhardt's“ purposes.

Their criteria? A wine should go

with the flow and never try, aromatically

for example, to outshine a

dish it is merely meant to accompany.

In the Hessian Rhineland subtle

requirements of that sort are met

by the “Knewitz“ vineyard's 2016

vintage white Burgundy “Appenheimer

Eselspfad“: a hint of wood

tempered by enough fresh aroma to

counter even extreme spiciness.

Gleaning such a wine, fit to accompany

a whole meal, from a growing

abundance of vintages, is the Munich

duo's speciality.

Goethe would approve: “Life's too

short to be drinking poor wine.“

davon dürfen Torsten Kuhne und Jochen Benz auswählen.

Aber trotz ein und derselben Lage und des

gleichen Jahrgangs ruhen in den Fässern 40 verschiedene

Rieslinge. Die teils großen Unterschiede resultieren

aus den verschiedenen Hölzern, deren Alter

und den Belegungen – da sind die beiden Weinfachleute

gefordert, denn es gilt, das Fass zu finden, dessen

Wein später unter dem Titel UV 500 absolut exklusiv

(U für Ungeheuer, V für Volkhardt’s) in der

Weinhandlung und den Restaurants im Hotel Bayerischer

Hof den Kunden und Gästen offeriert werden

kann. Ein einzigartiges Prestige-Objekt, eine gegenseitige

Reminiszenz zwischen Weinhandlung und

Weinbauer – ein Spiegel, der Anspruch und Qualitätsgedanken

unterstreicht und darstellt.

Wein ist viel, Wein kann viel. Doch wie definiert

sich Wein eigentlich, was ist der Maßstab? Definitiv

nicht über den Preis, wirft Jochen Benz ein. Als Weinbegleitung

darf er nicht mit dem Gericht kämpfen,

sondern muss, im wahrsten Sinn des Wortes, mitfließen,

darf nie mehr Aromatik haben, als der Teller,

muss aber dessen Idee aufgreifen und diese weiterführen.

Ein gutes Beispiel dafür wäre der Weisse Burgunder

Appenheimer Eselspfad vom Weingut Knewitz

in Rheinhessen, Jahrgang 2016. Selbst für einen klassischen

und eingefleischten Mersault-Trinker eine

absolute Überraschung, denn trotz seines unglaublich

feinen Holzeinsatzes hat er Kraft, spielt mit Tiefe

und Frische und ist aufgrund seiner Stilistik ein optimaler

Begleiter für ein ganzes Menü – denn er verträgt

sowohl eine starke Aromatik, sogar extreme Gewürznoten

wie Vadouvan, als auch eine klar

definierte Säure. Und das zu einem Preis, der deutlich

niedriger liegt, als man erwarten darf.

Solche Weine zu finden, aus einer schon fast unglaublichen

Flut, die mit jedem neuen Jahrgang

Dämme bricht, ist die Aufgabe eines Jochen Benz als

Sommelier und eines Torsten Kuhne als Weinhändler.

Gut beraten ist der, der sich in deren Hände begibt,

zum Wohle seines Gaumens und Geldbeutels.

Oder wie Goethe einst sagte: „Das Leben ist zu

kurz, um schlechte Weine zu trinken!“

Das Sortiment führt alles

von Rang und Namen aus

der Weinwelt

64 INSITE 2020

2020 INSITE 65


HOTEL STORIES

GRÜSS GOTT

Das Refektorium, Münchens

schönster Gastraum. Stilgebend:

Antikes Holz und ein Kunstwerk

von Bosco Sodi

Gebaut für die Ewigkeit, Hüter und Bewahrer eines Schatzes, Hort bayerischer

Gemütlichkeit, Treffpunkt aller Münchner, Parkett internationaler Stars:

Der Palais Keller verbindet nicht nur Kulturen, sondern schlägt eindrucksvoll

Brücken zwischen dem Gestern, dem Heute und dem Morgen

TEXT ANDREAS M. JUCHELKA FOTOS DANIEL SCHVARCZ

66 INSITE 2020 2020 INSITE 67


HOTEL STORIES

Die Palais Stube:

Farbenfrohe Wände in Tempera-Technik,

Kunstwerke

von Tsuyoshi Maekawa und

Yuko Nasaka

Geschichte und Moderne,

Tradition und zeitgenössische

Kunst – Interior Designer

Axel Vervoordt verbindet dies

gekonnt. Das Bild stammt von

Tsuyoshi Maekawa

G

rüss Gott, so sagt man

halt in Bayern, immer

schon und überall.

Kann ja keiner was dafür,

wenn er lieber Guten

Tag sagt, ist halt

nicht von hier – wofür

er aber auch nichts

kann. Wer jetzt aber glaubt, dass damit gemeint sei,

man solle unseren Herrgott grüßen, liegt falsch. Vielmehr

ist mit dieser bajuwarischsten aller Grußformeln

gemeint, dass dieser einen grüßt, Gott möge

also mit einem sein. Ein schöner Gruß somit, fast so

etwas wie ein Segen. Den brauchen die einen mehr,

die anderen weniger. Denn schließlich ist ja Gott mit

den Tüchtigen, Fleiß und Streben nach Höherem

wird in der Regel belohnt. Man muss sich also keine

Sorgen machen, wenn man mit Herz und Verstand

Großartiges leistet oder wie in dem folgenden Fall,

das Alte bewahrt und es mit Liebe und Feingefühl in

die Zukunft führt.

Seit Oktober 2019 kann man diesbezüglich ein

Phänomen erleben, das in München in dieser Art

wohl einzigartig sein dürfte. Betritt man den wiedereröffneten

Palais Keller in den Katakomben des Palais

Montgelas, hört man, fühlt man, wie auch ein Raum,

in diesem Fall ein ganzes Ensemble, Grüß Gott sagt.

A NEW PALAIS KELLER

“Grüss Gott“ is a scarcity in Bavaria.

This saying commonly used to

greet someone and means that

God should be with you on all your

ways and bless you whatever you

are doing or planing.

Since October 2019 the reopened

Palais Keller in the catacombs of

the Palais Montgelas has been embracing

its guests, seeming to

whisper “welcome, at your service“.

Falk Volkhardt had plans for

the Palais Montgelas when he purchased

it in 1969 to complement

the family wine business, prospering

since 1903, with a genteel connoisseurs'

haven. Instead he established

the Palais Keller, offsetting

the Bayerischer Hof's glamour with

a down-to-earth Bavarian tavern

where frothy brews were quaffed

by students, politicians, drifters

and globetrotters. Pretzels and rolls

to go with the beer and Bavarian

Seit seiner Eröffnung im Jahre 1972 ist dieser Ort eine

gelebte Institution im Münchner Leben. Als Falk

Volkhardt das Palais Montgelas 1969 als Erweiterung

zu seinem Hotel Bayerischer Hof erwarb, hatte er sich

bereits Gedanken über die Zukunft der weitläufigen

Keller dieses Anwesens gemacht. Eigentlich plante

der Hotelbesitzer, den seine Weggefährten gerne als

Impresario der deutschen Hotellerie bezeichneten,

hier eine gemütliche Weinstube zu etablieren. Quasi

als Ergänzung zu seiner florierenden Weinhandlung,

die die Familie Volkhardt bereits seit 1903 betrieb.

Man sagt zwar so schön: Da hat er die Rechnung wohl

ohne den Wirt gemacht, aber in diesem Falle waren es

die Gäste, die nicht so wollten wie er. Denn die

Münchner sind traditionell Biertrinker, Wein ließ sich

damals nicht so gut verkaufen. Nicht weiter verwunderlich

in der heimlichen Hauptstadt des Bieres,

genauso wenig, wie schnell Falk Volkhardt reagierte

und stattdessen eine urgemütliche bayerische Wirtschaft

ins Leben rief, den Palais Keller.

So weltgewandt das Hotel Bayerischer Hof auch

damals schon gewesen sein mag, im Gegensatz dazu

war dieser Ort von Beginn an bodenständig und

geradlinig. Ob Student oder Ministerpräsident, ob

Münchner Flaneur oder international angehimmelter

Schauspieler, der Palais Keller, so seine Idee, sollte

gelebtes München sein – für jedermann, ganz egal,

68 INSITE 2020

2020 INSITE 69


HOTEL STORIES

ob Einheimischer oder ein von weither angereister

Weltenbummler. Und um diese Geste zu unterstreichen,

richtete er noch eine Backstube ein, frische

Brez'n und Semmeln wurden zu Bier und bayerischen

Spezialitäten gratis gereicht. Das war so und ist

bis heute noch immer so.

Womit wir im Hier und Jetzt angekommen wären

und somit bei einem neuen Kapitel dieser Lokalität,

das spannender und eindrucksvoller kaum sein

kann.

Genau genommen sollten Architektur und Kulinarik

ja eines gemeinsam haben: Beide müssen die

Seele erreichen. Da darf man nicht lange nachdenken

oder groß analysieren, am allerwenigsten schönreden

oder gar -schreiben, sobald Gaumen oder Augen

aktiv geworden sind, sollten Herz und Verstand

fragen: Wie wunderbar ist das denn?

Und genauso geht es dem Besucher, der zum

ersten Mal den renovierten Palais Keller betritt: Massive

Gewölbewände, darüber eine antike, kunstvoll

geschnitzte Holzdecke aus Italiens achtzehntem

Jahrhundert, der Boden schwer und ebenfalls geschichtsträchtig,

denn vor 400 Jahren wandelten auf

ihm einst die Turiner Bürger – Moderne trifft Historie,

das wird auf den ersten Blick klar.

Was dann folgt, lässt sich gut und gerne mit einer

Zeitreise umschreiben, als Eintritt in eine ganze

eigene Welt. Alles beginnt 1409, als beschlossen wurde,

dass hier der wertvollste Schatz gelagert werden

sollte, welchen eine mittelalterliche Gesellschaft haben

konnte: Salz – eine Währung, die zu dieser Zeit

fast schon dem Gold entsprach. Das erklärt auch,

dass die Bausubstanz von Anfang an für die Ewigkeit

konzipiert war, eine Atmosphäre, die bis heute noch

deutlich zu spüren ist.

specialities came free of charge, as

is still the case. Now an impressive

new Palais Keller chapter has

brought a marvellous interplay of

interior design and cuisine to warm

the soul and tickle the palate.

