INSITE 2020
Das Magazin des Hotels Bayerischer Hof 2020.
Das Magazin des Hotels Bayerischer Hof 2020.
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INSITE
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20
HOTEL BAYERISCHER HOF – DAS MAGAZIN
MY WAY
Szenen, Interviews, Premieren und Geschichten
ENGLISH VERSION
DEAR GUESTS
AIGNER SHOP MÜNCHEN
Theatinerstraße 45| +49 89 30702066
FOTO ANJA WECHSLER
Wouldn't it be wonderful if we all
had that proverbial crystal ball telling
us what the future holds in
store for us? When we need to
know what private or professional
decision to take. When we come to
a fork in the route ahead, do we
turn left or right to arrive at our desired
destination?
Unfortunately we have no recourse
to anything as supernatural as that
– and perhaps that's all for the better.
In the Far East the maxim “the
way is the goal“ reigns supreme
and dovetails smoothly with the
ancient Romans' adage of “carpe
diem“. This combined wisdom, to
live in the here and now, is best
heeded because our plans often
come unstuck.
Years of working together with
Axel Vervoordt on hotel projects
bears that out. Steering our hotel
into the future, my mind's eye had
short-listed the most likely contenders
for the commission to refurbish
our hotel. Axel Vervoordt
was not amongst them. We got to
know each other by chance during
a private event. Without that coincidence
the Hotel Bayerischer Hof,
my pride and joy, might not be quite
as resplendent as it is now, Projects
include the restyling of our
culinary twins, the “Garden“ and
“Atelier“ restaurants, the Palais
Hall, the Penthouse Garden Suite,
the astor@Cinema Lounge and,
most recently, a makeover of the
Palais Keller. Seven projects in just
one decade! And for a bit of suspense:
more are to follow.
Savoir-vivre entails doing things
your very own way, but taking any
imponderables on the route to success
in your stride.
The features in this edition of In-
Site underline that: wonderful fashion
photos, exotic travels, the cuisine
in our three-star “Atelier“
restaurant, an interview with the
world-famous actor Ralph Fiennes
and lots more. Enjoy your read!
Liebe Gäste,
wäre es nicht wunderbar, wenn wir alle eine Glaskugel
hätten, die berühmte, die uns mit einem Blick verrät,
was die Zukunft bringen wird? Wenn es gilt, Entscheidungen
zu treffen, privater oder beruflicher
Natur; wenn wir wieder einmal an einer Gabelung
stehen und uns fragen: links oder rechts? Welchen
Weg soll ich nehmen, welcher bringt mich an das erhoffte
Ziel, was wäre jetzt die richtige Entscheidung?
Leider gibt es so etwas nicht. Und vielleicht ist
das auch ganz gut so. Im fernen Osten, im Land der
aufgehenden Sonne, heißt es: Der Weg ist das Ziel.
Paart man das mit der Weisheit der alten Lateiner und
ihrem Carpe Diem, sind wir aufgefordert, im Hier und
Jetzt zu leben. Denn, mal ehrlich, meistens kommt es
ohnehin ganz anders, als man denkt, als man plant.
Das beste Beispiel dafür ist unsere langjährige
Zusammenarbeit mit Axel Vervoordt. Als es darum
ging, unser Haus in die Zukunft zu führen, hatte ich
in Fragen der Gestaltung an viele gedacht – er war
nicht darunter. Und hätte uns der Zufall nicht zusammengeführt,
ganz privat, bei einem Event, wer weiß,
wie sich das Hotel Bayerischer Hof wohl heute seinen
Gästen präsentieren würde?
Doch was dann passierte, erfüllt mich jeden Tag
mit Stolz und Freude. Zahlreiche Projekte haben wir
MY
WA Y
zusammen realisiert – von der Neugestaltung unserer
Restaurants Garden und Atelier, über die astor@Cinema
Lounge, die neue Palais Halle und den Süd- und
Nordflügel mit der Penthouse Garden Suite, bis hin zu
unserem jüngsten Projekt, dem Umbau des bekannten
Palais Kellers. Sieben Projekte in knapp zehn Jahren,
weitere werden folgen – bleiben Sie gespannt!
Seinen ganz eigenen Weg gehen, als Ausdruck
von Persönlichkeit und Charakter: Mit dieser Prämisse
haben wir auch wieder die neueste Ausgabe unseres
Magazins InSite realisiert. Freuen Sie sich auf
wunderbare Modebilder, eine exotische Fernreise,
besternte Genüsse aus unserem Atelier, interessante
Gespräche, unter anderem mit dem weltberühmten
Schauspieler Ralph Fiennes, und vieles, vieles mehr
rund um und aus der Welt des Savoir-Vivre.
Und so darf ich Ihnen viel Spaß bei der Lektüre
von InSite wünschen, genießen Sie das Leben, wie
und wo es Ihnen auch immer begegnen mag.
IHRE / YOURS
INNEGRIT VOLKHARDT
AIGNERMUNICH.COM
2020 INSITE 3
CONTENT
content
ISSUE 2020
6 SHOPPING GUIDE
10 POINT OF VIEW
Joseph Vilsmaier
12 HOTEL STORIES
Volkhardt & Vervoordt
14 FOOD & WINE
10 Jahre Garden & Atelier
Search and find
18 INTERVIEW
Ralph Fiennes
24 POINT OF VIEW
Nina Ruge
26 FOOD & WINE
Dreiklang Dimensionen
Three-star versatility
34 INTERVIEW
Quirin Berg
18
54
38 TRAVEL
Nature Pure
42 HOTEL STORIES
Philipp Pfisterer
44 TRAVEL
Große Freiheit
Kitz as Kitz can
52 HEALTH
My Way
54 FASHION
Blue Velvet
64 FOOD & WINE
Qual der Wahl
Master's Selection
66 HOTEL STORIES
Der neue Palais Keller
Palais Keller reopened
78 ART
Highlights 2020
82 JAZZ
Hauptsache Original
Jazz for fun
84 GUESTBOOK
Hoffentlich bis bald
We hope to be back soon
88 POINT OF VIEW
Marie Waldburg
92 SOCIETY
Get Together
STANDARDS
3 Editorial
76 Auszeichnungen / Awards
77 Addresses / Imprint
102 Latest news
COVER HEIKO DREHER C/O SCHIERKE MODE ER: SAKKO BRUNELLO CUCINELLI, SIE: BUSTIER, SELF PORTRAIT ÜBER MYTHERESA.COM, OHRRING, SCHREINER ÜBER JUWELIER MÖLLER IM HOTEL BAYERISCHER HOF FOTOS HEIKO DREHER (1), MATT HOLYOAK / PICTURE PRESS (1)
66
4 INSITE 2020
SHOPPING
TOO GOOD
TO BE TRUE
FALKE
FALKE DOT TIGHTS. Zarte Punkte, die
sich auf den Beinen verteilen, sorgen für
einen klassischen und dennoch besonderen
Auftritt. Feine 15 Denier bedecken
leicht die Beine und schmeicheln der
Figur. Das Muster lässt sich am besten
zu schlichten Looks kombinieren.
Dot tights. Meaning light dots spread
over finest 15 denier which shapes legs
and figure. Best with garments of simple
design.
AIGNER
Mit der Monaco-Serie wird das Thema der Saddle-Bag gekonnt aufgegriffen. Die
beiden Henkel-Taschen und das Crossbody-Modell bekommen durch neue, runde
Metall-Elemente, ebenso wie durch das geschmeidige Leder, einen besonderen
Heritage-Charakter. Zahlreiche feine Details, wie Handstiche und fein polierte
Kanten, lassen die italienische Handwerkskunst erkennen. Die luxuriöse, aber auch
elegante Serie, hat das Potenzial zu einem zeitlosen Klassiker.
FALKE, falke.com
Theme of the Monaco series is the saddlebag. New metal elements and supple leather
impart heritage character to both handle bags and the crossbody model. Hand-stitching
and polished edges indicate the Italian craftsmanship which lends this deluxe
series the potential of a classic.
AIGNER, Theatinerstr. 45, Tel. 089/30702066, aignermunich.com
SCHRAMM Werkstätten
Etienne
Aigner,
Gründer
und Namensgeber
SANTA MARIA NOVELLA MÜNCHEN
Sich zudecken – diese Geste ist ein urmenschlicher
Instinkt. Wir suchen Schutz, Wärme und Geborgenheit
– jeden Tag neu, auch wenn wir uns dessen nicht immer
bewusst sind. Umso schöner, wenn man sich überall
im Haus in feine Decken oder Plaids von SCHRAMM
WERKSTÄTTEN einkuscheln kann. Denn eine Decke aus
Kaschmir, feinem Merinogewebe oder Lambswool ist
Lieblingsstück, Blickfang, textiles Bild.
Ein mobiles Deko-Element auf Betten, Sofas und Sesseln.
Die florentinische Klosterapotheke SANTA MARIA NOVELLA hat ihre erste Dependance in Deutschland im Palais
Montgelas im Hotel Bayerischer Hof eröffnet. In der im eleganten Apothekerstil gestalteten Boutique ist das gesamte
Sortiment der traditionsreichen Marke erhältlich. Von dem bekannten Aqua di Rose, Cremes, Seifen, Wachskerzen,
Parfüms und Raumdüften, bis hin zu Keramik und Schokoladen. Die Heilkräuter und wertvollen Rohstoffe für die
erlesenen pharmazeutischen und kosmetischen Produkte werden in den Hügeln um Florenz angebaut. Benvenuti!
The Florentine monastic pharmacy has opened its first German outlet in the Hotel Bayerischer Hof's Palais Montgelas. It
stocks items such as aqua di rose, ointments, soap, perfume, household fragrances, ceramics and chocolates. The herbs for
the pharmaceutical and cosmetic products are grown in the Florentine hill country.
The workshop has turned the primaeval instinct to seek
warmth and comfort into an art form: cashmere, merino
lambswool blankets and plaids as textile favourites, eyecatchers
and mobile deco on beds, sofas and armchairs.
SCHRAMM WERKSTÄTTEN, 67722 Winnweiler, Germany,
schramm-werkstaetten.com
SANTA MARIA NOVELLA MÜNCHEN Promenadeplatz 2-6, Tel. 089/24293373, mdc-core.de
AIGNER – QUICK QUESTIONS
Der deutsche Jetset, das
typische Hufeisen-Logo
und burgunderrotes
Leder: AIGNER galt
schon in den 1970er
Jahren als internationales
Luxuslabel. Auch
jetzt sind die Taschen &
Accessoires gefragt wie
nie. Wie haben Sie das
geschafft?
Sibylle Schön: Uns war
es immer wichtig, den
Kern der Marke zu erhalten,
hatten aber den
Mut, der Marke AIGNER
ein neues Gesicht zu
geben. Christian Beck,
unser Creative Director,
hat aus dem AIGNER-
Grundstil, den wir immer
beibehalten werden,
ein unverwechsel -
bares Wiedererkennungsmerkmal
initiiert.
Wir schätzen und
würdigen unsere Vergangenheit
und entwickeln
sie stetig weiter. Die Zeit
wandelt sich und wir
gehen mit – Innovation
durch Tradition.
Was sind die Pläne für
das Jahr 2020?
Wir sind sehr stolz,
denn in diesem Jahr
feiern wir ein Jubiläum:
55 Jahre AIGNER.
QUICK QUESTIONS
Sibylle Schön, Vorstandsvorsitzende
der Etienne Aigner AG
Für uns ist das ein besonderes
Jahr und steht
unter dem Motto der
Future-History. Es ist
unsere Heritage, unsere
Herkunft, die eine besondere
Rolle spielen
wird. Das Jubiläum haben
wir zum Anlass genommen,
auch Jubiläums-Kollektionen
während des Jahres auf
den Markt zu bringen.
With its horseshoe logo and burgundy
red leather AIGNER has been a jetset
label since the Seventies. Its bags
and accessories are still all the rage.
Sibylle Schön: It's always been important
to us that we retain the core
of our brand whilst having the courage
to ring the changes as regards
eyecatcher look. Our creative director
Christian Beck has ensured that the
disinctive AIGNER styling is not diluted.
We do our utmost to keep up with
the changing times – innovation
based on tradition.
This year AIGNER celebrates its 55th
anniversary. Heritage has always
been special to us.
That's why we've called our present
leitmotif “future history“. To mark the
occasion we are preparing several anniversary
collections.
BANG & OLUFSON
Seit der Markteinführung des ersten Produkts von BANG & OLUFSEN im Jahr
1926 haben klassische Designs die visionäre Handschrift dieser Marke geprägt.
Entdecken Sie auch dieses tolle Produkt: Bang & Olufsen BeoSound 1. Es ist ein
unkompliziertes und kompaktes, drahtloses Lautsprechersystem, das batteriebetrieben
ist, somit beliebig platziert werden kann und für ein entspanntes
Hörerlebnis ausgelegt ist. Dank einer kleinen Einkerbung oben am System
lässt sich der Lautsprecher leicht an den gewünschten Ort tragen. Der integrierte
Li-Ionen-Akku verspricht eine Wiedergabedauer von bis zu 16 Stunden
bei moderater Lautstärke.
Renowned for their visionary classics since 1926, Bang & Olufsen now present
their BeoSound 1, a portable, wireless loudspeaker system. At moderate volume
the lithium batteries treat the owner to 16 hours of listening.
BANG & OLUFSEN Englschalkinger Str. 230, Tel. 089/9301199, albertknoll.de
STATE
of the ART
Im 250. Jahr der MAISON HENNESSY
gestaltete der britische Designer
Tom Dixon den Hennessy X.O für eine
sehr exklusive Auflage und bereichert
so die Tradi tion des Cognac-Hauses
mit dieser kühnen wie modernen und
eindrucksvollen Kreation.
Maison Hennessy, in its 250th year,
British designer Tom Dixon creates the
exclusively limited edition of Hennessy
X.O in a daring, modern and impressive
creation and enriches the tradition of
this cognac house.
MAISON HENNESSY, nur im
ausgesuchten Fachhandel,
hennessy.com
6 INSITE 2020
SHOPPING
UTMON ES POUR PARIS
UTMON ES POUR PARIS ist das Label hinter dieser ikonischen
Switchbag; eine elegante, perfekt durchdachte Pochette. UTMON ES
POUR PARIS ist die Kurzform von Tout mon Esprit pour Paris – der
Inspiration hinter der Marke. Sie ist ein Multi-Talent – genau wie ihre
Trägerin. Entworfen wurde sie für Frauen, die ständig unterwegs sind,
viel auf der Agenda und genauso viel in ihren Taschen haben, aber
keine Zeit damit verschwenden wollen, all ihre Utensilien ständig von
einem Ort zum nächsten zu räumen. Die Switchbag bietet modernen
Luxus, der genauso intelligent ist, wie sie selbst.
UTMON ES POUR PARIS, Tel. 0049/8000 112288, utmon-paris.com
Abbreviated, the poetic name given to the
label for this iconic switchbag stands for
„tout mon esprit pour Paris“, the inspiration
behind a multi-talented accessory à porter
for women on the hoof who have as much
on the agenda as in their bags, but with not
enough time to keep rearranging the latter's
contents. The modern de luxe switchbag is as
intelligent as its carrier.
ACQUA DI BAVIERA
Die Müchner Duftmanufaktur ACQUA DI BA-
VIERA setzt mit der LUXURY EDITION neue
Maßstäbe in Sachen Edel-Parfums. Die aus
vier luxuriösen Extrait de Parfum bestehende
Linie entführt in orientalische Welten und
lädt zum Träumen aus 1.001 Nacht ein. Die
außergewöhnlichen Rohstoffe in bester Qualität,
unter anderem mit 25 Prozent reinem
Parfum-Öl, begeistern durch intensive Aromen.
Die komplette Kollektion finden Sie im
ACQUA DI BAVIERA Internetshop.
Munich's perfume manufacturers have launched
a „luxury edition“ comprising a fourfold
Oriental blend of aromatic „extrait de parfum“
(with 25 % pure oil).
ACQUA DI BAVIERA acquadibaviera.com
Tel. 0800/2422455
QUICK QUESTION
ERZSÉBET I. WAGNER Gründerin und Creative
Director von Utmon es pour Paris
Was inspirierte Sie zu dieser Pochette?
Erzsébet I. Wagner: Es sind vor allem zwei
Dinge, die das Design der Switchbag bestimmen.
Ich war schon immer von Paris und
dem laissez-fairen Leben der Französinnen
hingerissen, mit ihrer Eleganz und ihrem
Selbstverständnis für Mode.
Für Frauen wie diese Pariserinnen, die sich
ihrer Stärke bewusst sind und ihren eigenen
Weg selbstbewusst gehen, wollte ich eine
Tasche kreieren, die ein Höchstmaß an
Freiheit gewährt. Diese Frauen inspirierten
mich zum Design der ersten Switchbag, die
groß genug ist, um alle wichtigen Dinge für
den Alltag in sich aufzunehmen – aber die
dennoch klein genug ist, um in einem großen
Shopper mühelos zu verschwinden.
Und am Abend lässt ihre Eleganz sie zu
einer Begleiterin als Clutch werden.
Womit ich bei der zweiten Inspiration für
meine Switchbag-Kollektion bin: mein eigener
Anspruch an elegantes und zugleich
alltagstaugliches Design. Dass ich damit
einen Nerv traf, zeigt der wahnsinnig
schnelle Erfolg meiner Marke. Es macht
mich stolz, wenn ich sehe, dass Prominente
sich gern mit meinen Taschen zeigen, und
dass wir in Showrooms in München, Düsseldorf,
Amsterdam, London und Paris unsere
Kollektionen zeigen.
Bekannt für Motorsport und sportliche Uhren, zeigt
RICHARD MILLE mit der RM 67-01 Automatic Winding
Extra Flat seine elegante Seite.
Known for motorsport and sporty watches, Richard Mille
shows his elegant side with the RM 67-01 Automatic
Winding Extra Flat.
RICHARD MILLE, Maximilianstr. 34, Tel. 089/45221300,
richardmille.com
RICHARD MILLE
Für RICHARD MILLE ist ein Zeitmesser dann perfekt,
wenn es ihm gelingt, das Innere und das Äußere der Uhr
auf komplexe und vollständige Weise miteinander zu
vereinen. Die RM 07-01 Automatic Winding spiegelt den
Geist der Marke auf das Vortrefflichste wieder.
For Richard Mille, the perfect timepiece must be a true
exercise in the creation of complex, holistic relationships
that unite the interior and exterior of the watch.
HAND.WERK.KUNST
Traditionelles Handwerk ist in sich schon ein eigenständiger Wert. Es zeugt von Respekt vor dem Werkstoff, einem
Gespür für das verwendete Material und steht für einen langfristigen Nutzen und somit für eine Qualität, die auch
Generationen überdauern kann. Die ausgesuchten Stücke beinhalten all diese Gesichtspunkte. Sie kommen größtenteils
aus kleinen Betrieben und von Herstellern im deutschsprachigen Raum, sind in handwerklicher Tradition
hergestellt, mit einem hohen Anspruch an modernes Design. Es sind zum Teil besondere Einzelstücke, limitierte
Auflagen oder kleine Serien, die es teilweise nur bei HAND.WERK.KUNST gibt.
Traditional craftsmanship depends on respect for the materials and aims for durability. The items for sale fulfil these
criteria, as well as ascribing to modern design. They have been manfactured, in limited series, mainly by small German
outfits. Various unique pieces are only available at HAND.WERK.KUNST.
HAND.WERK.KUNST Untere Weidenstraße 12, Tel. 089/55268680, hand-werk-kunst.de
Entdecken Sie die Münchener Parfumkultur!
Discover the Bavarian perfume culture!
8 INSITE 2020
www.acquadibaviera.com
POINT OF VIEW
MEIN MÜNCHEN
Joseph Vilsmaier hört nicht umsonst auf den aussagekräftigen Spitznamen
„Der Bayern-Versteher“. Heute, mit 80 Jahren, erklärt der Regisseur seine Heimatstadt und warum
er ihr ein Leben lang treu geblieben ist
DER BMW WELT
JAZZ AWARD.
SECHS HERAUSRAGENDE KONZERTE,
EIN SPANNENDES FINALE. 14. JANUAR – 9. MAI 2020.
bmw-welt.com/jazzaward
Für mich war München immer schon
die schönste aller Städte und obwohl
sich hier vieles verändert hat, ist sie
dies immer noch. Meine ersten Erinnerungen
gelten den vielen Spaziergängen mit
meinem Urgroßvater hinüber zum Tierpark
Hellabrunn – er mit seiner langen Pfeife, ich
mit einer Holz-Ente an der Leine. Das war
während der Kriegsjahre, die ganze Familie
hatte bei meiner Tante am Pullacher Platz in
Thalkirchen Unterschlupf gefunden – zwei
Zimmer mit Bad und einem Wamsler-Holzofen
in der großen Wohnküche, um den sich
im Winter alle versammelten. Dort stand
auch ein Volksempfänger, ich lauschte fasziniert
dem immer wiederkehrenden Kuckuck-
Kuckuck, ohne von dessen düsteren Bedeutung
zu wissen: Die Kuckucks-Zeichen
wurden als Warnung vor einem Bomben-Angriff
gesendet. Wir alle mussten dann in die
Bunker, auf dem Weg dorthin glaubte ich,
Christbäume am Himmel sehen, blieb begeistert
stehen und nur mit Gewalt konnten
mich Mutter oder Tante in die Sicherheit zerren
– denn leider waren es die Leuchtfeuer
der angreifenden Flugzeuge.
Viel von den Erlebnissen der Kriegsund
Nachkriegszeit habe ich später in
Auf dem Gelände der Bavaria Filmstudios trägt eine
Straße seinen Namen, seine Heimatstadt ehrte ihn mit
der Medaille „München leuchtet”
meinen Filmen verarbeitet. Beispielsweise
in Stalingrad, drei meiner Onkel kamen dort
ums Leben.
In der Heimat ging es mir aber gut, meine
Freunde und ich kannten es nicht anders.
Es fehlte an nichts, bis ich später in ein Internat
bei Augsburg musste, dort erlebte ich
zum ersten Mal, was Heimweh wirklich bedeutet.
Zweimal riss ich aus, zweimal wurde
ich zurückgeschickt – das war hart. Irgendwann
verlor sich das Heimweh, nach der
Schule kehrte ich dennoch sofort nach
München zurück.
In den Jahren darauf habe ich dann
doch noch viel von der Welt gesehen, unter
anderem ging es 1965 mit dem Greyhound
und zweimotorigen Propellermaschinen
quer durch Amerika. Aber wo ich auch war,
nie hatte ich das Bedürfnis, zu bleiben.
In München absolvierte ich eine Lehre
als Filmtechniker bei ARRI, studierte Musik
am Konservatorium, spielte in einer Jazzband,
verdiente gut als Taxifahrer und wurde
schließlich Kameramann bei der Bavaria.
Ich weiß noch, wie ich das erste Mal von der
Schellingstraße, wo ich damals wohnte, hinausfuhr
nach Geiselgasteig zum Filmgelände,
da fühlte ich mich wie der Kaiser von
München.
Im Hier und Heute bin ich gern in der
Menterschwaige, am Hochufer der Isar, oder
in der Harlachinger Einkehr. Oder im Hotel
Bayerischer Hof – ich habe großen Respekt
vor seiner Eigentümerin Innegrit Volkhardt.
Welch eine Leistung, dieses wunderbare
Hotel-Imperium stets auf dem neuesten
Stand zu halten.
Filmen ist nach wie vor mein Leben. Das
neueste Werk ist sozusagen der Nachfolger
vom Brandner Kaspar, den ich 2008 gedreht
habe und heißt: Der Boandlkramer und die
ewige Liebe. Bully Herbig hatte die Idee und
spielt natürlich auch die Hauptrolle. Es geht
dabei um den Boandlkramer, also den Tod,
der auf die Erde kommt, um sich den neunjährigen
Seppi zu holen. Was er aber nicht übers
Herz bringt, weil er sich in dessen Mutter
(Hannah Herzsprung) verliebt hat. Hape
Kerkeling gibt einen sehr eleganten Teufel.
Premiere ist im Herbst 2020 – natürlich in
München. Anders geht es ja gar nicht.
AN INSIDER'S MUNICH
Film-maker Joseph Vilsmaier has a reputation
for explaining the Bavarian psyche.
Now aged 80, he also knows what makes
his home city Munich tick.
My first memories take me back to the war
years, going for long walks to the Hellabrunn
zoo with my great-grandfather. Him sucking
the long stem of his pipe and me with my
wooden duck on a lead. All of our family had
taken refuge in the Thalkirchen district
where my aunt lived on the Pullacher Platz.
In the winter we all gathered round the
wood-burning stove in the large living room.
I was too young to know that the regular call
of a “cuckoo“ on the radio meant that bombers
were approaching. My mother or aunt
would have to force me down into the airraid
shelter because I was spellbound by the
planes' searchlights high up in the sky
which I mistook for Christmas trees.
Later I wove my wartime experiences into
my films. For instance “Stalingrad“ where I
lost three uncles. Back home my classmates
and I lacked nothing at all.
At boarding school in Augsburg I felt homesick,
ran away twice and had to be fetched
back. In the mid-Sixties I globe-trotted for a
while, but finally back in Munich I was an
apprentice film technician, studied music,
played in a jazz band and earned good money
as a cab driver.
Then ARRI hired me as a cameraman. I felt
like the “kaiser“ of Munich. Nowadays I enjoy
the Menterschwaige beer garden high
above the river Isar and the Hotel Bayerischer
Hof whose owner Innegrit Volkhardt
shows true grit by keeping her empire
afloat. My latest film is “The Boandlkramer
and the neverending love“, alias Death personified
in the title's broad Bavarian dialect.
The latter has come to fetch nine-year old
Seppi but refrains from doing so because he
has fallen in love with the boy's mother. The
première is in fall 2020. In Munich of course.
FOTO AGENTUR SABINE BRAUER
Freude am Fahren
10 INSITE 2020
HOTEL
V2
STORIES
Volkhardt X Vervoordt
Eine Liaison, der Zufall stand Pate,
eine gemeinsame Reise, wegweisend,
eine einzigartige kreative
Partnerschaft, ein Brückenschlag
zwischen Tradition
und Moderne, zwei
Herzen, eine Seele,
zahlreiche Projekte, ein
Ziel, eine Botschaft,
ein Hotel, der gleiche
Gedanke:
Schönheit
Ewigkeit
Freude
Glück
Spaß
TEXT MAXIMILIAN VON DORFEN
E
ine Welt für sich – so der Slogan des
Hotels Bayerischer Hof. Ein Satz, der
die Worte Welt und Bayern in sich
trägt und somit vieles aussagt, vielleicht
sogar alles. Vier Generationen Familie Volkhardt,
vier Lebenswerke, jedes eine Etappe auf dem
Weg zu einem großen Ganzen: Gründung, Ausbau,
Wiederaufbau und aktuell – unter der Ägide von Innegrit
Volkhardt – neue Wege in die Zukunft. Seit zehn
Jahren und bei zahlreichen richtungsweisenden Projekten
dabei an ihrer Seite: Axel Vervoordt, der weltberühmte
Kunstsammler und Interior-Designer.
V 2
The Hotel Bayerischer Hof's success
has accrued thanks to four Volkhardt
generations of owner who have embraced
the future with the status quo
left by a predecessor. In this chain
reaction present owner Innegrit
Volkhardt is supported by interior
designer Axel Vervoordt in major projects
in which timeless elegance tallies
with a whiff of zen.
Eigenständigkeit, gepaart mit unverwechselbarer
Handschrift, zeitlose Ästhetik, ein wenig Zen, viel
Kunst verschiedenster Kulturen – aus diesen Verbindungen
entstehen neue Welten, die den Geist der Vergangenheit
bewahren, gleichzeitig aber die Türen zu
einem Morgen öffnen. Axel Vervoordt hat über ein
Jahrzehnt hinweg das neue Bild des Hotels Bayerischer
Hof entscheidend mitgeprägt, weil es ihm gelungen
ist, die auch noch so unterschiedlichsten Räume aus
zahlreichen Epochen so umzugestalten, dass Geist
und Seele der Familie Volkhardt verstanden und weitergetragen
werden. Auch über die Zeit hinaus …
FOTOS HOTEL BAYERISCHER HOF
Mit der Penthouse Garden Suite schuf Axel
Vervoordt ein einzigartiges Refugium hoch
über den Dächern Münchens
12 INSITE 2020
HOTEL STORIES
Das mit drei
Michelin-Sternen
hochdekorierte
Atelier
10 JAHRE
GARDEN & ATELIER
Im Fluss der Zeit: Keine Angst vor Veränderungen, denn wie auch in diesem Fall besteht das Gute weiter,
wird aber von dem Besseren beerbt. Aus eins wurde zwei – zwei Restaurants, die weit mehr sind,
als nur kulinarische Botschafter ihrer Art …
TEXT ANDREAS M. JUCHELKA
Das neue Garden: lichter,
transparenter und im Fluss mit den
aktuellen, kulinarischen Strömungen
FOTOS BENJAMIN ANTONY MONN
D
ass wir Bayern, nun sagen wir mal, ein
wohl eher spezielles Volk sind, darüber
besteht nördlich der Donau kaum ein
Zweifel. Beständigkeit und Tradition
sind uns wichtig, aber wir sind auch nicht so weltfremd,
dass wir den Fehler begehen, blind der trügerischen
Maxime zu huldigen: Das haben wir immer so
gemacht, das machen wir auch weiter so!
