INSITE 2019
Hotel Bayerischer Hof Magazin 2019.
Hotel Bayerischer Hof Magazin 2019.
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INSIT
HOTEL
BAYERISCHER HOF
DAS MAGAZIN
INTERVIEW
Emma Thompson
Charles Schumann
ATELIER
Jürgen Dollase
is(s)t bei
Jan Hartwig
E
HISTORIE
Das Palais Montgelas
Savoir vivre
Szenen, Interviews, Premieren und Geschichten
EDITORIAL
FOTO ANJA WECHSLER
ENGLISH VERSION
DEAR GUESTS
You’ve guessed right. This year’s
motto must be familiar to you. It’s
not the first time we’ve dedicated
our magazine to this subject. That
has a simple reason. The art of living
life to the full, knowing how to
do so, is too broad a subject to be
tackled adequately in just one issue
only.
And besides, enough has happened
in the Hotel Bayerischer Hof since
the last edition to warrant another
good look at this vital form of art.
How dull life would be without art
and those who produce it. In the
recently refurbished salons of our
Palais Montgelas we show you
fashion highlights courtesy of international
designers: when emotions
come dancing, literally.
And whilst we’re in these hallowed
halls, you can also look forward to
a detailed feature which looks back
at the historical importance of the
Palais Montgelas for Munich and
Bavaria. What would life be like
without travel and new horizons?
Let us take you to a dream of a hotel
in South America, an oasis of
luxury set right in the heart of São
Paulo, a metropolis with 22 million
inhabitants.
Mastering savoir-vivre includes the
art of enjoyment and good taste.
Germany’s foremost “gastro-guru”
Jürgen Dollase assesses the culinary
prowess of chef de cuisine
Jan Hartwig who, with his restaurant
Atelier team, managed sensationally
to secure three stars from
the Guide Michelin in 2017.
Don’t all of us long for life to show
us its more enjoyable sides? That
entails a lot of hard work and a
sense of responsibility, maintains
the great British actress Emma
Thompson in a comprehensive interview,
from page 12 on.
A healthy mind feels most at home
in a healthy body. Take a lift ride to
the seventh floor and let them both
chill out in our Blue Spa.
Liebe Gäste,
unser diesjähriges Motto kommt Ihnen eventuell
bekannt vor? Richtig, es ist in der Tat nicht das erste
Mal, dass wir unser Magazin InSite diesem Thema
widmen. Der Grund ist einfach: Die Kunst zu leben,
das Wissen um das richtige Wie, ist einfach zu vielschichtig,
um es in nur einer Ausgabe gebührend abzuhandeln.
Ganz abgesehen davon, dass sich seitdem
im Hotel Bayerischer Hof wieder viel getan hat,
was uns mehr als einen guten Grund gibt, nochmals
auf diese Kunstform einzugehen. Denn, was wäre ein
Leben ohne die Kunst und seine Künstler?
In den frisch renovierten Fluren und Salons unseres
Palais Montgelas zeigen wir Mode-Highlights
internationaler Designer, ein wahrer Tanz der Gefühle
– und das lässt sich durchaus wörtlich nehmen –
seien Sie also gespannt. Und wenn wir schon bei
diesen heiligen Hallen sind, flankierend dazu ein
ausführlicher Bericht über die Historie und die geschichtliche
Bedeutung des Palais Montgelas für
München und ganz Bayern.
Was wäre das Leben ohne Reisen, ohne neue
Horizonte. Lassen Sie sich entführen in eines der
schönsten Hotels des gesamten südamerikanischen
Raums, traumhaft gelegen inmitten der Millionenstadt
São Paulo – eine wahre Oase.
SA V O I
R
Wer gut zu leben weiß, der beherrscht auch die Kunst
des Genießens, des guten Geschmacks. Deutschlands
renommiertester Gastrosoph Jürgen Dollase widmet
sich ausführlich der Kochkunst von Jan Hartwig, dem
es gelungen ist, dass unser Restaurant Atelier 2017
vom Guide Michelin mit sensationellen Drei Sternen
ausgezeichnet wurde.
Ist es nicht unser aller Ziel, dass sich uns das
Leben von seiner schönsten Seite zeigt? Dass dies aber
auch Arbeit, wie Verantwortung bedeutet, darüber
spricht Emma Thompson, die großartige britische
Schauspielerin, in einem sehr ausführlichen Interview
– ab Seite 12.
Ein gesunder Geist soll ja bekanntlich auch in
einem gesunden Körper wohnen, vieles hat sich diesbezüglich
in unserem Blue Spa getan. Nehmen Sie
sich gerne eine Auszeit, fahren Sie in unseren siebten
Stock und lassen Sie einfach mal die Seele baumeln.
Oder anders ausgedrückt, genießen Sie das Leben,
wo und wie es Ihnen auch immer begegnet.
IHRE / YOURS
INNEGRIT VOLKHARDT
V
I
V
R
E
INSITE 2019 3
CONTENT
content
ISSUE 2019
6 SHOPPING GUIDE
Naturally yours
10 POINT OF VIEW
Patricia Riekel
12 INTERVIEW
Emma Thompson
18 HOTEL STORIES
Gestern – Heute – Morgen
Fit for a king
26 FOOD & WINE
Eat – Drink – Think
32 HOTEL STORIES
Philipp Herdeg
34 TRAVEL
Playboy Mansion
38 INTERVIEW
Charles Schumann
4 INSITE 2019
42 FOOD & WINE
Garden goes green
46 HEALTH
Die Lauterbacher Mühle
Clinic for savoir-vivre
50 FASHION
Palais de danse
60 POINT OF VIEW
Nina Ruge
62 TRAVEL
Kitzbühel
68 HOTEL STORIES
Blue Spa
74 FOOD & WINE
B wie Bio, B wie besser
Tough wine
50
78 JAZZ
Leichtigkeit des Seins
Brave new jazz
70 ART
Exhibitions 2019
82 GUESTBOOK
Hoffentlich bis bald
We hope to be back soon
90 POINT OF VIEW
Marie Waldburg
92 SOCIETY
Get Together
STANDARDS
3 Editorial
72 Auszeichnungen / Awards
73 Addresses / Imprint
98 Schlusspunkt / Latest news
26
FOTOS STEFAN ARMBRUSTER, LUKAS KIRCHGASSER TITELFOTO STEFAN ARMBRUSTER MODE TITEL SIE: HOSE JIL SANDER, OBERTEIL MIU MIU ÜBER MYTHERESA.COM,
OHRRINGE FOCHTMANN; ER: HOSE PRADA, BLAZER ETRO, T-SHIRT JAMES PERSE MODE CONTENT EMPORIO ARMANI, SPORTMAX, LOUIS VUITTON
AIGNER SHOP MÜNCHEN | THEATINERSTR. 45 | PHONE: + 49 89 30702066
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FIORENTINA
von AIGNER
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Edition
Die neue LUXURY EDITION der Münchner Duftmanufaktur
ACQUA DI BAVIERA entführt uns in neue Welten und lässt uns von
1001 Nacht träumen. Die hochwertigen Parfum-Kompositionen
bestehen zu 25% aus reinem und besonders kostbarem Parfum-Öl.
Die Flakons sind von Hand mit feinstem Leder ummantelt.