The refurbished Palais Keller has

massive, arched walls, an Italian

carved wooden ceiling dating from

the 18th century and solid flooring

walked upon by Turin citizenry 400

years. The journey through time

began in 1409 when it was decided

to store salt in the cellars. The materials

were meant to last forever.

There is almost a monastic atmosphere.

An oasis of calm in the city's

hustle and bustle, master-minded

by Belgian art collector and interior

designer Axel Vervoordt.

Innegrit Volkhardt, fourth-generation

owner of the Hotel Bayerischer

Hof, has known Vervoordt

since their first project together,

refurbishment of the “Garden“ and

Umgestaltung aller Zimmer und Suiten im Süd- und

Nordflügel – allesamt einzigartig und mit der ihm eigenen

Handschrift. Seine neueste Arbeit, ein weiteres

Highlight, der neue Palais Keller, wurde nun Ende

2019 München und seine Bewohnern vorgestellt.

Was ihm da gelungen ist, lässt sich nur schwerlich

in Worte fassen – erleben und spüren wäre das

Gebot! Faktisch gesehen könnte man es aber so beschreiben:

Zuerst wurden die alten Mauerwerke der

massiven historischen Gewölbe in ihren ursprünglichen

Zustand zurückversetzt, Türen und Durchgänge

erhielten dabei ideale Proportionen. Bei dem Mobiliar

wurden viele Bestandsmöbel wie Tische, Stühle

und Servicestationen beibehalten, aber aufwendig

restauriert. Die Türen sind alle aus historischem Holz

gefertigt oder kunstvoll überarbeitet. Das antike Industriefenster

in der hauseigenen Hofbäckerei wurde

an das bestehende historische Gewölbe angepasst

und vor Ort aufwendig eingebaut. Die Wände erhielten

einen Kalkanstrich, der Altbelag des Bodens, antiker

Luserna-Naturstein, wurde mit großem Aufwand

ergänzt, komplementiert. Die offene Küche setzt zusätzliche

Akzente: Oberflächen und Ablufthaube haben

eine schwarze Pulverbeschichtung, die Arbeitsflächen

sind aus dem Naturstein Nero Assoluto und

bei den Frontverkleidungen der Küchenausgabe und

des Bartresens wurde Altholz verwendet, welches aus

Regionale Küche:

Küchenchef Tobias Heinze

serviert bayerische Klassiker

modern interpretiert

Rustikal und gemütlich,

viele der alten Tische und

Stühle wurden aufwendig

restauriert

Kontemplative Ruhe

Wer in diesen historischen Hallen speist und trinkt,

fühlt hier nicht selten eine klösterliche Ruhe, abgeschieden

und erhaben, jenseits der hektischen Welt

da draußen. Dass dies so eindeutig zum Tragen

kommt, dafür steht der belgische Kunstsammler und

Interior-Designer Axel Vervoordt. Innegrit Volkhardt,

Eigentümerin des Hotels Bayerischer Hof in der vierten

Generation, schildert die Beziehung zwischen

Vervoordt und dem Palais Keller mit einer Anekdote,

die bereits über zehn Jahre zurückliegt. Als damals

das erste große gemeinsame Projekt der beiden realisiert

wurde, die Neugestaltung der Restaurants Garden

und Atelier, lud sie ihn hierher zu einem Lunch

ein. Vervoordt schwieg lange, blickte um sich, lächelte

versonnen und meinte dann: „Falls es jemals zu

einer weiteren Zusammenarbeit kommen sollte,

dann wäre es dieser Raum, den ich machen möchte.“

Nun, es kam zu weiteren Kooperationen, wie

der Realisierung der astor@CINEMA LOUNGE, der

Palais Halle, der Penthouse Garden Suite und der

2020 INSITE 71


HOTEL STORIES

Ein Ruhepol inmitten

von München. Die

historischen Gewölbe

gehen auf das 15.

Jahrhundert zurück

„Falls es jemals zu einer

weiteren Zusammenarbeit

kommen sollte, dann wäre es

dieser RAUM, den ich gerne

machen möchte …“

AXEL VERVOORDT, 2008

72 INSITE 2020 2020 INSITE 73


HOTEL STORIES

Der Tisch in Form eines Herzen,

die Kunst von Ida Barbarigo.

Titel L’Unità nel Profondo

(Unity in the Depth)

Vervoordts Werkstätten bei Antwerpen in Belgien

stammt.

Typisch für Vervoordt: Die gelungene Integration

internationaler Designer- und Kunststücke: Die unterschiedliche

Töpferware stammt von dem japanischen

Keramikkünstler Kosi Hidama, alles Einzelstücke

und in Vervoordts Werkstatt in 's-Gravenwezel

exklusiv gefertigt.

Das Refektorium, Münchens beeindruckenster

Gastraum, zeichnet sich durch die beiden antiken

Industriefenster neben der massiven Holztür aus, sowie

durch eine lange Eichenholztafel und einem

Kunstwerk des mexikanischen Künstlers Bosco Sodi,

der durch seine reich strukturierten und großformatigen

Gemälde weltbekannt wurde.

A Münchner G'schicht

Der Vorraum der Palais Stube wird durch antike Holz-

“Atelier“ restaurants ten years

ago. Since then Vervoordt projects

comprise the astor@CINEMA

LOUNGE, the Penthouse Garden

Suite, restyling of all the rooms

and suites in the south and north

wing and now his Palais Keller

masterpiece, completed at the end

of 2019.

The massive vault walls were returned

to their original state, doors

and passages more effectively proportioned,

some of the furniture

retained but all the doors either

overhauled or newly made from

historical wood. The ancient industrial

window in the court bakery

Küchenchef

Tobias Heinze

paneele akzentuiert sowie einem Kunstwerk von

was made to complement the arch-

Tsuyoshi Maekawa, dessen Arbeit als eine Interpreta-

es, now with a fresh layer of chalk,

tion des Schöpfungsaktes zu verstehen ist, denn sei-

and the original Luserna stone floor

ne abstrakten Werke symbolisieren in eindrucksvoller

meticulously restored. Surfaces

Art und Weise die wahre Schönheit der Natur. Auch

and the used-air hood in the open

Die Tiroler Stube,

ein Original aus dem

Jahre 1823

hier wurden die bestehenden Holz- und Deckenvertäfelungen

restauriert, ein neuer Anstrich der Wände

mit grüner Farbe in Tempera-Technik verleiht diesem

Ort nun eine ganz eigenständige Atmosphäre. Akzente

setzen zusätzlich zahlreiche Kunstwerke von internationalen

Meistern wie Ida Barbarigo, Sadaharu

Horio, Tsuyoshi Maekawa und Yuko Nasaka.

Allein ein Ort wurde so erhalten, wie ihn einst

Falk Volkhardt ins Leben gerufen hatte und blieb

aufgrund seiner Einzigartigkeit unangetastet: Die

Tiroler Stube, eine originale Wirtshausstube aus dem

österreichischen Paznauntal, die auf das Jahr 1823

zurückgeht.

Der neue Palais Keller:

Ein Ort der

Vergangenheit,

ein Ort

der

Zukunft!

Somit lässt sich feststellen, dass Augen und Seele

hinreichend Nahrung erfahren, doch wie sieht es mit

den leiblichen Genüssen aus? Um es kurz zu machen:

Bestens! Der Küchenbrigade steht Tobias Heinze vor,

der bis zum Herbst 2018 den Posten des Sous Chefs

im hauseigenen Restaurant Garden bekleidet hat. Zuvor

hatte er im Fünf-Sterne Seehotel Überfahrt in

Rottach-Egern sowie im Hotel Jumeirah in Frankfurt

kitchen were treated with a layer

of black powder, the worktops consist

of dressed nero "assoluto

stone" and the front of counters

and bar of seasoned wood styled at

the Vervoordt studio near Antwerp.

Typically, Vervoordt drew on the

work of other leading artists.

For the refectory splendid crockery

by Japanese ceramicist Kosi Hidama,

and a long oaken table by Axel

Vervoordt from his private garden.

In the Palais Stube's panelled antechamber

a masterpiece by Tsuyoshi

Maekawa celebrating the Act of

Creation, the effect heightened by

the walls' new coat of green tempera,

as well as works by Ida Barbarigo

and Sadaharu Horio and

Yuko Nasaka.

Only the Tiroler Stube remains as it

was. So there is a lot to feast one's

eyes upon. And how about edible

sustenance?

The Palais Keller's new head cook

Tobias Heinze acquainted himself

with the details of seasonal and

regional cuisine at sister Hotel Zur

Tenne in Kitzbühel last summer. An

example of his hearty fare: blobs of

cream with red onion jam, leeks,

mountain cheese and garden cress.

Tuck in!

am Main, ebenfalls fünf Sterne, gekocht. Im Schwesternhaus

Hotel Zur Tenne in Kitzbühel erarbeitete er

sich dann bis Sommer 2019 die Finessen der regionalen

Küche. Im Palais Keller wird er nun eine moderne

mit der traditionellen, bayerischen Küche verbinden,

die Produkte hierfür kommen bevorzugt aus dem

Münchner Umland und werden zeitgemäß verarbeitet,

um den typischen ausdrucksvollen Geschmack

unserer Heimat72 zu repräsentieren. Durch saisonale

Produkte erhält die Karte zusätzlich eine zeitgemäße

und frische Abrundung. Gerichte wie Rahmfleckerl

mit rohem Schinken; Bergkäse mit roter Zwiebelmarmelade,

Lauch, und Gartenkresse; Meerrettichschaumsuppe

und gesottener Tafelspitz, Apfel, Kartoffelpüree

und Schnittlauch oder Mini Apfelstrudel

mit Vanillesoße, Rosinen-Gel und Mandelcreme verbinden

so das Gestern mit dem Heute.