Und so galt das alte Garden Restaurant im Hotel
Bayerischer Hof bis in das Jahr 2008 als ein unumstößlicher
Fels in der kulinarischen Brandung der
Landeshauptstadt. Die Gäste schätzten sein besonderes
Flair als einen Hort der Ruhe und des Genusses,
die Küche war mit Anspruch und Tiefgang, der Service
elegant. Besonders im Sommer, wenn die pflanzenreiche
Terasse erfrischenden Schatten spendete,
war ein Besuch auf der Terrasse wie eine kleine Reise
in den Süden.
Aber wie heißt es doch so schön: Alles, was einen
Anfang hat, hat auch ein Ende. Dem Pessimisten
bereitet eine solche Erkenntnis zwar schlaflose
Nächte, der Visionär hingegen, derjenige der optimistisch
nach vorne blickt, sieht darin die sich ihm
bietenden Chancen, ergreift auf sich selbstvertrauend
die Gelegenheit, denn er weiß: Stillstand ist eben
auch Rückschritt.
SEARCH AND FIND
Bavarians are known to uphold tradition
but do not get stuck in a rut
come rain or shine. Take the Hotel
Bayerischer Hof's Garden restaurant.
Up until 2008 it was one of
Munich's top eateries, with a mediterranean
flair and a classic
French cuisine. Especially in the
summertime, sitting under the
shades of the pergola, a visit there
was equivalent to trip into the
south of Europe.
But all good things come to an end.
That is grist to the mill of a pessimist,
but visionaries sense the
challenge of a new horizon. As in
the case of Innegrit Volkhardt when
she took over the Hotel Bayerischer
Hof from her father Falk Volkhardt.
Her Garden makeover not only affected
its interior design but its
cuisine too. Following the maxim:
who searches, invariably finds,
she embarked on a grand tour of
14 INSITE 2020 2020 INSITE 15
HOTEL STORIES
Der Silent Garden vom Atelier:
Drei-Sterne-Genuss unter
freiem Himmel
Seit Innegrit Volkhardt die Leitung des Hotels Bayerischer
Hof von ihrem Vater Falk Volkhardt übernommen
hat, bewies sie in eindrucksvoller Art und Weise,
wie richtig diese Erkenntnis ist. Das Garden
Restaurant sollte nicht nur ein Make-Over erfahren,
Architektur und kulinarische Ausrichtung mussten
zukunftsweisend neu positioniert werden. Wer suchet,
der findet, so dachte sie und bereiste zahlreiche
European cities. With this race she
hoped to find inspiration from numerous
other leading restaurants.
By chance she who was searching
was herself found, that is to say
invited to a private party where she
made the acquaintance of Belgian
interior designer Axel Vervoordt.
It was an encounter that during the
following ten years changed the
hotel's profile more than any other
project since post-war rebuilding.
Added to culinary changes, the
revamped Garden was downsized
to make room for the Atelier
restaurant, awarded one Michelin
star soon after opening and now
bearer of three, the highest culinary
accolade.
What is now seen as a stroke of
genius chimes with a quote from
Tomasi di Lampedusa's Il Gattopardo:
“to maintain the status quo we
have to ring the changes.“
europäische Metropolen, um sich von führenden
Restaurants inspirieren zu lassen. Besser ist es aber,
wenn man gefunden wird. Und der Zufall wollte es
genau so – bei einer privaten Einladung lernte sie den
belgischen Interior-Designer Axel Vervoordt kennen.
Eine Begegnung, die in den nächsten zehn Jahren das
Gesicht des Hotels Bayerischer Hof grundlegend verändern
sollte und den Weg in das neue Jahrtausend
geebnet hat.
Aus dem alten Garden Restaurant wurde das
neue Garden: kleiner, moderner, zeitgemäßer und
den kulinarischen Strömungen angepasst. In dem
freigewordenen Platz, aus heutiger Sicht ein Geniestreich,
zog das Atelier ein. Denn schon kurz nach seiner
Eröffnung wurde es, von Anfang an als Gourmet-
Restaurant positioniert, mit dem ersten Michelin‐
Stern geehrt, heute ziert diesen Ort die höchste
Auszeichnung, die die kulinarische Welt zu vergeben
hat: drei Michelin-Sterne!
Man muss sie nur erkennen, die Möglichkeiten,
die sich einem bieten. Irgendwie fühlt man sich dabei
an den großartigen italienischen Schriftsteller Giuseppe
Tomasi di Lampedusa erinnert, der es in seinem
weltberühmten Roman Il Gattopardo auf den Punkt
brachte: Wenn wir wollen, dass alles so bleibt, wie es
ist, dann ist es nötig, dass sich alles verändert …
FOTOS ANDREW WALET, KIRCHGASSER PHOTOGRAPHY
WIE ERKLÄREN WIR UNSEREN
ENKELN, WAS EIN STAU WAR?
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Der Garden Salon
bmw-welt.com/futureforum
16 INSITE 2020
INTERVIEW
RALPH
FIENNES
Er ist einer der profiliertesten Schauspieler seiner Generation.
Ob auf der Bühne als Hamlet und Coriolanus oder in Filmen wie „Schindlers Liste“ und
„Der englische Patient“: Ralph Fiennes ist immer ein Ereignis. Als er in München mit
dem CineMerit Award für seine Verdienste um die Filmkunst ausgezeichnet wurde, war
er im Hotel Bayerischer Hof zu Gast
INTERVIEW ULI LÖSSL FOTO MATT HOLYOAK / PICTURE PRESS
18 INSITE 2020
2020 INSITE 19
V
on seiner Hotelsuite zum Palais
Montgelas sind es nur wenige
Schritte. Ralph Fiennes, 58,
kommt auch deshalb sehr entspannt
und leger – dunkelgraues
T-Shirt und Bluejeans – zum
Interview. Mit im Gepäck hat er sein neuestes Werk
Nurejew – The White Crow, das im Herbst in die deutschen
Kinos kam. Auf den CineMerit Award angesprochen,
lächelt er versonnen und sagt: „Preise sind
wie Applaus. Und jeder Schauspieler liebt doch den
Applaus.“
Mr. Fiennes, wie fühlen Sie sich hier in München?
Sehr gut. Wie könnte es auch anders sein? Ich wurde
hier sehr herzlich aufgenommen, bekam eine Auszeichnung
und konnte meinen neuen Film Nurejew
– The White Crow vor einem großen Publikum zeigen.
Und ich residiere hier in dem Luxushotel mitten
in München. Da bleibt kaum ein Wunsch offen.
Sie sind ja sicher viel unterwegs. Bei Dreharbeiten
oder zu Filmpremieren. Wie wichtig ist Ihnen da
eine gute Unterkunft?
Wenn ich auf Reisen bin, ist mir ein Rückzugsort
sehr wichtig. An dem ich mich entspannen und auf
meine Arbeit vorbereiten kann. Da schätze ich eine
so ruhige und angenehme Atmosphäre, wie ich sie
hier im Hotel Bayerischer Hof erlebe, wirklich sehr.
Bei „Nurejew – The White Crow“, einem Film über
den berühmten russischen Balletttänzer Rudolf Nurejew,
haben Sie Regie geführt und auch eine Nebenrolle
übernommen …
… was eigentlich so gar nicht geplant war. Ursprünglich
wollte ich nur Regie führen. Denn der Film ist
eine echte Herzensangelegenheit für mich. Mir hat
die Leidenschaft und der Kampfgeist dieses jungen
Tänzers imponiert. So ging er seinen Weg – trotz vieler
Hindernisse. Der filmische Höhepunkt findet
dann auch folgerichtig auf dem Flughafen von Le
Bourget statt, wo Nurejew sich seinen russischen
Bewachern auf sehr dramatische Art und Weise entzogen
hat. Denn die wollten ihn nach einem Gastspiel
in Paris wieder mit Gewalt in die Sowjetunion
zurückholen. Und nur weil er in Frankreich um Asyl
bat, gelang ihm schließlich der Absprung in den
Westen. Das ist für mich der wirkliche Kern des
Films. Jedenfalls wollte ich kein Biopic über Rudolf
Nurejew machen. Das hätte mich überhaupt nicht
interessiert.
Warum haben Sie dann doch die Rolle des Tanzlehrers
Puschkin selbst übernommen?
Weil man mich dazu überredet hat. Eigentlich wollte
ich, dass ein russischer Schauspieler Puschkin spielt.
Aber es war sehr, sehr schwer, den Film finanziert zu
THE ENGLISH GUEST
He is one of his generation's most
versatile actors, with acclaimed
stage performances as Hamlet and
Coriolanus and star roles in films
such “Schindler's List“ and “The English
Patient“.
In Munich to collect the CineMerit
Award, he was naturally a guest of
the Hotel Bayerischer Hof. It is only a
few steps from his hotel suite in the
Palais Montgelas to the interview.
He strolls over dressed casually in a
dark grey t-shirt and bluejeans. He
has his latest offering, “Nurejev –
The White Crow“, showing from autumn
on in German cinemas, to promote.
Mention of the CineMerit Award
prompts a smile: “awards are like
applause.“
InSite: Mr. Fiennes, how do you feel
here in Munich? Ralph Fiennes:
Just great. I've been made to feel
very welcome, have received an
award, promoted my film and am
staying at a grand hotel in the heart
of Munich. InSite: Your profession
keeps you on the move a lot. How
important is suitable accommodation
en route? RF: Paramount is the peace
and quiet that the Hotel Bayerischer
Hof affords me. InSite: You directed
“Nurejev - The White Crow“, a film
about the famous Russian ballet
dancer Rudolf Nurejev, and also had
a small part … RF: …which wasn't
really intended. Originally I was just
going to direct the film. But a Russian
producer said there'd be more funds
for the film if I played dance director
Pushkin myself. That makes me smile
because not a single rubel has since
materialised. InSite: You gave the
role of Nurejev to a relatively unknown
Russian ballet dancer. RF:
Yes, but I was very happy indeed to
eventually find Oleg Ivenko. He's a
world-class dancer and he also has
the wild, hot-blooded charm that
made Nurejev so attractive. InSite:
Were you captivated by Nurejev's
difficult and complicated character
because your own is similar?
bekommen. Daher erhielt ich von einer russischen
Produzentin das Angebot, man werde viel Geld in
den Film investieren, wenn ich selbst mitspielte –
weil man sich sicher sei, der Film werde sich dann
besser verkaufen. Also habe ich die Rolle übernommen.
Leider habe ich bis heute noch keinen einzigen
Rubel gesehen (lacht).
Sie haben die Rolle des Nurejew mit einem relativ
unbekannten Balletttänzer besetzt.
Ja, und ich war sehr froh, als ich Oleg Ivenko endlich
gefunden hatte. Er tanzt nicht nur virtuos auf Weltklasse-Niveau,
sondern bringt auch genau diesen
wilden, heißblütigen Charme mit, der Rudolf Nurejew
so attraktiv machte.
Ihnen hat sehr gefallen, dass Rudolf Nurejew
schwierig war und kompliziert – weil Sie es auch
selbst sind?
Das weiß ich nicht. Ich habe eine sehr traditionelle
englische Erziehung genossen. Schon deshalb kann
ich gar nicht dermaßen impulsiv und schroff sein.
Aber ich bin fasziniert von Nurejews Unverdorbenheit.
Er hatte keine Spur von bourgeoiser Zurückhaltung.
Wenn er etwas fühlte, dann sagte er es einem
gleich unverblümt ins Gesicht. Wenn er jemanden
nicht mochte, rief er „Hau ab!“ Und als er im Louvre
Das Floß der Medusa von Théodore Géricault sehen
wollte, ist er dort hineingestürmt und brüllte: „Geh’
mir aus dem Weg. Und halt’ die Klappe!“ Das zeige
ich auch im Film. Aber Nurejew war ja nicht nur arrogant
– er hatte vor allem eine echte Leidenschaft
für die Kunst. Für ihn zählte letztlich nur das Tanzen!
Es ist leicht, sich über die schlechten Manieren zu
echauffieren – und dabei den Schweiß, das Blut, all
die Anstrengungen auszublenden, die er täglich
stundenlang in seine Tanzübungen steckte.
Sind Sie nicht auch wie er eine „Weiße Krähe“ – also
jemand, der nirgendwo wirklich hineinpasst?
Ein bisschen. Ich fühlte mich vor allem als junger
Mann sehr oft als nicht dazugehörig, als Außenseiter.
Mir fiel es nie sehr leicht, mich in einer sogenannten
Männergruppe zu bewegen. Also ins Pub zu gehen,
um Bier zu trinken oder ins Stadion für ein Fußballspiel
oder auf Parties. Nicht, dass ich etwas dagegen
gehabt hätte. Aber ich fühlte mich in der Gruppe
einfach nicht wohl. Viel lieber habe ich meine Zeit
allein verbracht. Ich war sehr glücklich damit ein
Buch zu lesen, spazieren zu gehen oder Musik zu
hören.
Stimmt es, dass Sie ein großes Faible für Russland
haben?
Meine Liebe zu Russland wurde vor allem durch die
russische Literatur entfacht. Vor allem haben mich
die Romane von Dostojewski sehr beeindruckt.
FOTOS PR
Wie er all diese essentiellen Themen wie Moral,
Glaube, Liebe, Hoffnung, Schuld, Sühne, Leben, Tod
behandelt hat – das geht mir immer noch sehr unter
die Haut. Und auch die Werke von Puschkin, Turgenjew
und Tschechow finde ich großartig.
Sie sind auch ein großer Shakespeare-Experte. Können
Sie sich eine Welt ohne Shakespeare vorstellen?
(Lächelt) Ich kann sie mir wohl vorstellen, aber ob
ich in so einer Welt leben wollen würde – das ist ein
andere Frage. Dies würde mich auf jeden Fall sehr
traurig machen. Ich stand in vielen Shakespeare-
Stücken auf der Bühne. Das ist für mich so etwas wie
mein Lebenselixier.
Sie sind mit Leib und Seele Schauspieler …
Ja, auf jeden Fall. Das ist wirklich das Einzige, was für
mich zählt.
Und doch sind Sie manchmal auch ein Filmstar, der
zahlreiche Preise bekommt. Oder für den Oscar nominiert
wird …
Das ist, wie gesagt, die Anerkennung für meine Arbeit
als Schauspieler. Es gibt mir aber wirklich überhaupt
nichts, als Star angehimmelt zu werden. Oder
der neueste Herzensbrecher auf Seite 1 in der
Klatschpresse zu sein. Das sind doch alles Ablenkungen
und Versuchungen, die in die falsche Richtung
führen. Auch deshalb war der Film Der englische
RF: I'm not so sure. I had a traditional
English education. For that reason
alone I can't be that impulsive and
churlish. But I'm fascinated by Nurejew's
unadulterated approach to life.
He showed no trace of bourgeois
conditioning. If he disliked someone
he'd say so to their face, He wasn't
really arrogant. His dancing meant
everything to him. One forgets the
blood, sweat and tears that went
into his daily training routine.
InSite: Aren't you yourself a “white
crow“ of sorts – someone who
doesn't really fit in anywhere? RF: To
a degree. As a young man I felt like
an outsider. Being in a pack of fellow
young males at the pub or on the
soccer terraces was never my thing.
InSite: It's said you have a penchant
for all things Russian? RF: My love
for Russia was triggered by its literature.
I still find the way he tackles
human essentials such as morality,
beliefs, love, hope, guilt, atonement
and life greatly moving. InSite:
You're also a Shakespeare expert –
Patient so gefährlich für mich: Plötzlich stand ich auf
der Wunschliste vieler Hollywood-Produzenten ganz
weit oben. Fast jeder wollte mich haben. Nur ich
wollte nicht. Mein Instinkt sagte mir damals, dass
ich mich auf keinen Fall in diese Maschinerie begeben
durfte. Da werden die meisten doch nur geschluckt,
durchgekaut und ausgespuckt.
Mit anderen Worten: Zu viel Geld – zu wenig Kunst?
So kann man es auch sagen. Ich bin sicher nicht Anti-Hollywood
oder Anti-Mainstream – was man mir
gelegentlich vorwirft. Darum geht es nicht. Meine
Prioritäten sind klar definiert: An erster Stelle steht
der künstlerische Aspekt, die Herausforderung als
Schauspieler, als Regisseur. Karrierepläne, zum Beispiel,
sind mir absolut fremd.
Verführer oder Verführter: Welche Rolle liegt Ihnen
persönlich mehr?
In „Nurejew –
The White
Crow“ bereitet
Ralph Fiennes
als russischer
Ballett-Lehrer
Alexander
Puschkin seine
Eleven auf den
großen Bühnenauftritt
vor
Ich glaube, ich bin eher der, der verführt wird. Wenn
ich mich daran erinnere, wie ich als Teenager die
ersten Erfahrungen mit Mädchen gemacht habe – da
musste man mich schon an beiden Armen auf die
Tanzfläche zerren. Auch zum Flirten habe ich mich
nicht richtig geeignet. Viel lieber habe ich mich
schon damals hinter Shakespeare-Zitaten versteckt
oder Beatles-Songtexte zitiert. Auf dem Schulhof
stand ich immer etwas abseits und habe mich erst
Richtung Mädchen bewegt, wenn ich wirklich starke
20 INSITE 2020 2020 INSITE 21
INTERVIEW
Ist auch als Regisseur
sensibel und
einfühlsam: Ralph
Fiennes bei seiner
dritten Regie-Arbeit
am Set in Russland
Signale bekommen habe. Ansonsten hatte ich viel zu
viel Angst. Im Small Talk bin ich auch heute noch
eine totale Niete.
Sie sind das älteste von sechs Kindern und kommen
aus einer echten Künstlerfamilie: Ihr Vater ist Fotograf,
Ihre Mutter war Schriftstellerin und Malerin,
Ihre Schwester ist Regisseurin ...
… meine jüngste Schwester ist Schauspielerin, mein
Bruder Joseph Schauspieler, einer meiner Brüder
Musiker und so weiter. Wir wurden als Kinder immer
dazu angehalten, kreativ zu sein. Vor allem meine
Mutter hat uns gelehrt, die Welt mit offenen Augen
zu sehen. Sie sagte immer: „Lasst euch nicht
verbiegen, sondern hört auf euere innere Stimme.“
Ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie ich mit
vierzehn Jahren unbedingt Soldat werden wollte.
Meine Mutter hat mir das nicht etwa verboten, sondern
mich aufgefordert, mir eine Kaserne einmal
von innen anzusehen. Als ich heimkam, war ich von
der Idee ein für alle Mal kuriert.
Wenn Sie sich heute im Spiegel ansehen – wie fühlen
Sie sich da?
(Lacht) Da wird mir zunehmend unwohler. Ich werde
bald 60 Jahre alt, und was ich da sehe, ist – an der
Oberfläche – eigentlich jemand, der immer mehr
verfällt. Aber tief in mir drin, in meinem Inneren,
gibt es einen Menschen, der gar nicht altert und der
wesentlich ist – und bleibt. Man könnte es auch als
Seele bezeichnen.
can you picture a world without him?
RF: (smiles) I suppose I can. But I'd
be deeply dejected in that kind of
world. I've acted in many Shakespeare
play. InSite: You're an actor
with heart and soul … RF: Definitely.
For me, that's all that counts. InSite:
Yet you're also a film star with umpteen
awards and an Oscar nomination
… RF: That's recognition for my
acting ability. Making tabloid headlines
as a heart-throb leaves me
cold. “The English Patient“ rocketed
me to the top of the Hollywood
charts. But my sixth sense told me to
steer of machinery that swallows
and then regurgitates you. InSite: In
other words, too much money and
too little culture? RF: I'm not anti-Hollywood
or anti-mainstream. But my
priority is the cultural challenge to
director and actors. I have no game
plan for my career. InSite: To seduce
or to be seduced – which role suits
you best? RF: Probably the latter. As
a teenager I was useless at flirting.
I'd resort to reciting Shakespeare
quotes or Beatles lyrics. And even
now I'm useless at small talk.
InSite: You're the eldest of six children
in a highly artistic family. Your
father's a photographer, your mother
a novelist and painter, your siblings
mainly in the music or acting business.
RF: Our parents advised us all
to follow a vocation. InSite: When
you take a look in the mirror what do
you feel? RF: Superficially, that I'll
soon be sixty. But deep down I haven't
aged that much. Given the good
fortune I've had so far, there might
still be worthwhile projects ahead.
InSite: You were once touted as a
James Bond successor and now
you've taken over from Judi Dench
as “M“. RF: A step up for me. Bond's
25th anniversary film is due this year.
Perhaps the genre will get back to
being noir and sexy. InSite: Three of
your personal favourite films? RF: I
can name two: “High Noon“ and “La
Dolce Vita“.
InSite: A Fellini and a classic Western!
RF: That's me in a nutshell. Not
to be pinned down in my tastes.
Wenn Sie Ihr Leben einmal Revue passieren lassen,
was ist für Sie da am Wichtigsten?
Ich hoffe doch sehr, dass es noch viel in meinem
Leben geben wird, das mir sehr wichtig ist (lächelt).
Ich habe zwar schon die längste Zeit gelebt, bin aber
noch voller Energie und Elan und habe auch noch
viele Pläne, die ich verwirklichen will. Wenn ich zurückblicke,
bin ich, was meine Karriere betrifft, erst
einmal sehr dankbar. Ich habe wirklich sehr viel
Glück gehabt. Aber das Wichtigste im Leben sind
doch immer die persönlichen Beziehungen, die
Menschen, mit denen man befreundet ist, die man
liebt …
Sie haben vor ein paar Jahren im „James Bond“-
Franchise die große Judi Dench als „M“, den Leiter
des britischen Geheimdienstes MI6, beerbt. Was bedeutet
Ihnen die Mitwirkung in den Bond-Filmen?
James Bond – vor allem die Kriminalromane von Ian
Fleming – spielte in meiner Pubertät eine große Rolle.
Ich mochte auch die Filme, aber vor allem Flemings
Bücher. Von den Romanen war ich förmlich
durchdrungen … Sie waren so herrlich politisch unkorrekt
– und sehr, sehr erotisch. Ich bin also äußerst
glücklich darüber, jetzt in dem Bond-Franchise mitmachen
zu können – wenn auch nur in einer kleinen
Rolle, als Bonds Vorgesetzter M. (Lächelt maliziös)
Aber ich würde mir sehr wünschen, dass man wieder
mal den Mut dazu hätte, einen Bond-Film in der
Stimmung der 1950er Jahre zu machen. Denn die
Stories damals waren sehr noir, düster und sexy …
Aber waren Sie nicht einmal selbst als James Bond-
Nachfolger im Gespräch?
Ja, vor vielen Jahren wurde ich da wohl mal als neuer
Bond-Anwärter ins Spiel gebracht. Aber daraus ist,
wie Sie ja wissen, nichts geworden. Und das war
auch gut so. Denn ich hätte als Bond wohl keine so
gute Figur gemacht. Aber ich freue mich schon auch
im Jubiläums-Bond-Film, immerhin der 25ste (!),
wieder als M mit von der Partie zu sein. Der kommt
ja nächstes Jahr endlich ins Kino.
Nennen Sie doch bitte drei, vier Theaterstücke, die
Sie als Menschen – nicht als Künstler – definieren.
Eine gute Frage. Denn die meisten Leute verwechseln
den Menschen immer mit dem Schauspieler
und den Rollen, die er gespielt hat. Doch ehrlich
gesagt tue ich mir hier mit einer Antwort schwer. Ich
kann Ihnen aber zwei meiner Lieblingsfilme nennen:
La Dolce Vita und 12 Uhr mittags.
Ein Fellini-Film und ein Western-Klassiker – ein
ziemlicher Spagat!
Ich weiß. Und was meinen Musikgeschmack betrifft:
Da liebe ich Johnny Cash – und Bach. Sie sehen, ich
bin voller Überraschungen.
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22 INSITE 2020
POINT OF VIEW
Es lacht einer über eine Sache nur, wenn er von ihr gelöst ist
U
nd lasst hundert Schulen miteinander
wetteifern“. Es lebe die Vielfalt, das freie
Denken, das faire Wetteifern um die
besten Ideen! Ahnen Sie, von wem dieser
florale Satz stammt?
Er stammt ausgerechnet von einem der gefürchtetsten
Diktatoren der Menschheitsgeschichte, dessen
Schreckensregime viele, viele Menschen zum
Opfer gefallen sind: Mao Zedong. Der Vorsitzende der
Volksrepublik China hatte 1956 in seiner Rede vor
den Parteikadern zu einem kreativen Kräftemessen
um die besten Ideen für den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen
Kurs aufgerufen. Offene Kritik an
Missständen war explizit erwünscht. Als diese dann
auch kam, und zwar harsch und unmissverständlich,
vollzog Mao Zedong eine krasse Kehrtwende: Die
Wortführer des Andersdenkens wurden kurzer Hand
in Arbeitslager geschickt. Wie meilenweit der Große
Vorsitzende von seinem Volk entfernt war! Er hatte
sich eine parteikonforme Ideensammlung für den
künftigen Kurs in den Kommunismus gewünscht.
Wieso erwähne ich diesen kurzen Lichtblick in
den Zeiten des dunkelsten Staatsterrorismus heute,
in Zeiten umfassender Meinungsfreiheit?
Weil ich die sensible Frage stellen möchte: Wie
ernst ist es uns, in dieser offenen, freiheitlichen Gesellschaft,
mit dem Blühen lassen? Wie ernst ist es uns
mit fairem Wetteifern verschiedenster Denkansätze
und Meinungen? Heißt: Wie tief leben wir Toleranz –
oder, um mit einer anderen Sozialistin zu sprechen,
nämlich Rosa Luxemburg: Wie sehr kämpfen wir für
die Freiheit – als Freiheit der Andersdenkenden?
Entertainer Harald Schmidt hat letztens ein aufschlussreiches
Interview gegeben: Heute wäre seine
Late-Night-Show in der ARD (die er 2005 bis 2007
moderierte) umgehend abgeschossen worden.
„Ich würde mir heute sehr genau überlegen, was
ich auf einer Bühne mache. Man muss nämlich damit
rechnen, dass alles über ein soziales Netzwerk gleich
raus geht, verkürzt, falsch mitgeteilt und auch falsch
kommentiert wird. Und dann steckt man in einem
Strudel, auf den ich keine Lust habe. Mit den heutigen
Maßstäben, auch der Political Correctness, der
Sprachpolizei und des linksliberalen Mainstreams,
hätte ich meine Show nach einer Woche abgenommen
bekommen.“
LASST HUNDERT
BLUMEN BLÜHEN
Starker Tobak. Letztlich geht es ihm um eine weitreichende
Tabuisierung bis hin zu verdeckten Denkverboten.
Von den Segnungen der Windräder bis zur Willkommenskultur,
von Gentechnik oder Dieseltechnologie,
von Umweltschutz und Meinungsfreiheit: Wie
frei diskutieren wir tatsächlich öffentlich? Wer riskiert
schon einen Shitstorm, Windstärke 12?
Erinnern Sie sich noch an das Interview, das
Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner und der
Nestlé-Deutschlandchef Marc-Aurel Boersch gaben –
über die Segnungen zuckerreduzierter Lebensmittel?
Ein öffentlicher Shitstorm wegen unerlaubter Werbung
für einen Großkonzern brach los. Dass die
Medienanstalt nach eingehender Prüfung keinerlei
Verfehlung feststellen konnte – darüber erfuhren
wir nichts.
Worauf will ich hinaus? Lasst uns Blühhelfer
werden! Lasst uns bewusst dafür sorgen, dass hundert
Blumen blühen dürfen, dass hundert Ideen miteinander
wetteifern – wie wir leben wollen, wie wir
die Umwelt schützen, ja, ganz groß gedacht: Wie wir
die Welt verbessern! Niemand lasse sich den Mund
verbieten, jeder gehe so weit, wie er öffentlich gehen
mag – für eine Meinung einstehen, und damit auch
für die Freiheit. Besonders für die der Andersdenkenden.
Wehret den Anfängen … der Ideologisierung
aller Lebensbereiche.