Eröffnet wird der Duft LUXURY no.3 von lebendiger Zitrone und
spritzigen roten Beeren. Das Herz aus Balsamico-Olibanum,
würzigem Zimt und Rose harmoniert mit den Basisnoten aus
rauchigem Patchouli, cremiger Vanille und bittersüßem Safran und
vollendet somit ein kostbares Dufterlebnis.
Munich’s “fragrance factory” ACQUA DI BAVIERA has based 25 % of its
new LUXURY EDITION perfumes, in leather-cased flacons, on
high-quality oils. LUXURY NO. 3 blends balsamico-olibanum with
cinnamon and rose, patchouly, saffron and vanilla.
ACQUA DI BAVIERA, acquadibaviera.com
The
EXCLUSIVE
Shopping experience
Außen dezentes
Understatement, im
Inneren begeisternde
Vielfalt: Nur wenige
Schritte vom Hotel
Bayerischer Hof, in einem
Ensemble aus denkmalgeschützter
und moderner Architektur, verbergen sich
die FÜNF HÖFE – Münchens eleganteste
Shoppingpassagen, mit mehr als 40 Stores, Bars und Restaurants – von internationalen
Fashionlabels bis hin zu ehrwürdigen Traditionsgeschäften. Und last but
not least: Die Kunsthalle München. Bis Ende Juni 2019 wird dort die Kultur der
„Samurai“ lebendig – und die FÜNF HÖFE selbst entführen ihre Kunden mit
vielen Aktionen und Events ins Land des Lächelns.
Close to the Hotel Bayerischer Hof, in Munich’s core of listed Baroque buildings, is an
elegant complex of shopping arcades, the “FÜNF HÖFE” with 60 stores, restaurants
and bars, and nearby, for a break from shopping, the Kunsthalle with sundry events
from the Land of the Rising Sun (a “Samurai” exhibition runs till the end of June 2019).
FÜNF HÖFE, Theatinerstr. 15, Tel. 089 / 24449580, fuenfhoefe.de
NATURALLY
YOURS
Still Photography MIERSWA & KLUSKA
Still Styling ALEXANDER HOFMANN
Jade
Für RICHARD MILLE ist ein Zeitmesser dann perfekt,
wenn es ihm gelingt, das Innere und das Äußere der Uhr
auf komplexe und vollständige Weise miteinander zu vereinen.
Und dies nicht nur für Herren! Auch die Damen-Kollektion
gibt den Geist der Marke wieder, wie die RM 07-01 JADE
EMEA EDITION zeigt.
For Richard Mille, the perfect timepiece must be a true exercise in
the creation of complex, holistic relationships that unite the
interior and exterior of the watch. Not just for gents but ladies too,
as the RM 07-01 JADE EMEA EDITION shows.
RICHARD MILLE, Maximilianstr. 34, Tel. 089 / 45221300,
richardmille.com
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von FALKE
Carpe Noctem
Seit 1923 und drei Generationen steht SCHRAMM für besten Schlafkomfort in konsequenter
Weiterentwicklung und ist eines der immer seltener werdenden Familienunternehmen in
Deutschland. Traumhaft schöne Betten und phantastische Manufaktur-Matratzen vereinen
sich zu einem einzigartigen Schlafsystem. On Top: Diese opulenten Dekokissen, mit einem sehr
fein gestickten, fächerartigen Blumenmotiv auf Seidensamt.
Since 1923 three generations of the SCHRAMM family business have crafted the highest grade of
comfort for their clients’ slumber with handsome beds and mattresses that comprise a unique
modular system. On Top: silk and velvet pillows.
SCHRAMM WERKSTÄTTEN, 67722 Winnweiler, Germany, schramm-werkstaetten.com
PRODUKTFOTOS PR
SHOPPING
Manufaktur für
Luxus & Vergnügen
Feinste Materialien, liebevolle Gestaltung und schöne Details sind die
Markenzeichen des globalen Dekorationskonzepts von YVES DELOR-
ME. Die französische Edelwäsche aus Tradition seit 1845 steht seit den
1980er eng verbunden mit dem Designer Yves Delorme für exklusive
Textilien. Bett- und Tischwäsche, Badtextilien und Nachtwäsche der
Tochtermarke Laurence Tavernier, sowie Bettdecken und Kopfkissen
in erstklassiger Qualität und souveränem Design bieten puren Genuss
für die Sinne. Exquisite Accessoires und Düfte, die zum Geist der
Marke mit dem Schwan passen, versprechen die Erfahrung von Luxus
und Vergnügen aus der Manufaktur Delorme.
The DELORME trademark, a swan, stands for a deco tradition dating
from 1845 which designer Yves Delormehas adapted into a modern
sensual delight. The exclusive, topnotch quality of the materials are
used for bed and table ware, bathing textiles and nightwear designed by
the sister company Laurence Tavernier.
BOUTIQUE YVES DELORME, Neuturmstr. 5, Am Kosttor,
Tel. 089 / 222103, yvesdelorme.com
LOVE!
Als Neuauflage eines Vintage-Schatzes bekommt die „Fiorentina” Bag
von AIGNER einen Refresh. Ob in elegantem Glattleder, wahlweise mit
Icon- Allover-Print oder mit goldenen Nieten – sie greift durch das Ring-
Element ein klassisches Detail auf und wirkt mit dem coolen Design als
kleine Henkeltasche immer modern.
Timeless cool design for this bag with a handle: AIGNER has revamped
its vintage "Fiorentina" bag. Optional: smooth leather or icon all-over print
with golden rivets. The ring element imparting a classic touch.
AIGNER, Theatinerstr. 45, Tel. 089/30702066,
aignermunich.com
Thanks to British architect John Pawson’s
masterplan in September 2018 top department
store OBERPOLLINGER opened its
transformed (4,500 sqm) ground floor. The
likes of La Maison Dior, Tom Ford and Armani
Beauty resemble a cluster of market stalls.
Accessories include Louis Vuitton and Céline,
jewellery Tiffany and Cartier.
OBERPOLLINGER, Neuhauser Str. 18,
Tel. 089/290230, oberpollinger.de
New &
MODERN
Uhr
RM 70–01 TOURBILLON ALAIN PROST
von RICHARD MILLE
Münchens neue Prachtmeile im OBERPOLLINGER: Seit 2016 verändert sich der Oberpollinger
nach dem Masterplan des renommierten britischen Architekten John Pawson in einen zeitgemäßen,
offen gestalteten Department Store. Im September 2018 wurde das transformierte
Erdgeschoss mit rund 4.500 qm neu eröffnet. Exklusive Shop-in-Shops wie La Maison Dior,
Tom Ford, Armani Beauty, Charlotte Tilbury oder NARS umranden kleinere Markenkonzepte in
der Beauty-Abteilung und schaffen damit den Charakter eines Markplatzes. Mit einer zweiten
Piazza beginnt der Accessories-Bereich mit einer exklusiven Selektion an Marken wie MCM
oder Longchamp bis zu den kompletten Reigen der französischen und italienischen Luxushäuser
wie Céline, Dior, Louis Vuitton, Miu Miu uvm. Weiteres Highlight ist der neue Uhrenund
Fine Jewellery-Bereich mit einer versierten Auswahl von Tiffany & Co. oder Bucherer mit
Marken wie Cartier, Rolex und Omega.