Nicht zu vergessenen: Patrick Reisenauer, der

Restaurantleiter, der sich mit seinem bajuwarischer

Gemüt hingebungsvoll um das Wohl seiner Gäste

kümmert. Oder anders ausgedrückt: Alles wie es

sein soll. Aber dies erfährt jeder am besten selbst,

bei einem Bier und den leckeren Speisen von Tobias

Heinze!

Tja, das ist nun mal die Kunst eines Axel

Vervoordts mit seinem Credo des Art-Tempo, was in

einem Satz ausgedrückt heißt: Zeit erschafft Kunst.

Mit dem Palais Keller hat er so (wieder einmal) eine

mehr als eindrucksvolle Brücke zwischen Vergangenheit

und Zukunft geschlagen.

Doch hat er das wirklich, oder hat er sie schlicht

und einfach nur aufgehoben? Denn das, was da entstanden

ist, bleibt zeitlos!

Mehr geht eigentlich nicht … Grüss Gott!

74 INSITE 2020 2020 INSITE 75


IMPRESSUM

Herstellernachweis

Sales Points A-Z

ACQUA DI BAVIERA Tel. 0800/2422455, acquadibaviera.com

HERAUSGEBER

Innegrit Volkhardt, Hotel Bayerischer Hof

Promenadeplatz 2 – 6, 80333 München

Tel. 089/2120-0, www.bayerischerhof.de

LEITUNG

Philipp Herdeg, Director Communications

Hotel Bayerischer Hof

[email protected]

Tel. 089/2120-634, Fax 089/2120-623

AIGNER Theatinerstraße 45, 80333 München, Tel. 089/30702066, aignermunich.com

BANG & OLUFSEN Englschalkinger Str. 230, 81927 München, Tel. 089/9301199, albertknoll.de

CHEFREDAKTION

Andreas M. Juchelka

BERLUTI Residenzstraße 2, 80333 München. Tel. 089/125996050, berluti.com

BRUNELLO CUCCINELLI Maximilianstraße 10, 80539 München, Tel. 089/24215265, brunellocucinelli.com

CHANEL Maximilianstraße 6, 80539 München, Tel. 089/95899750, chanel.com

COS Weinstraße 3, 80333 München, Tel. 089/21021774, cosstores.com

REDAKTIONSANSCHRIFT

b&w medien, Georgenstr. 17

86152 Augsburg, Tel. 0151/22947734

[email protected]

Seine Gäste glücklich zu machen und in ihren

Gesichtern zu lesen, dass sie sich wohl

fühlen – das alleine wäre schon Auszeichnung

genug. Eine Aufgabe, die seit jeher im

Hotel Bayerischer Hof an oberster Stelle steht. Wie erfolgreich,

zeigt ein Querschnitt aus den letzten Jahren.

Hotel Bayerischer Hof

Mit bis zu 66,5 Millionen Euro Gesamtumsatz belegte

das Hotel in den letzten Jahren mehrere Male in Folge

den ersten Platz im Ranking der umsatzstärksten

Häuser Deutschlands, so hat die Allgemeine Hotel-

und Gastronomie-Zeitung (AHGZ) errechnet. Gleich

mehrfach wurde das Haus vom Magazin Der Feinschmecker

geehrt, in einer Ausgabe war zu lesen: „Die

Grande Dame der Münchner Hotellerie bleibt unsere

Nummer eins …“.

Die Auszeichnung als Bestes Grandhotel ging daraufhin

folgerichtig an den Promenadeplatz. Auch andere

Magazine wie Euro, Vanity Fair oder das Diners Club

Magazin urteilten sinngemäß.

Das Wirtschafts-Kult-Magazin brand eins attestiert

dem Haus, dass es zu Recht auf deren Bestenliste

gehört, denn als Unternehmen genießt das Hotel

Bayerischer Hof bei Verbrauchern und Marktbeobachtern

ein ganz besonderes Ansehen.

AUSGEZEICHNET

Hotel, Restaurant und Management erhielten aktuell und in den letzten

Jahren zahlreiche Preise und Ehrungen für ihre herausragende Qualität

Innegrit Volkhardt

Unter ihrer Ägide wurden zahlreiche Renovierungs-

und Umbaumaßnahmen mit einen Gesamtvolumen

in Höhe von mehr als 175 Millionen Euro vorgenommen.

Diese Konsequenz und der damit verbundene

The Hotel Bayerischer Hof has

come top of Germany’s hotel turnover

charts for several years in a

row, with up to a total of 66.5 million

euros p.a. The magazine “Der

Feinschmecker”’s description of the

hotel as “Munich’s grande dame” is

echoed by “Vanity Fair”, “Diners

Club” and cult magazine “brand

eins”. Under the aegis of Innegrit

Volkhardt over 175 million euros

have been invested in renovation

and rebuilding projects, prompting

Veuve Clicquot to name her “Businesswoman

of the Year”. Other

awards: an Order of Merit from the

Bavarian government and the Brillat

Savarin Badge from Germany’s

Gastronomic Academy.

After nearly 25 years Munich again

has a restaurant with three Michelin

stars: the Atelier with its chef

Jan Hartwig. Gault & Millau

awarded him 19 points and “Gusto”

ten plus frying pans. For “Traveller’s

World” the Atelier is one of the top

100 restaurants worldwide. The

Atelier was named “Restaurant of

the Year 2020” by “Der große

Guide”.

HONOURS LIST

Erfolg war für Veuve Clicqout Anlass, sie als Unternehmerin

des Jahres zu ehren. Der internationale Wellness-

und Lifestyle-Führer SENSES verlieh ihr in London

den Titel SENSES Busineswoman of the Year.

Das hiesige Staatsministerium erkannte Ihre Weltoffenheit

und verlieh ihr für ihr Streben die Medaille für

besondere Verdienste um Bayern und Europa. Die

Gastronomische Akademie Deutschlands überreichte

ihr darüber hinaus die höchste zu vergebene Ehrung:

Die Brillat Savarin Plakette.

Atelier und Jan Hartwig

In einer sprichwörtlich atemberaubend kurzen Zeit

hat Chef de Cuisine Jan Hartwig das Gourmetrestaurant

Atelier zu den höchsten Weihen geführt: Der

Guide Michelin verleiht seinem Essen die Höchstwertung:

Nach einem Vierteljahrhundert und somit in

der Nachfolge von Eckart Witzigmann, hat München

wieder ein Drei-Sterne-Restaurant. Der Gault & Millau

wertet jetzt mit 19 Punkten, eine deutliche Verbesserung,

Hartwig sei „Ein junger Herdkünstler […],

dass heute Gäste aus aller Welt um die Tische bei ihm

ringen.“ Für den Schlemmer Atlas zählt er zu den

Spitzenköchen des Jahres 2020 und für den Hotelführer

Der Große Guide sieht im Atelier das Restaurant

des Jahres 2020. Darüber hinaus erhalten Restaurant

und Küchenchef 10+ Pfannen von Gusto und fünf F

vom Magazin Der Feinschmecker, jeweils die Höchstwertung.

Das renommierte Reisemagazin Traveller’s

World positioniert Jan Hartwig und das Atelier auf deren

ultimativer A-List der 100 besten Adressen für

Reisende rund um den Globus.

FOTO HOTEL BAYERISCHER HOF

EMPORIO ARMANI Fünf Höfe, Theatinerstraße 12, 80333 München, Tel. 089/5505280, armani.com

FALKE Oststraße 5, 57392 Schmallenberg, Tel. 00800/22033022, falke.com

FLUGPLATZ ST. JOHANN Reitham 2, A-6380, St. Johann, 0043/5352/62502, loij.at

HAND.WERK.KUNST Untere Weidenstraße 12, 81543 München, Tel. 089/55268680, hand-werk-kunst.de

HOTEL ZUR TENNE Vorderstadt 8 – 10, A-6370 Kitzbühel, Tel. 0043/5356/64444-0, www.hotelzurtenne.com

BOSS Fünf Höfe, Theatinerstraße 8, 80333 München, Tel. 089/24218880, hugoboss.com

JIL SANDER Maximilianstr. 30, 80538 München, Tel. 089/2112250, jilsander.com

JUWELIER MÖLLER Promenadeplatz 2, 80333 München, Tel. 089/210204690, juwelier-moeller.com

KUNSTHALLE MÜNCHEN Theatinerstraße 8, 80333 München, Tel. 089/224412, hypo-kunsthalle.de

MAX MARA Theatinerstraße 11, 80333 München, Tel. 089/24243766, maxmara.com

MELISSA ODABASH via odabash.com

MIU MIU über Oberpollinger, Neuhauser Str. 18, 80331 München, Tel. 089/44447080, miumiu.com

MOET HENNESSY Seidlstraße 23, 80335 München, Tel. 089/99421-0, moet-hennessy.de

MUSEUM BRANDHORST Theresienstraße 35a, 80333 München, Tel. 089/23805 2286, museum-brandhorst.de

MYTHERESA nur online über mytheresa.com

OMEGA Maximilianstraße 16, 80539 München, Tel. 089/23239688221, omegawatches.com

PINAKOTHEKEN Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Kunstareal München, Barer Straße 29, 80799 München,

Tel. 089/23805 0, pinakothek.de

RICHARD MILLE Maximilianstraße 34, 80539 München, Tel. 089/45221300, richardmille.com

SALVATORE FERRAGAMO Maximilianstraße 29, 80539 München, 089/29160911, ferragamo.de

SANTA MARIA NOVELLA MÜNCHEN Promenadeplatz 2-6, 80333 München, Tel. 089/24293373, mdc-core.de

SASKIA DIEZ Geyerstraße 20, 80469 München, Tel. 089/22845367, saskia-diez.com

SCHRAMM WERKSTÄTTEN Am Stundenstein 1, 67722 Winnweiler, Tel. 06302/92360, schramm-werkstaetten.com

JACQUEMUS über mytheresa.com

SONEVA JANI soneva.com/soneva-jani/

ULYSSE NARDIN über Wempe, Weinstraße 11, 80333 München , Tel. 089/2423806, ulysse-nardin.com