NINA RUGE
Moderatorin, Autorin und Unicef- Botschafterin weiß, dass alles gut wird
IDEAS GALORE
“Long live the freedom of thought,
fair competition and the best ideas!“
Flowery words – guess who
said them? None other than one of
humankind's most bloodthirsty dictators:
Mao Zedong, the chairman
of the People's Republic of China in
1956 in a speech to party cadres,
encouraging them to compete
against each other with innovative
ideas to further progress. Frank criticism
of any shortfalls was explicitly
welcomed. But when the former
was expressed, Mao performed a
brutal U-turn. Dissidents were dispatched
to work camps in their
thousands … Mao had only wanted
to usher in communism. A gulf
separated him from the populace. I
mention this brief glimmer of light
during one of the darkest periods of
state terrorism because I wonder
how our own liberal society copes
with a plethora of opinion? In other
words, to quote socialist Rosa Luxemburg,
are we tolerant enough to
defend people with views that differ
from our own? Recently actor
and entertainer Harald Schmidt,
who presented a TV talk show for
two years between 2005 and 2007,
gave a revealing interview. The
gist: “Nowadays I steer clear of the
social networks who misquote you
and suck you into the political correctness
controlled by the speech
police and the leftist mainstream.“
Harsh words, but how free are we
really to discuss the blessing of
wind turbines or genetic engineering?
Who wants to risk a gale-force
shitstorm? Agriculture secretary
Julia Klöckner was hit by one such
after mentioning the Nestlé concern
in an interview. Later watchdog
bodies ruled that this had not
been covert advertising. So let's
not do a Mao. We should exchange
hundreds of ideas on how to best
lead our lives. Letting ideas galore
blossom can only improve our lot.
FOTO FRANK WARTENBERG
OPER, BALLETT,
KONZERT UND LIED
BAYERISCHE
STAATSOPER
21.6. – 31.7.2020
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FOOD & WINE
DREIKLANG
Eine Reise zum Mittelpunkt des Geschmacks, Eingabe und Hingabe,
Grenzen aufgehoben, Beziehungen neu definiert – die hoch dekorierte Küche
von Jan Hartwig im Atelier verbindet, was zusammengehört.
Wenn auch nicht immer auf den ersten Blick … Drei Gänge – Drei Sterne
TEXT ANDREAS M. JUCHELKA FOTOS STEFAN BRAUN
DIMENSIONEN
Kalbsbacke, Radicchio-Vinaigrette,
Polenta, Parmesan, Spinat, Ochsenmark
26 INSITE 2020 2020 INSITE 27
FOOD & WINE
Es war Anfang der 1980er Jahre, ein
neues Jahrzehnt warf große Schatten
voraus. Die Flower-Power-Generation
mit ihrem Ruf nach Liebe und Freiheit
war längst Geschichte, die drauf folgende
Konterrevolution mit ihrer politischen Radikalisierung
wurde als Deutschland im Herbst bekannt.
Als sich dessen Nebel langsam verzogen hatten, entdeckten
die Hedonisten unter uns, dass ab sofort unsere
Zeit gekommen war. Herbergsvater Joachim Witt
besang den Goldenen Reiter, der Autor dieser Zeilen
bereitete sich auf sein Abitur vor – weniger zielführend
nächtens zwischen P1, Sugar Shack und der
Klappe, der Laden, dem die Spider Murphy Gang mit
ihrem Song Schickeria ein Denkmal gesetzt hat. Die
Jugend entdeckte ihre Lust an der Mode, die Frisuren
waren steil toupiert, am liebsten trug man Neon und
die Schulterpolster waren breiter als der Eingang zur
Münchner Frauenkirche. Die erste Kochsendung von
Format flimmerte über die deutschen Bildschirme
und Mama und Papa Hartwig dachten über das Projekt
Jan Hartwig nach. Der Autor bestand sein Abitur,
nicht gerade ruhmreich – ganz im Gegensatz zu dem
Projekt Jan Hartwig. Dessen Stern ging heller auf als
gedacht und strahlt heute lichter denn je. Denn nicht
ein, nicht zwei, es sind drei Sterne, die ihn in Glanz
und Gloria hüllen.
Der Guide Michelin formt mit der Vergabe von
drei Sternen einen globalen Elite-Zirkel aus den
Besten ihrer Zunft. In Deutschland sind es aktuell
zehn, denen diese Ehre zuteil wird, weltweit gerade
einmal 121 (Stand Ende 2019). Und alle haben eines
gemeinsam – nämlich: Nichts! Denn absolute Perfektion
in Handwerk und Warenkunde ist keine Gemeinsamkeit,
sondern eine Grundvoraussetzung. Vielmehr
bedarf es einer Eigenständigkeit, einer
unnachahmlichen Handschrift, gepaart mit der absoluten
Fokussierung auf sich und sein ganz persönliches
Geschmacksbild, um die Pforten zu diesem
Olymp zu öffnen.
Jan Hartwig ist diesbezüglich Pragmatiker. Eine
beliebte Aussage seinerseits lautet: „Ich koche nur,
was mir persönlich gut schmeckt!“ Klingt einfach, ist
es aber nicht. Denn bis ein finaler Teller seinen Weg
ins Atelier findet, hat er oftmals eine lange Reise hinter
sich. Ein gutes Beispiel hierfür ist sein Hamachi-
Tatar. Die Idee zu diesem Gericht geht auf eine private
Einladung zurück – er, der Koch, war an diesem
Abend einfach nur Gast und vor ihm ein Gericht, das
mit einem Geschmack akzentuiert war, welcher in
deutschen Küchen einen Seltenheitswert hat: die
Puntarelle.
Dunkel und alles andere als attraktiv sieht diese
Scheinzichorie aus. Im Sommer heißt sie Catalogna,
ihre Blätter schmecken streng bitter. Im Winter
wachsen neue Triebe aus der Mitte der Blattrosette,
die sogenannten Puntarelle – Verniedlichung des
3-STAR VERSATILITY
The Eighties lay ahead of us. The
flower-power movement had been
ousted by young, weapon-toting
“Red Army“ counter-revolutionaries.
Once the gunsmoke had lifted
after several dark years now recorded
as “Germany in the autumn“, we
hedonists realised that our time had
come. The author of this potted
chronicle probably spent less time
swotting for his exams than dodging
the bouncers guarding nightclubs
such as “P1“ and the “Sugar
Shack“ to keep up with the In
Crowd mocked by the melodic “Spider
Murphy Gang“ as the “Chiceria“
in one of their hits. Munich's youth
discovered fashion. Hair was backcombed,
neon gear all the rage, and
padded shoulders were as broad as
the entrance to the Frauenkirche.
As TV cookery programmes made
their debut, mum and dad Hartwig
pondered on their son Jan's progress
into adulthood. He had
passed his grammar-school leaver
exams. But only just. It is unlikely
that they would have awarded him
any stars. All the more gratifying
then that he has since bagged the
Michelin maximum of three stars as
the “Atelier“'s chef de cuisine.
An honour shared with only nine
other chefs in Germany, as of the
end of 2019. Perfect craftsmanship
is common to all ten, but Hartwig
knows his own distinguishing feature:
“I only cook what I personally
think tastes really good.“
His hamachi tartar is a prime example.
He discovered this dish as a
guest at a private function. The
taste is accentuated by a rare ingredient
in German kitchens, the puntarella.
This false chicory plant is
called a catalogna in the summer. In
winter, fresh, pointed, hollow
shoots, that look like asparagus
tips, grow out of its leafy rosette.
They are extremely crisp and best
eaten raw. The mildly bitter taste is
on the whole lacking in German
cusine but enhances a dish redolent
with butter, oil, cheese or other
italienischen Wortes Punta für Spitze. Sie sind hohl,
sehen aus wie zartgrüne Spargelköpfe und schmecken
superknackig, frisch und am besten roh. Das
Geheimnis ihrer Vielseitigkeit ist die zartbittere Note.
Diese fehlt nämlich den meisten Zutaten in unserer
Küche. Ein kleiner Hauch Bitterkeit tut aber sehr vielen
Gerichten gut – vor allem, wenn Butter, Öl, Käse
oder andere Fette im Spiel sind. Wie in diesem Fall
auch, denn dem edlen Gewächs leisteten eine Burrata
und Anchovis Gesellschaft. Schmalzig, cremig, fettig,
salzig, jodig, nussig, süßlich, knackig und herb –
ein ganzer Reigen an Geschmäckern, Eindrücken
und Assoziationen dienten Hartwig als Inspiration,
aber erst Wochen später stand das finale Gericht.
Zuerst hatte es Jan Hartwig als Fingerfood konzipiert:
Als Basiskomponente die Puntarelle, in Stückchen,
diese getaucht in ein Burrata-Gelee, zusätzlich
auch damit gefüllt und mit einem Anchovis-Tatar
gekrönt. Das Ergebnis: Einfach nicht konsequent genug,
befand er. Dennoch war es sein erklärte Ziel, die
noch fest in der Erinnerung verankerte Geschmacks-
Symphonie neu zu interpretieren.
Da die Puntarelle sehr herb im Geschmack sind,
benötigen sie einen Katalysator, ein prägnantes Gegengewicht,
ursprünglich eben die Burrata. Allerdings
mit der in diesem Fall unangenehmen Eigenschaft,
dass diese den Gaumen zu sehr verkleistert.
So wurde zuerst mit einem Mozzarella-Eis experimentiert,
dessen Kälte aber auch nicht zielführend
war, bis man folgerichtig ein Tatar von der Gelbschwanzmakrele
(Hamachi) ins Spiel brachte: ein
perfekter Fisch, um ihn roh zu essen, denn er hat viel
Hamachi-Tatar, Kaviar N25,
Zucchini, Gurke, Puntarelle
Rückgrat, ist sehr fein und elegant im Geschmack,
mineralisch und leicht nussig, ähnlich den Anchovis,
und trotzdem genügend fettig. Somit waren Burrata
und Anchovis obsolet, stattdessen bildet nun eine
farbenfrohe Halbkugel das Zentrum dieses Tellers.
Auster & Merguez,
eine mutige Kombination,
im Burgund eine
Spezialität. Im
Atelier ein Hartwig-
Teller
Der zu grobem Tatar geschnittene und mit gehackten,
gerösteten Mandeln, Mandelöl, der Haut von
rosa Pfefferbeeren, Schnittlauch und Limettenabrieb
abgeschmeckte Fisch wird mit zwei Zucchinistreifen
ummantelt – die eine grün, die andere gelb.
Für die geschmackliche Frische sorgt ein feines Gurken-Sorbet
und das Thema Jod wird perfekt mit einer
Nocke Kaviar N25 dargestellt – bei diesem Arrangement
aber mehr als Gewürz zu verstehen. Und was
ist aus der Komponente Puntarelle geworden? Aus
fats. In this case the plant's accompaniment
consisted of a burrata
and anchovies. The finished product
took Hartwig several weeks, after
he had tried out schmaltzy, creamy,
fatty, salty, nutty, crisp, tart and iodine-like
flavours. Initially he had
aimed for fingerfood, filling bits of
puntarella with burrata jelly and
topping them with an anchovy tartar.
But he found this first attempt
too inconsequential. To get the
tastebud orgy of flavours he remembered
to gel, he had tried to
offset the tart puntarella with the
burrata. But the latter clogged up
the palate. So then Hartwig brought
a tartar of yellow-tailed mackerel
viz. hamachi into play. A fish, served
raw, that substitutes nutty anchovies
and the fattier burrata. The
dish is now a multi-hued hemisphere.
The minced fish is garnished
with chopped and roasted
almonds, almond oil, chives, the
fest wurde flüssig, sie adelt jetzt als Öl diese Komposition
– eine unscheinbare Königin, aber mit majestätischer
Ausstrahlung. Leicht ist schwer was, weiß
Karl Valentin.
Die Auswahl der Produkte und ihrer Qualitäten
hat in einer solchen hoch dotierten Küche absolute
Priorität. Saison und Region spielen natürlich eine
Rolle, doch gelingt es dem Koch auch, das einzufangen
und wiederzugeben, was die Natur dem Fisch,
dem Fleisch, dem Gemüse oder dem Obst mitgegeben
hat? Ein gutes Beispiel dafür ist die Auster. Nirgendwo
anders als in Cancale, in der nördlichen Bretagne,
wäre ein besserer Ort, diese köstlichen
Meeresfrüchte zu genießen. Mit Ausblick auf die
zahlreichen Austernbänke, das Dutzend auf dem Teller
vor einem war noch vor einer Stunde genau dort,
dazu ein Glas Champagner, mehr braucht es nicht,
weiß der Purist.
Die Welt ist eine Auster
Jan Hartwig sieht das anders. Bei ihm gehört alles zusammen,
muss eine Symbiose eingehen. Für ihn gibt
es nicht den Protagonisten oder das Kaviar-Gericht,
vielmehr vereint er, führt zusammen – und schafft so
neue Kompositionen, bei denen alles gleich wichtig
ist, aber auch nichts fehlen darf. Was passiert also,
wenn man Kulturen verbindet und einen Bogen vom
28 INSITE 2020 2020 INSITE 29
FOOD & WINE
hohen Norden Frankreichs in dessen tiefen Süden
spannt, dort wo einem dann und wann schon mal der
kulinarische Wind Nordafrikas in die Nase steigt?
Im Münchner Schumann’s gibt es zwar eine
Speisekarte, eine kleine, aber man ist gut beraten,
den Empfehlungen seitens des Hausherrn zu folgen.
Charles legt Jan Hartwig eine frische Merguez ans
Herz, ein Spezialität aus Frankreichs Kolonialzeit in
Algerien. Grobes Hack vom Lamm, die Masse stark
gewürzt, dominierend sind Kreuzkümmel, Paprika,
Knoblauch, Harissa und Pfeffer. Immer anzutreffen
in französischen Fußballstadien, als Sandwich
Américain: Baguette, Pommes, Merguez und Mayo –
fettig und pervers, wie bei uns die Currywurst. Kann
pink skin of pepper berries, grated
lime peel and strips of courgette. A
cucumber sorbet and a spot of caviar
“N25“ spice the concoction. As
for the puntarella, it rules inconspicuously
supreme in the form of oil.
In such a highly endowed cuisine
the choice of the products used has
priority. But season and region also
have a role to play. The chef has to
catch and reproduce the elements
that nature has imparted. This is
man so essen, allerdings weist Schumann auch darauf
hin, dass im Burgund eine ganz besondere, sehr spezielle
und uralte Kombination beliebt ist: Huîtres aux
saucisses – rohe Auster auf einem Kanapee aus
Merguez. Das war selbst für Jan Hartwig neu, hatte er
trotz zwanzig Berufsjahren so noch nie gehört. Da er
aber beide Produkte sehr schätzt, war es sein erklärtes
Ziel, ein Hartwig-Gericht aus diesen beiden Komponenten
zu kreieren.
Vor uns steht ein tiefer Teller: Am Boden, als Basis,
eine Mayonnaise, aufgemixt mit Fleisch und Saft
der Auster. Ihr folgt Mangold, in Butter mit einigen
Schalottenwürfeln angezogen und mit Muskat, Salz
und Pfeffer abgeschmeckt. Dann gut ausgedrückt
und unter eine Hollandaise gezogen, welche dank
einer Espuma-Flasche locker und schaumig das Gemüse
zart ummantelt. Auf dieses Bett wird eine rohe
Gillardeau-Auster gesetzt, à la minute geöffnet und
somit erfrischend kühl. Diese gelten als besonders
wertvoll und teuer. Während Meeresfrüchte normalerweise
ohne Angabe des Erzeugers vermarktet werden,
hat sich Gérard Gillardeau als Austernzüchter
einen Namen gemacht. Seine Austern entsprechen
qualitativ den spéciales de claire und werden als besonders
rein gewürdigt.
Jan Hartwig grillt vier kleine Würfel der Merguez
über offener Holzkohle, drapiert sie mit einigen Tropfen
des ausgetretenen Fettes auf der Meeresfrucht
Gillardeau-Auster, Merguez,
Mangold, Pinot Noir-Schaum,
Austern-Velouté, Oyster-Leave
exemplified by the oyster. There is
no better place for seafood than
Cancale in northern Britanny. Purists
make do with a table facing
one of the many oyster banks and
twirl the stem of a glass of champagne
where only an hour before a
dozen crustaceans had been.
Jan Hartwig sees that differently.
He rejects the idea of “mono-recipes“.
His compositions rely on
blending. Every ingredient is of
equal worth. So what happens
when the culinary culture of Britanny
is combined with that of the
deep south of France where you can
almost sniff the fragrances of
northern Africa? Schumann's in
Munich, more than just a bar renowned
nationwide not just for its
cocktails but also its tasty titbits,
has a limited menu. Hartwig has
recommended the owner, Charles
Barbara Engelbrecht
Die Gunst der Stunde: Als bekannt wurde, dass das Zwei-
Sterne-Restaurant im Hause Dallmayr für eine längere
Zeit schließen werde, zögerte Jan Hartwig nicht lange,
griff zum Telefon und wählte die Nummer der dortigen
Restaurantleiterin Barbara Engelbrecht. Das Ergebnis?
Seit Ende 2018 leitet die gelernte Restaurant-Fachfrau
nun den Service im Atelier, ist eine elegante Gastgeberin,
am Puls der Zeit, jung und modern. Dank ihrer Eigenschaft,
empathisch auf jeden Einzelnen ihrer Gäste einzugehen,
gelingt es ihr, den schwierigen Spagat zwischen
traditioneller Klassik und urbanem Laissez-faire bravourös
zu meistern. Sie ist omnipräsent, unterhält, erklärt, führt
eloquent durch das Menü oder sorgt dezent im Hintergrund
für einen reibungslosen Ablauf. Je nachdem, was
gewünscht ist oder dem Anlass des Abends entspricht.
Und so ist das Atelier 2020 ein perfekter Dreiklang, eine
neue Dimension, ein Orchester mit einzigartigen Solisten:
Jan Hartwig, Jochen Benz und Barbara Engelbrecht.
Schumann, to feature fresh “merguez“.
A speciality from French colonial
days in Algeria, namely
minced lamb spiced with cumin, red
peppers, garlic, harissa and pepper,
which is sold at French football
matches as “sandwich américain“.
Schumann also serves an age-old
version from Burgundy, “huîtres aux
saucisses“, raw oysters on a bed of
When Dallmayr, Munich's premier delicatessen, decided
to close its two-star restaurant indefinitely, Hartwig immediately
contacted Barbara Engelbrecht, the head of service
there. Since the end of 2018 she has been running the
Atelier with empathy and urbanity. The elegant hostess is
young but due to her experience clued up about the minutiae
that orchestrating guests and staff entails. With Jan
Hartwig and Jochen Benz she makes up a formidable trio.
FOTO DANIEL SCHVARCZ
“merguez“. Even Hartwig, after 20
years in his profession, had never
heard of that. He was determined
to combine both recipes.
At the bottom of a deep plate we
see mayonnaise mixed with the
flesh and juice of the oyster, followed
by mangold in melted butter
with several cubes of calotte,
spiced with nutmeg, salt and pepper.
A bottle of espuma ensures
that the vegetables, under a mantle
of sauce hollandaise, is nice and
frothy. This is the bed for Gillardeau
oysters fresh out of their shells just
seconds before. The name of the
supplier is not usually noted, but
Gérard Gillardeau's crustaceans are
known for their purity. Hartwig barbecues
four small cubes of “merguez“,
laces them with several
drops of fat from the heated flesh
und rundet das Ganze mit einer Chiffonade aus
Oyster-Leaves ab. Dieses Gewächs hat einen etwas
salzigen Geschmack, der stark dem Geschmack von
Austern entspricht.
Darüber, als Reminiszenz an das Burgund, folgt
auf einem Chip aus Brik-Teig ein Austernwasser-Gelee,
das er mit einer federleichten Sphäre aus Pinot
Noir drapiert. Dieser Schaum ist in der Wahrnehmung
reduziert, gerade mal ein Löffel, ein sehr
schmaler Grat, eher ein Akzent. Dafür fügt er dem
Wein noch ein wenig Essig hinzu, um die Säure besser
darzustellen, dazu reduzierter Portwein, etwas Rote-
Beete-Granulat, um das Ganze zu erden und um Süße
und Farbe zu geben. So kommt der Geschmack des
Spätburgunders voll zur Geltung, bewusst ein wenig
übertrieben, doch das kleine Schäumchen soll ja nur
an die Intensität dieses Weins erinnern. Als finale
Krönung folgt noch ein weiterer Schaum, ein Tupfer
Austern-Velouté.
Damit aus singulären Tönen auch Akkorde entstehen,
wird alles gemeinsam von oben nach unten
gegessen, die Einzel-Komponenten gehen so eine
30 INSITE 2020 2020 INSITE 31
FOOD & WINE
„Es gibt kein
Produkt, das in einer
Drei-Sterne-Küche
deplatziert wäre.”
Jan Hartwig
Symbiose ein. Die Mayonnaise verstärkt durch ihr
Fett den Geschmack der Auster, gefolgt von der erdigen,
leicht bitteren Note des Mangolds, Salz und
Knoblauch der Wurst potenzieren Jod und Mineralien
des Meeres. Für Jan Hartwig ein Essen, das definitiv
nicht für jeden Tag gemacht ist. Aber solch ein
Restaurantbesuch darf gerne etwas Besonderes sein
– dann und wann die Grenzen gekonnt auszuloten, ist
nicht nur sein Anspruch, das wird in dieser Liga auch
vom Gast erwartet.
Au Backe
Jan Hartwig ist jung, repräsentiert die neue Generation,
denkt und handelt anders, als es noch vor einiger
Zeit der Fall war. Deswegen verwundert auch seine
Aussage nicht, dass es für ihn kein Produkt gibt, dass
in einer Drei-Sterne-Küche deplatziert wäre. Sogenannte
Second-Cuts, wie Onglet, Ochsen-Schwanz
oder wie in dem nun folgenden Fall, die Kalbs-Backe,
sind selbstverständlich anders – nämlich charaktervoll,
charismatisch und ultimativ ausdrucksstark.
and rounds off his composition with
a chiffonade of oyster leaves which
accentuate the salty taste of the
flesh. Finely sprinkled on top of oyster
jelly on a chip of brik dough is
pinot noir, laced with vinegar, port
wine and beetroot granules. Just a
frothy je ne sais quoi to enhance
the intensity of the pinot noir, along
with an equally frothy touch of oyster
velouté. To mix metaphors, so
that single notes swell to a chord,
the dish should be eaten from top
to bottom. This is not an everyday
dish, Hartwig assures us.
But every now and then guests expect
such an oeuvre from culinary
conductors of his rarefied ilk.
Hartwig finds it a pity that the art
of stewing has gone slightly out of
fashion. By no means does stewing
so-called second cuts like hanging
tender or oxtail devalue three-star
cuisine. In fact it needs craftsmanship
of the highest order. As in the
case of cheek of veal which
Hartwig's skill has promoted to the
premium-cut league. For two and a
half hours the meat, with a mixture
of aromatic spices and high-class
pinot noir from the Winning vineyard,
is stewed in a classic castiron
pot. Its juice is strained till
ready to give the cut an attractive
glaze. Meanwhile a radicchio vinaigrette
is prepared: a wonderful,
sweetly sour and bitter purple
emulsion of red wine, raspberry
vinegar, beetroot juice, vegetable
stock and grape oil. Next on the
plate is some viscid polenta filled
with parmesan, parsley cream,
lemon onions, and garnished with
a creamy bouquet of wheat grass,
pea cress, chives, cornflowers,
bloody dock and chervil. The cut
rests on a parsley and spinach salad
which adds grassy freshness to
the meat. Threads of an oxtail, veal
stock and egg yolk paste round off
the dish. Not hard to see - three
stars are not the target but the
way, which in the case of the Atelier
chef will hopefully last a long
time and lead him very far.
Paart man sie mit traditionellen Garmethoden und
adelt sie mit höchstem Kochhandwerk, überraschen
sie nicht nur, sondern lassen meist die Premium-Parts
weit hinter sich.
Ursprünglich, seit Jahrhunderten und über Kontinente
hinweg, ist das Thema Schmoren. In den Augen
von Jan Hartwig nicht nur hohe Kochkunst, sondern
leider auch ein wenig aus der Mode gekommen,
obwohl diese Methode die tollsten Saucen generiert –
Aromen-Explosionen und Gaumenschmeichler, die
ohne Umwege die Seele erreichen, sie streicheln.
Um dieses gute Stück perfekt in Szene zu setzen,
wird sie in einem traditionellen, schweren Gusseisentopf
klassisch angesetzt, mit einem hochwertigen
Burgunder aus dem Hause von Winning, zahlreichen
Aromaten und einem Potpourri aus Gewürzen. Nach
zweieinhalb Stunden wird sie in die finale Form geschnitten,
darf ruhen, während die Sauce passiert und
auf den Punkt reduziert wird, bis sie einen strahlenden
Glanz trägt, um damit das Fleisch optisch anspruchsvoll
glasieren zu können.
Parallel dazu wird die Radicchio-Vinaigrette hergestellt:
Die roten Blätter wässern, aufmixen mit Rotwein
und Himbeeressig, dazu etwas Rote-Beete-Saft,
Gemüsefond und Traubenkernöl. So entsteht eine
wunderbare purpurfarbene Emulsion – schön sauer,
schön bitter und mit einer leichten Süße.
Auf dem Teller dann gesellt sich eine Nocke Polenta
dazu, sämig-cremig, mit einer Parmesanfüllung,
Petersiliencreme, Zitronenzwiebel und ausgarniert
mit einem Blütenstrauß aus Friséesalat, Weizengras,
Erbsenkresse, Schnittlauch, Kornblumen, Blutampfer
und Kerbel.
Die Backe wird auf einen Sockel aus Petersilien-
und Spinat-Salat gesetzt, was für eine frische Grasigkeit
sorgt – ein wohlschmeckender Counterpart zum
Fleisch. Beides erfährt nun eine letzte finale Akzentuierung:
Fäden einer Mark-Emulsion, gezaubert aus
ausgelassenem Ochsenmark, reduziertem Kalbsfond
und einem Eigelb, setzen die letzten Akzente, optisch
wie auch geschmacklich.
Der Weg ist das Ziel
Wer die Teller von Jan Hartwig kennt, seinen Werdegang
in den letzten Jahren beobachtet und seine
Gerichte verkostet hat, wird feststellen, dass die für
ihn typische visuelle Ästhetik nach wie vor unsere
Augen erfreut, er aber in der Frage nach seinem kulinarischen
Selbstverständnis die Uhr deutlich weitergedreht
hat. Alles wirkt noch reiner und noch selbstverständlicher.
Darauf angesprochen antwortet er:
„Ich finde, ich war in meiner Aromatik noch nie so
klar, pointiert und ausdrucksstark gewesen, wie heute,
in diesen Tagen.“
Ja, das ist richtig. Und wie man sieht, sind drei
Sterne kein Ziel, sondern ein Weg, wie in dem Fall des
Küchenchefs Jan Hartwig vom Atelier.
32 INSITE 2020
INTERVIEW
QUIRIN
BERG E r
ist einer der erfolgreichsten
und einflussreichsten Produzenten
Deutschlands. Ein Big
Player beim Film, Fernsehen
und den neuen Medien. Gleich
sein erster Kinofilm Das Leben
der Anderen wurde 2007 mit dem Oscar als bester
ausländischer Film ausgezeichnet. Für Werk ohne
Autor gab es letztes Jahr zwei Oscar-Nominierungen.
Im Netz sind seine Streaming-Serien 4 Blocks,
Dark und Der Pass längst Kult. Doch Quirin Berg ist
jemand, der sich vom Medien-Spotlight meist fernhält.
Für InSite hat er eine Ausnahme gemacht.
Wir treffen Quirin Berg, 42, in seinem Büro bei
W&B Television in München. Im Flur hängen einige
Poster seiner größten Filme, wie Das Leben der Anderen,
Werk ohne Autor, Die Goldfische, Männerherzen,
Willkommen bei den Hartmanns, Unfriend und
Who Am I – Kein System ist sicher. Im Gespräch ist er
aufgeschlossen und formuliert seine Antworten
präzise.
Wie kommt man mit 21 Jahren auf die Idee, eine Produktionsfirma
zu gründen?
Das Schöne an diesem Alter ist, dass man da mit großer
jugendlicher Euphorie an die Dinge herangeht
und nicht zu sehr hinterfragt, was dabei alles schief
gehen kann. Der Optimismus ist unschlagbar. Außerdem
kennen Max Wiedemann (sein Geschäftspartner,
Anmerkung d. Red.) und ich uns schon seit der
fünften. Klasse. Da konnten wir schon zu Schulzeiten
Ideen teilen – mal bessere, mal schlechtere.
Diese Erfahrungen sind sicher auch der Grund, warum
Ihr Unternehmen bis heute sehr erfolgreich ist,
oder?
Ja, wir sind auf einem ganz guten Weg. Ich bin sehr
froh, dass ich das machen kann, was ich wirklich will
– und zwar mit großer Leidenschaft. Deshalb unterscheide
ich auch nicht zwischen Arbeit und Freizeit.