PRODUKTFOTOS PR
STATE
of the ART
Im 250. Jahr der MAISON HENNESSY
gestaltete der britische Designer
Tom Dixon den Hennessy X.O für eine
sehr exklusive Auflage und bereichert
so die Tradi tion des Cognac-Hauses
mit dieser kühnen wie modernen und
eindrucksvollen Kreation.
Maison Hennessy, in its 250th year,
British designer Tom Dixon creates the
exclusively limited edition of Hennessy
X.O in a daring, modern and impressive
creation and enriches thetradition of
this cognac house.
MAISON HENNESSY, nur im
ausgesuchten Fachhandel,
hennessy.com
Sheer
LUXURY
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FALKE Shiny Powder – Das Söckchen
überzeugt mit einer einzigartigen Mischung
aus blickdichten und transparenten Effekten.
Die abnehmbare Brosche in Libellen-Form
macht den Strumpf zu einem modischen
Highlight. Zusätzlich sorgen die hochwertige,
merzerisierte Baum wolle und die perfekte
FALKE-Passform für ein angenehmes
Tragegefühl.
FALKE’s “shiny powder” socks, ingeniously
alternating between opaque and transparent, are
the latest design novelty accentuated by a
removable dragonfly-shaped brooch. Fine,
mercerized cotton ensures a perfect FALKE fit.
FALKE, im gutsortierten Fachhandel,
falke.com
POINT OF VIEW
MEIN MÜNCHEN
Bunt, bunter, BUNTE. Sie gab unserer Gesellschaft ein Gesicht; von München aus,
rund um die Welt und zurück. Alles gesehen, alles gehört, (fast) alles geschrieben und noch
mehr gewußt. Vieles und viele kamen oder gingen – eines aber ist geblieben:
München. Tief im Herzen – Heimat halt
VON PATRICIA RIEKEL
dass Du nicht hier bist“, sagt
der Freund am Telefon. Das höre ich
„Schade,
oft von Münchnern, die in die Hauptstadt
gezogen sind. In höchsten Tönen
schwärmen sie von Berlin, der Stadt, die niemals
schläft. Rund um die Uhr könne man
feiern, shoppen, die ganze Welt treffen. Man
lebe eben jetzt in einer richtigen Großstadt.
Und dann kommt meist noch ein Spruch:
„Ach, München, wie geht’s Euch da so?“ Etwas
herablassend soll das klingen, aber ach, da
schwingt häufig so viel Sehnsucht mit. Es gibt
ein Heimweh der besonderen Art: Münchenweh!
Das befällt alle Weggezogenen über kurz
oder lang. Als Journalistin bin ich viel gereist,
habe die Welt gesehen, aber ich schwöre: Nie
wollte ich woanders leben als hier, in meinem
heißgeliebten München. Wo sonst gibt es
Föhn-Tage, an denen sich der Himmel im
maximalen Blau über die Stadt spannt? Ein
Gefühl von Leichtsinn liegt in der Luft, ganz
München ist im Ausnahmezustand, wirkt wie
beschwipst. Ich trinke kein Bier, liebe aber
Biergärten. Für einen Sommerabend unter
Kastanien im Augustiner, wo man mit Freunden
und Fremden philosophiert, verzichte ich
auf jeden Ibiza-Urlaub. München ist ein Kaleidoskop,
das bei jedem Schütteln neue Bilder
erzeugt. Alle schwärmen vom Viktualienmarkt,
ich kaufe wie die meisten Schwabinger
Salate und Blumen am Elisabethmarkt. In
„Home is where the heart is“
meinen wilden Ausgeh-Jahren habe ich mich
dort jeden Samstag nach den Einkäufen mit
Freunden beim Italiener verabredet. Wie oft
haben wir Zeit und Raum vergessen, und
fanden uns spätabends, noch immer mit den
Tüten bewaffnet, in einer Kneipe wieder.
Den Italiener gibt es nicht mehr, die in die
Jahre gekommenen Standl sollen renoviert
werden. Aber keine Sorge, die Szene hat sich
rund um den Markt neue Locations erobert.
Im Backerl sitzen Journalisten, Schriftsteller
und Schauspieler zwischen Hausfrauen und
Stammgästen. Hartnäckig hält sich das Gerücht,
nach der Wende wären die meisten
Kreativen nach Berlin gezogen. Wenn ich die
Türkenstraße entlangbummle, wo im Dunstkreis
der Kunstakademie die Künstler in den
Kneipen wie eh und je Hof halten, spüre ich,
dass der Mythos von Schwabing noch immer
lebendig ist. Und auch wenn sich auf der
Leopoldstraße gesichtslose Gastro- und Modeketten
wie Fleckfieber ausbreiten, bleibt diese
Lebensader mein Boulevard der Sehnsucht.
Noch immer gibt es die Straßencafés, an denen
die hübschesten Mädchen vorbeiflanieren,
in der Hoffnung entdeckt zu werden. Für
was auch immer.
Münchenweh überfällt einen auch unvermittelt,
wenn man hier lebt, weil die Stadt von
schmerzhafter Schönheit ist. Einer meiner
Lieblingsplätze: der Monopteros im Englischen
Garten. Über Wiesen erhebt sich die Silhouette
der City mit Kuppeln und Türmen. Das ist
München. Du stehst mitten in der Natur, vor
Dir weiden Schafe, und Du bist in zehn Minuten
mitten im Geschehen am Marienplatz.
In München ist man sofort zuhause. Das
macht dieses spezielle Lebensgefühl, diese
Mischung aus italienischer Leichtigkeit und
bayerischer Gemütlichkeit. Bei aller bierseligen
Wurstigkeit: In München wird nicht nur
gelebt, sondern auch gut Geld verdient. Das
sieht man an den Luxusgeschäften, die sich
wie ein rotes Band vom Promenadeplatz bis
zur Maximilianstraße entlangziehen. In München
musst Du Dich nicht schämen, wenn Du
schick und exklusiv angezogen bist. Umsonst
ist der Blick auf das Maximilianeum, das in der
Abendsonne rotgolden wie eine Fata Morgana
über der Stadt schwebt.
Im Himmel kann es nicht schöner sein.
MY MUNICH
“A pity you’re not here”, says the friend
globetrotter I’ve never wanted to live any-
would see me and my friends buying vege-
the cafés in the Türkenstrasse, my person-
phoning me from Berlin. Something I often
where else than in my beloved Munich.
tables and flowers at the Elisabethmarkt,
al “boulevard of desire”, to savour the on-
hear from colleagues or friends who have
moved from Munich to the German capital.
They go on to extol the advantages of living
in a “real metropolis”: political and
showbiz clebrities, 24-hour shopping, endless
partying. Their “how are you lot faring
in Munich?” sounds patronising but it’s
also wistful. Homesick for Munich? As a
Where else do you get the föhn breeze
from the Alps turning the sky a flawless
shade of blue and making us feel
light-headed and almost inebriated. I don’t
drink beer but I rate a balmy evening in a
beer garden like the Augustiner as highly
as a holiday in Ibiza. A Saturday during my
carefree years in the Schwabing district
gossiping at the square’s Italian restaurant
and ending up, still with our bags full of
shopping, late evening in a local tavern.
“Our Italian” has gone, but now the Backerl
is the place to be seen. After the fall of
the Iron Curtain Munich’s In Crowd moved
to Berlin? An ill-founded rumour. Munich
remains a unique kaleidoscope. Stroll past
going “fräulein wunder”. From the Monopteros,
a hillock in the Englischer Garten,
watch sheep grazing – only ten minutes’
walk from the Baroque heart of the city.