UTMON ES POUR PARIS Tel. 08000/112288, utmon-paris.com

VOLKHARDT'S WEIN Kaflerstraße 15, 81241 München, Tel. 089/829212 15, volkhardts.de

WINDSOR Dienerstraße 16, 80331 München, Tel. 089/21027908, windsor.de

17. Jahrgang

Es gilt die Anzeigenpreisliste. Für Anzeigenschaltungen gelten die All gemeinen

Geschäftsbedingungen des Hotels Bayerischer Hof. Gerichtsstand ist München

ART DIRECTION

Dirk Meycke

SCHLUSSGRAFIK

online publishing GmbH, Karwendelstr. 27

81369 München, Tel. 089/74644410

AUTOREN

Ralf Dombrowski, Maximilian von Dorfen, Florian

Hinterstösser, Ulrich Lössl, Reinhard Modritz, Elke

Reichart, Nina Ruge, Joseph Vilsmaier und Marie

Waldburg

FOTOGRAFEN

Stefan Braun, Sabine Brauer & Team, Ralf Dombrowski,

Heiko Dreher, Sigi Jantz, Benjamin Antony

Monn, Daniel Schvarcz, Michael Tinnefeld &

Team, Andrew Walet und Anja Wechsler

ÜBERSETZUNG

Peter Hays

ANZEIGENKONTAKT

Vanessa Longhitano, Hotel Bayerischer Hof

Abt. Public Relations

[email protected]

Tel. 089/2120634, Fax 089/2120623

DRUCK

Gotteswinter & Aumaier

Joseph-Dollinger-Bogen 22, 80807 München

Tel. 089/323707-0

www.gotteswinter.de

INSITE

HOTEL BAYERISCHER HOF – DAS MAGAZIN

MY WAY

Szenen, Interviews, Premieren und Geschichten

20

20

76 INSITE 2020 77 INSITE 2020


ART

KUNST 2020?

DIE EMPFEHLUNGEN!

01. Welche Ausstellungen aus Ihrem Hause möchten Sie den Gästen des

Hotels Bayerischer Hof für das Jahr 2020 empfehlen?

02. Auf welche Ausstellungen, national wie international, freuen Sie sich am meisten?

Inez and Vinoodh, Kym BLVD, 1994

Outfit: Thierry Mugler,

Kollektion Longchamps, Prêt-à-

Porter Frühjahr/Sommer 1994

Foto: © Inez & Vinoodh

Roger Diederen,

Kunsthalle München

KUNSTHALLE MÜNCHEN

Zu 01. 2020 bietet die Kunsthalle München wieder

ein sehr abwechslungsreiches Programm, wobei es

für jeden Großartiges zu entdecken gibt. Das Jahr

startet mit der prächtigen Ausstellung Die Fäden der

Moderne. Zum ersten Mal in Deutschland werden

moderne und zeitgenössische Gobelins aus der jahrhundertealten

Pariser Manufaktur präsentiert. Entworfen

von weltberühmten Künstlern wie Picasso,

Matisse oder Miró, wurden auch Anfang des 20. Jahrhunderts

noch immer solche textilen Meisterwerke

hergestellt. Aber die wenigsten wissen, dass diese

Tradition bis heute fortgesetzt wird: Auch zeitgenössische

Künstler werden noch immer beauftragt,

Entwürfe für Tapisserien zu liefern, die in tausenden

Arbeitsstunden realisiert werden. Anhand einer

Vielzahl beeindruckender Wandbehänge bietet die

Ausstellung einen einzigartigen Überblick über die

Robert Bonfils

(1886–

1972), Maurice

Dufrène

(1876–1955)

Sessel »Luftfahrt«,

1925

Manufacture

des Gobelins

103 × 61 ×

52 cm, Wolle

und Seide,

Buchenholz,

vergoldet

Sammlung

Mobilier

national

© Mobilier

national,

Foto:

Isabelle

Bideau

ART 2020

01. Which of your exhibitions

would you recommend to the

Hotel Bayerischer Hof’s

guests?

02. Which of your national and

international exhibitions are

you looking forward to most?

MUNICH‘S KUNSTHALLE

01: the year starts with “Threads of

Modernity.“ For the very first time in

Germany an exhibition has been

mounted featuring modern and contemporary

tapestries, manufactured

for centuries in Paris. At the

beginning of the 20th century major

artists such as Picasso Matisse and

Miró supplied the designs. Today's

leading artists have continued the

tradition with designs that take

thousands of manpower hours to be

implemented. The many exhibits

date from the period between the

end of the first world war and the

present. They show that this noble

artisanal craft has lost none of its

originality. From April on a spectacular

fashion extravaganza, comprising

140 haute couture and prêt-àporter

exhibits, unpublished archive

entries, highlights the œuvre of designer,

film director, photographer

and perfumer Thierry Mugler. Starting

in the Seventies, the Frenchman

galvanised pop culture and fashion,

using out-of-the-ordinary materials

such as vinyl, latex, metal and artificial

fur to instil glamour driven by

forceful sensuality into femininity.

As in the case of Jean Paul Gaultier

three years ago this show is bound

Tapisserie-Kunst vom Ende des Ersten Weltkriegs bis

in die Gegenwart und zeigt, wie überraschend modern

und frisch das noble Handwerk der Gobelin-

Weberei tatsächlich ist.

Ab April startet dann unsere spektakuläre Mode-

Extravaganza: Zum ersten Mal wird das Werk des Designers,

Regisseurs, Fotografen und Parfümeurs

Thierry Mugler in einer fulminant inszenierten Ausstellung

präsentiert. Mehr als 140 Kreationen aus

Haute Couture und Prêt-à-porter, unpubliziertes Archivmaterial

sowie Werke von weltberühmten Fotografen

beleuchten drei Jahrzehnte im Schaffen des

Franzosen, dem es seit den 1970er-Jahren immer

wieder gelang, die Popkultur zu prägen und die Welt

der Couture zu revolutionieren. Er wählte außergewöhnliche

Materialien wie Metall, Kunstpelz, Vinyl

oder Latex für die Umsetzung seiner futuristischen,

glamourösen Schnitte und schuf epochemachende

Kreationen, die eine ebenso sinnliche wie starke

Weiblichkeit ausstrahlen. Wie bei Jean Paul Gaultier

vor drei Jahren, wird auch diese Mode-Ausstellung

sicherlich wieder das Zeug zum Kultstatus haben! Im

Herbst geht es dann zurück zur klassischen Moderne:

jetzt wieder zur Malerei, jedoch nicht nach Frankreich!

Entdecken Sie, wie in Belgien seit dem Ende

des 19. Jahrhunderts die Fantasie regiert hat und

Künstler wie James Ensor oder René Magritte surreale

Welten geschaffen haben, die bis heute faszinieren.

Ein breites Panorama an belgischen Künstlern wird

Sie wieder auf ganz eigene Art zum Staunen bringen.

Zu 02. Als Aufwärmer zur Ausstellung über die flämische

Moderne in der Kunsthalle München, freue

ich mich schon sehr auf Todessehnsucht und Dekadenz:

Der belgische Symbolismus bei den Kollegen in

Berlin. Sie wird vom 15.5. bis 13.9.2020 in der Alten

Nationalgalerie gezeigt und bietet einen spannenden

Blick auf die Strömung des Symbolismus gegen Ende

des 19. Jahrhunderts. Die Themenfelder einer übersättigten

Gesellschaft in der Krise sowie der Reiz des

Morbiden aus dem bisher wenig bekannten Blickwinkel

der belgischen Künstler versprechen eine tolle

Ausstellung und kann als chronologischer Vorläufer

für unsere Präsentation in der Kunsthalle betrachtet

PORTRAITFOTO KUNSTHALLE MÜNCHEN

78 INSITE 2020

79 INSITE 2020


ART

werden.

MUSEUM BRANDHORST

Zu 01. Bis in den Sommer 2020 hinein zeigen wir

die große Jubiläums-Schau Forever Young (bis zum

19.7.2020) mit Highlights unserer Sammlung. Im Museum

Brandhorst befinden sich europaweit die größten

Bestände von Andy Warhol und Cy Twombly, darüber

hinaus Hauptwerke von Sigmar Polke, Richard

Avedon, Cady Noland, Damian Hirst oder Wolfgang

Tillmanns. Am 10. September eröffnen wir eine Ausstellung

mit der schottischen Künstlerin Lucy

McKenzie, die sich in ihren technisch hoch virtuosen

Bildern an der Schnittstelle zwischen Kunst, Mode

und Design bewegt.

Lucy McKenzie, Quodlibet X, 2010, Öl auf Leinwand, Metall, Glas; Foto: Galerie Buchholz,

Köln/Berlin/New York © Lucy McKenzie

Achim Hochdörfer,

Museum Brandhorst

to attain cult status. In the autumn

James Ensor, René Magritte and a

wide range of other Belgian painters

spirit us back into the surreal worlds

which these modern classicists introduced

at the end of the 19th century.

02: As a warm-up to our modern

Flemish art exhibition I'm looking forward

to death-wish and decadence

guaranteed by Berlin's Alte Nationalgalerie's

exhibition on Belgian symbolism

from 15.5. to 13.9.2020. This

take on the morbid undercurrent pervading

a sated society in crisis should

be a fitting precursor of our own Belgian

show.

MUSEUM BRANDHORST

01: Till 19.7.2020 we will be hosting

the show “Forever Young“. We

Zu 02. Empfehlen kann ich die Wiedereröffnung

des MoMA in New York mit dessen großartiger neuer

Sammlungspräsentation. Die Yayoi-Kusama-Retrospektive

im Martin-Gropius-Bau in Berlin und im Museum

Ludwig in Köln wird sicherlich ein Erlebnis.

Und persönlich freue ich mich auf eine Ausstellung

von zentralen Werken der Sammlung Brandhorst, die

im Oktober 2020 im Neuen Museum in Nürnberg eröffnet

wird.