Das ist für mich alles Eins und füllt mein Leben völlig
aus. Ich empfinde das als großes Privileg und Glück.
Ich habe die große Hoffnung, dass ich, auch wenn
ich schon 100 bin, noch Filme machen kann. (lacht)
QUIRIN BERG
Quirin Berg is one of Germany's most
influential film, TV and internet producers.
His very first movie “The Lives
of Others“, won an Oscar in 2007. His
streaming series in the internet have
cult status. The 42-year-old shuns the
media limelight, but made an exception
with “InSite“. InSite: What made
you set up a production company at
the tender age of twenty-one? Quirin
Berg: At that age you're single-minded,
driven by unstoppable optimism.
Max Wiedemann, my businesspartner
and I had been airing ideas since our
schooldays together. InSite: Is that
the reason for your success? QB:
Definitely. It's a privilege that I can
follow my bent with passion. Not having
to differentiate between leisure
and work. I hope I'll still be making
films when I'm a hundred (laughs).
InSite: Did you have a role model at
the start of your career? QB: My first
proper job was for Bernd Eichinger
when I was nineteen. He was the
German film industry's foremost icon.
Elyas M’Barek und Frederick
Lau in Quirin Bergs
neuestem Kino-Film: Nighlife.
Eine durchgeknallte
Jagd durch das nächtliche
Berlin ...
Den haben Sie ja gefunden: Gleich mit Ihrem ersten
Kinofilm „Das Leben der Anderen“ haben Sie einen
Volltreffer gelandet, der 2007 sogar den Oscar als bester
fremdsprachiger Film erhielt. Hatten Sie sich damit
endgültig als ernstzunehmender Player etabliert?
Wir haben schon vorher an der Filmhochschule in
München Filme gemacht und dann auch fürs Fernsehen
produziert. Aber es war natürlich sehr motivierend,
einen Film zu machen, der einen so großen
Lauf und eine so außerordentliche Qualität hatte.
Das war natürlich vor allem dem kreativen Genie
von Florian Henckel von Donnersmarck zu verdanken,
der das Drehbuch geschrieben hatte und auch
Regie führte. Das war schon ein großes Abenteuer,
ein großer Ritt!
Hat Ihnen das die Tür nach Hollywood geöffnet?
Das würde ich, ehrlich gesagt, eher verneinen. Denn
um in Hollywood richtig Fuß zu fassen, muss man
dort auch wirklich präsent sein. Natürlich schätze
ich Los Angeles als Filmstadt und bin auch gerne
dort. Und natürlich interessiere ich mich immer
schon sehr für das internationale Geschäft. Aber uns
war immer wichtig, dass wir erstmal in unserer Heimat
einen guten Stand haben. Unser Hauptbüro ist
nach wie vor in München. Allerdings ist mein persönlicher
Lebensmittelpunkt seit einiger Zeit in Berlin,
wo ich mit meiner Familie lebe. Ich bin aber weiterhin
viel hier in München.
Er ist ein Macher. Der Ideen hat, Dinge bewegt – und realisiert. Ohne ihn wäre die
Medien-Landschaft farbloser, ärmer. Nicht nur in Deutschland, auch international. Er ist einer
der wenigen Produzenten hierzulande, dessen Film mit einem Oscar ausgezeichnet wurde.
Er war schon sehr jung sehr erfolgreich – Gewinner erkennt man eben am Start
INTERVIEW ULI LÖSSL
FOTO WIEDEMANN & BERG, WARNER / FRÉDÉRIC BATIER
Hatten Sie zu Beginn Ihrer Karriere eigentlich ein
Vorbild?
Meinen ersten, richtigen Job hatte ich als 19-Jähriger
bei Bernd Eichinger. Er ist für mich eine große Ikone
des deutschen Films, vor dem ich absolut den Hut
ziehe. Bei Der Große Bagarozy, seinem letzten Film
als Regisseur, war ich sein persönlicher Assistent und
bin ihm einige Monate nicht von der Seite gewichen.
Dabei habe ich viel gelernt und auch viele Einblicke
ins Filmbusiness bekommen. Diese Zeit hat wahnsinnig
Spaß gemacht und war enorm inspirierend.
Aber letztlich muss jeder seinen eigenen Weg finden.
34 INSITE 2020
2020 INSITE 35
INTERVIEW
Was muss man denn mitbringen, wenn man Millionen
von Euro in die Hand nimmt, um Filme oder
Serien zu produzieren? Gehört dazu nicht vor allem
sehr viel Mut?
Mut gehört auf jeden Fall dazu. Man muss Dinge
wagen, Menschen vertrauen und auch an sich selbst
glauben! Aber immer basierend auf einer ausreichenden
Expertise. Das hat also mit Leichtsinn absolut
nichts zu tun. Das Herzstück von jedem Projekt
ist die Ideenfindung. Mal gehe ich dabei selbst sehr
in die Details, mal nicht. Wir haben ein großartiges
Team. Und auch wenn ich bei uns die kreative Entwicklung
verantworte, so habe ich als Geschäftsführer
und Manager natürlich auch andere Aufgaben.
Diese Kombination aus Kreativität und Business
finde ich sehr, sehr reizvoll.
Und wie entscheiden Sie sich dann für ein Projekt?
Nach genauer Analyse – oder aus einem Bauchgefühl
heraus?
Eine genaue Analyse und Chanceneinschätzung ist
sehr wichtig. Und da hilft Erfahrung. Aber am Ende
ist dann doch entscheidend, dass man diese Quäntchen
Bauchgefühl hat. Denn die Filmbranche ist
I was his personal assistant when he
directed his last fim, “The Great Bagarozy“.
That was inspirational. But now
I have to find my own way. InSite:
Which you found with your very first
movie, “The Lives of Others“. Did that
establish you as a whizkid to be taken
seriously? QB: We'd already shot
some films at Munich's Film Academy,
but that film rocketed us to everyone's
attention, not least thanks to director
Florian Henckel von Donnersmarck,
who's a creative genius. InSite: Did
that open the door to Hollywood for
you? QB: I enjoy the L.A. scene, but to
make it there you need to be on the
spot, and we wanted to succeed back
home first. Our head office is still in
Munich but I now live in Berlin with
my family. Though I pay frequent visits
to Munich. InSite: Does it require
pluck when handling millions of euros
eben keine Branche, die am Reißbrett funktioniert.
Da kommt es immer auch auf die Menschen an,
mit denen man das Projekt durchführt. Und dieser
kreative Faktor ist nie bis zur letzten Kommastelle
planbar. Aber gerade das ist ja das Spannende daran.
Unser Film-Konsumverhalten hat sich in den letzten
Jahren sehr verändert. Können Sie einschätzen,
wohin die Reise gehen wird?
Die Kinolandschaft hat sich tatsächlich sehr verändert,
und zwar durch die Vehemenz, mit der Streaming
nun den Markt erobert. Da finden viele Filme
eben nicht mehr den Weg ins Kino. Und viele Zuschauer
finden vieles, was sie sich wünschen, mittlerweile
online. Trotzdem glauben wir als Firma sehr
stark an das Kino. Ich bin ein großer Fan und Verfechter
des Kinos und bin auch überzeugt davon,
dass sich Kino als Unterhaltungsform und Kunstform
nicht nur lange halten, sondern grundsätzlich
Bestand haben wird. Das Erlebnis, das wir alle haben
können, wenn wir den richtigen Film mit den
richtigen Menschen zusammen im Kinosaal anschauen,
ist unersetzbar.
In Deutschland waren Sie ja Vorreiter in Punkto
Streaming …
… ja, wir waren die Ersten, die für Netflix eine Streaming-Serie
gemacht haben, nämlich Dark. Mit 4
Blocks ist uns glücklicherweise ebenfalls ein sehr
erfolgreicher Aufschlag gelungen und auch mit Der
Pass für Sky. Wir haben in diesem Bereich früh großes
Potential gesehen. Und das wird sich auch in
Zukunft weiter stark entwickeln. Wir erleben gerade
eine sehr spannende Ära.
Der Verleger Hubert Burda wurde in einer Laudatio
bei der letzten Bambi-Verleihung mit dem Satz zitiert:
„Ändert sich die Kommunikation, ändert sich
die Gesellschaft.“ Stimmen Sie dem zu?
Unsere Gesellschaft hat sich radikal verändert. Vor
allem auch die Art und Weise, wie wir durch die sozialen
Medien miteinander kommunizieren. Durch
die Digitalisierung, die ständige Verfügbarkeit von
Inhalten, von Nachrichten, von Informationen, hat
unser Leben eine ganz andere Taktung bekommen.
Dadurch ändern sich sicher auch die Grundfeste
unserer Gesellschaft – und wie wir arbeiten, wie wir
unsere Freizeit verbringen, wie wir unsere Kinder
erziehen. Da können die sozialen Medien durchaus
eine sinnvolle Rolle spielen. Allerdings nur in Maßen
und mit einem differenzierten Blick darauf. Ich
nutze diese Medien und ihre Power natürlich als
Produzent, aber persönlich bin ich weder bei Facebook
noch bei Instagram.
to fund a project? QB: You need to be
bold, take risks, trust others and believe
in yourself. I don't have a foolhardy
approach. Each idea is weighed
up according to its merits. We have a
great team. I'm responsible for creative
developments but also run the
business side of things. InSite: Do you
decide on a project by analysis or gut
feeling? QB: Determining the potential
is paramount. That's where experience
helps. But a quantum of gut feeling
is needed too. Films aren't
developed on a drawing board. The
people working on a project aren't
quantifiable – which makes for suspense.
InSite: The mode of film consumption
has changed in recent years.
Can you forecast what lies ahead on
that score? QB: Due to the market
surge of streaming many film buffs no
longer go to the cinema because what
they're after is available on the internet.
But our company has faith in the
future of the cinema. I'm one of its
most staunch supporters because
nothing beats watching the right film
with the right people in a cinema.
InSite: You were one of the pioneers
of streaming … QB: Indeed, we were
Bei der Golden Globe Gala
2019 in Hollywood (v.l.n.r.):
Regisseur Florian Henckel
von Donnersmarck mit
seiner Frau Christiane,
Hauptdarsteller Tom Schilling,
Produzent Quirin Berg
und Schauspieler Sebastian
Koch
FOTOS GETTY IMAGES, WARNER / FRÉDÉRIC BATIER
Wir befinden uns am Anfang einer neuen Dekade.
Was waren für Sie die Höhepunkte des zurückliegenden
Jahrzehnts? Und welche Erwartungen haben
Sie im Ausblick auf das nächste?
Ein großes Geschenk ist definitiv, dass Max und ich
als Duo unterwegs sind. Wir sind seit über 30 Jahren
Freunde und ergänzen uns beruflich perfekt. Es gab
in den letzten Jahren viele Höhepunkte, mal Preise,
mal große Zuschauererfolge. Aber am schönsten ist
immer der Moment, in dem man selbst das erste Mal
merkt, dass ein Projekt funktionieren wird. Die Idee,
die Konstellation mit einem Regisseur, das Ergebnis.
Und nach Vorne geschaut – wir sind jetzt auch als
Unternehmer nochmal einen Schritt weitergegangen.
Ich freue mich sehr, dass jetzt eine neue Ära
begonnen hat, die wir als Firma sehr zentral mitgestalten
können. Auch deshalb haben wir gemeinsam
mit Fred Kogel und KKR unser Studio Leonine aus
der Taufe gehoben. Vor uns liegen also erneut spannende
Jahre und große neue Herausforderungen.
Und was das Persönliche angeht: Dieses Jahr bin ich
Vater geworden, was natürlich das schönste Ereignis
überhaupt ist. Da kann nichts anderes mithalten.
Hat die Geburt Ihres Sohnes Sie sehr verändert?
Ich freue mich natürlich auch darauf, Dinge zu
the first to produce a streaming series,
namely “Dark“, for Netflix. “4 Blocks“
and “The Pass“ for Sky were also instant
hits. InSite: To quote publisher
Hubert Burda, a change in communication
changes society. Do you agree?
QB: There's a new beat to our lives
due to the social media. The way we
bring up our children, spend our leisure
time etcetera. So change, to a
degree. I use power from the media as
a producer, but privately I'm neither on
Facebook nor Instagram. InSite: Your
Brownie points during the past decade?
QB: That thirty years on Max and
I still combine friendship and business
together. Gathering that a joint project
has come to fruition. And the prospect
of benefits ahead, having launched our
Studio “Leonine“ with Fred Kogel and
“KKR“. Best of all though: 2019 made
me a father. InSite: Has the birth of
your son changed you? QB: Thinking
long-term, maybe he'll be able to continue
things I've achieved.
Quirin Berg mit Filmstar Elyas M'Barek am Set von Simon Verhoevens
neuem Film „Nightlife“, der ab dem 13. Februar im Kino läuft
verwirklichen, die mein Sohn dann irgendwann
auch sehen wird. Und mit denen er hoffentlich etwas
anfangen kann. Ich habe immer schon in langen
Zeiträumen gedacht und in der Hoffnung agiert,
dass die Dinge, die wir machen, Bestand haben und
bleiben werden. Und das wird noch wichtiger, wenn
man an die nächste Generation denkt. Man lebt dadurch
vielleicht noch bewusster.
Ihre Liebe zum Film haben Sie sicher schon sehr
früh entdeckt. Welche waren Ihre Lieblingsfilme?
Ich bin in den 1980er Jahren aufgewachsen und das
war die Zeit von Indiana Jones, Zurück in die Zukunft
und Terminator.
Verraten Sie uns zum Schluss noch Ihre Lebensphilosophie
in zwei Sätzen?
Wie gesagt: Ich habe das große Glück, morgens aufzustehen
und mit großer Freude in den Tag zu gehen
– und das zu machen, was ich machen will.
Die Dinge positiv sehen und auch die Chancen im
Leben sehen.
36 INSITE 2020 2020 INSITE 37
TRAVEL
NATURE
Zu den Füßen der Ozean, durchs offene Dach das Sternenzelt. Näher an der
Natur als in Soneva Jani kann man die Malediven nicht erleben, weiß Reinhard Modritz*
PURE
FOTOS PR
*DER AUTOR IST HERAUSGEBER UND CHEFREDAKTEUR DES PREMIUM REISEMAGAZINS TRAVELLER’S WORLD
38 INSITE 2020
2020 INSITE 39
TRAVEL
Gut eineinhalb Kilometer führt der hölzerne
Steg über ein unglaubliches Farbenspiel
aus funkelndem Türkis, Jadegrün
und allen Schattierungen
dazwischen: eine hinreißende Schau,
wie sie kein Designer, sondern nur die Natur so gestalten
konnte. Dann sind wir da, nein, besser: Wir
sind angekommen.
Die Malediven stehen für viele Facetten von Perfektion:
puderzuckerfeine Sandstrände, lupenreines
Wasser in lauschigen Lagunen, gepflegte Einsamkeit,
Nachhaltigkeit und Schönheit. Seit zwei Jahren
ist auch die Weisheit hier beheimatet. Wortwörtlich,
denn Jani, das Sanskrit-Wort für Weisheit, ziert den
Namen des jüngsten Mitglieds im Hotel-Portfolio des
Öko-Pioniers Sonu Shivdasani, der vor 25 Jahren mit
Soneva Fushi, der Mutter aller Malediven-Resorts,
Geschichte schrieb.
Wir haben eine Villa weit draußen in der Lagune
ganz am Ende des ellenlangen Stegs bezogen; da trifft
es sich gut, dass am Eingang Fahrräder stehen. Später
erleben wir, dass es auf der Insel sogar einen eigenen
Rad-Butler gibt, der sich um die Drahtesel der Gäste
kümmert wie ein Wagenmeister im Grandhotel um
die Edelkarossen. Wer sich mit seinem Velo nicht
über die Holzplanken traut, den chauffiert der persönliche
Assistent gerne im Elektro-Buggy zum
Tauchcenter (der Schweizer Inhaber Thomas Wälchli
gilt als bester Tauchlehrer des Archipels), zum Spa
oder auf einen Drink, oder zwei, in die Bar (und sinnigerweise
danach auch wieder retour). Unser persönlicher
Assistent heißt Laamey, kommt von einer der
Nachbarinseln und ist eine Perle.
Apropos Perle: Bislang ist Sonevas jüngstes Resort,
das sich über die Hauptinsel Medhufaru und
vier unbebauten Nebeninselchen rund um eine 5,6
Kilometer lange Lagune erstreckt, eine reine Wasserwelt,
luxuriös zwar, aber auf eine nachhaltig intelligente
Weise; wo Slow Life gelebt wird, wie es sich für
ein Soneva gehört. Bis auf eine Residenz am West
Beach der Insel stehen alle 24 Villen auf Pfählen, aufgereiht
eben wie die Perlen an einer Schnur. Mit viel
Gefühl für legere Exzellenz und großzügige Geräumigkeit:
Die Standard-Villen mit einem Schlafraum
sind knapp 300 Quadratmeter groß, alle mit ihrem
privaten Pool.
Dort sitzen wir abends mit einem Sundowner
und bewundern den Sonnenuntergang über der Lagune
– etwas dekadent, zugegeben, aber es hat Stil.
Die größten und teuersten Reserves mit bis zu vier
Schlafräumen bieten die dreifache Wohnfläche, die
exquisite Private Reserve bringt es sogar auf stolze
1.400 Quadratmeter, mit privatem Gym, Spa, Billardzimmer
und einem Infinity-Pool von olympischen
Ausmaßen. Alle Residenzen glänzen mit dem für die
Designerin Eva Shivdasani typischen Interieur in
pastellgrünen und malvenfarbenen Tönen, die mit
NO SHOES – NO NEWS
The pier runs out roughly a mile
along a lagoon. We have arrived at
our destination, the Soneva Jani
resort. “Jani“, the Sanskrit word for
wisdom, is apt. The resort, with its
clear blue sea, lazy lagoon and solitude
with all mod cons, lives up to
the Maldives' sustainability policy.
The latest project of Sonu Shivdasani
who opened his first resort
25 years ago. As our villa is at the
far end of the lagoon we are glad to
have Laamey, a local, as our bicycle
butler who also takes guests in an
electric buggy to the diving centre
whose Swiss owner Thomas Wälchli
is rated the archipelago's best
instructor. The resort stretches over
the main island Medhufaro and
four undeveloped islands in the
three-mile long lagoon.
Slow life is lived in 24 villas built on
stilts. The standard ones, with one
bedroom, measure 300 square metres,
each with its own pool. The
Hier definiert sich die
Vorstellung von Luxus
neu: Privatvilla, eigener
Pool, endlose Weite,
gepaart mit Nachhaltigkeit,
inmitten des
türkisen Indischen
Ozeans
Das Crab Shack wurde
erst vor kurzem als das
romantischste Restaurant
der Welt ausgezeichnet
dem Outfit der natürlichen Umgebung harmonieren,
und verfügen über Outdoor-Veranden, Dachterrassen
sowie eigene Zugänge zur Lagune, in die man
über Designer-Rutschen eintauchen kann – das
macht, stellen wir fest, nicht nur den Gästen aus Asien
großen Spaß. Das schönste Detail an den stilvoll
designten Villen aber ist das Dach über dem Master-
Bedroom, das man per Knopfdruck öffnen kann, um
sodann unterm Sternenzelt in die himmlischsten
Träume zu sinken.
No News – No Shoes
In kuschelige Kissen sinken können die Gäste im The
Gathering, das verlockende Restaurants, Chillout-
Lounges und eine professionell bestückte Bar beherbergt,
einen sechs Meter hohen Wein-Turm, eine Eisdiele
sowie – oh süße Verführung – einen Chocolate
Parlour, wie es ihn in jedem Soneva-Resort gibt.
Aber das soll nicht die einzige Schokoladenseite
bleiben. Sonu Shivdasani, der Visionär, hat Größeres
mit Soneva Jani vor, schließlich ist die 1,6 Kilometer
lange Insel noch nahezu unerschlossen – bis jetzt: 31
Beachvillen auf Medhufaru sind in Planung, mit dem
Bau der ersten wurde bereits begonnen. Geplant sind
auch ein weiteres Restaurant, sowie ein Clubhaus mit
Infinity-Pool. Jüngster Zuwachs ist eine lässige
FOTOS PR
Seafood-Bude namens The Crab Shack direkt am
Strand, in der es neben Alaska- und Kamtschatka-
Krabben auch die leckeren Mud Crabs geben soll, die
aus Sri Lanka kommen. Heimisches Krabbengetier,
das zuhauf die Insel bevölkert, kommt nicht auf den
Tisch, um das Ökosystem der Mangrovenwälder
nicht zu stören. Dass im Crab Shack die Gäste in beliebter
Soneva No News, No Shoes-Manier mit den
Zehen im Sand dinieren, versteht sich von selbst.
more expensive “residences“, with
up to four bedrooms, are three
times as spacious. The exquisite
“Private Reserve“ even has its own
gym, spa, billiard room and a huge
“infinity pool“. Designer Eva Shivdasani
let her pastel colour scheme
blend with the greenery outside.
Each guest's own stylish slide is
the quickest way into the lagoon.
And at the push of a button the roof
over the master bedroom can be
retracted to let the starlight into
one's dreams.
Further villas are planned – to justify
the welter of amenities: The
Maldives' only observatory, a seafood
shack and “The Gathering“
comprising chillout-lounges, icecream
and chocolate parlours as
well as a restaurant where barefoot
dining adheres to the resort's
motto “no news – no shoes.“ In the
“Cinema Paradiso“, with a screen
on stilts, we are about to watch a
sad film about a man called Crusoe
marooned on an island without a
Soneva resort.
Schon jetzt ein Hit ist das Lunch-Zelt am North
Beach des nur einen Steinwurf entfernten Nachbarinselchens.
Hier genießt man ebenso einfache
wie wohlschmeckende Kleinigkeiten mit den Füßen
im warmen Sand und erfrischt sich anschließend
beim Schwimmen oder Schnorcheln.
Für heute Abend hätten wir eigentlich ein Dinner
unter den Sternen geplant – und Sterne gucken
im Anschluss. Das ist ein Must auf Soneva Jani, verfügt
doch das Fünf-Sterne-Resort über das größte
Observatorium der Malediven – und sogar über einen
eigenen Astronomen. Damit nicht genug, kann
man während des Surfens im Orion- oder Andromeda-Nebel
ein speziell kreiertes Eclipse Menu
goutieren. Aber leider machen uns dichte Wolken
am Himmel einen Strich durch die Rechnung.
Also schön, gehen wir stattdessen ins Kino,
dann gibt es eben Popcorn statt Eclipse. Und wie
die XXL-Sternwarte ist auch das Cinema Paradiso
ein Unikum: das einzige Overwater-Kino der Malediven.
Die riesige Leinwand steht auf Pfählen im
Wasser, die Gäste haben es sich auf Deckchairs gemütlich
gemacht. Heute steht Robinson Crusoe auf
dem Programm, in der kultigen Verfilmung von
Star-Regisseur Luis Buñuel. Da geht es um einen
Mann, der auf einer Insel strandet, auf der leider
kein traumschönes Resort steht. Eigentlich eine
ziemlich traurige Geschichte.
Willkommen im
Paradies! Über dem
Wasser thronen 24
Overwater-Villen
auf Pfählen, ein
geschwungener
Steg verbindet sie
mit der Hauptinsel.
Dahinter liegen
makellose Strände
und üppiges Grün
40 INSITE 2020 2020 INSITE 41
HOTEL STORIES
PHILIPP PFISTERER
Die Tradition fest im Herzen verankert, den Blick in die Zukunft gerichtet – in den letzten Jahren hat sich
viel im Restaurant Garden getan. Hauptverantwortlich dafür sein Küchenchef, dem es vortrefflich gelungen
ist, Genuss, Zeitgeist und hohe Kochschule ohne große Allüren gekonnt miteinander zu verbinden
Dass der einst eingeschlagene Weg nicht unbedingt
auch zum erhofften Ziel führen
muss, ist weit mehr als eine Tatsache. Späte
Erkenntnis, wann auch immer sie einen ereilen
möge, eröffnet zwar neue Wege, bedarf Mut und einer
Portion Lebensweisheit, belohnt aber stets mit Seelenfrieden
und Erfüllung. Und so hört man immer
wieder von CEOs großer Konzerne, die jetzt als Bio-
Bauern im Nirgendwo glücklich sind, seltene Tierrassen
rekultivieren und sich mehr der Natur verpflichtet
fühlen, statt Shareholder-Values oder Dax-Kursen.
Philipp Pfisterer, heutiger Küchenchef des Garden
im Hotel Bayerischer Hof, hatte auch einmal ganz
andere Pläne. So saß er einst als Student in den altehrwürdigen
Hallen der Universität Tübingen (fest),
eingeschrieben für Allgemeine Rhetorik, Politikwissenschaft
und Germanistik – Politjournalismus wäre
durchaus eine Zukunftsperspektive gewesen. Aber
wie schon Heerscharen vor ihm, musste auch er an
den immer gleichen Seminararbeiten rumdoktern,
ohne dabei die einst erhoffte Erfüllung oder gar Befriedigung
zu finden. Das klassische Sendungsbewusstsein
der Jugend, gepaart mit dem Wunsch, Eigenes
zu erschaffen, kreativ zu sein und am besten
auch noch gleich die Welt zu verändern – alles möglich,
bei dem einst in frühester Jugend geäußerten
Berufswunsch, Koch zu werden. Also: Ade akademische
Laufbahn und Grüß Gott in einer der renommiertesten
Schulen für Gastronomie und Hotellerie.
Die FHG (Förderer der in der Hotellerie und Gastronomie
Beschäftigten und Auszubildenden e.V.) beginnt
dort, wo die sonst klassische Ausbildung endet,
auf höchstem Niveau und mit Bildungsanspruch.
A GARDEN BLOSSOMS
During the last few years the “Garden“
restaurant's prowess has rocketed, due
not least to its chef de cuisine Philipp
Pfisterer's gift for blending tradition
with zeigeist. He had no game plan. His
rise to culinary success has been akin
to the careers of major CEOs who, for
the sake of job satisfaction, jettison
shareholder pressure and become organic
farmers.
Pfisterer studied political science and
rhetoric at the university of Tübingen.
But, remembering his youthful urge to
be a cook, he left the ivory tower for a
leading culinary college. His first apprenticeship
was under top chef Helmut
Thieltges at the “Waldhotel Sonnora".
As he is an anglophile European,
his next moves seemed obvious. But
then the “Garden“'s chef Steffen
Mezger, formerly a fellow apprentice
under Lothar Eiermann, phoned to make
him a job offer he could not refuse.
Together Mezger and Pfisterer supervised
the merging of “Garden“ and “Atelier“.
Since 2015 Pfisterer has been
sole “Garden“ head cook. On the menu
is light and healthy “contemporary
food“ à la Pfisterer which has not lost
its French credentials.
Danach, und mit dem Gefühl alles richtig gemacht zu
haben, führte ihn seine erste Station zu Helmut
Thieltges, einem der besten Köche Deutschlands, ins
Waldhotel Sonnora. Aus Anspruch wurde Perfektion,
doch der Ruf der großen, weiten Welt war auch dort,
in der Eifel, gut zu hören. Sich selbst als einen anglophilen
Typen bezeichnend und als bekennenden Kultur-Europäer,
war die Marschrichtung vordefiniert,
wenn da nicht das Telefon geklingelt hätte. Am anderen
Ende der Leitung Steffen Mezger, ein Kollege aus
seiner Ausbildungszeit bei Lothar Eiermann und ein
Angebot, das man einfach nicht ausschlagen konnte.
Und so begann das Kapitel Garden, das bis heute
äußerst eindrucksvoll und erfolgreich von ihm weitergeschrieben
wird. Als Team führten beide das
noch alte Garden Restaurant zu neuen Weihen, begleiteten
maßgeblich dessen Metamorphose zum
Garden und Atelier und erkochten gemeinsam kurz
nach Wiedereröffnung den ersten Michelin-Stern.
2015 wurde er dann alleiniger Küchenchef des
Garden, seitdem spürt und schmeckt man, dass Nomen
eben auch Omen ist. Eine frische Garten-Küche,
geschmacklich lustwandelnd zwischen Orient und
Okzident, schlank und leicht, die nicht nur den Gaumen
erfreut, sondern zeitgemäß – auch im Sinne des
Hippokrates – die Seele erreicht und die Gesundheit
fördert. Contemporary Food zeigt, ohne die klassisch
französische Basis zu verlassen, dass ein feinsinniger
und den Geisteswissenschaften zugeneigter Küchenchef
nicht nur etwas bewegen, sondern durchaus
auch maßgebliche Veränderungen herbeiführen
kann. So wie es einst Wunsch und Vision war, damals,
in den verstaubten Hörsälen der Uni Tübingen.
FOTO KONSTANTIN PFOSER
Die elegante Switchbag passt in jeden Shopper und ist die vielleicht luxuriöseste Art, seine sieben Sachen
durchs Leben zu tragen.