There, in the welter of upmarket stores between
Maximilianstrasse and the Promenadeplatz,
even the affluent capital’s sunsets
are golden.
FOTO HUBERT BURDA MEDIA / SABINE FINGER
EXKLUSIVE PARFUMS AUS MÜNCHEN
w w w. A c q u a D i B a v i e r a . c o m
10 INSITE 2019
INTERVIEW
Viele Preise hat die charmante Emma Thompson
in ihrer 30-Jährigen Karriere schon gewonnen. Als
einziger Filmstar schaffte sie sogar den Doppelschlag:
einen Oscar als Schauspielerin, sowie als Drehbuchautorin.
Auf dem Münchner Filmfest wurde sie
im Sommer 2018 mit dem CineMerit Award
für ihre Verdienste um die Filmkunst geehrt.
Während der Festlich keiten war sie im
Hotel Bayerischer Hof zu Gast
INTERVIEW ULRICH LÖSSL
FOTO GETTYIMAGES
12 INSITE 2019
INTERVIEW
INTERVIEW
Die britische
Schauspielerin
erhielt 2018
den CineMerit
Award des
Münchner
Filmfestes
Die britische Schauspielerin ist ein
Star zum Anfassen. Star-Allüren
sucht man bei ihr vergebens. So
war es auch keine große Überraschung,
dass sie auf der Preisverleihung
ihre High Heels kurzerhand
in die Ecke kickte und den CineMerit-Award barfuß
entgegen nahm; und auch noch einen mitreißenden
Song zum Besten gab. Als wir Emma Thompson in
ihrer Suite des Hotels Bayerischer Hof zum Interview
treffen, hat sie die Schuhe wieder an. Sie trägt eine
dunkelblaue Seidenbluse und eine schwarze Stella
McCartney Hose. Doch das Augenfälligste an ihr ist
die flotte, weißblonde Kurzhaarfrisur, die ihren jugendlichen
Elan noch unterstreicht. Gut gelaunt und
vor Energie sprühend, verrät uns die 59-Jährige, wie
sie sich ihre Lebenslust erhält – und noch einiges
mehr.
Mrs. Thompson, Sie haben einen Preis für Ihr Lebenswerk
bekommen. Ist das nicht etwas zu früh?
(Lacht) Ich habe mich sehr darüber gefreut und war
kein bisschen geschockt, sollten Sie das vermutet
haben. Der Preis war für mich ein willkommener
Anlass, mein Leben noch einmal Revue passieren zu
lassen und darüber nachzudenken. Das kann man
mit Ende 50 noch ziemlich entspannt tun, oder?
Denn da hat der dritte Akt ja gerade erst begonnen.
Ich habe jedenfalls noch viel vor. Und ich bin immer
noch wahnsinnig neugierig auf das Leben und versuche
aus jedem Tag das Beste herauszuholen.
STONE’S VISION
The Munich Filmfestival in the summer
of 2018 brought Emma Thompson
yet another accolade, the CineMerit
Award – after the previous double of
an Oscar as actress and script writer.
We meet her in one of the Hotel
Bayerischer Hof’s suites where she
stayed during the festivities. She is
wearing a dark blue silk blouse and
black Stella McCartney trousers. The
59-year-old’s ebullient and youthful
appearance is accentuated by the
short-length cut of her whitish blonde
hair.
InSite: You received a lifetime award.
Isn’t that a bit early? ET: (laughs) I
was thrilled but also slightly shocked.
But it made me review my life. In a
relaxed way. At 59 the third act has
only just begun. I still have plenty of
plans. I lead an active life, opening
myself to people and ideas and never
having any qualms about being labelled
as unconventional.
InSite: What made you accept the
main role in “The Children Act”?
ET: The film has a timeless theme:
how to tackle responsibility? I play a
judge who has to rule whether a
17-year-old boy is given a blood transfusion
by court order and against the
religious will of his parents who are
Jehova Witnesses. A matter of life
and death, admirably described by
author Ian McEwan in the story on
which the film is based. I was fascinated
by the way a woman uses her
power with such a finely tuned sense
of responsibility and in fact wisdom.
InSite: Some years ago you adopted
16-year-old Tindyebwa Agaba, a
refugee from the war in Ruanda.
Doing so must have involved a sense
of responsibility too? ET: Indeed. My
husband (ed.: British actor Greg Wise)
and I took a long time deliberating
whether we were capable of shouldering
the responsibility for a young
life. Tindy came into our lives step by
step. He had been flown out of the
mayhem in Ruanda and I first got to
know him at one of the Refugee
Council events. We made friends and
Und wie machen Sie das?
Mein Rezept für ein erfülltes Leben ist, dass man es
aktiv gestaltet. Sich Menschen öffnet, neue Ideen
zulässt und auch den Mut hat, unkonventionelle
Dinge zu wagen. Das inspiriert mich nicht nur im
Alltag, sondern auch bei meiner Arbeit.
Was hat Sie dazu bewogen, bei dem Film „Kindeswohl“
die Hauptrolle zu übernehmen?
Es ist ein Drama über die oft schwere Last, Verantwortung
zu übernehmen. Wie kann ich Verantwortung
übernehmen? Für mich, meinen Mann oder
meine Familie? Und wie bei Kindeswohl für einen
komplett Fremden? Ich spiele eine Familienrichterin,
die über Leben und Tod eines 17-jährigen Jungen
entscheiden muss. Er ist an Leukämie erkrankt
und braucht dringend eine Bluttransfusion. Seine
Eltern sind Zeugen Jehovas und lehnen die Blutspende
aus religiösen Gründen ab. Ich muss nun
entscheiden, ob er trotzdem, per Gerichtsbeschluss,
eine Transfusion bekommt, die ihm das Leben rettet,
oder nicht. Dieses Dilemma, das Richtige zu tun,
hat Autor Ian McEwan sehr eindrucksvoll in seiner
Geschichte veranschaulicht. Diese sehr mächtige
Richterin zu spielen hat mich also sehr gereizt. Denn
sie ist ja eine Frau, die ihre Macht nicht etwa missbraucht,
sondern sich sehr viele Gedanken macht
und dabei sehr sensibel, sehr verantwortungsbewusst,
ja sogar weise handelt.
Sie haben vor Jahren Tindyebwa Agaba adoptiert,
einen 16-jährigen Kriegsflüchtling aus Ruanda.
Da haben Sie sich sicher auch die Frage nach der
Verantwortung gestellt …
… oh ja. Mein Mann (der britische Schauspieler Greg
Wise, A. d. Red.) und ich haben es uns die Adoption
ganz und gar nicht leicht gemacht. Wir haben uns
immer wieder geprüft, ob wir auch wirklich bereit –
und fähig – sind, die Verantwortung für ein fremdes
Leben zu übernehmen. Aber Tindy ist ja nicht plötzlich,
sondern Schritt für Schritt in unsere Leben gekommen.
Er ist mit 16 aus den Kriegswirren Ruandas
nach London ausgeflogen worden. Ich bin ihm zum
ersten Mal bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung des
Refugee Council begegnet. Danach haben wir uns
angefreundet und er wurde langsam ein Teil unserer
Familie. Irgendwann haben wir dann seine Familienmitgliedschaft
vor Gericht legalisieren lassen und
um sein Bleiberecht gekämpft. Denn eine Deportation
nach Ruanda wäre für ihn lebensgefährlich
gewesen. Ich bin sehr froh, dass es uns gelungen ist,
ihn hier zu behalten. Das war die absolut richtige
Entscheidung. Mittlerweile hat er seinen Universitätsabschluss
gemacht.