Frank

ALTE PINAKOTHEK

Zu 01. Ab dem 13. Oktober werden wir mit Jacobus

Vrel in der Alten Pinakothek eine Ausstellung präsentieren,

die nicht allein Freunde Alter Meister interessieren

und begeistern wird, sondern auch jene, die

sich vor allem mit Werken zeitgenössischer Kunst

auseinandersetzen. Mit dem neuartigen Konzept der

Ausstellung dürften wir auch ein international erfahrenes

Publikum ansprechen, das viele Sonderausstellungen

weltweit besucht. Denn wir werden die Gemälde

eines rätselhaften, nahezu unbekannten

Meisters des 17. Jahrhunderts mit Positionen zeitgenössischer

Kunst auf ungewöhnliche Weise kombinieren.

Die Gegenüberstellung der Alten Meister mit

aktueller Kunst, die größtenteils eigens für die Ausstellung

angefertigt wird, eröffnet dem Publikum

neue Perspektiven, von denen es im Vorfeld noch

nichts ahnt.

Die Identität von Jacobus Vrel ist nach wie vor

gänzlich unbekannt. Es gibt keinen einzigen Hinweis

auf seine Existenz. Geblieben sind seine Werke, die

der Künstler auf unterschiedlichste Weise signierte.

Von den rund 50 erhaltenen Gemälden tragen wir in

München zwei Drittel aus Museen und Privatsammlungen

weltweit zusammen. Das an sich ist schon ein

großer Erfolg, denn seine ungewöhnlichen Kompositionen

erzielen auf dem Kunstmarkt derzeit Höchstpreise.

Bernd Ebert,

Alte Pinakothek

Das Spannende für uns als Wissenschaftler, die

dieses Projekt seit Jahren in einem internationalen

Forschungsverbund mit der Fondation Custodia in

Paris und dem Mauritshuis in Den Haag als weitere

Stationen der Ausstellung planen, ist, dass die Werke

Vrels in ihrer Zeit unvergleichbar sind. Sie besitzen

ein Alleinstellungsmerkmal, das sich nur schwer ergründen

lässt. Trotz umfänglicher Recherche und

Austausch mit zahlreichen Kollegen verschiedenster

Fachdisziplinen bleiben seine Werke rätselhaft.

PORTRAITFOTOS FRANK STOLLE

Heutige Betrachter beschreiben seine häuslichen

Szenen mit Frauen und Kindern als geheimnisvoll

oder gar als schaurig und unheimlich. Aber woran genau

liegt das und ging es dem zeitgenössischen Betrachter

damals schon genauso?

In der Ausstellung wird offen mit ungelösten

Fragen umgegangen. Im Zeitalter, in dem man vermeintlich

alles schnell im Internet recherchieren

kann und Informationen in Echtzeit zur Verfügung

stehen, ist die Präsentation für einige Besucher vielleicht

eine ungewohnte Erfahrung. Die Besucher sind

aufgerufen, selbst auf Entdeckungsreise zu gehen

und sich die Bilder durch genaues Hinsehen zu erschließen.

Den Auftakt der Ausstellung bildet eine Studierkammer,

in der die ominösen Umstände geschildert

werden, unter denen der Künstler im 19. Jahrhundert

(wieder-) entdeckt wurde. Denn als seine Kompositionen

damals von Kritikern hoch gelobt wurden, hielt

man sie für die Werke des viel bedeutenderen, inzwischen

weltberühmten Delfter Malers Johannes Vermeer!

Vermeers Bilder zeigen in der Tat ganz ähnliche

Motive: Interieurs mit Frauen und Kindern oder auch

die Ansicht einer kleinen Straße in einer holländischen

Stadt. Ein weiterer Grund für die Verwechselung

dürften die übereinstimmenden Initialen JV der

Maler gewesen sein. Zu den Werken Vrels, die man für

Werke Vermeers hielt, gehören etwa seine Straßenszene

in der Hamburger Kunsthalle und jene im Getty

Museum in Los Angeles. Nur ganz allmählich gelang

es der frühen kunsthistorischen Forschung, die Werke

Vrels als eigenständige Werke zu erkennen und von

denen seiner Zeitgenossen zu unterscheiden.

Auf den ersten Blick wirken Vrels Gemälde vertraut.

Straßenbilder einer holländischen Stadt und

Interieurszenen, wie wir sie von vielen seiner niederländischen

Malerkollegen kennen, die das scheinbar

Alltägliche zumeist mit einem moralisierenden Unterton

wiedergeben. Und doch sind Vrels Bilder anders.

Auf den zweiten Blick nämlich beginnen die

vorgestellten Szenen zu kippen. Genau dann, wenn

wir näher hinschauen und versuchen, die Bilder zu

ergründen, fallen uns eigenartige Details auf. Oft

fehlt die Ansprache an die Betrachter. Die Figuren

wenden sich von uns ab, zeigen nur ihren Rücken

oder wirken in sich gekehrt. Die Szenen vermitteln

eine teils gar bedrückende Stille. Ungewöhnlich sind

auch Vrels Straßenszenen. Die Kompositionen zeigen

eng aneinandergereihte, mehrstöckige und zugleich

schmale Häuser aus Ziegelstein. Die räumliche Anordnung

der Gebäude erinnert gar an Film- oder

Theaterkulissen mit engen Gassen, die nur von wenigen

Figuren bevölkert werden. Malte Vrel tatsächlich

existierende Orte oder entstammen sie gänzlich seiner

Fantasie ohne Bezug zu seiner realen Umgebung?

Vrels eigentümliche Bilder stimulieren die eigene

Vorstellungskraft und laden dazu ein, Dinge zu

possess the largest collections of

Andy Warhol and Cy Twombly works,

and also outstanding pieces by

Sigmar Polke, Richard Avedon, Cady

Noland Damian Hirst and Wolfgang

Tillmanns. On 10.9. follows an exhibition

by Scottish artist Lucy McKenzie

whose hi-tech images cast their spell

where art, fashion and design intersect.

02: I can recommend the reopening

of New York's MOMA, the

Yayoi-Kusama retrospective in Berlin's

Martin Gropius Building and Cologne's

Museum Ludwig. Personally

I'm looking forward to October 2020

when the mainstays of our collections

will be exhibited in Nuremberg's

Neues Museum.

ALTE PINAKOTHEK

01: to attract our international regulars,

who enjoy specialist shows, we

have jazzed up our exhibition featuring

Old Master Jacobus Vrel from

13.10.2020 on by juxtaposing the

paintings by a largely unknown

17th-century master with contemporary

ones executed mainly for this

event. Vrel left posterity 50 paintings,

of which we have two thirds on loan

from museums and private collections.

They are acclaimed and fetch

high prices, but worldwide art experts

have literally no clues as to his private

life or the settings of his often

gruesome domestic scenes. Starting

in a study, constructed to illustrate old

masters' working conditions, our visitors

will be able to do some detective

work of their own. For a long time

Vrel's paintings were assumed to be

the product of Johannes Vermeer! His

street and domestic scenes resemble

those of his contemporaries. But

viewed more closely the painted figures

turn their backs on us. The stillness

of a film set pervades Vrel's

streets, thus fascinating present-day

art cinéasts such as Julian Rosefeldt

and Daniel Lang. 02: Following the

monographic exhibitions Caravaggio,

Bernini and Dürer in Vienna, Leonardo

in Paris and Rembrandt-Velazquez in

Amsterdam, I'm looking forward to

the Raffael review at London's National

Gallery from 3.10.2020. on.

entdecken und die dargestellten Szenen weiterzudenken,

also lebendig werden zu lassen. Sie sind Ausgangspunkt

für junge Künstler und Architekten, die

unter Leitung der prämierten Filmemacher Julian

Rosefeldt und Daniel Lang künstlerische Filme entwickeln.

Daneben nehmen Werke der niederländischen

Künstlerin Mathilde ter Heijne inhaltlich Bezug

auf die ausgestellten Alten Meister. Die

Motivation und Begeisterung der Mitwirkenden zu

erleben, ist großartig und verspricht ein spannendes,

sehenswertes Ergebnis.

Zu 02. Nach den großen monografischen Ausstellungen

zu Dürer sowie Caravaggio und Bernini in

Wien, Leonardo in Paris und Rembrandt-Velazquez in

Amsterdam freue ich mich besonders auf die großangelegte

Überblicksschau zu Raffael in der National

Gallery in London (ab 3. Oktober 2020), ausgehend

von den sammlungseigenen zehn Gemälden dieses

so bedeutenden Malers der italienischen Renaissance.

Mathilde ter Heijne, FFAL # 4 (Geertruydt Roghman), 2005 Privatbesitz

© Mathilde ter Heijne, Berlin, Foto: Berndt Borchard

Jacobus Vrel,

Frau am Fenster,

einem Kind

zuwinkend

Holz,

45,7 x 39,2 cm

Paris, Fondation

Custodia,

Collection

Frits Lugt

© Fondation

Custodia,

Sammlung Frits

Lugt, Paris

Staatsgemäldesammlungen

München – Alte

Pinakothek

80 INSITE 2020 81 INSITE 2020


JAZZ

HAUPTSACHE

ORIGINAL

Wenn ein Musiker einem

anderen auf die Schulter

klopft und meint: »Play Your

Own Thing!«, dann kann es

sich eigentlich nur um Jazzer

handeln. Denn die machen

im besten Fall, was sie

wollen TEXT UND FOTOS RALF DOMBROWSKI

Der Hipster ist eine Erfindung des Jazz.

Als die Musiker der 1940er Jahre sich

vom Unterhaltungs-Swing emanzipierten,

zeigten sie auch äußerlich, dass sie

anders waren als die Pflichterfüller in den Tanzorchestern.

Baskenmütze, Hornbrille, Anzug und kantige

Melodien, das war Thelonious Monk, als der Bebop

erfunden wurde. Dizzy Gillespie schloss sich an,

trug selbst bald das Barett, während der Klavierkollege

inzwischen andere seltsame Hüte bevorzugte,

ähnlich wie der Saxophonist Lester Young, den man

schon von weitem an seinem Pork Pie Hat erkannte.