Elegantes Organisationstalent
UTMON ES POUR PARIS vereint mit seiner ikonischen Switchbag Luxus, zeitlose Eleganz und Organisation.
Die traumhaft schöne Pochette ist Beautycase, Organizer und Clutch in einem, handgefertigt aus
hochwertigsten Materialien und mit höchstem Anspruch an Design und Qualität. Für glamouröse Anlässe
kann die Switchbag abends ganz einfach zu einer eleganten Clutch umfunktioniert werden.
Minimalismus in Perfektion
Das geometrische trapezförmige Format, der subtile Magnetverschluss, die dezente Außentasche, die
schlichten Nähte – UTMON ES POUR PARIS verzichtet bei seinem Modell auf überflüssige Details, zugunsten
einer klaren, hochwertigen Designsprache.
Die Switchbag gibt es neben der klassischen Variante aus elegantem Schwarz und Signalrot auch in vielen
verschiedenen Material- und Farbvariationen.
42 INSITE 2020
TRAVEL
GROSSE FREIHEIT
Kitzbühel ist wie eine Einladung, fast schon eine Aufforderung, zu einem Spiel mit den Elementen
und zu einer Reise – dann und wann auch zu sich selbst. Gleich vor den Toren Münchens, im Herzen
Tirols, öffnet sich der Horizont – der über den Bergen und manchmal auch der eigene …
TEXT FLORIAN HINTERSTÖSSER
44 INSITE 2020
2020 INSITE 45
TRAVEL
W
enn auch schon vor langer Zeit, aber es gab sie einmal,
die großen Filme, die die Massen scharenweise
in die Kinos lockten. Im Gegensatz aber zu heute ging
es damals nicht um rohe Gewalt und knallende Action,
sondern einfach nur um das Schönste, was zwei
Menschen miteinander verbindet: die Liebe. Doch
nicht nur das Suchen und Finden Zweier zueinander
ließ das Publikum träumen, oft und gerne war die
Liebe zu den Elementen Dreh- und Angelpunkt romantischer,
teils auch tragischer Geschichten, die
das Herz berührten. Ganz egal, ob hohe, schroffe und
tief verschneite Gipfel die Sehnsucht nährten oder
das weite, tosende Meer die eigentliche Hauptrolle
spielte – die Natur und ihre Elemente faszinierte uns
Menschen schon immer und großartige Charakter-
Mimen wie Luis Trenker oder Hans Albers waren ihre
Alter Egos.
Dass das heute immer noch Gültigkeit hat, wird spätestens
derjenige bestätigen, der sich an einen Ort
begibt, an dem sich Himmel und Erde berühren und
so eine Pforte zum Paradies bilden. Aus der Sicht von
uns Münchnern ist dies gar nicht so weit weg, gerade
einmal 90 Autominuten, und dieser Ort hört auf den
schönen Namen Kitzbühel. Jetzt mag sich der eine
oder andere denken, dass dies ja nicht gerade eine
neue Erkenntnis sein mag, denn Kitzbühel gilt sommers
wie winters, und das fast schon seit einem Jahrhundert,
als ein attraktiver wie beliebter Urlaubsort,
weltweit. Richtig! Und dennoch gibt es immer wieder
Aspekte und Entwicklungen, die überraschen, begeistern
und gänzlich unerwartet sind. Je nach Sichtweise
und dank einem nötigen Quantum an Neugierde
und Abenteuerlust.
Mit dem Wilden Kaiser auf Augenhöhe
„So, jetzt bitte nicht erschrecken …!“ Der Satz war
noch nicht zu Ende gesprochen, da zieht Thomas
Stocker den Steuerknüppel zwischen seinen Beine
fest zu sich, der Motorsegler reckt seine Nase steil
nach oben, durch die Schwerkraft wird man fest in
seinen Sitz gedrückt und die darauf geflogene Rechts-
Links-Kurve belohnt einen fast dreihundert Meter
höher mit einem atemberaubenden Blick auf den
Wilden Kaiser – quasi auf Augenhöhe. Der Verstand
sagt kurz Hoppla, denn der kleine Motorsegler besteht
gefühlt nur aus zwei Sitzen, ein paar Armaturen
und einer Plexiglas-Kuppel. Bauch und Seele kennen
aber nur ein Gefühl: Glück, Glück und nochmals
Glück. Statt Adrenalin durchströmen den ganzen
KITZ AS KITZ CAN
In the days before violent and action-packed
storylines invaded today's
cinema screens, film directors
were more likely to regale their audiences
with gentler and more romantic
fare. For their portrayal of
lovebirds cooing pledges of eternal
devotion they needed settings that
pull at the heartstrings.
The Tyrolean resort of Kitzbühel fits
the scenic bill all the year round.
Overlooked by soaring Alpine
peaks, it is here that heaven and
earth meet. A tryst for true love
which is only 90 minutes away from
Munich by car. That is not particularly
newsworthy. But there are
several surprises held in store even
for Kitzbühel aficionados. Take a
Körper jetzt Endorphine, so weit das Auge reicht offenbart
sich einem die Natur von ihrer schönsten Seite.
Am Horizont das verschneite Massiv der Hohen
Tauern mit der prachtvollen Silhouette des Großvenedigers
in deren Mitte, darunter die saftig grünen Almwiesen
mit dem friedlich grasenden Tiroler Fleckvieh
und selbst die mörderischen Steilhänge der Streif, als
Strecke das Non-Plus-Ultra der alpinen Abfahrtsrennen,
wirken harmlos und friedvoll. Faszinierend, wie
das Element Luft und das Auf und Ab in der dritten
Dimension die Gefühlslage positiv beeinflussen können.
Hinzu kommt noch der Charme dieses kleinen
Privatflughafens, unweit von Kitzbühel, den eine
Handvoll passionierter Flieger mit viel Liebe und
ohne Profit- und Kommerzgedanken betreibt und die
sich wirklich jedes Mal mit ihren Passagieren freuen,
wenn sie nach einer erfolgreichen Landung in deren
Glücksbärchen-Augen blicken können.
Darüber hinaus kann hier aber auch die von
Reinhard May besungene grenzenlose Freiheit über
den Wolken in noch weiterer, mannigfaltiger Vielfalt
FOTOS KITZBÜHEL TOURISMUS | MICHAEL WERLBERGER, HOTEL BAYERISCHER HOF
genossen werden: Im Frühjahr, wenn die Thermik besonders
gut ist, ziehen lautlos die Segelflieger ihre
Kreise durch den Tiroler Paradehimmel, aber auch im
Heißluftballon lässt sich das Element Luft bestens erfahren,
von einem Tandem-Fallschrimsprung ganz
zu schweigen. Ein echter Geheimtipp und der perfekte
Auftakt für ein paar schöne Tage in der weltbekannten
Alpenstadt Kitzbühel.
Erfolgsprinzip Golf-Akademie
Es ist früher Morgen im Hotel Zur Tenne, malerisch
gelegen inmitten des historischen Zentrums der Altstadt.
Georgio, die gute Seele des Hauses, trägt klappernde
Golfbags durch die holzgetäfelte Halle zu den
wartenden Taxis und, vom reichhaltigen Frühstücksbuffet
gestärkt und dementsprechend gut gelaunt,
folgt eine Golfgruppe aus dem fernen Hamburg.
„Wie? Was? Golf in den Bergen?“, so fragt sich wundernd
der Laie, der vermutet, dass man dies nur im
Flachland spielen kann. „Aber Ja!“, so die erstaunliche
Antwort und noch verwunderlicher ist es, dass
spin for instance around the crags
of the Wilder Kaiser in Thomas
Stocker's two-seater power glider.
Stocker banks the glider steeply upwards
for 300 metres and the rush
of adrenalin is followed by endorphins
flooding us with sheer delight
as we are rewarded by a bird's-eye
view of the Hohe Tauern massif's
snowclad flanks, the Grossvenediger's
majestic silhouette and far
below lush green meadows dotted
with dappled with Tyrolean cattle.
There is still a glow of happiness in
fellow aviators' eyes as they land at
the tiny privately owned airport
near Kitzbühel. Other aeronautics
that can be booked include outings
in a glider (especially in the Spring
Kitzbühel gilt als das Mekka in Sachen Golf Alpin. Das Hotel Zur Tenne
kümmert sich dabei um alles Nötige und verwöhnt in unnachahmlicher
Art und Weise Körper und Seele vor und nach einer Runde
Kitzbühel als das Zentrum des Golfsports im Alpenhauptkamm
gilt. Denn es finden sich vier in und bis
zu 20 Plätze rund um Kitzbühel, wer bereit ist, bis zu
30 Minuten Autofahrt in Kauf zu nehmen, kann noch
ein gutes Dutzend hinzurechnen.
Ziel der Gruppe ist der Golfclub Schwarzsee-
Reith. Aber statt die kleine weiße Kugel achtzehn
Mal von einem Loch zum anderen zu treiben, heißt
es für die Golfer nach langer Zeit wieder einmal die
Schulbank zu drücken. Erwartet werden sie von Max
Glattenbacher, Leiter der Golfakademie in Kitzbühel
am Schwarzsee, so der Titel dieses golferischen
Boot-Camps. Eine einzelne Trainerstunde mag ja
eine feine Sache sein, allerdings ist der Golfschwung
leider viel zu komplex, muss daher langfristig aufgebaut
werden und so haben sich unsere Hamburger
entschieden, eines der zahlreichen Seminare zu buchen,
über mehrere Tage hinweg und auf bis zu zehn
Stunden verteilt. So hat der ehemalige Bayerische
Meister und international top-ausgebildete Golf-
Pro ausführlich Gelegenheit, auf jeden Einzelnen
46 INSITE 2020 2020 INSITE 47
TRAVEL
einzugehen und die erforderlichen Feinheiten individuell
den jeweiligen körperlichen Voraussetzungen
anzupassen. Denn Golf ist ein Prozess und die
Wahrheit liegt bekanntlich auf dem Platz, aber nicht
auf der Driving Range. Also haben die Hanseaten
nun die Möglichkeit, das Erlernte gleich mal in der
Praxis auf einer anschließenden Runde zu erproben
und zeitnah Schwierigkeiten und eventuelles Misslingen
während der kommenden Seminar-Stunden
zusammen mit Max Glattenbacher zu eruieren, zu
korrigieren und Feinjustierung zu betreiben.
Man sagt ja, es spiele nur derjenige erfolgreich
Golf, der in sich ruht und alles andere um sich herum
ausblenden kann. Das ist richtig, aber im Falle
der Kitzbühler Golfplätze fast auch ein wenig schade.
Denn, was hier so einmalig, so einzigartig ist,
sind die atemberaubenden Ausblicke auf den Wilden
Kaiser, die Almen und die alten Bäume. Ein Paradebeispiel
hierfür ist der älteste Golfplatz Kitzbühels,
nur fünf Minuten entfernt vom Hotel Zur
Tenne, der Kaps. Dieser top-gepflegte Kurs mutet
schon fast ein wenig wie eine Puppenstube an, denn
er zieht sich durch die historische Parklandschaft
des Kitzbühler Schlosses, klein und fein und auf seine
Art elegant und majestätisch. Das von Zinnen,
Giebeln und Erkern überbordende herzogliche Anwesen
versetzt einen unwillkürlich in eine kindlich
träumerische Märchenstimmung, das Inselgrün auf
when the thermal currents rev up),
in a hot-air balloon, and parachute
jumps in tandem.
Playing golf here in the foothills of
the Alps is something else the uninitiated
do not expect. There are
four golf courses in Kitzbühel itself,
twenty in the resort's surroundings,
and a dozen more that are roughly
half an hour's drive away. Bright
and early, with a hearty breakfast
tucked under their belts, a group of
golfers from Hamburg troop through
the panelled lobby of the Hotel Zur
Tenne, nestling in the heart of the
Old Town to waiting taxis. They are
headed for the Schwarzsee-Reith
Golf Club. Max Glattenbacher, head
pro of the club's golf academy, is
there to greet them. An hour's instruction
is not enough to brush up
on the swing of one's iron or driver.
So a seminar of up to ten hours,
spread over several days, is on the
agenda. An initial workout at the
driving range, with up to ten hours'
dem achten Loch holt einen dann aber schnell wieder
in die Realität zurück. Da müssen Länge und
Flugbahn auf den Punkt stimmen, doch wie das
geht, lernen unsere Hamburger ja gerade bei Max
Glattenbacher in seiner Akademie.
Natur und Abenteuer
Dass so ein Tag in freier Natur und im Spiel mit den
Elementen für eine angenehme und erfüllende Erschöpfung
sorgt, weiß man auch im Hotel Zur Tenne.
Hoteldirektion und das gut aufgestellte Team
sorgen mit einem reichhaltigen Angebot dafür, dass
die Seele, genauso wie auch der Bauch, wohlig gestreichelt
werden. Die gemütlichen Zimmer mit ihren
wertvollen und aufwändigen Holzarbeiten, den
offenen Kaminen und den eleganten farbenfrohen
Stoffen lassen das Ideal A Home from home Wirklichkeit
werden, während die Küchenbrigade mit
regionalen und saisonalen Spezialitäten für kulinarischen
Genüsse sorgt, die den Körper mit Kraft und
Energie für weitere Exkursionen auftanken.
Denn neben Golf bietet das Hotel in Kooperation
mit den ortsansässigen Event-Agenturen sehr
viele interessante Aktivitäten an, die in dieser Form
und Kombination (fast) nur in Kitzbühel abgerufen
werden können. Absolut trendy und dank neuester
Technik: E-Mountainbiking. Befreit von schmerzenden
Oberschenkeln und einem rasenden Puls sorgt
FOTOS HOTEL BAYERISCHER HOF
der geladene Akku dafür, dass man sich nicht schon
beim Bergauffahren total verausgabt, denn so lassen
sich die zahlreiche Downhilll-Trails rund um Kitzbühel
wesentlich besser genießen – Natur, Abenteuer
und Geschwindigkeit verschmelzen zu einem
einzigartigen Erlebnis.
Danach noch ein bisschen Stand-Up-Paddling
auf dem idyllischen Schwarzsee, das Element Wasser
ist auch hier, in den hohen Bergen, für zahlreiche
Aktivitäten gut.
Wie man sieht: Wer sein Herz öffnet und sich
den Elementen hingibt – Luft, Wasser, Erde – wird
reichhaltig belohnt, ganz ohne große und weite Anreise,
quasi vor den Toren Münchens, an einem fast
schon paradiesischen Ort, dort, wo alles so nahe
beieinander liegt.
Genussvoll speisen, sanft entschleunigen, Körper und Geist neu betanken. Alpenromantik im Hotel Zur Tenne, stilvoll und authentisch, dafür sorgen
überall die kunstvollen Holzvertäfelungen – regionale und saisonale Gerichte erwarten den Gast in dem gemütlichen Restaurant, die Zimmer und Suiten
sind einzigartige Refugien, Rückzugsorte vom Trubel der modernen Welt
Und was ist nun mit dem vierten Element, werden
Sie fragen, mit dem Feuer? Das lodert bei richtiger
Rezeptur der drei anderen im Herzen. Genauso
wie bei Hans Albers, der am Ende des titelgebenden
Filmes Große Freiheit Nr. 7 an Bord der Padua gen
Australien segelt, seiner einzig wahren Liebe folgend,
der See. Oder auch Luis Trenker, der in dem
Film Der Berg ruft der damals noch jungen Schauspielerin
Leni Riefenstahl mit lodernden Flammen
in den Augen auf die Frage antwortet, was einen
denn immer wieder himmelwärts gen Gipfel treiben
würde – was man denn dort oben suchen würde –
als Bergsteiger, : „Sich selbst, immer nur sich selbst!“
practice in the next days, leads up
to a full round on the course.
The immaculate oldest course, the
Kaps, is only a few minutes away
from the Hotel Zur Tenne. Its fairytale
backdrop, the turrets of Kitzbühel's
castle, is liable to distract
players but at the 8th green, on an
islet, they need to concentrate the
way Max Glattenbacher has taught
them. In the evening, back in the
wood-panelled comfort of Hotel Zur
Tenne, the hotel's versatile chef and
his team restore the energy depleted
by hours on the fairways with an
assortment of regional and international
dishes. After which the
club-wielders relax in front of crackling
logs in the open fireplaces.
The latest trends in outdoor activities
is catered for by the town'
agency “Element 3“. To name but
two: stand-up paddling on the
Schwarzsee and, thanks to
new-fangled e-bikes, nice 'n easy
runs down the many trails in the resort's
hinterland.
Events 2020
16. – 19.1. 18. Bendura Bank Snow Polo World Cup
20. – 26.1. 80. Int. Hahnenkamm-Rennen
25.1. Kitz-Legend-Night in der Tenne
3. – 6.6. Kitzbüheler Alpenrallye
20.6. Sonnwendfeuer
21. – 28.6. 18. Golf Festival Kitzbühel
4.7. Klassik in den Alpen: Elina Garanca & Friends
13. – 19.7. 25. Kitz on Wheels –
supported by Harley Davidson Club Kitzbühel
25.7. - 1.8. Kitzbüheler APT Tennisturnier – Generali Open
1.8. 96.Jahrmarkt der Stadtmusik
20. - 22.8. Kitzbüheler Musikfestival mit Andreas Gabalier
24. - 30.8. Filmfest Kitzbühel
25.11. – 26.12. Kitzbüheler Advent
31.12. Silvestergala in der Tenne
48 INSITE 2020
2020 INSITE 49
SOCIETY
GRAND CRU Flair Design by Angela Schramm
1
3
4
2
KARPFENESSEN
1. Beate und Peter Chrocziel 2. Conrado Dornier, Tobias Heinze, Christoph Aicher,
Innegrit Volkhardt und Sybille Beckenbauer 3. Carsten Strohdeicher und
Sibylle Schön 4. Denise Eisenberg Rich, Tatjana Hofmann, Anja Freiberger
5. Ute und Chiara Ohoven 6. Hans-Reiner und Katerina Schröder mit Tochter Karolina
7. Janine White und Denise Eisenberg Rich 8. Gundel und Max Schautzer
und Angie Arold 9. Sabina und Ralph-Michael Nagel, Monika Peitsch und Sven
Hansen-Höchstädt 10. Herta Ehrlich und Michael Struzynski 11. Peter Gauweiler
7
8
5
6
11
9 10
WINTERLOUNGE
OPENING
1. Sybille Beckenbauer 2. Christian Hattig (Stone Island) und Philipp Herdeg
3. Max und Gundel Schautzer 4. Innegrit Volkhardt und Christoph Aicher
1 2
3
4
FOTOS ROMAN BABIRAD, AGENTUR MICHAEL TINNEFELD
schramm-werkstaetten.com
50 INSITE 2020
HEALTH
MY WAY
Mut zum selbstständigen Handeln und freien Denken: In dem Kultfilm „Der Club der toten Dichter“ lehrt
Robin Williams als unkonventioneller Englischlehrer seine Schüler, ihren eigenen Weg zu finden. Eine
Botschaft, die heute nicht weniger aktuell ist als 1989, dem Entstehungsjahr des Filmes von Peter Weir
Der Sozialpsychologe Prof. Dr. Dieter
Frey leitet das Center for Leadership
and People Management der
Ludwig-Maximilians-Universität
München, über seine Arbeit auf
Gebieten wie Motivation, Ethik, Zivilcourage, Teamarbeit
oder Kreativität hat er rund 600 wissenschaftliche
Beiträge veröffentlicht. „Durch seine Forschung
ist die Welt etwas fairer und humaner
geworden“ heißt es in der Laudatio zu einer seiner
zahlreichen Auszeichnungen. My way bedeutet für
ihn: „Ich bin für mich selbst verantwortlich – aber
auch für die Umwelt. Die mich jedoch nicht erdrücken,
sondern in der ich meine Potentiale entwickeln
darf.“ Aber er sagt auch, ganz kategorisch und
praxisorientiert: „Wer sich selbst nicht respektiert,
braucht sich nicht wundern, wenn er von anderen
nicht respektiert wird“.
Prof. Frey – Sie bringen das Thema „My way“ sehr
schnell in Verbindung mit Selbstachtung. Warum?
Zur Selbstachtung gehört es, sich selbst zu mögen,
sich selbst zu verzeihen, sich selbst gut Freund zu
sein. Sich nicht permanent in Frage zu stellen und
nur in Zweifeln denken. Nehme ich mich auch mit
meinen Fehlern an? Oder mache ich mich klein?
Selbstachtung beinhaltet aber auch einen gesunden
Egoismus im Sinne von Haushalten mit den eigenen
Kräften. Man darf sich nicht zu sehr verausgaben,
TEXT ELKE REICHART
FORMS OF RESPECT
Social psychologist professor Dieter
Frey is head of the Center for
Leadership and People Management
at Munich's Ludwig-Maximilians
University. He has published
some 600 books and treatises dealing
with motivation, ethics, moral
courage, teamwork and creativity.
Numerous awards and accolades
stress that his research has helped
to make the world a more humane
place. The catchphrase „ my way“
encapsulates his belief that everyone
is responsible for their own
actions.
InSite: Professor Frey, why do you
link the tenet “my way“ with
self-respect? Dieter Frey: Self-respect
entails liking yourself, giving
yourself mitigating circumstances
and husbanding your resources so
as not to shoulder all the world's
problems … Ask yourself: Do I
stand up to bullying? Do I draw the
line when I'm treated with disrespect,
albeit not with aggression
sich nicht für alle Themen dieser Welt zuständig fühlen,
sondern muss Prioritäten setzen.
Außerdem: Wie lasse ich die Außenwelt – Familie
und Freunde, Chef und Kollegen – mit mir umgehen?
Wie stehe ich dazu, wenn ich kein Mobbing-
Opfer sein, sondern Selbstbehauptung zeigen will?
Was alles lasse ich mir als Führungskraft gefallen, wo
zeige ich Rückgrat? Wenn ich Selbstachtung habe,
wehre ich mich, indem ich sofort sage: „So darf man
nicht mit mir umgehen!“ Allerdings meine ich damit
nicht, dass man sofort auf Konfrontation gehen sollte.
Ein sachlicher, konstruktiver, vielleicht sogar humorvoller
Umgang miteinander bringt oft mehr.
Kann man Selbstachtung lernen?
Ideal und eine wichtige Voraussetzung für die Entwicklung
ist es natürlich, wenn Eltern schon ihrem
Kind zeigen, dass es wertvoll, liebenswürdig und
einzigartig ist und auch mit seinen Schwächen angenommen
wird. Wenn Eltern hier versagen, können
andere Personen (Großeltern, Lehrer, Pfarrer, Nachbarn)
diese Funktion übernehmen.
Wichtig ist weiterhin ein Wertesystem, das Halt gibt
– auf Grundlage der Achtung gegenüber anderen
und sich selbst. Jeder ist für seine eigene Selbstachtung
zuständig, jeder kann daran arbeiten. Notwendig
ist ein positives Bild von sich selbst, damit man
andere überhaupt erst wertschätzen kann. Und
Zivilcourage, um Stopp-Signale zu senden, wenn
FOTOS GETTY IMAGES, PRIVAT
die Menschenwürde anderer verletzt wird.
Wie Immanuel Kant sagt: Alle Personen haben eine
Würde, die unter allen Umständen und jederzeit respektiert
werden muss. Das ist der Kern des modernen
Humanismus. Kant fordert aber auch: Zeige
Respekt gegenüber dir selbst. Das ist nichts anderes
als: Bediene dich deines eigenen Verstandes, sei
mündig, lass dich nicht unterdrücken von jeglicher
Autorität. Keine Ehrfurcht vor Hierarchien, sondern
Respekt vor Menschen!
Die Realität ist doch aber, dass der Respekt in unserer
Gesellschaft immer mehr abnimmt. Sind wir auf
den Weg zu einer Gesellschaft mit lauter egoistischen
Selbstverwirklichern?
Es gibt natürlich den übersteigerten Selbstrespekt,
mit dem man sich selbst im Wege steht. Man reagiert
sehr empfindlich, egozentrisch, narzisstisch und ist
außerstande, nicht optimal laufende Dinge auszuhalten.
Übersteigerter Selbstrespekt kann zu respektlosem
Verhalten führen, weil der Betroffene im
Sinne einer narzisstischen Grundidee und mit der
Haltung Me, myself and I glaubt, Anspruch auf permanente
Bewunderung zu haben.
Aber zu geringer Selbstrespekt bewirkt andererseits,
dass man wie gelähmt ist und Dinge mit sich geschehen
lässt, weil man sich quasi in sein Schicksal fügt.
Ebenso kann ein niedriger Selbstrespekt bewirken,
dass man unsensibel dafür ist, wie man sich anderen
gegenüber respektvoll verhalten sollte.
Man braucht also ein gesundes Gleichgewicht zwischen
beiden Extremen. Dazu gehören immer wieder
Reflexionen: Was will ich mir eigentlich gefallen
lassen? Wo hören bestimmte Dinge auf, weil sie meinen
Selbstrespekt verletzen? Die Antworten zu finden
ist unbequem, aber es geht nicht ohne diese
Selbstbefragung, wenn man sich am Abend hocherhobenen
Hauptes im Spiegel in die Augen schauen
will. Man sollte allerdings nicht aus jeder Kleinigkeit
eine Prinzipienfrage machen – oft ist es klüger, Diskussionen
oder Situationen nicht überzubewerten
und nicht aus falschem Selbststolz zu reagieren.
Was bedeutet das alles für „My way“, den viele Menschen
suchen und nur schwer finden?
My way bedeutet zunächst die Analyse: Was kann ich
gestalten, was will ich bewegen, mit welchen Begrenzungen
muss ich zurechtkommen, verbunden
mit der Reflexion: Was ist für mich ein gelingendes
Leben? Damit sind die Leitplanken, innerhalb derer
man sich bewegt, abgesteckt.
My way heißt: Ich gestalte Dinge und ergreife Chancen
und Gelegenheiten, die sich ergeben. Ich warte
nicht, bis mich jemand sieht, sondern ich bereite
mich vor und werde dann aktiv. Natürlich hilft My
way, sich durchzusetzen, wenn man außergewöhnliche
Dinge besitzt: Alleinkennzeichen (was zeichnet
but pragmatically and humorously.
InSite: Can one learn self-respect?
DF: It's paramount that parents
show their children at an early age
that they're valuable, loveable and
unique. Grandparents or teachers
can do so too. Also needed is a set
of values which stops a child infringing
on the respect due to others.
As Immanuel Kant put it, every
human being is entitled to their
dignity. Respect yourself. Know
your own worth and do not kowtow
to hierarchies or authorities. InSite:
Respect seems to be dwindling
in our society. Are we turning into
selfish egotists? DF: Too much
self-respect can lead to a narcissistic
approach which hobbles one
when things get difficult, and to
disrespectful behaviour towards
others because “me, myself and I“
feed on ceaseless admiration. But
with too little self-respect we stop
respecting others. Best is a healthy
balance between the two extremes.
InSite: How does all that
square with “my way“ – which so
many of us find difficult to discover?
DF: “My way“ implies: what do
I want to achieve, what limitations
must I accept, and what do I see as
a successful life?Those are the parameters
between which “my way“
can be plotted. “My way“ means
seizing opportunities, not waiting
to be noticed and being prepared to
make the first move. “My way“
helps us to stand out with our very
own distinguishing features such
as a sense of humour, innate cheerfulness,
joie de vivre and charm,
coupled with the ability to live
one's life purposefully. “My way“
also has a lot to do with forgiveness.
What the Dalai Lama calls
mercifulness. That dovetails with a
healthy approach to defeats and
failures, which can be turned into
opportunities. And “my way“ in intimate
relationships? When do I
make concessions? How do I deal
with hurtfulness? Aim for a reality
that leaves enough room for the
dreamworld.
Prof. Dr. Dieter Frey,
Ludwig-Maximilians-
Universität München
mich aus?), sich unentbehrlich machen, mit einer
Art von Humor, Grundfröhlichkeit, Lebensfreude
und Charme, gleichzeitig aber auch mit Kompetenz
durch die Welt zu gehen.
My way hat aber auch viel mit Vergebung zu tun:
Also sich gut zu kennen und nicht zu sehr mit sich
zu hadern, wenn Dinge nicht so laufen wie erhofft.
Der Dalai Lama spricht von Barmherzigkeit. Dazu
gehört auch der gesunde Umgang mit Niederlagen
und Misserfolgen, die Ausgangspunkte für Weiterentwicklungen
sein können – Krisen als Chance!
My way in Paarbeziehungen: Was ist mein Beitrag zu
einer gelingenden Beziehung? Wo muss ich Zugeständnisse
machen? Wie gehe ich mit Verletzungen
um? Beides sollte im Miteinanderleben möglich
sein: der realistische Optimismus und die Erlaubnis
zum Träumen.
Good to Know
Gibt es Strategien zur Steigerung des
Selbstrespekts? Natürlich!