Wie hat Ihre Tochter Gaia eigentlich auf ihren neuen
Bruder reagiert?
FOTOS AGENTUR SABINE BRAUER, GETTYIMAGES
Sehr gut. Gaia war damals ja noch sehr klein, aber sie
hat ihn sofort sehr herzlich angenommen. Jetzt ist sie
auch schon 18 Jahre alt. Wir verstehen uns alle bestens.
Wir sind eine sehr lebhafte Familie. Bei uns wird
sehr viel diskutiert. Da fliegen auch schon mal die
Fetzen. Aber das Wichtigste ist, dass man immer miteinander
redet und sich dem anderen wirklich mitteilen
will. Wenn man auf Augenhöhe miteinander
kommuniziert, dann halten auch Beziehungen lange.
Und man muss im Leben Veränderungen akzeptieren,
oder?
Auf jeden Fall. Man muss auch die unabdingbare
Bereitschaft haben, sich selbst zu ändern. Ich kann
Ihnen da ein gutes Beispiel geben: Ich habe lange
Zeit für andere – vor allem für Familienmitglieder
und Freunde – viel zu viel und viel zu oft Verantwortung
übernommen. So nach dem Motto: „Ja, ja, ich
regle das, ich mache das für euch.“ Ich wollte damit
zwar helfen, aber was ich wirklich gemacht habe,
war bevormunden. Und das kann manchmal sehr
arrogant wirken. Also habe ich mir das abgewöhnt.
Es hat zwar einige Zeit gedauert, bis ich loslassen
konnte, doch es war sicher gut so.
Sie wurden vor kurzem von der Queen zur „Dame“
des „Order of the British Empire“ erhoben.
Wie fühlt sich das denn an? Für eine ehemalige
Rebellin gegen das Establishment?
slowly he became part of our family.
We fought for his right to stay in the
country and had his status in our
family legalised. We made absolutely
the right decision. He’s since graduated
from university.
InSite: How did your daughter Gaia
react to her new brother? ET: Very
well. She got on well with Tindy from
the word go. We’re a very lively family.
We enjoy verbal cut and thrust but
as equals with mutual respect for differing
points of view.
InSite: And taking changes into one’s
stride …? ET: … is paramount. And
changes to your own lifestyle too. A
good example: for much too long I felt
responsible for others, in particular
friends and family. I thought that was
being supportive but in fact it was me
imposing my will on them. That
comes across as arrogant. Eventually
I managed to get rid of the habit.
InSite: The Queen recently conferred
the Order of the British Empire on
you. How does that feel for a former
anti-establishment rebel?
(Lacht) Ganz fantastisch! Es hat mein Leben absolut
verändert. Meine Familie verneigt sich jetzt vor mir,
wenn ich den Raum betrete. Und zu meinem Ehemann
sage ich: „Du musst dich nicht ganz so tief
verneigen, ein kleines Kopfnicken genügt.“ Endlich
genieße ich zuhause den Respekt, den ich verdiene.
Ich habe auch einen großen Thron am Esstisch, von
dem aus ich auf alle in meiner Familie herunterschauen
kann.
„Das ganze System
muss verändert
werden …“
Und jetzt bitte im Ernst.
Ehrlich gesagt hat mir das anfangs schon ein paar
Magenschmerzen verursacht. Denn ich habe – als
überzeugte Linke – das britische Establishment tatsächlich
mehr als einmal sehr harsch kritisiert.
Dann dachte ich aber, ich habe doch immer dafür
gekämpft, dass Frauen in der Öffentlichkeit mehr
Anerkennung bekommen. Also habe ich mich entschieden,
die Auszeichnung anzunehmen. Meine
politischen Überzeugungen werden dadurch aber
nicht berührt. Das verspreche ich Ihnen. Denn
Stets gut
gelaunt und voller
Energie versprüht
Emma Thompson
Lebenslust pur
14 INSITE 2019
INTERVIEW
machen wir uns nichts vor: Frauen werden in unserer
männerdominierten Gesellschaft immer noch
sehr benachteiligt.
Sind durch die #MeToo- und Time’s Up-Debatten
aber nicht gerade Veränderungen in Gang
gekommen?
Ich hoffe doch sehr, denn das war schon längst überfällig.
Doch um wirklich etwas zu verbessern, muss
das ganze System verändert werden. Niemand darf
mehr so viel Macht über jemanden haben, dass es
ungestraft zu sexuellen Übergriffen oder zu anderem
Missbrauch kommen kann. Und das gilt ja leider
nicht nur für die Filmindustrie. Es ist ein gesamtgesellschaftliches
Phänomen. Da gibt es noch viel zu
tun. Aber das Positive ist ja, dass das auch viele
Männer wollen.
Was hilft Ihnen denn, wenn Sie einmal einen rabenschwarzen
Tag haben?
Mein Humor. Ich kann wirklich über vieles lachen –
mich selbst eingeschlossen. Aber natürlich gibt es
auch Sachen, da vergeht einem das Lachen. Wenn
ich zum Beispiel an die Flüchtlings-Krise denke.
Oder an die Erderwärmung. Oder den Brexit. Ich
kann einfach nicht verstehen, warum wir Engländer
Europa überhaupt jemals verlassen wollten. Das ist
doch verrückt! Und es gibt noch viel mehr, das mir
wirklich große Sorgen bereitet. Doch im Grunde
meines Herzens bin ich sicher eher ein Optimist als
ein Pessimist.
Wenn Sie das Leben frei und ungestört genießen
können – was machen Sie da am liebsten?
(Lacht) Wieviel Zeit haben Sie? Wie Sie sich denken
können, bin ich kulturell sehr interessiert. Ich habe
zum Beispiel große Freude daran, mir Filme anzusehen
oder ins Theater zu gehen. Außerdem reise ich
sehr gern und lese sehr viel. Und gute Kunst bereichert
ja nicht nur unser Leben in hohem Maße, sondern
hilft uns sogar dabei, Menschen zu werden. Das
hat jedenfalls Ovid einmal gesagt. Und ich will gerne
noch hinzufügen: bessere Menschen zu werden.
Kunst schafft Empathie. Kunst schafft das Vermögen,
etwas verstehen zu können. Und natürlich genieße
ich auch gutes Essen sehr oder einen guten Wein.
ET: Absolutely fantastic! It’s changed
my whole life. The members of my
family all bow or curtsy when I enter
the room. I’ve told my husband that
just slightly inclining his head will do.
And during meals there’s a throne
where my chair used to be.
InSite: A little more seriously please.
ET: I was in two minds to begin with.
I’ve often had harsh criticism for the
British establishment. But as a campaigner
for more recognition for women
I decided to accept the OBE, but it
won’t change my view of our
male-dominated society.
InSite: Haven’t the Me Too and
Time’s Up debates changed women’s
lot? ET: To a certain degree. But
there’s still a lot to be done. Power as
a licence for sexual abuse isn’t restricted
to the film industry.
InSite: What gets you through a “bad
hair”day? ET: A sense of humour. But
not in the case of issues like the refugee
crisis, global warming or Brexit.