Wohingegen der coole Miles Davis eine Zeit lang

schwarze Rollkragenpullis bevorzugte, amtliche Insignien

der Existentialisten, mit denen er sympathisierte.

Das alles waren Zeichen dafür, dass Jazzmusiker

Stanley Clarke:

Fusion-Freak

und Bass-Magier

mit der Energie

der alten Schule

Roy Hargrove: Ein Hauch

von Blue Note im Night

Club mit dem Trompeten-

Star aus Texas

JAZZ FOR FUN

Jazz gave birth to the hipster. Their

attire was one way for musicians in

the Forties to advertise their break

with dance-orchestra performances.

Thelonius Monk, whose punchy

melodies launched the bebop, wore

a beret, horn-rimmed spectacles

and a suit. So did trumpeter Dizzy

Gillespie, then moving on to even

stranger headgear.

Saxophonist Lester Young stuck out

in any crowd thanks to his pork pie

hat, whereas for a while his polo-neck

sweaters marked Miles

von dem Moment an, als sie sich als Kreative verstanden,

letztlich zum Gesamtkunstwerk des Individuellen

wurden, was der Hipster als Jazz-Spielart des

Beatniks in der Literatur so lange verkörperte, wie er

sich gegen all die Spießer, die Squares, durchsetzen

musste. Im Laufe der Jahre relativierte sich zwar die

Bedeutung der Äußerlichkeiten: Einige Künstler blieben

Paradiesvögel wie Miles Davis, dessen schillerndes

Bühnenoutfit Modemagazine beschäftigte, während

andere wie der Saxophonist John Coltrane das

Image des spirituellen Workaholics pflegten oder

wieder andere sich auf afrikanische Tribal Culture

bezogen wie der Kreis um das Art Ensemble aus Chicago.

Die Bedeutung des Own Things aber blieb.

Denn Jazz ist eine Musik, die von einzelnen geprägt

wird, von Personalstilen ungewöhnlicher Querdenker,

die sich mehr und offener als andere mit den

Grenzen des Ausdrucks auseinandersetzen und mit

den Möglichkeiten, sie hinter sich zu lassen.

Das macht es bis heute spannend. Denn immer

dann, wenn ein Musiker die Regeln bricht, hat er die

Option, über sich hinaus zu wachsen. Das ist auf der

Bühne des Night Clubs und auch im Festsaal beim

Jazz Sommer immer wieder passiert. Konzerte von

Michael Brecker zum Beispiel gehörten zu den Momenten

der Grenzüberschreitung, die die Menschen

im Publikum staunen ließen. Der große Jazzsänger

Al Jarreau revolutionierte vor Ort zwar nicht die Musik,

verdichtete dafür aber mit einer Mischung aus

Präsenz und souligem Swing die Energien. Randy

Weston brachte eine spezielle Mixtur aus Jazz und

arabesken Tönen in den Night Club, Ahmad Jamal

das Pathos weit ausholender Klanggesten. Gitarristen

wie Mike Stern oder John Scofield rockten den

Laden so nachhaltig, bis der Schweiß schier von der

Decke tropfte, während die Stars der brasilianischen

Musik wie João Bosco, Ivan Lins oder Gilberto Gil die

Leichtigkeit der südamerikanischen Rhythmen importierten.

Mike Stern:

Gitarren-

Guru mit

Geschichte

und ein Fan

des Night

Clubs

Allen gemeinsam ist die Verwurzelung der Kunst

im Individuellen. Wenn ein Dominic Miller im Night

Club zur Nylonsaiten-Gitarre greift, dann hat er eben

seinen ganz speziellen, luftigen Sound, der einen

Abend zum Erlebnis werden lässt. Wenn Maria João

ihre portugiesisch-brasilianischen Koloraturen anstimmt,

singt eben nur sie derart charmant mit einem

Augenzwinkern in der Musik. Oder wenn Stanley

Davis an existentialist. Jazz musicians

aware of their creativity

turned into a whole body of work.

Much as their literary confrères,

the beatniks, they rejected anything

too square. Gradually the

symbols of appearance waned but

some artists like Miles Davis carried

on as birds of paradise on the

cover of magazines. Saxophonist

John Coltrane took on the image of

a Spiritual Workaholic, and others,

like the Art Ensemble in Chicago,

tuned into African Tribal Culture.

But playing one's Own Thing remained

paramount. Jazz is redolent

with lateral thinkers-cum-players

whose individual style probes the

limits of expression and explores

their hinterland once they have

been transgressed.

That is what keeps audiences in

suspense. Will one of these transgressors

surpass himself with a

superb performance? There have

been many such magic moments on

stage at the Night Club or in the

Ballroom, not least the concerts

with Michael Brecker. The all-time

great Al Jarreau hinted at a revolution

with his mix of soul 'n' swing.

Randy Weston performed jazz gone

arabesque. Ahmad Jamal filled

long-drawn notes with plaintive

emotions. Maria João's charm

seemingly evoked a smile from her

Brazilian coloratura.

Guitarists Mike Stern or John

Scofield rocked the hotel to its

foundations. Ivan Lins and Gilberto

Gil, as featherweight champions of

the light Latin-American touch, left

the likes of Dominic Miller with his

nylon-stringed guitar and Stanley

Clarke on bass to delight lovers of

power play. The hybrid roots of

their music are submerged in tradition,

with not a pedigree worth

mentioning in sight. They take audiences

at the Hotel Bayerischer

Hof down to uncharted depths. A

superstar like John McLaughlin

suddenly reverts to being the teenager

practising with his combo in a

garage. All those years ago.

Clarke den Bass mit grandioser Vehemenz zum

Schwingen bringt, dann ist er eben der Erfinder eines

eigenen, sehr virtuosen Spielstils, der Jazz, Funk und

Soul kombiniert. Es geht um das Miteinander von

Tradition, gemeinschaftlichem Gestalten und der

Möglichkeit, sich an den Regeln zu messen und sie

von Fall zu Fall hinter sich zu lassen. Wer sich also

Jazz ins Haus lädt, weiß genau, dass er damit ein Risiko

eingeht. Diese Musik ist eine Herausforderung.

Sie hat das Unerhörte im Stammbaum und das heißt

auch, dass mancher Abend sich in eine andere Richtung

entwickeln kann, als man ursprünglich vermutet

hatte. Ein Roy Hargrove etwa spielt sich in Ekstase,

weit mehr, als man es in einem Vertrag hätte

festlegen können. Ein Dave Holland schafft Momente

der Konzentration, bei denen jeder darum bangt,

sein Mobiltelefon rechtzeitig vorher auf Flugmodus

gestellt zu haben. Ein John McLaughlin wird auf der

Night Club-Bühne vom Superstar wieder zum Garagenjazzer,

der seine Combo zu Höchstleistungen antreibt.

Das sind Momente, wo die Musik Intensität

atmet. Und der Jazz zeigt, wozu er fähig ist.

Gilberto Gil:

Brasiliens Meister

der Lieder

huldigt der

Schönheit der

Musik

82 INSITE 2020 2020 INSITE 83


GUESTBOOK

Celebrities jedweder Couleur sind

sich einmal mehr einig und bedanken

sich für die Gastfreundschaft

Celebrities of all persuasions are unanimous in

their vote of thanks for the hospitality

Heidi Klum & Tom Kaulitz

Ai Weiwei

Kersti Kaljulaid, Präsidentin von Estland

HOFFENTLICH

bis bald...

George Foreman

Worte die berühren, Zeichnungen zum Lachen – ein persönlicher Gruß zum Abschied.

Das sind die besten Komplimente. Eine Auswahl der schönsten Gästebucheinträge des Hotels Bayerischer

Hof. Von Schauspielern, Künstlern, Musikern, Sportlern und Politikern

Ralph Fiennes

84 INSITE 2020 2020 INSITE 85


GUESTBOOK

Moritz Bleibtreu

Mark Nash und Isaac Julien

Antonio Banderas

Ferran Adrià

Bono

Bastian Schweinsteiger

Burt Bacharach

Emma Thompson

86 INSITE 2020


BeoVision

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GUESTBOOK

S T A U N E N

Gautier Capuçon

Elle Macpherson

George Foreman

Charles Prince of Wales und Camilla Duchess of Cornwall

Ennio Morricone

Immer wieder

gerne, vielen

Dank für

alles, es war

wunderbar!

Bis zum

nächsten Mal

Always great to be

here. Many thanks

for everything, it

was wonderful!

Already looking forward

to being back

Nicholas Sparks

Sebastian Vollmer

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88 INSITE 2020


POINT OF VIEW

OUR WAY

With “I did it my way“ Frank Sinatra

practised what he sang. He was

his own man. In no way did he ever

bow to convention. Back in the Seventies

and Eighties individualists

and mavericks in these parts were

in the ascendancy too. Not really

BAYERISCHE SEELE

Ohne Wenn und Aber – es zählt die eigene Meinung

I

did it my way“, sang der große Frank Sinatra

einst, und er lebte das auch. Kein Katzbuckeln,

kein Schmeicheln, keine Kompromisse,

kein stromlinienförmiges Mitlaufen – ein

Charakterkopf par excellence. Aber auch bei uns im

München der 1970er und 1980er Jahre hatten die Individualisten

und Eigenständigen das Sagen, wen

wundert es, denn wir Bayern lassen uns eben nicht

gerne verbiegen.

Erinnere ich mich an meine Anfangszeiten bei

der Münchner Abendzeitung, so sehe ich sie alle vor

mir: Hotelier Falk Volkhardt, die Produzenten Luggi

Waldleitner und Bernd Eichinger, Juwelier Burschi

Heiden, Allround-Genie Gunter Sachs, Regisseur

Helmut Dietl, Schauspielerin Hannelore Elsner, Ministerpräsident

Franz Josef Strauß, Johannes Fürst

von Thurn und Taxis oder Richard Süßmeier, eine Legende

unter den Münchner Wirtsleuten.

Allesamt großartige Typen, die stets ihre Meinung

sagten, zu dieser auch immer standen, und somit

vorlebten, dass man nicht weit kommt, wenn

man immer wieder nur das Altbewährte wiederholt.