• Durch Anerkennung von anderen in einem wertschätzenden
Umfeld, das aber auch nicht vor freundlich-kritischem Feedback
zurückschreckt. Und durch das Gewinnen von Menschen,
die mich unterstützen.
• Durch außergewöhnliche Leistungen in der Arbeit, die idealerweise
erfüllend, selbstbestimmt und sinnerfüllt sein sollte.
• Durch sich selbst klar werden: Wer bin ich, was kann ich,
was will ich, was muss ich? Was sind meine Stärken /
Schwächen? Was sind meine Grenzen?
• Durch ständige Arbeit an sich selbst: das eigene Potenzial
entdecken, gleichzeitig aber auch die Chancen ergreifen, dieses
Potenzial zu verwirklichen.
• Durch Work-life-balance: Prioritäten setzen, Ressourcen aktivieren,
nachhaltig denken, Zeit für sich haben, genügend Schlaf,
gesunde Ernährung und Reflexion, Bewegung und Sport, Freunde
und Freizeit als Tankstellen.
How to increase your self-respect: Don't shy away from
criticism. Associate with supportive people. Aim for prime performance
through fulfilling work. Recognise your strengths and
weaknesses. Discover your potential and enhance it. Prioritise a
work-life balance with enough time for sustainable thinking,
sufficient sleep, healthy food, exercise and good friends.
52 INSITE 2020
2020 INSITE 53
FASHION
BLUE
VELVET
Ann
Mantel Emporio Armani
Pumps Miu Miu
Halsreif Saskia Diez
Bo
Rollkragenpullover COS,
Hosen Jil Sander,
Schuhe Berluti
Uhr Omega
Ein bisschen David Lynch, viel Vergangenheit, noch mehr Zukunft oder wie es Bobby Vinton
einst sang: She wore blue velvet, bluer than velvet was the night, softer than satin was the light
Fotograf Heiko Dreher@schierke Creative Director Dirk Meycke
Models Ann Kuehn@MUGA + Bo Develius@nisch Hair&Makeup Alexander Hofmann@Uschi Rabe
Location The Penthouse Garden Suite designed by Axel Vervoordt
54 INSITE 2020
2020 INSITE 55
FASHION
Hemd COS
Hose Emporio Armani
Kleid Jil Sander
Pumps Miu Miu
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2020 INSITE 57
FASHION
Complete Look
MiuMiu
Hosiery
Falke
Oversized Suite
Salvatore Ferragamo
Turtleneck
Windsor
58 INSITE 2020
2020 INSITE 59
FASHION
Top Jacquemus
@ mytheresa.com
Cuff und Earcuffs
Saskia Diez
Panties Chanel
60 INSITE 2020
2020 INSITE 61
FASHION
Ann
Cardigan,
Top und Pants
Max Mara
Pumps BOSS
Bag Aigner
Bo
Complete Look
BOSS
Ann
Top
Brunello Cuccinelli
Hose
Emporio Armani
Bo
Watch Ulysse Nardin
via Juwelier Möller im Hotel
Bayerischer Hof
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2020 INSITE 63
FOOD & WINE
Qual
Die
Zu unübersichtlich die Menge an Weinen, die mit jedem neuen Jahrgang den Markt
überfluten. Die Lösung: Im Restaurant ein guter Sommelier, im Fachhandel ein erfahrener
Weinfachmann. In persona: Jochen Benz und Torsten Kuhne
S
chwer zu sagen, wer zum ersten Mal den Begriff
der korrespondierenden Weinbegleitung
ins Spiel gebracht hat, auf jeden Fall dürften
dieser Person heute eine ganze Heerschar von Gourmets
und kulinarisch affinen Genießern äußert
dankbar sein. Vorbei die Zeiten, in der sich ein Gast
mit einer Weinkarte konfrontiert sah, die dann und
wann die Stärke eines Telefonbuches hatte und er mit
der Qual der Wahl sich selbst überlassen wurde – in
den meisten Fällen ein Blindflug mit ungewissem
Ausgang und einer Enttäuschung für den Gaumen.
Heute konzipiert ein moderner Gastronom sein
Angebot so, dass für jedes Gericht dem Gast auch
gleich ein dazu passender Wein empfohlen wird.
Küche und Keller arbeiten von Anfang an Hand in
Hand, die Aromatik von Teller und Glas bildet eine
Einheit und generiert so ein geschmackliches Gesamt-Erlebnis.
Denn der Wein ist nicht nur ein ganz
wunderbares Getränk, durch gezielte Auswahl ist er
durchaus in der Lage, das Essen auf ein neues Niveau
zu heben, Aromen zu potenzieren oder durch
gezielte Kontrapunkte geschmackliche Spannungskurven
zu erzeugen.
MASTER'S CHOICE
The origins of wine stewardship
remain unknown. But connoisseurs
are simply grateful that they no
longer have to wade through a
wine menu as thick as a phone directory
when dining out, but have a
sommelier to advise them. Topnotch
restaurants make sure that
kitchen and wine cellar cooperate
closely. To go with each dish a wine
that enhances the quality of the
food is suggested to diners.
It is Monday morning. Jochen Benz,
sommelier at the three-star “Atelier“
restaurant, has dropped into
Volkhardt's wine merchants in the
Pasing borough of Munich, having
spent two days tasting over 800
wines for Gault & Millau. What an
amateur connoisseur would deem
Der Weinkeller im Gut von Winning.
In einem dieser Fässer ruht der UV 500.
Exklusiv für Volkhardt's und das
Hotel Bayerischer Hof
der
Wahl
Die Weinhandlung Volkhardt's: Seit über 100 Jahren Partner der
Gastronomie und fachkundiger Berater Münchner Weinfreunde
FOTOS WEINGUT VON WINNING, HOTEL BAYERISCHER HOF
Es ist Montagmorgen, Jochen Benz, der Sommelier
aus dem Drei-Sterne-Restaurant Atelier im Hotel Bayerischer
Hof, lehnt am Tresen der Weinhandlung
Volkhardt’s in München-Pasing, in seiner Hand statt
des sonst üblichen Weinkelches nur ein großes Wasserglas.
Irgendwie wirkt er, als ob er gerade einen Marathon
absolviert hätte. Dies trifft auch zu, denn das
zurückliegende Wochenende forderte ihn. 800 Weine
hat er verkostet, für die kommende Ausgabe des
Gault & Millau, zu der Region Baden.
Was für einen Weinfreund pures Vergnügen
wäre, ist für einen Sommelier wie ihn harte Arbeit,
denn es gilt, die Charakteristiken der verkosteten
Weine zu erforschen, zu analysieren, sie abzuspeichern
in seiner ganz persönlichen Datenbank, um sie
bei passender Gelegenheit erneut abrufen zu können
– korrespondierend zu dem jeweiligen Gericht. Jan
Hartwig und Jochen Benz gehen dabei methodisch
vor: Entsteht ein neuer Teller im Atelier, wird jede einzelne
Komponente exakt erforscht, besonders die
Saucen, bei denen Jan Hartwig gerne und oft mit
reichlich Säure arbeitet. Dazu bedarf es einer profunden
Kenntnis der Stilistiken der einzelnen Anbaugebiete,
der unterschiedlichen Rebsorten und der persönlichen
Handschrift des jeweiligen Winzers. Sind
diese herausragend, wird sich Jochen Benz auch
noch Jahre später an diesen Wein erinnern – Wissen
ist eben Macht.
Fest dabei an seiner Seite der Leiter der Weinhandlung
Volkhardt’s in München Pasing. Torsten
Kuhne weiß genau um den Geschmack und die Präferenzen
von Jochen Benz und stellt ihm so immer wieder
Entdeckungen vor, die ihm bei seinen zahlreichen
Reisen durch die Weinwelt aufgefallen sind. Sei
es bei den großen Messen oder bei einem persönlichen
Besuch auf den Weingütern, mit denen er schon
seit vielen Jahren eng zusammenarbeitet.
Ein solches ist das VPD-Gut von Winning in der
malerischen Pfalz. Diese Kooperation ist weit über
100 Jahre alt – was aus alten Weinkarten hervorgeht,
die Kuhne in den Archiven der Weinhandlung gefunden
hat. Als diese 1903 von den Gebrüdern Volkhardt
gegründet wurde, von dem Urgroßvater der heutigen
Eigentümerin des Hotels Bayerischer Hof, war es das
Geschäftsmodell, Wein fassweise einzukaufen und
diesen dann in München auf Flaschen zu ziehen –
einmalig für die damalige Zeit. Die alten Aufzeichnungen
belegen, dass einer der Partner auch das
Weingut von Winning war und so entschloss sich
Torsten Kuhne, zusammen mit Jochen Benz, dieser
langjährigen Kooperation mit einem ganz besonderen
Projekt die Ehre zu erweisen.
Die alten Gewölbekeller des Weingutes erstrecken
sich nahezu grenzenlos tief unter der Erde, eindrucksvoll
die großen 500-Liter Holzfässer, in denen
der Forster Ungeheuer reift, ein Riesling von besonderer
Qualität. 40 Fässer stehen zur Auswahl, eines
an enjoyable task is hard work for
Benz. He has analysed each wine's
salient features and stored them in
his databank for future reference.
Then, when “Atelier's“ chef Jan
Hartwig creates a new dish, he and
Benz can establish which wine
matches it best. An essential as the
chef likes his sauces on the ascerbic
side.
Details of terrain, grape variety and
a grower's personal touch are also
paramount. Jochen Benz remembers
outstanding wines years later.
Torsten Kuhne, manager of
“Volkhardt's“ wine merchants,
knows the sommelier's preferences
and passes onto him the discoveries
he has made at trade fairs and
vineyards.
One such is the “von Winning“ VPD
vineyard in the Palatinate. In old
stock records Kuhne found that
“Volkhardt Bros.“ was established
by the present hotel owner's ancestors
in 1903. True innovators, they
purchased the “von Winning“ wine
in barrels and filled it into bottles in
Munich. Today, deep down in the
“von Winning“ cellars, 40 wooden
500-litre barrels contain variations
of one and the same indigenous
riesling theme, a “Forster Ungeheuer“.
To honour their business link
Kuhne and Benz may pick just one
barrel for “Volkhardt's“ purposes.
Their criteria? A wine should go
with the flow and never try, aromatically
for example, to outshine a
dish it is merely meant to accompany.
In the Hessian Rhineland subtle
requirements of that sort are met
by the “Knewitz“ vineyard's 2016
vintage white Burgundy “Appenheimer
Eselspfad“: a hint of wood
tempered by enough fresh aroma to
counter even extreme spiciness.
Gleaning such a wine, fit to accompany
a whole meal, from a growing
abundance of vintages, is the Munich
duo's speciality.
Goethe would approve: “Life's too
short to be drinking poor wine.“
davon dürfen Torsten Kuhne und Jochen Benz auswählen.
Aber trotz ein und derselben Lage und des
gleichen Jahrgangs ruhen in den Fässern 40 verschiedene
Rieslinge. Die teils großen Unterschiede resultieren
aus den verschiedenen Hölzern, deren Alter
und den Belegungen – da sind die beiden Weinfachleute
gefordert, denn es gilt, das Fass zu finden, dessen
Wein später unter dem Titel UV 500 absolut exklusiv
(U für Ungeheuer, V für Volkhardt’s) in der
Weinhandlung und den Restaurants im Hotel Bayerischer
Hof den Kunden und Gästen offeriert werden
kann. Ein einzigartiges Prestige-Objekt, eine gegenseitige
Reminiszenz zwischen Weinhandlung und
Weinbauer – ein Spiegel, der Anspruch und Qualitätsgedanken
unterstreicht und darstellt.
Wein ist viel, Wein kann viel. Doch wie definiert
sich Wein eigentlich, was ist der Maßstab? Definitiv
nicht über den Preis, wirft Jochen Benz ein. Als Weinbegleitung
darf er nicht mit dem Gericht kämpfen,
sondern muss, im wahrsten Sinn des Wortes, mitfließen,
darf nie mehr Aromatik haben, als der Teller,
muss aber dessen Idee aufgreifen und diese weiterführen.
Ein gutes Beispiel dafür wäre der Weisse Burgunder
Appenheimer Eselspfad vom Weingut Knewitz
in Rheinhessen, Jahrgang 2016. Selbst für einen klassischen
und eingefleischten Mersault-Trinker eine
absolute Überraschung, denn trotz seines unglaublich
feinen Holzeinsatzes hat er Kraft, spielt mit Tiefe
und Frische und ist aufgrund seiner Stilistik ein optimaler
Begleiter für ein ganzes Menü – denn er verträgt
sowohl eine starke Aromatik, sogar extreme Gewürznoten
wie Vadouvan, als auch eine klar
definierte Säure. Und das zu einem Preis, der deutlich
niedriger liegt, als man erwarten darf.
Solche Weine zu finden, aus einer schon fast unglaublichen
Flut, die mit jedem neuen Jahrgang
Dämme bricht, ist die Aufgabe eines Jochen Benz als
Sommelier und eines Torsten Kuhne als Weinhändler.
Gut beraten ist der, der sich in deren Hände begibt,
zum Wohle seines Gaumens und Geldbeutels.
Oder wie Goethe einst sagte: „Das Leben ist zu
kurz, um schlechte Weine zu trinken!“
Das Sortiment führt alles
von Rang und Namen aus
der Weinwelt
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2020 INSITE 65
HOTEL STORIES
GRÜSS GOTT
Das Refektorium, Münchens
schönster Gastraum. Stilgebend:
Antikes Holz und ein Kunstwerk
von Bosco Sodi
Gebaut für die Ewigkeit, Hüter und Bewahrer eines Schatzes, Hort bayerischer
Gemütlichkeit, Treffpunkt aller Münchner, Parkett internationaler Stars:
Der Palais Keller verbindet nicht nur Kulturen, sondern schlägt eindrucksvoll
Brücken zwischen dem Gestern, dem Heute und dem Morgen
TEXT ANDREAS M. JUCHELKA FOTOS DANIEL SCHVARCZ
66 INSITE 2020 2020 INSITE 67
HOTEL STORIES
Die Palais Stube:
Farbenfrohe Wände in Tempera-Technik,
Kunstwerke
von Tsuyoshi Maekawa und
Yuko Nasaka
Geschichte und Moderne,
Tradition und zeitgenössische
Kunst – Interior Designer
Axel Vervoordt verbindet dies
gekonnt. Das Bild stammt von
Tsuyoshi Maekawa
G
rüss Gott, so sagt man
halt in Bayern, immer
schon und überall.
Kann ja keiner was dafür,
wenn er lieber Guten
Tag sagt, ist halt
nicht von hier – wofür
er aber auch nichts
kann. Wer jetzt aber glaubt, dass damit gemeint sei,
man solle unseren Herrgott grüßen, liegt falsch. Vielmehr
ist mit dieser bajuwarischsten aller Grußformeln
gemeint, dass dieser einen grüßt, Gott möge
also mit einem sein. Ein schöner Gruß somit, fast so
etwas wie ein Segen. Den brauchen die einen mehr,
die anderen weniger. Denn schließlich ist ja Gott mit
den Tüchtigen, Fleiß und Streben nach Höherem
wird in der Regel belohnt. Man muss sich also keine
Sorgen machen, wenn man mit Herz und Verstand
Großartiges leistet oder wie in dem folgenden Fall,
das Alte bewahrt und es mit Liebe und Feingefühl in
die Zukunft führt.
Seit Oktober 2019 kann man diesbezüglich ein
Phänomen erleben, das in München in dieser Art
wohl einzigartig sein dürfte. Betritt man den wiedereröffneten
Palais Keller in den Katakomben des Palais
Montgelas, hört man, fühlt man, wie auch ein Raum,
in diesem Fall ein ganzes Ensemble, Grüß Gott sagt.
A NEW PALAIS KELLER
“Grüss Gott“ is a scarcity in Bavaria.
This saying commonly used to
greet someone and means that
God should be with you on all your
ways and bless you whatever you
are doing or planing.
Since October 2019 the reopened
Palais Keller in the catacombs of
the Palais Montgelas has been embracing
its guests, seeming to
whisper “welcome, at your service“.
Falk Volkhardt had plans for
the Palais Montgelas when he purchased
it in 1969 to complement
the family wine business, prospering
since 1903, with a genteel connoisseurs'
haven. Instead he established
the Palais Keller, offsetting
the Bayerischer Hof's glamour with
a down-to-earth Bavarian tavern
where frothy brews were quaffed
by students, politicians, drifters
and globetrotters. Pretzels and rolls
to go with the beer and Bavarian
Seit seiner Eröffnung im Jahre 1972 ist dieser Ort eine
gelebte Institution im Münchner Leben. Als Falk
Volkhardt das Palais Montgelas 1969 als Erweiterung
zu seinem Hotel Bayerischer Hof erwarb, hatte er sich
bereits Gedanken über die Zukunft der weitläufigen
Keller dieses Anwesens gemacht. Eigentlich plante
der Hotelbesitzer, den seine Weggefährten gerne als
Impresario der deutschen Hotellerie bezeichneten,
hier eine gemütliche Weinstube zu etablieren. Quasi
als Ergänzung zu seiner florierenden Weinhandlung,
die die Familie Volkhardt bereits seit 1903 betrieb.
Man sagt zwar so schön: Da hat er die Rechnung wohl
ohne den Wirt gemacht, aber in diesem Falle waren es
die Gäste, die nicht so wollten wie er. Denn die
Münchner sind traditionell Biertrinker, Wein ließ sich
damals nicht so gut verkaufen. Nicht weiter verwunderlich
in der heimlichen Hauptstadt des Bieres,
genauso wenig, wie schnell Falk Volkhardt reagierte
und stattdessen eine urgemütliche bayerische Wirtschaft
ins Leben rief, den Palais Keller.
So weltgewandt das Hotel Bayerischer Hof auch
damals schon gewesen sein mag, im Gegensatz dazu
war dieser Ort von Beginn an bodenständig und
geradlinig. Ob Student oder Ministerpräsident, ob
Münchner Flaneur oder international angehimmelter
Schauspieler, der Palais Keller, so seine Idee, sollte
gelebtes München sein – für jedermann, ganz egal,
68 INSITE 2020
2020 INSITE 69
HOTEL STORIES
ob Einheimischer oder ein von weither angereister
Weltenbummler. Und um diese Geste zu unterstreichen,
richtete er noch eine Backstube ein, frische
Brez'n und Semmeln wurden zu Bier und bayerischen
Spezialitäten gratis gereicht. Das war so und ist
bis heute noch immer so.
Womit wir im Hier und Jetzt angekommen wären
und somit bei einem neuen Kapitel dieser Lokalität,
das spannender und eindrucksvoller kaum sein
kann.
Genau genommen sollten Architektur und Kulinarik
ja eines gemeinsam haben: Beide müssen die
Seele erreichen. Da darf man nicht lange nachdenken
oder groß analysieren, am allerwenigsten schönreden
oder gar -schreiben, sobald Gaumen oder Augen
aktiv geworden sind, sollten Herz und Verstand
fragen: Wie wunderbar ist das denn?
Und genauso geht es dem Besucher, der zum
ersten Mal den renovierten Palais Keller betritt: Massive
Gewölbewände, darüber eine antike, kunstvoll
geschnitzte Holzdecke aus Italiens achtzehntem
Jahrhundert, der Boden schwer und ebenfalls geschichtsträchtig,
denn vor 400 Jahren wandelten auf
ihm einst die Turiner Bürger – Moderne trifft Historie,
das wird auf den ersten Blick klar.
Was dann folgt, lässt sich gut und gerne mit einer
Zeitreise umschreiben, als Eintritt in eine ganze
eigene Welt. Alles beginnt 1409, als beschlossen wurde,
dass hier der wertvollste Schatz gelagert werden
sollte, welchen eine mittelalterliche Gesellschaft haben
konnte: Salz – eine Währung, die zu dieser Zeit
fast schon dem Gold entsprach. Das erklärt auch,
dass die Bausubstanz von Anfang an für die Ewigkeit
konzipiert war, eine Atmosphäre, die bis heute noch
deutlich zu spüren ist.
specialities came free of charge, as
is still the case. Now an impressive
new Palais Keller chapter has
brought a marvellous interplay of
interior design and cuisine to warm
the soul and tickle the palate.
The refurbished Palais Keller has
massive, arched walls, an Italian
carved wooden ceiling dating from
the 18th century and solid flooring
walked upon by Turin citizenry 400
years. The journey through time
began in 1409 when it was decided
to store salt in the cellars. The materials
were meant to last forever.
There is almost a monastic atmosphere.
An oasis of calm in the city's
hustle and bustle, master-minded
by Belgian art collector and interior
designer Axel Vervoordt.
Innegrit Volkhardt, fourth-generation
owner of the Hotel Bayerischer
Hof, has known Vervoordt
since their first project together,
refurbishment of the “Garden“ and
Umgestaltung aller Zimmer und Suiten im Süd- und
Nordflügel – allesamt einzigartig und mit der ihm eigenen
Handschrift. Seine neueste Arbeit, ein weiteres
Highlight, der neue Palais Keller, wurde nun Ende
2019 München und seine Bewohnern vorgestellt.
Was ihm da gelungen ist, lässt sich nur schwerlich
in Worte fassen – erleben und spüren wäre das
Gebot! Faktisch gesehen könnte man es aber so beschreiben:
Zuerst wurden die alten Mauerwerke der
massiven historischen Gewölbe in ihren ursprünglichen
Zustand zurückversetzt, Türen und Durchgänge
erhielten dabei ideale Proportionen. Bei dem Mobiliar
wurden viele Bestandsmöbel wie Tische, Stühle
und Servicestationen beibehalten, aber aufwendig
restauriert. Die Türen sind alle aus historischem Holz
gefertigt oder kunstvoll überarbeitet. Das antike Industriefenster
in der hauseigenen Hofbäckerei wurde
an das bestehende historische Gewölbe angepasst
und vor Ort aufwendig eingebaut. Die Wände erhielten
einen Kalkanstrich, der Altbelag des Bodens, antiker
Luserna-Naturstein, wurde mit großem Aufwand
ergänzt, komplementiert. Die offene Küche setzt zusätzliche
Akzente: Oberflächen und Ablufthaube haben
eine schwarze Pulverbeschichtung, die Arbeitsflächen
sind aus dem Naturstein Nero Assoluto und
bei den Frontverkleidungen der Küchenausgabe und
des Bartresens wurde Altholz verwendet, welches aus
Regionale Küche:
Küchenchef Tobias Heinze
serviert bayerische Klassiker
modern interpretiert
Rustikal und gemütlich,
viele der alten Tische und
Stühle wurden aufwendig
restauriert
Kontemplative Ruhe
Wer in diesen historischen Hallen speist und trinkt,
fühlt hier nicht selten eine klösterliche Ruhe, abgeschieden
und erhaben, jenseits der hektischen Welt
da draußen. Dass dies so eindeutig zum Tragen
kommt, dafür steht der belgische Kunstsammler und
Interior-Designer Axel Vervoordt. Innegrit Volkhardt,
Eigentümerin des Hotels Bayerischer Hof in der vierten
Generation, schildert die Beziehung zwischen
Vervoordt und dem Palais Keller mit einer Anekdote,
die bereits über zehn Jahre zurückliegt. Als damals
das erste große gemeinsame Projekt der beiden realisiert
wurde, die Neugestaltung der Restaurants Garden
und Atelier, lud sie ihn hierher zu einem Lunch
ein. Vervoordt schwieg lange, blickte um sich, lächelte
versonnen und meinte dann: „Falls es jemals zu
einer weiteren Zusammenarbeit kommen sollte,
dann wäre es dieser Raum, den ich machen möchte.“
Nun, es kam zu weiteren Kooperationen, wie
der Realisierung der astor@CINEMA LOUNGE, der
Palais Halle, der Penthouse Garden Suite und der
2020 INSITE 71
HOTEL STORIES
Ein Ruhepol inmitten
von München. Die
historischen Gewölbe
gehen auf das 15.
Jahrhundert zurück
„Falls es jemals zu einer
weiteren Zusammenarbeit
kommen sollte, dann wäre es
dieser RAUM, den ich gerne
machen möchte …“
AXEL VERVOORDT, 2008
72 INSITE 2020 2020 INSITE 73
HOTEL STORIES
Der Tisch in Form eines Herzen,
die Kunst von Ida Barbarigo.
Titel L’Unità nel Profondo
(Unity in the Depth)
Vervoordts Werkstätten bei Antwerpen in Belgien
stammt.
Typisch für Vervoordt: Die gelungene Integration
internationaler Designer- und Kunststücke: Die unterschiedliche
Töpferware stammt von dem japanischen
Keramikkünstler Kosi Hidama, alles Einzelstücke
und in Vervoordts Werkstatt in 's-Gravenwezel
exklusiv gefertigt.
Das Refektorium, Münchens beeindruckenster
Gastraum, zeichnet sich durch die beiden antiken
Industriefenster neben der massiven Holztür aus, sowie
durch eine lange Eichenholztafel und einem
Kunstwerk des mexikanischen Künstlers Bosco Sodi,
der durch seine reich strukturierten und großformatigen
Gemälde weltbekannt wurde.
A Münchner G'schicht
Der Vorraum der Palais Stube wird durch antike Holz-
“Atelier“ restaurants ten years
ago. Since then Vervoordt projects
comprise the astor@CINEMA
LOUNGE, the Penthouse Garden
Suite, restyling of all the rooms
and suites in the south and north
wing and now his Palais Keller
masterpiece, completed at the end
of 2019.
The massive vault walls were returned
to their original state, doors
and passages more effectively proportioned,
some of the furniture
retained but all the doors either
overhauled or newly made from
historical wood. The ancient industrial
window in the court bakery
Küchenchef
Tobias Heinze
paneele akzentuiert sowie einem Kunstwerk von
was made to complement the arch-
Tsuyoshi Maekawa, dessen Arbeit als eine Interpreta-
es, now with a fresh layer of chalk,
tion des Schöpfungsaktes zu verstehen ist, denn sei-
and the original Luserna stone floor
ne abstrakten Werke symbolisieren in eindrucksvoller
meticulously restored. Surfaces
Art und Weise die wahre Schönheit der Natur. Auch
and the used-air hood in the open
Die Tiroler Stube,
ein Original aus dem
Jahre 1823
hier wurden die bestehenden Holz- und Deckenvertäfelungen
restauriert, ein neuer Anstrich der Wände
mit grüner Farbe in Tempera-Technik verleiht diesem
Ort nun eine ganz eigenständige Atmosphäre. Akzente
setzen zusätzlich zahlreiche Kunstwerke von internationalen
Meistern wie Ida Barbarigo, Sadaharu
Horio, Tsuyoshi Maekawa und Yuko Nasaka.
Allein ein Ort wurde so erhalten, wie ihn einst
Falk Volkhardt ins Leben gerufen hatte und blieb
aufgrund seiner Einzigartigkeit unangetastet: Die
Tiroler Stube, eine originale Wirtshausstube aus dem
österreichischen Paznauntal, die auf das Jahr 1823
zurückgeht.
Der neue Palais Keller:
Ein Ort der
Vergangenheit,
ein Ort
der
Zukunft!
Somit lässt sich feststellen, dass Augen und Seele
hinreichend Nahrung erfahren, doch wie sieht es mit
den leiblichen Genüssen aus? Um es kurz zu machen:
Bestens! Der Küchenbrigade steht Tobias Heinze vor,
der bis zum Herbst 2018 den Posten des Sous Chefs
im hauseigenen Restaurant Garden bekleidet hat. Zuvor
hatte er im Fünf-Sterne Seehotel Überfahrt in
Rottach-Egern sowie im Hotel Jumeirah in Frankfurt
kitchen were treated with a layer
of black powder, the worktops consist
of dressed nero "assoluto
stone" and the front of counters
and bar of seasoned wood styled at
the Vervoordt studio near Antwerp.
Typically, Vervoordt drew on the
work of other leading artists.
For the refectory splendid crockery
by Japanese ceramicist Kosi Hidama,
and a long oaken table by Axel
Vervoordt from his private garden.
In the Palais Stube's panelled antechamber
a masterpiece by Tsuyoshi
Maekawa celebrating the Act of
Creation, the effect heightened by
the walls' new coat of green tempera,
as well as works by Ida Barbarigo
and Sadaharu Horio and
Yuko Nasaka.
Only the Tiroler Stube remains as it
was. So there is a lot to feast one's
eyes upon. And how about edible
sustenance?
The Palais Keller's new head cook
Tobias Heinze acquainted himself
with the details of seasonal and
regional cuisine at sister Hotel Zur
Tenne in Kitzbühel last summer. An
example of his hearty fare: blobs of
cream with red onion jam, leeks,
mountain cheese and garden cress.