Britain wanting to leave the EU is
sheer madness. But I’m more of an
optimist than pessimist.
InSite: How do you spent your leisure
time? ET: Reading, going to the theatre,
cinema or an art gallery.
InSite: What do you expect from a
top hotel? ET: Relaxation, away from
the madding crowd. Exemplified by
the Hotel Bayerischer Hof which fulfils
one’s every wish. Though I enjoy
leaving the comfort zone too, as I did
two years ago with Gaia on a Greenpeace
ship in the Arctic.
InSite: Which have been the favourite
films and fellow actors in your career?
ET: It would be unfair to single anyone
out. I’ve worked with lots of wonderful
colleagues. I prefer looking ahead
and resuming work on an idea, based
Reise auf einem Greenpeace-Schiff in die Arktis
unternommen. Wir waren am 80. nördlichen Breitengrad.
Das war ein unbeschreibliches Erlebnis!
(Lacht) Der Luxus hielt sich da aber in Grenzen.
Als Sie Ihr Leben Revue passieren ließen, wie Sie
eingangs sagten, an welche Ihrer Filme und Filmpartner
erinnerten Sie sich da besonders gerne?
Da gab es viele… Es wäre aber unfair, jetzt den ein
oder anderen Film herauszupicken. Auch hatte ich
das Glück, mit vielen ganz wunderbaren Kollegen
arbeiten zu können, die ich unmöglich alle nennen
kann. Abgesehen davon schaue ich eigentlich viel
lieber in die Zukunft. Und da freue ich mich ganz
besonders auf einen Film, zu dem ich das Drehbuch
geschrieben habe. Es ist eine romantische Urlaubsgeschichte,
die in London spielt und auf dem George-
Michael-Song „Last Christmas“ basiert. Die Idee
hatten mein Ehemann und ich schon vor einigen
Jahren. Wir haben das Projekt damals auch noch mit
George Michael weiterentwickelt. Nach seinem Tod
vor zwei Jahren ist es dann etwas ins Stocken geraten.
Aber jetzt hat „Brautalarm“-Regisseur Paul Feig
sich dafür interessiert. Und ich bin sehr optimistisch,
dass wir den Film bald machen.
Können Sie sich zum Schluss bitte in einem Satz
beschreiben?
Ich bin eine Humanistin aus Überzeugung.
Mrs. Thompson, wir bedanken uns sehr herzlich für
dieses Gespräch.
Ich danke Ihnen, es war mir ein Vergnügen.
Wenn Sie auf Reisen sind, wie wichtig ist Ihnen da
on the George Michael song “Last
ein gutes Hotel?
Christmas”, my husband and I had
Sehr wichtig. Das ist der ideale Rückzugsort, um sich
and for which I’ve written the script.
nach einem langen Tag zu entspannen und wieder
Kraft zu sammeln. Das Hotel Bayerischer Hof, in
dem wir uns gerade befinden, ist so ein Ort, der
keine Wünsche offen lässt. Und wenn ich nicht beruflich
unterwegs bin, verlasse ich aber auch gerne mal
meine Komfortzone.
Vor zwei Jahren habe ich zusammen mit Gaia eine
InSite: How would you describe
yourself in a nutshell? ET: A practising
humanist.
InSite: Mrs. Thompson we would like
to thank you very much for this pleasant
talk. ET: You are welcome.
Gast und Gastgeberin:
Diana Iljine begrüßte
Emma Thompson beim
Filmfest 2018
FOTOS AGENTUR SABINE BRAUER
BDIMENSIONCOLLECTION
16 INSITE 2019
Available in all Bucherer stores and on bucherer.com
München – Residenzstraße 2 | Neuhauser Straße 2 | Oberpollinger Neuhauser Straße 18
HOTEL STORIES
HOTEL STORIES
GESTERN
Fast schon wie eine
Zeitreise durch die
Geschichte Bayerns.
Stockwerk um
Stockwerk – von der
Vergangenheit in die
Gegenwart
HEUTE
MORGEN
Das Palais Montgelas – einst Salzlager,
später ministerialer Amtssitz, dann
Krönungsort und jetzt Schlafzimmer
von Showbiz-Größen, gekrönten
Häuptern und amtierenden Staatspräsidenten.
Neu restauriert und fit für die Zukunft
TEXT MAXIMILIAN VON DORFEN INTERIOR-FOTOS BENJAMIN MONN
18 INSITE 2019 INSITE 2019 19
HOTEL STORIES
Graf Montgelas,
Denker und
Lenker seiner
Zeit
s war die Zeit, als München sich noch in dem Gefühl
sonnte, heimliche Hauptstadt der Republik zu sein
und beflügelt war von der Tatsache, dass 1966 bekannt
gegeben wurde: Die Olympischen Sommerspiele
machen bald Station in der Landeshauptstadt.
Das Ende des oft besungenen Millionen-Dorfs, die
Geburtsstunde der Weltstadt mit Herz. Die Stadt bekommt
eine U-Bahn, auf dem Oberwiesenfeld entstehen
die olympischen Austragungsstätten mit ihren
legendären Zeltdachkonstruktionen und für das
Hotel Bayerischer Hof wird 1969 zu dem wichtigsten
Jahr seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Denn
Falk Volkhardt, Vater der heutigen Hotelbesitzerin,
kaufte nicht nur das Hotel Zur Tenne in Kitzbühel, bis
heute Dependance in den nahen Tiroler Bergen,
nach langen Verhandlungen gelang es ihm auch vom
Freistaat Bayern das an sein Haus angrenzende, aber
sehr baufällige Palais Montgelas zu erwerben und
legte damit den Grundstein für die heutige Größe
und das internationale Renommee seines Hotels am
Promenadeplatz.
Über sechs Jahre stand dieser Prachtbau bereits
leer, eine Zeit, in der bei Falk Volkhardt die Vision
reifte, zu erweitern, das Palais Montgelas an sein
Hotel anzugliedern. Aus heutiger Sicht ein wahrer
Glücksgriff, für Bayern und München zugleich, denn
dieses Palais war seit seinem Bestehen immer wieder
ein Ort geschichtsträchtiger Ereignisse in der ruhmreichen
Geschichte unseres Landes.
Graf Montgelas galt in seiner Zeit als einer der
einflussreichsten Staatsmänner, vielleicht war er
sogar der Einflussreichste. Denn er hatte Visionen,
FIT FOR A KING
1966 heralded a momentous future
for Munich. The city had been declared
the venue for the approaching
summer Olympic Games. Plans
were made for the construction of
pertinent sporting facilities, including
an avantgarde stadium with
tent-shaped roofing, as well as a
suburban rail network.
For the Hotel Bayerischer Hof 1969
was the most important year since
the end of the Second World War.
Falk Volkhardt, the father of today’s
proprietor, purchased the Hotel Zur
Tenne in Kitzbühel and in Munich
the almost derelict, adjoining
Palais Montgelas on which the
prestige of his hotel was founded.
The handsome building had been
empty for six years, giving his vision
ample time to mature. From
the word go the Palais Montgelas
had been the scene of major events
in Bavaria’s chequered history.
Count Montgelas was one of the
most influential statesmen of his
time.