Die dann und wann und aus Überzeugung auch mal

Nein sagten, langweilig wurde es mit Ihnen so nie.

Sich was trauen, etwas Unerwartetes tun und sogar

seinem eigenen Ministerpräsidenten zu widersprechen,

so einer war Luggi Waldleitner, als er beispielsweise

gegenüber Franz Josef Strauß bemerkte:

„Ich misch mich nicht in deine Treffen mit Breschnew

ein, also lass mir auch meine Geschäfte mit Rainer

Werner Fassbinder“.

Und wie oft verblüffte Bernd Eichinger mit seiner

Meinung, die so gar nicht stromlinienförmig war –

meistens hatte er recht. Auch werde ich nie vergessen,

wie Sir Peter Ustinov neben mir eine ganze Reihe von

Politikern auf dem Narrhalla-Ball im Hotel Bayerischer

Hof karikierte. Frech, mit schnellem Pinselstrich, auf

Menükarten und einzelnen Blättern. Kein Bayer zwar,

aber ein Charakterkopf ohnegleichen.

Wo sind sie alle geblieben, die Originale, die Individualisten,

die Wagemutigen von früher? Menschen,

die uns und eine ganze Stadt mit ihrer Art bereicherten,

weil sie nicht berechenbar waren? Vielleicht ist es

heute ja nicht mehr ganz so einfach, gegen den Strom

zu schwimmen und kontroverse Meinungen zu vertreten

– doch das wäre äußerst schade. Polarisieren ist ja

durchaus auch als ein Anstoß für Verbesserung, für

Veränderung zu verstehen. Ist doch bemerkenswert,

dass ein Theatermann wie Matthias Lilienthal erst

dann als Star der Kammerspiele gefeiert wird, nachdem

er sich öffentlichkeitswirksam dazu entschieden

hatte, seine Koffer zu packen.

Ganz so schlimm, wie manchmal getan wird, ist

es sicherlich nicht, aber genauso wenig sollte man

immer wieder sagen, dass früher alles besser war.

Heute ist einfach vieles anders. Aber so sind wir halt,

wir Münchner. Wir nörgeln gerne, denn dies ist auch

ein Teil der bayerischen Seele, doch genauso intensiv

lieben wir auch unsere Stadt. Wir wollen halt nur,

dass etwas vorwärts geht, dass das Unerwartete für

Spannung und Überraschung sorgt.

So ist eben unsere Persönlichkeit gestrickt, zu

der auch der Mut gehört, im Bedarfsfall Kontra zu geben

– ganz ohne Wenn und Aber. Weil wir es gut meinen,

mit uns und unserer Stadt.

MARIE WALDBURG

berichtet als Kolumnistin von allen hochrangigen

Events aus den Metropolen dieser Welt

surprising, because we Bavarians

don't like to be tampered with either.

Now when I reminisce about

my early days reporting for Munich's

“Abendzeitung“, my mind's

eye pictures them all: hotel owner

Falk Volkhardt, film producers Luggi

Waldleitner and Bernd Eichinger,

jeweller Burschi Heiden, allround

genius Gunter Sachs, film director

Helmut Dietl, actress Hannelore

Elsner, Bavaria's president Franz

Josef Strauss or legendary landlord

Richard Süssmeier. None of these

great characters minced their

words and stood by their opinions,

sometimes rejecting what they saw

as a too repetitive shibboleth. They

were never boring. For instance

Luggi Waldleitner was not afraid to

chide president Strauss: “I don't

stick my nose into your negotiations

with Brezhnev, so mind your

own business when I'm dealing

with Rainer Werner Fassbinder.“

Eichinger's opinions usually went

against the grain, but often proved

to be right. And Sir Peter Ustinov,

though no Bavarian, was often unorthodox.

I once sat next to him at

the Narrhalla Ball at the Hotel Bayerischer

Hof as he sketched caricatures

of the politicians present onto

sheets of the menu.

Where are all the bold individualists

now? Perhaps it's become more difficult

to swim against the current.

That would be a shame because

polarisation can lead to improvement.

Theatre director Matthias Lilienthal

only rocketed to fame at the

“Kammerspiele“ after he had told

the media he was leaving.

We may well be notorious grumblers

in Munich. But that's in our

soul and probably what keeps the

city we love on its toes.

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90 INSITE 2020


SOCIETY

1

2 3

4 5

6

7

8 9 10

11

Get Together

Rauschende Bälle bis in die frühen Morgenstunden, internationale Premieren feiern,

gesellschaftliche Top-Events der Wirt schaft, Politik und Kultur – seit Jahr zehnten ist das Hotel Bayerischer Hof ein fester Schauplatz

bei den zahlreichen Ver an stal tungen der Münchner Gesellschaft

Grand Balls going on into the early morning hours, international premiere parties, top society events – for decades the Hotel Bayerischer Hof has

been the place of many important celebrity parties in Munich

12

FILMBALL 2019

Linke Seite: Jan Josef Liefers und Anna Loos 1. Alexandra Maria Lara und

Sam Riley 2. Heiner Lauterbach und Elyas M'Barek 3. Sandra Maischberger,

Mario und Monique Adorf 4. Birgit Minichmayr und Lars Eidinger 5. Jella Haase,

Florian David Fitz und Jessica Schwarz 6. Katja Riemann und Sibel Kekilli

7. Zsá Zsá Inci Bürkle und Sönke Wortmann 8. Felicitas Woll, Torsten Koch und

Janina Uhse 9. Birgit Muth und Joseph Vilsmaier 10. Katja Konradi, Mariella

Ahrens, Martina Nicia, Martin Krug, Erol Sander, Stefanie Sick und Antoine Monot

Jr. 11. Karin und Edmund Stoiber 12. Karin und Markus Söder mit Alfred

Holighaus 13. Regina Ziegler und Wolf Bauer 14. Lucas Reiber, Aylin Tezel, Edin

Hasanovic, Nilam Farooq und Lea van Acken 15. Uwe Ochsenknecht und Roland

Emmerich 16. Thomas Jirgens und Barbara Meier

13 14

15 16

FOTOS AGENTUR SABINE BRAUER

92 INSITE 2020


SOCIETY

Komödie 2019

Premieren

1. Sarah Elena Koch, Jutta Speidel, Carin C. Tietze 2. Nicola Tiggeler und Thomas

Pekny 3. Valentin Heiko Ruprecht und Isabel Varell 4. Steffen Wink 5. Hella

und Horst Janson 6. Dieter Hallervorden und Richy Müller 7. Anja Kruse, Jens

Schniedenharn und Susanne von Borsody 8. Christian Wolff und Simone Rethel

9. Dirk und Enrica Galuba 10. Patricia Riekel und Helmut Markwort

1

2 3

1

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2

4

BEST BRANDS

1. Valerie Leutke-Haller und Peter Haller 2. Klaas Heufer-Umlauf, Eric Liedtke,

Florian Haller, Benjamin Franke, Sabine Eckhardt, Julia Goldin, Florian Böhme,

Frank Dopheide und Michael Müller 3. Robin Ruschke und Regine Sixt 4. José

Manuel Barroso, Florian Haller und Kiefer Sutherland 5. Gerhard Kilian Wöhrl

und Michael P. Schottenhamel 6. Vincent Schmidlin, Jason Lusty und Florian Freiherr

von Hornstein 7. Nina und Julia Meise mit Alexander Mazza und Natascha

Grün 8. Jeannette Graf

5

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9

10

FILMFEST

ERÖFFNUNG 2019

2

6

1

1. Thomas Gottschalk und Karina Mroß 2. Katja Eichinger 3. Maria

Furtwängler 4. Riley Stearns und Jesse Eisenberg 5. Tom Beck 6. Louis

Hofmann und Johannes Nussbaum 7. Natalia Avelon und Julia Dietze

8. Diana Iljine 9. Marleen Lohse 10. Samuel Finzi 11. Peri Baumeister

1

3

4

9

Royal Grooving

im Night Club

2 3

1. Isabel Liegl mit Eckbert von Bohlen Halbach 2. Karl Friedrich Fürst von Hohenzollern

3. Norbert Roos, Konstanze Wiedemann, Karl Friedrich Fürst von Hohenzollern,

Desiree von Bohlen und Halbach, Conrado Dornier und Jens Spaniol 4. Anna

Herzogin in Bayern und Andreas Freiherr von Maltzan 5. Frederik Graf zu Ortenburg,

Moritz Graf von der Schulenburg und Carl-Theodor Erbgraf zu Ortenburg

6. Hubertus Prinz von Hohenzollern mit Frau Ute und Marie Christine von

Stauffenberg 7. Detlev und Leslie von Wangenheim

5 6

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8

10

4 5

6

7

FOTOS AGENTUR SABINE BRAUER

94 INSITE 2020

11

2020 INSITE 95


SOCIETY

2 3

1

Palais Keller

Opening

2 3

1. Elisabeth Fuerthauer und Elisabeth Wicki-Endriss 2. Nina Ruge 3. Elke Benning

und Achim Rohnke 4. Viktoria und Heiner Lauterbach 5. May und Axel

Vervoordt 6. Conrado Dornier und Erika Volkhardt 7. Eva und Peter Gauweiler

8. Marie Geisel, Innegrit und Michaela Volkhardt, Sophie Geisel 9. Carolin

Reiber 10. Mon Müllerschön und Oliver Fritz 11. Ulrich Wilhelm 12. Martin

Krug und Martina Nicia 13. Corry Müller-Vivil, Lothar Strohbach und Constance

Neuhann Lorenz

5

4

5

4

6

7

SICHERHEITSKONFERENZ 2019

1. Die Sicherheitskonferenz im Festsaaal des Hotels Bayerischer Hof 2. Angela Merkel 3. Ólafur Ragnar Grímsson und

Madeleine K. Albright 4. Claudia Roth und Tawakkol Karman 5. Jens Stoltenberg 6. Ursula von der Leyen und Gavin Williamson