Tuck in!
am Main, ebenfalls fünf Sterne, gekocht. Im Schwesternhaus
Hotel Zur Tenne in Kitzbühel erarbeitete er
sich dann bis Sommer 2019 die Finessen der regionalen
Küche. Im Palais Keller wird er nun eine moderne
mit der traditionellen, bayerischen Küche verbinden,
die Produkte hierfür kommen bevorzugt aus dem
Münchner Umland und werden zeitgemäß verarbeitet,
um den typischen ausdrucksvollen Geschmack
unserer Heimat72 zu repräsentieren. Durch saisonale
Produkte erhält die Karte zusätzlich eine zeitgemäße
und frische Abrundung. Gerichte wie Rahmfleckerl
mit rohem Schinken; Bergkäse mit roter Zwiebelmarmelade,
Lauch, und Gartenkresse; Meerrettichschaumsuppe
und gesottener Tafelspitz, Apfel, Kartoffelpüree
und Schnittlauch oder Mini Apfelstrudel
mit Vanillesoße, Rosinen-Gel und Mandelcreme verbinden
so das Gestern mit dem Heute.
Nicht zu vergessenen: Patrick Reisenauer, der
Restaurantleiter, der sich mit seinem bajuwarischer
Gemüt hingebungsvoll um das Wohl seiner Gäste
kümmert. Oder anders ausgedrückt: Alles wie es
sein soll. Aber dies erfährt jeder am besten selbst,
bei einem Bier und den leckeren Speisen von Tobias
Heinze!
Tja, das ist nun mal die Kunst eines Axel
Vervoordts mit seinem Credo des Art-Tempo, was in
einem Satz ausgedrückt heißt: Zeit erschafft Kunst.
Mit dem Palais Keller hat er so (wieder einmal) eine
mehr als eindrucksvolle Brücke zwischen Vergangenheit
und Zukunft geschlagen.
Doch hat er das wirklich, oder hat er sie schlicht
und einfach nur aufgehoben? Denn das, was da entstanden
ist, bleibt zeitlos!
Mehr geht eigentlich nicht … Grüss Gott!
74 INSITE 2020 2020 INSITE 75
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REDAKTIONSANSCHRIFT
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Seine Gäste glücklich zu machen und in ihren
Gesichtern zu lesen, dass sie sich wohl
fühlen – das alleine wäre schon Auszeichnung
genug. Eine Aufgabe, die seit jeher im
Hotel Bayerischer Hof an oberster Stelle steht. Wie erfolgreich,
zeigt ein Querschnitt aus den letzten Jahren.
Hotel Bayerischer Hof
Mit bis zu 66,5 Millionen Euro Gesamtumsatz belegte
das Hotel in den letzten Jahren mehrere Male in Folge
den ersten Platz im Ranking der umsatzstärksten
Häuser Deutschlands, so hat die Allgemeine Hotel-
und Gastronomie-Zeitung (AHGZ) errechnet. Gleich
mehrfach wurde das Haus vom Magazin Der Feinschmecker
geehrt, in einer Ausgabe war zu lesen: „Die
Grande Dame der Münchner Hotellerie bleibt unsere
Nummer eins …“.
Die Auszeichnung als Bestes Grandhotel ging daraufhin
folgerichtig an den Promenadeplatz. Auch andere
Magazine wie Euro, Vanity Fair oder das Diners Club
Magazin urteilten sinngemäß.
Das Wirtschafts-Kult-Magazin brand eins attestiert
dem Haus, dass es zu Recht auf deren Bestenliste
gehört, denn als Unternehmen genießt das Hotel
Bayerischer Hof bei Verbrauchern und Marktbeobachtern
ein ganz besonderes Ansehen.
AUSGEZEICHNET
Hotel, Restaurant und Management erhielten aktuell und in den letzten
Jahren zahlreiche Preise und Ehrungen für ihre herausragende Qualität
Innegrit Volkhardt
Unter ihrer Ägide wurden zahlreiche Renovierungs-
und Umbaumaßnahmen mit einen Gesamtvolumen
in Höhe von mehr als 175 Millionen Euro vorgenommen.
Diese Konsequenz und der damit verbundene
The Hotel Bayerischer Hof has
come top of Germany’s hotel turnover
charts for several years in a
row, with up to a total of 66.5 million
euros p.a. The magazine “Der
Feinschmecker”’s description of the
hotel as “Munich’s grande dame” is
echoed by “Vanity Fair”, “Diners
Club” and cult magazine “brand
eins”. Under the aegis of Innegrit
Volkhardt over 175 million euros
have been invested in renovation
and rebuilding projects, prompting
Veuve Clicquot to name her “Businesswoman
of the Year”. Other
awards: an Order of Merit from the
Bavarian government and the Brillat
Savarin Badge from Germany’s
Gastronomic Academy.
After nearly 25 years Munich again
has a restaurant with three Michelin
stars: the Atelier with its chef
Jan Hartwig. Gault & Millau
awarded him 19 points and “Gusto”
ten plus frying pans. For “Traveller’s
World” the Atelier is one of the top
100 restaurants worldwide. The
Atelier was named “Restaurant of
the Year 2020” by “Der große
Guide”.
HONOURS LIST
Erfolg war für Veuve Clicqout Anlass, sie als Unternehmerin
des Jahres zu ehren. Der internationale Wellness-
und Lifestyle-Führer SENSES verlieh ihr in London
den Titel SENSES Busineswoman of the Year.
Das hiesige Staatsministerium erkannte Ihre Weltoffenheit
und verlieh ihr für ihr Streben die Medaille für
besondere Verdienste um Bayern und Europa. Die
Gastronomische Akademie Deutschlands überreichte
ihr darüber hinaus die höchste zu vergebene Ehrung:
Die Brillat Savarin Plakette.
Atelier und Jan Hartwig
In einer sprichwörtlich atemberaubend kurzen Zeit
hat Chef de Cuisine Jan Hartwig das Gourmetrestaurant
Atelier zu den höchsten Weihen geführt: Der
Guide Michelin verleiht seinem Essen die Höchstwertung:
Nach einem Vierteljahrhundert und somit in
der Nachfolge von Eckart Witzigmann, hat München
wieder ein Drei-Sterne-Restaurant. Der Gault & Millau
wertet jetzt mit 19 Punkten, eine deutliche Verbesserung,
Hartwig sei „Ein junger Herdkünstler […],
dass heute Gäste aus aller Welt um die Tische bei ihm
ringen.“ Für den Schlemmer Atlas zählt er zu den
Spitzenköchen des Jahres 2020 und für den Hotelführer
Der Große Guide sieht im Atelier das Restaurant
des Jahres 2020. Darüber hinaus erhalten Restaurant
und Küchenchef 10+ Pfannen von Gusto und fünf F
vom Magazin Der Feinschmecker, jeweils die Höchstwertung.
Das renommierte Reisemagazin Traveller’s
World positioniert Jan Hartwig und das Atelier auf deren
ultimativer A-List der 100 besten Adressen für
Reisende rund um den Globus.
FOTO HOTEL BAYERISCHER HOF
EMPORIO ARMANI Fünf Höfe, Theatinerstraße 12, 80333 München, Tel. 089/5505280, armani.com
FALKE Oststraße 5, 57392 Schmallenberg, Tel. 00800/22033022, falke.com
FLUGPLATZ ST. JOHANN Reitham 2, A-6380, St. Johann, 0043/5352/62502, loij.at
HAND.WERK.KUNST Untere Weidenstraße 12, 81543 München, Tel. 089/55268680, hand-werk-kunst.de
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JIL SANDER Maximilianstr. 30, 80538 München, Tel. 089/2112250, jilsander.com
JUWELIER MÖLLER Promenadeplatz 2, 80333 München, Tel. 089/210204690, juwelier-moeller.com
KUNSTHALLE MÜNCHEN Theatinerstraße 8, 80333 München, Tel. 089/224412, hypo-kunsthalle.de
MAX MARA Theatinerstraße 11, 80333 München, Tel. 089/24243766, maxmara.com
MELISSA ODABASH via odabash.com
MIU MIU über Oberpollinger, Neuhauser Str. 18, 80331 München, Tel. 089/44447080, miumiu.com
MOET HENNESSY Seidlstraße 23, 80335 München, Tel. 089/99421-0, moet-hennessy.de
MUSEUM BRANDHORST Theresienstraße 35a, 80333 München, Tel. 089/23805 2286, museum-brandhorst.de
MYTHERESA nur online über mytheresa.com
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SALVATORE FERRAGAMO Maximilianstraße 29, 80539 München, 089/29160911, ferragamo.de
SANTA MARIA NOVELLA MÜNCHEN Promenadeplatz 2-6, 80333 München, Tel. 089/24293373, mdc-core.de
SASKIA DIEZ Geyerstraße 20, 80469 München, Tel. 089/22845367, saskia-diez.com
SCHRAMM WERKSTÄTTEN Am Stundenstein 1, 67722 Winnweiler, Tel. 06302/92360, schramm-werkstaetten.com
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SONEVA JANI soneva.com/soneva-jani/
ULYSSE NARDIN über Wempe, Weinstraße 11, 80333 München , Tel. 089/2423806, ulysse-nardin.com
UTMON ES POUR PARIS Tel. 08000/112288, utmon-paris.com
VOLKHARDT'S WEIN Kaflerstraße 15, 81241 München, Tel. 089/829212 15, volkhardts.de
WINDSOR Dienerstraße 16, 80331 München, Tel. 089/21027908, windsor.de
17. Jahrgang
Es gilt die Anzeigenpreisliste. Für Anzeigenschaltungen gelten die All gemeinen
Geschäftsbedingungen des Hotels Bayerischer Hof. Gerichtsstand ist München
ART DIRECTION
Dirk Meycke
SCHLUSSGRAFIK
online publishing GmbH, Karwendelstr. 27
81369 München, Tel. 089/74644410
AUTOREN
Ralf Dombrowski, Maximilian von Dorfen, Florian
Hinterstösser, Ulrich Lössl, Reinhard Modritz, Elke
Reichart, Nina Ruge, Joseph Vilsmaier und Marie
Waldburg
FOTOGRAFEN
Stefan Braun, Sabine Brauer & Team, Ralf Dombrowski,
Heiko Dreher, Sigi Jantz, Benjamin Antony
Monn, Daniel Schvarcz, Michael Tinnefeld &
Team, Andrew Walet und Anja Wechsler
ÜBERSETZUNG
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ANZEIGENKONTAKT
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Abt. Public Relations
Tel. 089/2120634, Fax 089/2120623
DRUCK
Gotteswinter & Aumaier
Joseph-Dollinger-Bogen 22, 80807 München
Tel. 089/323707-0
www.gotteswinter.de
INSITE
HOTEL BAYERISCHER HOF – DAS MAGAZIN
MY WAY
Szenen, Interviews, Premieren und Geschichten
20
20
76 INSITE 2020 77 INSITE 2020
ART
KUNST 2020?
DIE EMPFEHLUNGEN!
01. Welche Ausstellungen aus Ihrem Hause möchten Sie den Gästen des
Hotels Bayerischer Hof für das Jahr 2020 empfehlen?
02. Auf welche Ausstellungen, national wie international, freuen Sie sich am meisten?
Inez and Vinoodh, Kym BLVD, 1994
Outfit: Thierry Mugler,
Kollektion Longchamps, Prêt-à-
Porter Frühjahr/Sommer 1994
Foto: © Inez & Vinoodh
Roger Diederen,
Kunsthalle München
KUNSTHALLE MÜNCHEN
Zu 01. 2020 bietet die Kunsthalle München wieder
ein sehr abwechslungsreiches Programm, wobei es
für jeden Großartiges zu entdecken gibt. Das Jahr
startet mit der prächtigen Ausstellung Die Fäden der
Moderne. Zum ersten Mal in Deutschland werden
moderne und zeitgenössische Gobelins aus der jahrhundertealten
Pariser Manufaktur präsentiert. Entworfen
von weltberühmten Künstlern wie Picasso,
Matisse oder Miró, wurden auch Anfang des 20. Jahrhunderts
noch immer solche textilen Meisterwerke
hergestellt. Aber die wenigsten wissen, dass diese
Tradition bis heute fortgesetzt wird: Auch zeitgenössische
Künstler werden noch immer beauftragt,
Entwürfe für Tapisserien zu liefern, die in tausenden
Arbeitsstunden realisiert werden. Anhand einer
Vielzahl beeindruckender Wandbehänge bietet die
Ausstellung einen einzigartigen Überblick über die
Robert Bonfils
(1886–
1972), Maurice
Dufrène
(1876–1955)
Sessel »Luftfahrt«,
1925
Manufacture
des Gobelins
103 × 61 ×
52 cm, Wolle
und Seide,
Buchenholz,
vergoldet
Sammlung
Mobilier
national
© Mobilier
national,
Foto:
Isabelle
Bideau
ART 2020
01. Which of your exhibitions
would you recommend to the
Hotel Bayerischer Hof’s
guests?
02. Which of your national and
international exhibitions are
you looking forward to most?
MUNICH‘S KUNSTHALLE
01: the year starts with “Threads of
Modernity.“ For the very first time in
Germany an exhibition has been
mounted featuring modern and contemporary
tapestries, manufactured
for centuries in Paris. At the
beginning of the 20th century major
artists such as Picasso Matisse and
Miró supplied the designs. Today's
leading artists have continued the
tradition with designs that take
thousands of manpower hours to be
implemented. The many exhibits
date from the period between the
end of the first world war and the
present. They show that this noble
artisanal craft has lost none of its
originality. From April on a spectacular
fashion extravaganza, comprising
140 haute couture and prêt-àporter
exhibits, unpublished archive
entries, highlights the œuvre of designer,
film director, photographer
and perfumer Thierry Mugler. Starting
in the Seventies, the Frenchman
galvanised pop culture and fashion,
using out-of-the-ordinary materials
such as vinyl, latex, metal and artificial
fur to instil glamour driven by
forceful sensuality into femininity.
As in the case of Jean Paul Gaultier
three years ago this show is bound
Tapisserie-Kunst vom Ende des Ersten Weltkriegs bis
in die Gegenwart und zeigt, wie überraschend modern
und frisch das noble Handwerk der Gobelin-
Weberei tatsächlich ist.
Ab April startet dann unsere spektakuläre Mode-
Extravaganza: Zum ersten Mal wird das Werk des Designers,
Regisseurs, Fotografen und Parfümeurs
Thierry Mugler in einer fulminant inszenierten Ausstellung
präsentiert. Mehr als 140 Kreationen aus
Haute Couture und Prêt-à-porter, unpubliziertes Archivmaterial
sowie Werke von weltberühmten Fotografen
beleuchten drei Jahrzehnte im Schaffen des
Franzosen, dem es seit den 1970er-Jahren immer
wieder gelang, die Popkultur zu prägen und die Welt
der Couture zu revolutionieren. Er wählte außergewöhnliche
Materialien wie Metall, Kunstpelz, Vinyl
oder Latex für die Umsetzung seiner futuristischen,
glamourösen Schnitte und schuf epochemachende
Kreationen, die eine ebenso sinnliche wie starke
Weiblichkeit ausstrahlen. Wie bei Jean Paul Gaultier
vor drei Jahren, wird auch diese Mode-Ausstellung
sicherlich wieder das Zeug zum Kultstatus haben! Im
Herbst geht es dann zurück zur klassischen Moderne:
jetzt wieder zur Malerei, jedoch nicht nach Frankreich!
Entdecken Sie, wie in Belgien seit dem Ende
des 19. Jahrhunderts die Fantasie regiert hat und
Künstler wie James Ensor oder René Magritte surreale
Welten geschaffen haben, die bis heute faszinieren.
Ein breites Panorama an belgischen Künstlern wird
Sie wieder auf ganz eigene Art zum Staunen bringen.
Zu 02. Als Aufwärmer zur Ausstellung über die flämische
Moderne in der Kunsthalle München, freue
ich mich schon sehr auf Todessehnsucht und Dekadenz:
Der belgische Symbolismus bei den Kollegen in
Berlin. Sie wird vom 15.5. bis 13.9.2020 in der Alten
Nationalgalerie gezeigt und bietet einen spannenden
Blick auf die Strömung des Symbolismus gegen Ende
des 19. Jahrhunderts. Die Themenfelder einer übersättigten
Gesellschaft in der Krise sowie der Reiz des
Morbiden aus dem bisher wenig bekannten Blickwinkel
der belgischen Künstler versprechen eine tolle
Ausstellung und kann als chronologischer Vorläufer
für unsere Präsentation in der Kunsthalle betrachtet
PORTRAITFOTO KUNSTHALLE MÜNCHEN
78 INSITE 2020
79 INSITE 2020
ART
werden.
MUSEUM BRANDHORST
Zu 01. Bis in den Sommer 2020 hinein zeigen wir
die große Jubiläums-Schau Forever Young (bis zum
19.7.2020) mit Highlights unserer Sammlung. Im Museum
Brandhorst befinden sich europaweit die größten
Bestände von Andy Warhol und Cy Twombly, darüber
hinaus Hauptwerke von Sigmar Polke, Richard
Avedon, Cady Noland, Damian Hirst oder Wolfgang
Tillmanns. Am 10. September eröffnen wir eine Ausstellung
mit der schottischen Künstlerin Lucy
McKenzie, die sich in ihren technisch hoch virtuosen
Bildern an der Schnittstelle zwischen Kunst, Mode
und Design bewegt.
Lucy McKenzie, Quodlibet X, 2010, Öl auf Leinwand, Metall, Glas; Foto: Galerie Buchholz,
Köln/Berlin/New York © Lucy McKenzie
Achim Hochdörfer,
Museum Brandhorst
to attain cult status. In the autumn
James Ensor, René Magritte and a
wide range of other Belgian painters
spirit us back into the surreal worlds
which these modern classicists introduced
at the end of the 19th century.
02: As a warm-up to our modern
Flemish art exhibition I'm looking forward
to death-wish and decadence
guaranteed by Berlin's Alte Nationalgalerie's
exhibition on Belgian symbolism
from 15.5. to 13.9.2020. This
take on the morbid undercurrent pervading
a sated society in crisis should
be a fitting precursor of our own Belgian
show.
MUSEUM BRANDHORST
01: Till 19.7.2020 we will be hosting
the show “Forever Young“. We
Zu 02. Empfehlen kann ich die Wiedereröffnung
des MoMA in New York mit dessen großartiger neuer
Sammlungspräsentation. Die Yayoi-Kusama-Retrospektive
im Martin-Gropius-Bau in Berlin und im Museum
Ludwig in Köln wird sicherlich ein Erlebnis.
Und persönlich freue ich mich auf eine Ausstellung
von zentralen Werken der Sammlung Brandhorst, die
im Oktober 2020 im Neuen Museum in Nürnberg eröffnet
wird.
Frank
ALTE PINAKOTHEK
Zu 01. Ab dem 13. Oktober werden wir mit Jacobus
Vrel in der Alten Pinakothek eine Ausstellung präsentieren,
die nicht allein Freunde Alter Meister interessieren
und begeistern wird, sondern auch jene, die
sich vor allem mit Werken zeitgenössischer Kunst
auseinandersetzen. Mit dem neuartigen Konzept der
Ausstellung dürften wir auch ein international erfahrenes
Publikum ansprechen, das viele Sonderausstellungen
weltweit besucht. Denn wir werden die Gemälde
eines rätselhaften, nahezu unbekannten
Meisters des 17. Jahrhunderts mit Positionen zeitgenössischer
Kunst auf ungewöhnliche Weise kombinieren.
Die Gegenüberstellung der Alten Meister mit
aktueller Kunst, die größtenteils eigens für die Ausstellung
angefertigt wird, eröffnet dem Publikum
neue Perspektiven, von denen es im Vorfeld noch
nichts ahnt.
Die Identität von Jacobus Vrel ist nach wie vor
gänzlich unbekannt. Es gibt keinen einzigen Hinweis
auf seine Existenz. Geblieben sind seine Werke, die
der Künstler auf unterschiedlichste Weise signierte.
Von den rund 50 erhaltenen Gemälden tragen wir in
München zwei Drittel aus Museen und Privatsammlungen
weltweit zusammen. Das an sich ist schon ein
großer Erfolg, denn seine ungewöhnlichen Kompositionen
erzielen auf dem Kunstmarkt derzeit Höchstpreise.
Bernd Ebert,
Alte Pinakothek
Das Spannende für uns als Wissenschaftler, die
dieses Projekt seit Jahren in einem internationalen
Forschungsverbund mit der Fondation Custodia in
Paris und dem Mauritshuis in Den Haag als weitere
Stationen der Ausstellung planen, ist, dass die Werke
Vrels in ihrer Zeit unvergleichbar sind. Sie besitzen
ein Alleinstellungsmerkmal, das sich nur schwer ergründen
lässt. Trotz umfänglicher Recherche und
Austausch mit zahlreichen Kollegen verschiedenster
Fachdisziplinen bleiben seine Werke rätselhaft.
PORTRAITFOTOS FRANK STOLLE
Heutige Betrachter beschreiben seine häuslichen
Szenen mit Frauen und Kindern als geheimnisvoll
oder gar als schaurig und unheimlich. Aber woran genau
liegt das und ging es dem zeitgenössischen Betrachter
damals schon genauso?
In der Ausstellung wird offen mit ungelösten
Fragen umgegangen. Im Zeitalter, in dem man vermeintlich
alles schnell im Internet recherchieren
kann und Informationen in Echtzeit zur Verfügung
stehen, ist die Präsentation für einige Besucher vielleicht
eine ungewohnte Erfahrung. Die Besucher sind
aufgerufen, selbst auf Entdeckungsreise zu gehen
und sich die Bilder durch genaues Hinsehen zu erschließen.
Den Auftakt der Ausstellung bildet eine Studierkammer,
in der die ominösen Umstände geschildert
werden, unter denen der Künstler im 19. Jahrhundert
(wieder-) entdeckt wurde. Denn als seine Kompositionen
damals von Kritikern hoch gelobt wurden, hielt
man sie für die Werke des viel bedeutenderen, inzwischen
weltberühmten Delfter Malers Johannes Vermeer!
Vermeers Bilder zeigen in der Tat ganz ähnliche
Motive: Interieurs mit Frauen und Kindern oder auch
die Ansicht einer kleinen Straße in einer holländischen
Stadt. Ein weiterer Grund für die Verwechselung
dürften die übereinstimmenden Initialen JV der
Maler gewesen sein. Zu den Werken Vrels, die man für
Werke Vermeers hielt, gehören etwa seine Straßenszene
in der Hamburger Kunsthalle und jene im Getty
Museum in Los Angeles. Nur ganz allmählich gelang
es der frühen kunsthistorischen Forschung, die Werke
Vrels als eigenständige Werke zu erkennen und von
denen seiner Zeitgenossen zu unterscheiden.
Auf den ersten Blick wirken Vrels Gemälde vertraut.
Straßenbilder einer holländischen Stadt und
Interieurszenen, wie wir sie von vielen seiner niederländischen
Malerkollegen kennen, die das scheinbar
Alltägliche zumeist mit einem moralisierenden Unterton
wiedergeben. Und doch sind Vrels Bilder anders.
Auf den zweiten Blick nämlich beginnen die
vorgestellten Szenen zu kippen. Genau dann, wenn
wir näher hinschauen und versuchen, die Bilder zu
ergründen, fallen uns eigenartige Details auf. Oft
fehlt die Ansprache an die Betrachter. Die Figuren
wenden sich von uns ab, zeigen nur ihren Rücken
oder wirken in sich gekehrt. Die Szenen vermitteln
eine teils gar bedrückende Stille. Ungewöhnlich sind
auch Vrels Straßenszenen. Die Kompositionen zeigen
eng aneinandergereihte, mehrstöckige und zugleich
schmale Häuser aus Ziegelstein. Die räumliche Anordnung
der Gebäude erinnert gar an Film- oder
Theaterkulissen mit engen Gassen, die nur von wenigen
Figuren bevölkert werden. Malte Vrel tatsächlich
existierende Orte oder entstammen sie gänzlich seiner
Fantasie ohne Bezug zu seiner realen Umgebung?
Vrels eigentümliche Bilder stimulieren die eigene
Vorstellungskraft und laden dazu ein, Dinge zu
possess the largest collections of
Andy Warhol and Cy Twombly works,
and also outstanding pieces by
Sigmar Polke, Richard Avedon, Cady
Noland Damian Hirst and Wolfgang
Tillmanns. On 10.9. follows an exhibition
by Scottish artist Lucy McKenzie
whose hi-tech images cast their spell
where art, fashion and design intersect.
02: I can recommend the reopening
of New York's MOMA, the
Yayoi-Kusama retrospective in Berlin's
Martin Gropius Building and Cologne's
Museum Ludwig. Personally
I'm looking forward to October 2020
when the mainstays of our collections
will be exhibited in Nuremberg's
Neues Museum.
ALTE PINAKOTHEK
01: to attract our international regulars,
who enjoy specialist shows, we
have jazzed up our exhibition featuring
Old Master Jacobus Vrel from
13.10.2020 on by juxtaposing the
paintings by a largely unknown
17th-century master with contemporary
ones executed mainly for this
event. Vrel left posterity 50 paintings,
of which we have two thirds on loan
from museums and private collections.
They are acclaimed and fetch
high prices, but worldwide art experts
have literally no clues as to his private
life or the settings of his often
gruesome domestic scenes. Starting
in a study, constructed to illustrate old
masters' working conditions, our visitors
will be able to do some detective
work of their own. For a long time
Vrel's paintings were assumed to be
the product of Johannes Vermeer! His
street and domestic scenes resemble
those of his contemporaries. But
viewed more closely the painted figures
turn their backs on us. The stillness
of a film set pervades Vrel's
streets, thus fascinating present-day
art cinéasts such as Julian Rosefeldt
and Daniel Lang. 02: Following the
monographic exhibitions Caravaggio,
Bernini and Dürer in Vienna, Leonardo
in Paris and Rembrandt-Velazquez in
Amsterdam, I'm looking forward to
the Raffael review at London's National
Gallery from 3.10.2020. on.
entdecken und die dargestellten Szenen weiterzudenken,
also lebendig werden zu lassen. Sie sind Ausgangspunkt
für junge Künstler und Architekten, die
unter Leitung der prämierten Filmemacher Julian
Rosefeldt und Daniel Lang künstlerische Filme entwickeln.
Daneben nehmen Werke der niederländischen
Künstlerin Mathilde ter Heijne inhaltlich Bezug
auf die ausgestellten Alten Meister. Die
Motivation und Begeisterung der Mitwirkenden zu
erleben, ist großartig und verspricht ein spannendes,
sehenswertes Ergebnis.
Zu 02. Nach den großen monografischen Ausstellungen
zu Dürer sowie Caravaggio und Bernini in
Wien, Leonardo in Paris und Rembrandt-Velazquez in
Amsterdam freue ich mich besonders auf die großangelegte
Überblicksschau zu Raffael in der National
Gallery in London (ab 3. Oktober 2020), ausgehend
von den sammlungseigenen zehn Gemälden dieses
so bedeutenden Malers der italienischen Renaissance.
Mathilde ter Heijne, FFAL # 4 (Geertruydt Roghman), 2005 Privatbesitz
© Mathilde ter Heijne, Berlin, Foto: Berndt Borchard
Jacobus Vrel,
Frau am Fenster,
einem Kind
zuwinkend
Holz,
45,7 x 39,2 cm
Paris, Fondation
Custodia,
Collection
Frits Lugt
© Fondation
Custodia,
Sammlung Frits
Lugt, Paris
Staatsgemäldesammlungen
München – Alte
Pinakothek
80 INSITE 2020 81 INSITE 2020
JAZZ
HAUPTSACHE
ORIGINAL
Wenn ein Musiker einem
anderen auf die Schulter
klopft und meint: »Play Your
Own Thing!«, dann kann es
sich eigentlich nur um Jazzer
handeln. Denn die machen
im besten Fall, was sie
wollen TEXT UND FOTOS RALF DOMBROWSKI
Der Hipster ist eine Erfindung des Jazz.
Als die Musiker der 1940er Jahre sich
vom Unterhaltungs-Swing emanzipierten,
zeigten sie auch äußerlich, dass sie
anders waren als die Pflichterfüller in den Tanzorchestern.
Baskenmütze, Hornbrille, Anzug und kantige
Melodien, das war Thelonious Monk, als der Bebop
erfunden wurde. Dizzy Gillespie schloss sich an,
trug selbst bald das Barett, während der Klavierkollege
inzwischen andere seltsame Hüte bevorzugte,
ähnlich wie der Saxophonist Lester Young, den man
schon von weitem an seinem Pork Pie Hat erkannte.
Wohingegen der coole Miles Davis eine Zeit lang
schwarze Rollkragenpullis bevorzugte, amtliche Insignien
der Existentialisten, mit denen er sympathisierte.