He reformed Bavarian school-leaving
exams and with managerial
prowess cranked up efficiency of
the kingdom’s civil service to a degree
still reflected in today’s ministerial
offices. It was an astute move
on the part of King Max I to fetch
this descendant of ancient French
Savoy nobility and let him run key
sections of state affairs. With great
diplomatic skill Count Montgelas
paved the way for the country’s first
constitution which came into force
in 1818. In 1803 he purchased the
town palais for the sum of 65,000
guilders and from 1810 on Emanuel
Joseph von Herigoyen, together
with interior designer Jean-Baptiste
Métivier, converted it into his residential
and administrative base.
Following the Montgelas era the
Bavarian state bought it back for
271,718 guilders and 25 kreutzers.
Later it housed the monarchy’s ministry
of state, the foreign ministry
and then the chamber of deputies
and the archiepiscopal chair. The
die bis heute, über 200 Jahre später, immer noch Bestand
und Gültigkeit haben. Die bayerischen Schüler
der Neuzeit sollten wissen, dass sie das Zentralabitur
ihm zu verdanken haben und unseren Beamten darf
gerne bewusst werden, dass die hiesigen, vorbildlichen
Verwaltungsstrukturen und die damit verbundenen
Effizienzen durch ihn erst in die Amtstuben
und Ministerien Einzug gehalten haben. Es war ein
weiser Zug von König Max I., den Sprössling eines
französisch-savoyischen Adelsgeschlechts nach
München zu holen und ihn mit weitreichenden
Staatsgeschäften zu beauftragen. Mit viel Geschick,
Diplomatie und Unterstützung seitens des Königshauses
beeinflusste er so nicht nur die Entwicklung
Bayerns: Zum einen ging er zahlreiche Bündnisse ein,
die zu dem großen Flächenstaat führten, der Bayern
bis heute immer noch ist, zum anderen trieb er mit
großer Energie und Zielstrebigkeit die Säkularisation
voran. Die somit herbeigeführte Gleichstellung beider
christlichen Glaubensrichtungen ringt einem,
angesichts der übermächtigen katholischen Kirche,
bis heute Bewunderung und Respekt ab.
1803 erwarb Graf Montgelas, auf dem Höhepunkt
seines Wirkens, das Barockpalais am Promenadeplatz,
für stattliche 65.000 Gulden und ließ es
ab 1810 von Emanuel Joseph von Herigoyen, in kongenialer
Zusammenarbeit mit dem Innenarchitekten
Jean Baptiste Métivier, zu einem monumentalen
Stadtpalais mit Wohn- und Arbeitssitz umgestalten.
Nach Ende der Ära Montgelas kaufte der Staat
Bayern das Anwesen für 271.718 Gulden und 25
Kreuzer zurück, von da an war es Sitz des Staatsministeriums
des Königlichen Hauses und zwischen
Falk Volkhardt erwarb 1969
das Palais Montgelas und
renovierte es in Rekordzeit;
bei den Bauarbeiten im
historischen Königssaal
FOTOS HOTEL BAYERISCHER HOF
Glanz und Gloria –
die Eleganz der damaligen
Zeit wurde von der
Eigentümer familie Volkhardt
vorbildlich bewahrt
1817 und 1933 des Bayerischen Außenministeriums
zugleich. Im weiteren Lauf seiner Geschichte beherbergte
das Palais dann noch die Deputierkammer,
sowie das Erzbischöfliche Ordinariat.
Anscheinend beflügelte dieser geschichtsträchtige
Ort nicht nur die Historie, sondern auch die
Menschen, denen es eine Heimat war. So auch Falk
Volkhardt, denn nach einer
Rekordumbauzeit von nur
einem Jahr und neunzehn
Tagen, konnte er das Palais
seinem Hotel angliedern;
seitdem gilt es nicht umsonst
als das Cuvillés-Theater
der deutschen Hotellerie
– ein für die damaligen
Verhältnisse einzigartiges
Luxushotel war geboren.
Besonders bemerkenswert:
Auf Wunsch konnten, und
können bis heute, mehrere
der Suiten zusammengelegt
werden, mit knapp 600
Quadratmetern entstand so
für die damalige Zeit Europas
größte Suite.
Neben der prunkvollen,
klassizistischen Fassade
sind es die zahlreichen
Salons, in denen sich Glanz
und Gloria der bayerischen
building has proved inspirational
for all its occupants, including Falk
Volkhardt. Converting it and incorporating
it into his Hotel Bayerischer
Hof only took the record time
of one year and nineteen days. Not
surprisingly it is rated the German
hotel business’s Cuvilliés Theatre,
a unique grand hotel by the standards
of yesteryear.
Unique to this day is a suite measuring
600 square metres when several
suites are joined together. The
magnificent, classical facade and
the many salons are testimony to
the Bavarian monarchy’s heyday.
Falk Volkhardt was indebted to his
wife Erika and interior designer
count Sigward Pilati for the highly
discerning way the inside of the
palais was refurbished.
For months they scoured Europe for
fitting historical antiques and boiseries.
The Small Library, with its
prettily carved oak marquetry, was
found in a château on the Loire, the
wall panels, with their delicate floral
patterns, came from a palace
Monarchie spüren und erleben lässt. Die feinfühlige
Art und Weise, mit dem die Innenausstattung wiederhergestellt
wurde, verdankte Falk seiner Ehefrau Erika
Volkhardt und Graf Siegward Pilati, der als Innenarchitekt
dieses Projekte federführend begleitete – beide
suchten europaweit über Monate hinweg nach
historischen Antiquitäten und Boiserien. Die Kleine
Bibliothek, mit ihrer kunstvoll geschmückten Eichenvertäfelung,
entstammt einem Schloss an der Loire,
im Watteausalon finden sich Wandpanelen mit zarter
Blumenmalerei aus einem Schloss bei Versailles, jedoch
am prunkvollsten ist der original wiederhergestellte
Königssaal. Heute finden hier Events von
internationaler Bedeutung statt, wie die Münchner
Sicherheitskonferenz, diverse Staatsakte oder Wirtschaftssymposien.
Hier wird und wurde Geschichte
geschrieben: gestern, heute und morgen wohl auch.
Denn in den heiligen Hallen fand nicht nur die Krönung
von Maximilian III. zum Kurfürsten statt, hier
wurde auch die Säkularisierung von Graf Montgelas
beurkundet und knappe 100 Jahre später an diesem
Ort auch die Räterepublik ins Leben gerufen. Es war
der 8.11.1918, als hier von Präsident Kurt Eisner der
Freisaat Bayern proklamiert wurde, mit den Worten:
„Die Dynastie Wittelsbach ist abgesetzt! Bayern ist
fortan ein Freistaat.“
Der letzte große überlieferte Staatsakt fand dann
am 29. März 1924 statt, im Königssaal erhielt das
Bayerische Konkordat die geschichtsträchtige Unterschrift
von Nuntius Eugenio Pacelli, dem späteren
Papst Pius XII.
20 INSITE 2019 INSITE 2019 21
HOTEL STORIES
Die neue Palaishalle:
Aus einem ehemaligen
Kutscherhof wurde einer
der schönsten Veranstaltungsräume
Münchens
FOTO BENJAMIN MONN
22 INSITE 2019
HOTEL STORIES
HOTEL STORIES
bewusst in die Zukunft geführt. Ein andauernder
Links: Der Alkoven der
neuen Palaishalle
vereint gekonnt Klassik
und Moderne
Unten: Die historischen
Salons erstrahlen in
neuem Glanz, das
traditionelle Parkett
wurde freigelegt
oder originalgetreu
restauriert
near Versailles. Most impressive of
all is the King’s Hall, restored to its
original state. This was where
Maximilian III was crowned as
elector, count Montegelas officially
secularised, a socialist republic
proclaimed in 1924, and the Bavarian
Concordat presented with the
signature of nuncio Eugenio Pacelli,
later to become Pope Pius XII.