7. Ivanka Trump 8. Markus Söder 9. Richard Burt 10. Olaf Scholz 11. Mohammad Javad Zarif 12. Michael Pence

13. Wolfgang Ischinger 14. Michel Friedling 15. Christine Lagarde und Ron Johnson 16. Sergei Lawrow und Heiko Maas

6

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9

8

9

10

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12 13

16

FOTOS AGENTUR SABINE BRAUER, AGENTUR MICHAEL TINNEFELD, MSC - BALK, KUHLMANN, MUELLER, PREISS

12 13

1

OKTOBERFEST

1. Manuela und Henry Maske 2. Panagiota

Constantinopoulou 3. Silvia

und Wolfgang Ring

3

Friedenspreis

Sandra Rieß, Elisabeth Wicki Endriss und Thomas Heinze

2

96 INSITE 2020

2020 INSITE 97


SOCIETY

1 2

McDonalds

BENEFIZ GALA

1. Holger Beeck mit Ronald McDonald unnd Renate Beeck 2. Giovanni und Ina

Zarrella, Enie van de Meiklokjes und Tobias Staerbo 3. Thomas Stolle, Andreas

Nowak, Stefanie Kloß und Johannes Stolle 4. Thomas Gottschalk und Karina

Mroß 5. Uli und Florian Hoeneß, Clemens und Margit Tönnies 6. Tom Kaulitz,

Bill Kaulitz und Georg Listing 7. Sarah Harrison und Alena Fritz 8. Jana

Schölermann, Sila Sahin und Laura Wontorra

1 2

6

7

3

4

AUDI GENERATION

AWARD 2019

5 6

3 4

5

1. Lea-Marie Becker 2. Alice und Hardy Krueger, Jr. 3. Philip Greffenius, Hubert

Link, Hildegard Wortmann, Kai Pflaume, Stefanie und Alexander Schuhmacher

4. Jan Hofer und Phong Lan 5. Marion Kiechle und Marcel Reif 6. Nina und Julia

Meise 7. Ruby O.Fee und Steffen Trunk 8. Norbert Dobeleit und Zsuzsi Gyuris

9. Niklas Kaul und Mareike Roesing 10. Evelyn und Philip Greffenius 11. Norisha

Campbell 12. Carolin Niemczyk und Daniel Grunenberg

5

8

9

8

7

10

54. Nationalfeiertag

Singapur

1 2

3

11

1 2

ANN KATHRIN GÖTZE @

HUNKEMÖLLER im Garden

1. Tessa Bruijns und Patricia Beurskens 2. Mario und Ann-Kathrin Götze 3. Jana

Azizi 4. Darya Strelnikova, Tessa Bruijns, Victoria Swarovski, Rose May Alaba,

Ann-Kathrin Götze, Nina Neuer, Shalimar Heppner und Viviane Geppert 5. Catharina

Maranca 6. Laura Noltemeyer

4

1. Rudolf Mellinghoff, Wolfgang Heubisch, Roland Berger, Edmund Stoiber und

Laurence Bay Siow Hon 2. Alexandra von Arnim und Mary-Ann Grimmenstein

3. Axel Stepken und Cornelia Kunze 4. Mon Muellerschoen und Heinrich Graf von

Spreti 5. Christoph Walther 6. Jörg Pötke, Dirk Ippen, Oliver Berger und Christoph

Marx 7. Rudolf Mellinghoff und Werner Weidenfeld

4

5

JAZZ

SOMMER

OPENING

1. Innegrit Volkhardt, Milan Mihajovic

und Katarina Ehmki 2. Gilberto Gil und

Leslie Mandoki 3. Siegfried Loch mit

Inge und Klaus Doldinger

1

3

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7

2

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12

5

6

FOTOS AGENTUR SABINE BRAUER

98 INSITE 2020

2020 INSITE 99


SOCIETY

1

2 3

4

5

6

ARD Adventsessen

1. Wolfram Koch und Christine Urspruch 2. Julia Koschitz 3. Oliver Mommsen

4. Ann Kathrin Kramer und Harald Krassnitzer 5. Michael Brandner 6. Elisabeth

Lanz und Volker Herres 7. Florian Silbereisen 8. Lisa Bitter und Ulrike Folkerts

9. Diana Amft 10. Verena Altenberger 11. Simon Schwarz, Lisa Maria Potthoff

und Sebastian Bezzel 12. Chiara Schoras, Kristin Suckow und Rebecca Immanuel

7

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11

ANZEIGE

1

2

Polar Bar

Eröffnung

1. Jennifer Roscher und Ferdinand

Hofer 2. Katja Wunderlich und

Andrea Griessmann 3. Annika Koch,

Manuel Cortez und Stephanie

Stumph 4. Hubert Link (Audi),

Innegrit Volkhardt und Christian

Hattig (Stone Island) 5. Marcel und

Alana Avram 6. Heiner und Viktoria

Lauterbach, Barbara Becker

3 6

4

5

Adventskranz basteln

1. Marion Kiechle, Innegrit Volkhardt und Sibylle Schön 2. Serafina

Marie und Tamara Dietl 3. Elke Reichart 4. Karen Webb

1 2

3 4

FOTOS AGENTUR SABINE BRAUER, AGENTUR MICHAEL TINNEFELD, DANIEL SCHVARCZ

Elektrisiert die Straße.

Der erste rein elektrische Sportback von Audi.

audi.de/e-tron

Audi Vorsprung durch Technik

100 INSITE 2020


HOTEL NEWS

SCHLUSS • PUNKT

Aktuellste Entwicklungen, exklusive Veranstaltungen und weitere Genuss-Highlights im Hotel Bayerischer Hof

Palais

MONTGELAS

FALKE · P.O.BOX 11 09 - D-57376 SCHMALLENBERG / GERMANY

Nach erfolgreicher Umgestaltung des Palais Kellers

erfahren nun die historischen Räumlichkeiten im

ersten Stockwerk des Palais Montgelas 2020 die uneingeschränkte

Aufmerksamkeit des belgischen Kunstsammlers

und Interior-Designers Axel Vervoordt.

Dies wird seine achte Arbeit sein, die er für das

Hotel Bayerischer Hof übernimmt. In gewohnter

Art und Weise soll auch hier wieder der Geist

der Vergangenheit mit den Ansprüchen

der Zukunft vereint werden. Voraussichtliche

Fertigstellung:

Sommer 2020.

PHILIPP SOOST

BMW WELT

JAZZ AWARD 2020

MEETS JAZZ SOMMER

Fünf Restaurants, sechs Bars, unzählige Bankett-Veranstaltungen

und Room-Service für 337

Zimmer und Suiten – der neue F&B Direktor im

Hotel Bayerischer Hof, Philipp Soost, trägt eine große

Verantwortung. Denn er ist für die Qualitätssicherung

des gesamten kulinarischen Angebots

zuständig, achtet akribisch darauf, dass der gastronomische

Standard im Hause nicht nur bestens

eingehalten wird, sondern eben auch,

dass dieser ständig immer weiterentwickelt,

überdacht und neu definiert

wird – sich somit kontinuierlich

verbessert.

NEU IM TEAM

STEFANIE

HURKMANS

Eine weitere Kooperation unterstreicht auf

ein Neues die Leidenschaft von Innegrit Volkhardt

für diesen Musikstil. Der Gewinner des

Publikumspreises darf zusätzlich noch beim

Jazz Sommer 2020 im Hotel Bayerischer Hof

vor einem fachkundigen Publikum auftreten

– ein Festival, das seit vielen

Jahren die Besten des Jazz nach

München holt.

LATEST NEWS

PALAIS MONTGELAS

Axel Vervoordt is about to embark on his

eighth project for the Hotel Bayerischer Hof:

refurbishment of the historical first storey.

PHILIPP SOOST

The new F&B Director ensures that highest

culinary standards are maintained and

improved .

BMW WORLD JAZZ AWARD 2020

In keeping with her favourite style of music

Innegrit Volkhardt cooperates with BMW.

STEFANIE HURKMANS

Under the supervision of the head

housekeeper the chambermaids, apart from

keeping every nook and cranny of the

accomodation tidy to perfection, fulfil every

special requests.

Die erste Hausdame im Hotel Bayerischer Hof.

Unter ihrer Leitung sorgen die Zimmermädchen

dafür, dass der Gast nicht nur stets ein perfektes

Zimmer vorfindet, sondern auch, dass die noch so

anspruchsvollsten Wünsche umgesetzt werden: Sei

es eine spezielle Matratze, besondere Blumen- und

Dekorwünsche oder höchste Ansprüche an Bettund

Badwäsche. Außerdem zeichnet sie verantwortlich

für alle öffentlichen Räume im gesamten

Haus – von der Lobby bis hin zu

den Restaurants. Präzision ist ihr

Handwerk, Perfektion das Ziel.

Hotel

Bayerischer Hof

DIGITAL

Wer sich zwischen den Ausgaben unseres Magazins

InSite auf dem Laufenden halten möchte, zahlreiche

digitale Angebote stehen dafür jederzeit zur Verfügung –

erfahren Sie tagesaktuell, was sich am Promenadeplatz, in

Kitzbühel und München-Pasing alles Neues tut.

Hier die Links dazu:

bayericherhof.de • hotelzurtenne.com • volkhardts.de

#bayerischerhof • #munich

#hotelzurtenne • #kitzbühel

#theplacetobe • #aworldofitsown

#BlueSpa • #palaismontgelas

FOTOS HOTEL BAYERISCHER HOF, NIKLAS KELLER, PR, BENJAMIN ANTONY MONN

ART. 40546 FALKE VITALIZE 40 TIGHTS FOR WOMEN

ART. 15730 FALKE ULTRA ENERGIZING FOR MEN

INNOVATIVE, ELEGANT COMPRESSION SOCKS AND TIGHTS

FOR ENERGIZING, STIMULATING EFFECTS.

102 INSITE 2020


CALIBER RM 07-01

RICHARD MILLE BOUTIQUE MÜNCHEN

MAXIMILIANSTRASSE 34

+49 89 45 22 13 00

www.richardmille.com

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