Das alles waren Zeichen dafür, dass Jazzmusiker
Stanley Clarke:
Fusion-Freak
und Bass-Magier
mit der Energie
der alten Schule
Roy Hargrove: Ein Hauch
von Blue Note im Night
Club mit dem Trompeten-
Star aus Texas
JAZZ FOR FUN
Jazz gave birth to the hipster. Their
attire was one way for musicians in
the Forties to advertise their break
with dance-orchestra performances.
Thelonius Monk, whose punchy
melodies launched the bebop, wore
a beret, horn-rimmed spectacles
and a suit. So did trumpeter Dizzy
Gillespie, then moving on to even
stranger headgear.
Saxophonist Lester Young stuck out
in any crowd thanks to his pork pie
hat, whereas for a while his polo-neck
sweaters marked Miles
von dem Moment an, als sie sich als Kreative verstanden,
letztlich zum Gesamtkunstwerk des Individuellen
wurden, was der Hipster als Jazz-Spielart des
Beatniks in der Literatur so lange verkörperte, wie er
sich gegen all die Spießer, die Squares, durchsetzen
musste. Im Laufe der Jahre relativierte sich zwar die
Bedeutung der Äußerlichkeiten: Einige Künstler blieben
Paradiesvögel wie Miles Davis, dessen schillerndes
Bühnenoutfit Modemagazine beschäftigte, während
andere wie der Saxophonist John Coltrane das
Image des spirituellen Workaholics pflegten oder
wieder andere sich auf afrikanische Tribal Culture
bezogen wie der Kreis um das Art Ensemble aus Chicago.
Die Bedeutung des Own Things aber blieb.
Denn Jazz ist eine Musik, die von einzelnen geprägt
wird, von Personalstilen ungewöhnlicher Querdenker,
die sich mehr und offener als andere mit den
Grenzen des Ausdrucks auseinandersetzen und mit
den Möglichkeiten, sie hinter sich zu lassen.
Das macht es bis heute spannend. Denn immer
dann, wenn ein Musiker die Regeln bricht, hat er die
Option, über sich hinaus zu wachsen. Das ist auf der
Bühne des Night Clubs und auch im Festsaal beim
Jazz Sommer immer wieder passiert. Konzerte von
Michael Brecker zum Beispiel gehörten zu den Momenten
der Grenzüberschreitung, die die Menschen
im Publikum staunen ließen. Der große Jazzsänger
Al Jarreau revolutionierte vor Ort zwar nicht die Musik,
verdichtete dafür aber mit einer Mischung aus
Präsenz und souligem Swing die Energien. Randy
Weston brachte eine spezielle Mixtur aus Jazz und
arabesken Tönen in den Night Club, Ahmad Jamal
das Pathos weit ausholender Klanggesten. Gitarristen
wie Mike Stern oder John Scofield rockten den
Laden so nachhaltig, bis der Schweiß schier von der
Decke tropfte, während die Stars der brasilianischen
Musik wie João Bosco, Ivan Lins oder Gilberto Gil die
Leichtigkeit der südamerikanischen Rhythmen importierten.
Mike Stern:
Gitarren-
Guru mit
Geschichte
und ein Fan
des Night
Clubs
Allen gemeinsam ist die Verwurzelung der Kunst
im Individuellen. Wenn ein Dominic Miller im Night
Club zur Nylonsaiten-Gitarre greift, dann hat er eben
seinen ganz speziellen, luftigen Sound, der einen
Abend zum Erlebnis werden lässt. Wenn Maria João
ihre portugiesisch-brasilianischen Koloraturen anstimmt,
singt eben nur sie derart charmant mit einem
Augenzwinkern in der Musik. Oder wenn Stanley
Davis an existentialist. Jazz musicians
aware of their creativity
turned into a whole body of work.
Much as their literary confrères,
the beatniks, they rejected anything
too square. Gradually the
symbols of appearance waned but
some artists like Miles Davis carried
on as birds of paradise on the
cover of magazines. Saxophonist
John Coltrane took on the image of
a Spiritual Workaholic, and others,
like the Art Ensemble in Chicago,
tuned into African Tribal Culture.
But playing one's Own Thing remained
paramount. Jazz is redolent
with lateral thinkers-cum-players
whose individual style probes the
limits of expression and explores
their hinterland once they have
been transgressed.
That is what keeps audiences in
suspense. Will one of these transgressors
surpass himself with a
superb performance? There have
been many such magic moments on
stage at the Night Club or in the
Ballroom, not least the concerts
with Michael Brecker. The all-time
great Al Jarreau hinted at a revolution
with his mix of soul 'n' swing.
Randy Weston performed jazz gone
arabesque. Ahmad Jamal filled
long-drawn notes with plaintive
emotions. Maria João's charm
seemingly evoked a smile from her
Brazilian coloratura.
Guitarists Mike Stern or John
Scofield rocked the hotel to its
foundations. Ivan Lins and Gilberto
Gil, as featherweight champions of
the light Latin-American touch, left
the likes of Dominic Miller with his
nylon-stringed guitar and Stanley
Clarke on bass to delight lovers of
power play. The hybrid roots of
their music are submerged in tradition,
with not a pedigree worth
mentioning in sight. They take audiences
at the Hotel Bayerischer
Hof down to uncharted depths. A
superstar like John McLaughlin
suddenly reverts to being the teenager
practising with his combo in a
garage. All those years ago.
Clarke den Bass mit grandioser Vehemenz zum
Schwingen bringt, dann ist er eben der Erfinder eines
eigenen, sehr virtuosen Spielstils, der Jazz, Funk und
Soul kombiniert. Es geht um das Miteinander von
Tradition, gemeinschaftlichem Gestalten und der
Möglichkeit, sich an den Regeln zu messen und sie
von Fall zu Fall hinter sich zu lassen. Wer sich also
Jazz ins Haus lädt, weiß genau, dass er damit ein Risiko
eingeht. Diese Musik ist eine Herausforderung.
Sie hat das Unerhörte im Stammbaum und das heißt
auch, dass mancher Abend sich in eine andere Richtung
entwickeln kann, als man ursprünglich vermutet
hatte. Ein Roy Hargrove etwa spielt sich in Ekstase,
weit mehr, als man es in einem Vertrag hätte
festlegen können. Ein Dave Holland schafft Momente
der Konzentration, bei denen jeder darum bangt,
sein Mobiltelefon rechtzeitig vorher auf Flugmodus
gestellt zu haben. Ein John McLaughlin wird auf der
Night Club-Bühne vom Superstar wieder zum Garagenjazzer,
der seine Combo zu Höchstleistungen antreibt.
Das sind Momente, wo die Musik Intensität
atmet. Und der Jazz zeigt, wozu er fähig ist.
Gilberto Gil:
Brasiliens Meister
der Lieder
huldigt der
Schönheit der
Musik
82 INSITE 2020 2020 INSITE 83
GUESTBOOK
Celebrities jedweder Couleur sind
sich einmal mehr einig und bedanken
sich für die Gastfreundschaft
Celebrities of all persuasions are unanimous in
their vote of thanks for the hospitality
Heidi Klum & Tom Kaulitz
Ai Weiwei
Kersti Kaljulaid, Präsidentin von Estland
HOFFENTLICH
bis bald...
George Foreman
Worte die berühren, Zeichnungen zum Lachen – ein persönlicher Gruß zum Abschied.
Das sind die besten Komplimente. Eine Auswahl der schönsten Gästebucheinträge des Hotels Bayerischer
Hof. Von Schauspielern, Künstlern, Musikern, Sportlern und Politikern
Ralph Fiennes
84 INSITE 2020 2020 INSITE 85
GUESTBOOK
Moritz Bleibtreu
Mark Nash und Isaac Julien
Antonio Banderas
Ferran Adrià
Bono
Bastian Schweinsteiger
Burt Bacharach
Emma Thompson
86 INSITE 2020
BeoVision
Harmony
U S E H E N
Z
N D U
& Olufsen
Bang
Bogenhausen
Strasse 230
Englschalkinger
München
81927
www.albertknoll.de
089-9301199
Telefon
GUESTBOOK
S T A U N E N
Gautier Capuçon
Elle Macpherson
George Foreman
Charles Prince of Wales und Camilla Duchess of Cornwall
Ennio Morricone
Immer wieder
gerne, vielen
Dank für
alles, es war
wunderbar!
Bis zum
nächsten Mal
Always great to be
here. Many thanks
for everything, it
was wonderful!
Already looking forward
to being back
Nicholas Sparks
Sebastian Vollmer
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88 INSITE 2020
POINT OF VIEW
OUR WAY
With “I did it my way“ Frank Sinatra
practised what he sang. He was
his own man. In no way did he ever
bow to convention. Back in the Seventies
and Eighties individualists
and mavericks in these parts were
in the ascendancy too. Not really
BAYERISCHE SEELE
Ohne Wenn und Aber – es zählt die eigene Meinung
I
did it my way“, sang der große Frank Sinatra
einst, und er lebte das auch. Kein Katzbuckeln,
kein Schmeicheln, keine Kompromisse,
kein stromlinienförmiges Mitlaufen – ein
Charakterkopf par excellence. Aber auch bei uns im
München der 1970er und 1980er Jahre hatten die Individualisten
und Eigenständigen das Sagen, wen
wundert es, denn wir Bayern lassen uns eben nicht
gerne verbiegen.
Erinnere ich mich an meine Anfangszeiten bei
der Münchner Abendzeitung, so sehe ich sie alle vor
mir: Hotelier Falk Volkhardt, die Produzenten Luggi
Waldleitner und Bernd Eichinger, Juwelier Burschi
Heiden, Allround-Genie Gunter Sachs, Regisseur
Helmut Dietl, Schauspielerin Hannelore Elsner, Ministerpräsident
Franz Josef Strauß, Johannes Fürst
von Thurn und Taxis oder Richard Süßmeier, eine Legende
unter den Münchner Wirtsleuten.
Allesamt großartige Typen, die stets ihre Meinung
sagten, zu dieser auch immer standen, und somit
vorlebten, dass man nicht weit kommt, wenn
man immer wieder nur das Altbewährte wiederholt.
Die dann und wann und aus Überzeugung auch mal
Nein sagten, langweilig wurde es mit Ihnen so nie.
Sich was trauen, etwas Unerwartetes tun und sogar
seinem eigenen Ministerpräsidenten zu widersprechen,
so einer war Luggi Waldleitner, als er beispielsweise
gegenüber Franz Josef Strauß bemerkte:
„Ich misch mich nicht in deine Treffen mit Breschnew
ein, also lass mir auch meine Geschäfte mit Rainer
Werner Fassbinder“.
Und wie oft verblüffte Bernd Eichinger mit seiner
Meinung, die so gar nicht stromlinienförmig war –
meistens hatte er recht. Auch werde ich nie vergessen,
wie Sir Peter Ustinov neben mir eine ganze Reihe von
Politikern auf dem Narrhalla-Ball im Hotel Bayerischer
Hof karikierte. Frech, mit schnellem Pinselstrich, auf
Menükarten und einzelnen Blättern. Kein Bayer zwar,
aber ein Charakterkopf ohnegleichen.
Wo sind sie alle geblieben, die Originale, die Individualisten,
die Wagemutigen von früher? Menschen,
die uns und eine ganze Stadt mit ihrer Art bereicherten,
weil sie nicht berechenbar waren? Vielleicht ist es
heute ja nicht mehr ganz so einfach, gegen den Strom
zu schwimmen und kontroverse Meinungen zu vertreten
– doch das wäre äußerst schade. Polarisieren ist ja
durchaus auch als ein Anstoß für Verbesserung, für
Veränderung zu verstehen. Ist doch bemerkenswert,
dass ein Theatermann wie Matthias Lilienthal erst
dann als Star der Kammerspiele gefeiert wird, nachdem
er sich öffentlichkeitswirksam dazu entschieden
hatte, seine Koffer zu packen.
Ganz so schlimm, wie manchmal getan wird, ist
es sicherlich nicht, aber genauso wenig sollte man
immer wieder sagen, dass früher alles besser war.
Heute ist einfach vieles anders. Aber so sind wir halt,
wir Münchner. Wir nörgeln gerne, denn dies ist auch
ein Teil der bayerischen Seele, doch genauso intensiv
lieben wir auch unsere Stadt. Wir wollen halt nur,
dass etwas vorwärts geht, dass das Unerwartete für
Spannung und Überraschung sorgt.
So ist eben unsere Persönlichkeit gestrickt, zu
der auch der Mut gehört, im Bedarfsfall Kontra zu geben
– ganz ohne Wenn und Aber. Weil wir es gut meinen,
mit uns und unserer Stadt.
MARIE WALDBURG
berichtet als Kolumnistin von allen hochrangigen
Events aus den Metropolen dieser Welt
surprising, because we Bavarians
don't like to be tampered with either.
Now when I reminisce about
my early days reporting for Munich's
“Abendzeitung“, my mind's
eye pictures them all: hotel owner
Falk Volkhardt, film producers Luggi
Waldleitner and Bernd Eichinger,
jeweller Burschi Heiden, allround
genius Gunter Sachs, film director
Helmut Dietl, actress Hannelore
Elsner, Bavaria's president Franz
Josef Strauss or legendary landlord
Richard Süssmeier. None of these
great characters minced their
words and stood by their opinions,
sometimes rejecting what they saw
as a too repetitive shibboleth. They
were never boring. For instance
Luggi Waldleitner was not afraid to
chide president Strauss: “I don't
stick my nose into your negotiations
with Brezhnev, so mind your
own business when I'm dealing
with Rainer Werner Fassbinder.“
Eichinger's opinions usually went
against the grain, but often proved
to be right. And Sir Peter Ustinov,
though no Bavarian, was often unorthodox.
I once sat next to him at
the Narrhalla Ball at the Hotel Bayerischer
Hof as he sketched caricatures
of the politicians present onto
sheets of the menu.
Where are all the bold individualists
now? Perhaps it's become more difficult
to swim against the current.
That would be a shame because
polarisation can lead to improvement.
Theatre director Matthias Lilienthal
only rocketed to fame at the
“Kammerspiele“ after he had told
the media he was leaving.
We may well be notorious grumblers
in Munich. But that's in our
soul and probably what keeps the
city we love on its toes.
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90 INSITE 2020
SOCIETY
1
2 3
4 5
6
7
8 9 10
11
Get Together
Rauschende Bälle bis in die frühen Morgenstunden, internationale Premieren feiern,
gesellschaftliche Top-Events der Wirt schaft, Politik und Kultur – seit Jahr zehnten ist das Hotel Bayerischer Hof ein fester Schauplatz
bei den zahlreichen Ver an stal tungen der Münchner Gesellschaft
Grand Balls going on into the early morning hours, international premiere parties, top society events – for decades the Hotel Bayerischer Hof has
been the place of many important celebrity parties in Munich
12
FILMBALL 2019
Linke Seite: Jan Josef Liefers und Anna Loos 1. Alexandra Maria Lara und
Sam Riley 2. Heiner Lauterbach und Elyas M'Barek 3. Sandra Maischberger,
Mario und Monique Adorf 4. Birgit Minichmayr und Lars Eidinger 5. Jella Haase,
Florian David Fitz und Jessica Schwarz 6. Katja Riemann und Sibel Kekilli
7. Zsá Zsá Inci Bürkle und Sönke Wortmann 8. Felicitas Woll, Torsten Koch und
Janina Uhse 9. Birgit Muth und Joseph Vilsmaier 10. Katja Konradi, Mariella
Ahrens, Martina Nicia, Martin Krug, Erol Sander, Stefanie Sick und Antoine Monot
Jr. 11. Karin und Edmund Stoiber 12. Karin und Markus Söder mit Alfred
Holighaus 13. Regina Ziegler und Wolf Bauer 14. Lucas Reiber, Aylin Tezel, Edin
Hasanovic, Nilam Farooq und Lea van Acken 15. Uwe Ochsenknecht und Roland
Emmerich 16. Thomas Jirgens und Barbara Meier
13 14
15 16
FOTOS AGENTUR SABINE BRAUER
92 INSITE 2020
SOCIETY
Komödie 2019
Premieren
1. Sarah Elena Koch, Jutta Speidel, Carin C. Tietze 2. Nicola Tiggeler und Thomas
Pekny 3. Valentin Heiko Ruprecht und Isabel Varell 4. Steffen Wink 5. Hella
und Horst Janson 6. Dieter Hallervorden und Richy Müller 7. Anja Kruse, Jens
Schniedenharn und Susanne von Borsody 8. Christian Wolff und Simone Rethel
9. Dirk und Enrica Galuba 10. Patricia Riekel und Helmut Markwort
1
2 3
1
3
4
5
6
7
8
2
4
BEST BRANDS
1. Valerie Leutke-Haller und Peter Haller 2. Klaas Heufer-Umlauf, Eric Liedtke,
Florian Haller, Benjamin Franke, Sabine Eckhardt, Julia Goldin, Florian Böhme,
Frank Dopheide und Michael Müller 3. Robin Ruschke und Regine Sixt 4. José
Manuel Barroso, Florian Haller und Kiefer Sutherland 5. Gerhard Kilian Wöhrl
und Michael P. Schottenhamel 6. Vincent Schmidlin, Jason Lusty und Florian Freiherr
von Hornstein 7. Nina und Julia Meise mit Alexander Mazza und Natascha
Grün 8. Jeannette Graf
5
7
8
9
10
FILMFEST
ERÖFFNUNG 2019
2
6
1
1. Thomas Gottschalk und Karina Mroß 2. Katja Eichinger 3. Maria
Furtwängler 4. Riley Stearns und Jesse Eisenberg 5. Tom Beck 6. Louis
Hofmann und Johannes Nussbaum 7. Natalia Avelon und Julia Dietze
8. Diana Iljine 9. Marleen Lohse 10. Samuel Finzi 11. Peri Baumeister
1
3
4
9
Royal Grooving
im Night Club
2 3
1. Isabel Liegl mit Eckbert von Bohlen Halbach 2. Karl Friedrich Fürst von Hohenzollern
3. Norbert Roos, Konstanze Wiedemann, Karl Friedrich Fürst von Hohenzollern,
Desiree von Bohlen und Halbach, Conrado Dornier und Jens Spaniol 4. Anna
Herzogin in Bayern und Andreas Freiherr von Maltzan 5. Frederik Graf zu Ortenburg,
Moritz Graf von der Schulenburg und Carl-Theodor Erbgraf zu Ortenburg
6. Hubertus Prinz von Hohenzollern mit Frau Ute und Marie Christine von
Stauffenberg 7. Detlev und Leslie von Wangenheim
5 6
7
8
10
4 5
6
7
FOTOS AGENTUR SABINE BRAUER
94 INSITE 2020
11
2020 INSITE 95
SOCIETY
2 3
1
Palais Keller
Opening
2 3
1. Elisabeth Fuerthauer und Elisabeth Wicki-Endriss 2. Nina Ruge 3. Elke Benning
und Achim Rohnke 4. Viktoria und Heiner Lauterbach 5. May und Axel
Vervoordt 6. Conrado Dornier und Erika Volkhardt 7. Eva und Peter Gauweiler
8. Marie Geisel, Innegrit und Michaela Volkhardt, Sophie Geisel 9. Carolin
Reiber 10. Mon Müllerschön und Oliver Fritz 11. Ulrich Wilhelm 12. Martin
Krug und Martina Nicia 13. Corry Müller-Vivil, Lothar Strohbach und Constance
Neuhann Lorenz
5
4
5
4
6
7
SICHERHEITSKONFERENZ 2019
1. Die Sicherheitskonferenz im Festsaaal des Hotels Bayerischer Hof 2. Angela Merkel 3. Ólafur Ragnar Grímsson und
Madeleine K. Albright 4. Claudia Roth und Tawakkol Karman 5. Jens Stoltenberg 6. Ursula von der Leyen und Gavin Williamson
7. Ivanka Trump 8. Markus Söder 9. Richard Burt 10. Olaf Scholz 11. Mohammad Javad Zarif 12. Michael Pence
13. Wolfgang Ischinger 14. Michel Friedling 15. Christine Lagarde und Ron Johnson 16. Sergei Lawrow und Heiko Maas
6
7
8
9
8
9
10
11
10
14
11
15
12 13
16
FOTOS AGENTUR SABINE BRAUER, AGENTUR MICHAEL TINNEFELD, MSC - BALK, KUHLMANN, MUELLER, PREISS
12 13
1
OKTOBERFEST
1. Manuela und Henry Maske 2. Panagiota
Constantinopoulou 3. Silvia
und Wolfgang Ring
3
Friedenspreis
Sandra Rieß, Elisabeth Wicki Endriss und Thomas Heinze
2
96 INSITE 2020
2020 INSITE 97
SOCIETY
1 2
McDonalds
BENEFIZ GALA
1. Holger Beeck mit Ronald McDonald unnd Renate Beeck 2. Giovanni und Ina
Zarrella, Enie van de Meiklokjes und Tobias Staerbo 3. Thomas Stolle, Andreas
Nowak, Stefanie Kloß und Johannes Stolle 4. Thomas Gottschalk und Karina
Mroß 5. Uli und Florian Hoeneß, Clemens und Margit Tönnies 6. Tom Kaulitz,
Bill Kaulitz und Georg Listing 7. Sarah Harrison und Alena Fritz 8. Jana
Schölermann, Sila Sahin und Laura Wontorra
1 2
6
7
3
4
AUDI GENERATION
AWARD 2019
5 6
3 4
5
1. Lea-Marie Becker 2. Alice und Hardy Krueger, Jr. 3. Philip Greffenius, Hubert
Link, Hildegard Wortmann, Kai Pflaume, Stefanie und Alexander Schuhmacher
4. Jan Hofer und Phong Lan 5. Marion Kiechle und Marcel Reif 6. Nina und Julia
Meise 7. Ruby O.Fee und Steffen Trunk 8. Norbert Dobeleit und Zsuzsi Gyuris
9. Niklas Kaul und Mareike Roesing 10. Evelyn und Philip Greffenius 11. Norisha
Campbell 12. Carolin Niemczyk und Daniel Grunenberg
5
8
9
8
7
10
54. Nationalfeiertag
Singapur
1 2
3
11
1 2
ANN KATHRIN GÖTZE @
HUNKEMÖLLER im Garden
1. Tessa Bruijns und Patricia Beurskens 2. Mario und Ann-Kathrin Götze 3. Jana
Azizi 4. Darya Strelnikova, Tessa Bruijns, Victoria Swarovski, Rose May Alaba,
Ann-Kathrin Götze, Nina Neuer, Shalimar Heppner und Viviane Geppert 5. Catharina
Maranca 6. Laura Noltemeyer
4
1. Rudolf Mellinghoff, Wolfgang Heubisch, Roland Berger, Edmund Stoiber und
Laurence Bay Siow Hon 2. Alexandra von Arnim und Mary-Ann Grimmenstein
3. Axel Stepken und Cornelia Kunze 4. Mon Muellerschoen und Heinrich Graf von
Spreti 5. Christoph Walther 6. Jörg Pötke, Dirk Ippen, Oliver Berger und Christoph
Marx 7. Rudolf Mellinghoff und Werner Weidenfeld
4
5
JAZZ
SOMMER
OPENING
1. Innegrit Volkhardt, Milan Mihajovic
und Katarina Ehmki 2. Gilberto Gil und
Leslie Mandoki 3. Siegfried Loch mit
Inge und Klaus Doldinger
1
3
6
7
2
3
12
5
6
FOTOS AGENTUR SABINE BRAUER
98 INSITE 2020
2020 INSITE 99
SOCIETY
1
2 3
4
5
6
ARD Adventsessen
1. Wolfram Koch und Christine Urspruch 2. Julia Koschitz 3. Oliver Mommsen
4. Ann Kathrin Kramer und Harald Krassnitzer 5. Michael Brandner 6. Elisabeth
Lanz und Volker Herres 7. Florian Silbereisen 8. Lisa Bitter und Ulrike Folkerts
9. Diana Amft 10. Verena Altenberger 11. Simon Schwarz, Lisa Maria Potthoff
und Sebastian Bezzel 12. Chiara Schoras, Kristin Suckow und Rebecca Immanuel
7
10 12
8 9
11
ANZEIGE
1
2
Polar Bar
Eröffnung
1. Jennifer Roscher und Ferdinand
Hofer 2. Katja Wunderlich und
Andrea Griessmann 3. Annika Koch,
Manuel Cortez und Stephanie
Stumph 4. Hubert Link (Audi),
Innegrit Volkhardt und Christian
Hattig (Stone Island) 5. Marcel und
Alana Avram 6. Heiner und Viktoria
Lauterbach, Barbara Becker
3 6
4
5
Adventskranz basteln
1. Marion Kiechle, Innegrit Volkhardt und Sibylle Schön 2. Serafina
Marie und Tamara Dietl 3. Elke Reichart 4. Karen Webb
1 2
3 4
FOTOS AGENTUR SABINE BRAUER, AGENTUR MICHAEL TINNEFELD, DANIEL SCHVARCZ
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100 INSITE 2020
HOTEL NEWS
SCHLUSS • PUNKT
Aktuellste Entwicklungen, exklusive Veranstaltungen und weitere Genuss-Highlights im Hotel Bayerischer Hof
Palais
MONTGELAS
FALKE · P.O.BOX 11 09 - D-57376 SCHMALLENBERG / GERMANY
Nach erfolgreicher Umgestaltung des Palais Kellers
erfahren nun die historischen Räumlichkeiten im
ersten Stockwerk des Palais Montgelas 2020 die uneingeschränkte
Aufmerksamkeit des belgischen Kunstsammlers
und Interior-Designers Axel Vervoordt.
Dies wird seine achte Arbeit sein, die er für das
Hotel Bayerischer Hof übernimmt. In gewohnter
Art und Weise soll auch hier wieder der Geist
der Vergangenheit mit den Ansprüchen
der Zukunft vereint werden. Voraussichtliche
Fertigstellung:
Sommer 2020.
PHILIPP SOOST
BMW WELT
JAZZ AWARD 2020
MEETS JAZZ SOMMER
Fünf Restaurants, sechs Bars, unzählige Bankett-Veranstaltungen
und Room-Service für 337
Zimmer und Suiten – der neue F&B Direktor im
Hotel Bayerischer Hof, Philipp Soost, trägt eine große
Verantwortung. Denn er ist für die Qualitätssicherung
des gesamten kulinarischen Angebots
zuständig, achtet akribisch darauf, dass der gastronomische
Standard im Hause nicht nur bestens
eingehalten wird, sondern eben auch,
dass dieser ständig immer weiterentwickelt,
überdacht und neu definiert
wird – sich somit kontinuierlich
verbessert.
NEU IM TEAM
STEFANIE
HURKMANS
Eine weitere Kooperation unterstreicht auf
ein Neues die Leidenschaft von Innegrit Volkhardt
für diesen Musikstil. Der Gewinner des
Publikumspreises darf zusätzlich noch beim
Jazz Sommer 2020 im Hotel Bayerischer Hof
vor einem fachkundigen Publikum auftreten
– ein Festival, das seit vielen
Jahren die Besten des Jazz nach
München holt.
LATEST NEWS
PALAIS MONTGELAS
Axel Vervoordt is about to embark on his
eighth project for the Hotel Bayerischer Hof:
refurbishment of the historical first storey.
PHILIPP SOOST
The new F&B Director ensures that highest
culinary standards are maintained and
improved .
BMW WORLD JAZZ AWARD 2020
In keeping with her favourite style of music
Innegrit Volkhardt cooperates with BMW.
STEFANIE HURKMANS
Under the supervision of the head
housekeeper the chambermaids, apart from
keeping every nook and cranny of the
accomodation tidy to perfection, fulfil every
special requests.
Die erste Hausdame im Hotel Bayerischer Hof.
Unter ihrer Leitung sorgen die Zimmermädchen
dafür, dass der Gast nicht nur stets ein perfektes
Zimmer vorfindet, sondern auch, dass die noch so
anspruchsvollsten Wünsche umgesetzt werden: Sei
es eine spezielle Matratze, besondere Blumen- und
Dekorwünsche oder höchste Ansprüche an Bettund
Badwäsche. Außerdem zeichnet sie verantwortlich
für alle öffentlichen Räume im gesamten
Haus – von der Lobby bis hin zu
den Restaurants. Präzision ist ihr
Handwerk, Perfektion das Ziel.
Hotel
Bayerischer Hof
DIGITAL
Wer sich zwischen den Ausgaben unseres Magazins
InSite auf dem Laufenden halten möchte, zahlreiche
digitale Angebote stehen dafür jederzeit zur Verfügung –
erfahren Sie tagesaktuell, was sich am Promenadeplatz, in
Kitzbühel und München-Pasing alles Neues tut.
Hier die Links dazu:
bayericherhof.de • hotelzurtenne.com • volkhardts.de
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FOTOS HOTEL BAYERISCHER HOF, NIKLAS KELLER, PR, BENJAMIN ANTONY MONN
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ART. 15730 FALKE ULTRA ENERGIZING FOR MEN
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102 INSITE 2020
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RICHARD MILLE BOUTIQUE MÜNCHEN
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