And history in the making takes
place here too, not least the Security
Conference attended by world
leaders and other international
events.
Innegrit Volkhardt, her family’s
fourth-generation representative,
holds the brief for present and future.
During the past 20 years the
hallmark of her various refurbishment
and makeover projects for the
Palais Montgelas has been a combination
of visionary verve and respect
for tradition.
Breathing new life into the venerable
building, together with Belgian
interior designer Axel Vervoordt
and his many strokes of genius, is
an ongoing mission.
Their first joint project was given a
public airing in 2017. Former mews
were turned into the Palais Hall.
Where coaches had once rumbled
architectural tradition was safeguarded
and in fact accentuated by
the addition of modern style elements.
The new premises on the
ground floor are unique and ideal
Prozess, bei dem seit 2008 der belgische Kunsthändler
und Interior-Designer Axel Vervoordt als neuer
architektonischer Partner an ihrer Seite steht und
mit unnachahmlicher Handschrift dezent und gefühlvoll
Einrichtungen und Räumen neues Leben
einhaucht.
Im Jahr 2016 wurde ihr erstes gemeinsames
Projekt für das Palais Montgelas der Öffentlichkeit
vor gestellt. Aus einem ehemaligen Kutscherhof wurde
die neue Palaishalle geschaffen. Direkt im Erdgeschoss
gelegen, erstrahlt nun ein Ensemble, welches
in beeindruckender Art und Weise vor Augen führt,
dass es durchaus möglich ist, historische und architektonische
Traditionen zu bewahren, um so das
Wesen der Räumlichkeiten zu erhalten, sie aber
gleichzeitig auch mit modernen Elementen zu akzentuieren.
Entstanden ist so ein exklusiver Veranstaltungsraum,
in dieser Art für München einmalig,
einzigartig.
Ein Jahr später erfuhren nun auch die zahlreichen
Salons der zweiten Etage des Palais ein Makeover.
Der weltbekannte grüne Teppichboden, Wiedererkennungswert
auf allen Fotos der zahlreichen
Events, die dort stattfanden, wurde in den wohlverdienten
Ruhestand geschickt. Danach legte man das
antike Parkett, soweit noch vorhanden, aufwendig
frei, die maroden Stellen wurden restauriert und die
Wände ihrer Historie gemäß überarbeitet. Alles mit
hinreichend Patina, so dass wieder einmal das Credo
Vervoordts klar zum Ausdruck kommt, der die Philosophie
vertritt: Am besten ist es, wenn man nicht
wahrnimmt, dass hier etwas Neues entstanden ist.
Und so kommt der Eindruck zum Tragen, dass
das zweite Obergeschoss des Palais wieder – nein,
nicht in einem neuen Glanz erstrahlt – es ist viel mehr
der alte, der erfolgreich wiederhergestellt wurde.
2019 werden die Renovierungsarbeiten im ersten
Obergeschoss fortgesetzt.
Das BAYERN VON HEUTE
wäre ohne ihn, den
GRAFEN MONTGELAS ein
anderes. Nicht nur sein Palais,
gebaut für DIE EWIGKEIT
und darüber hinaus, auch
er ist und bleibt für immer ein
Teil UNSERES LANDES
FOTOS BENJAMIN MONN, HOTEL BAYERISCHER HOF
Die Palaishalle
Wer eine Vergangenheit hat, hat auch eine Zukunft,
so heißt es doch, und um diese kümmert sich aktuell
Innegrit Volkhardt, Vertreterin der Hoteldynastie in
vierter Generation. Zahlreiche Um- und Neubauprojekte
wurden unter ihrer Ägide in den letzten 25
Jahren erfolgreich realisiert, mit ihrer ganz eigenen
Energie hat sie erfolgreich ihr Haus traditions-
for larger events. A year later the
walls in the salons got a fresh coat
of paint and the long-serving green
carpet replaced by a parquet floor
with enough patina to underline
Vervoordt’s credo that a new look
should never be too conspicuous.
The Palais Cellar, where salt used
to be stored, will remain a source
of culinary specials.
But a merger of the old and new à
la Vervoordt is due here too. By the
Oktoberfest of 2019 there should
be a new open kitchen, a lengthened
bar counter and seating reduced
from 400 to 180 for more
conviviality.
Der neue Palais Keller
Wer das Haus gut kennt, wird sich jetzt sicherlich
die Frage stellen: Und was ist eigentlich mit dem
Palais Keller? In den weitläufigen Gewölben unterhalb
des Palais war nicht nur ab dem 15. Jahrhundert
das Salzlager der Stadt be heimatet, zu der damaligen
Zeit ein unvorstellbarer Schatz, seit Falk Volkhardt
findet sich dort ein stadtbekannter Hort kulinarisch
bayerischer Traditionen. Veränderung ist die Währung
unserer Zeit, Bewahren dabei aber weit mehr als
nur eine Pflicht. Beides gekonnt zu vereinen, ist das
Talent Axel Vervoordts und so wird er auch hier, an
diesem geschichtsträchtigen Ort, das Neue mit dem
Alten verbinden.
Somit ist das Palais Montgelas nicht nur ein Juwel
aus der Vergangenheit, dank feinfühliger Hände
ist und bleibt es ein Juwel auch für die Zukunft.
24 INSITE 2019 INSITE 2019 25
FOOD & WINE
Im heißesten Sommer aller Zeiten feierte Deutschlands
renommiertester Gastrosoph Jürgen Dollase seine ganz
persönlichen Jan-Hartwig-Festspiele.
Vergessen Bayreuth, vergessen Salzburg, für ihn findet
der wahre Genuss im Atelier statt, im Hotel Bayerischer Hof
TEXT JÜRGEN DOLLASE FOTOS LUKAS KIRCHGASSER
26 INSITE 2019
FOOD & WINDE
FOOD & WINE
T
raditionell ist in Europa Sommerzeit auch
Festspielzeit. In München geben sich beim
Filmfest die Hollywoodgrößen die Klinke in
die Hand, in Salzburg wird die große Oper
gefeiert und Bayreuth läßt Deutschlands großen
Komponisten, Richard Wagner, aufleben. Traditionell
aber eben auch, dass die große kulinarische Oper, die
Sterne-Küche nicht selten Sommerpause feiert – zu
laut, zu stark der Ruf der Biergärten, unter freiem
Himmel, und nach kulinarischer Bodenständigkeit.
Im Gegenzug Anlass für Jürgen Dollase, Deutschlands
renommiertesten Gastrosophen, genau in dieser
Zeit seine ganz persönlichen Jan Hartwig-Festspiele
zu begehen und diese in seinem, von ihm
herausgegebenen Magazin: Eat-Drink-Think zu feiern
– oder besser noch, sie zu besingen.
Es ist Sommer 2018, der bayerische Parade-
Sommer steht im Zenith und Jürgen Dollase ist und
isst bei Jan Hartwig, im Atelier, im Hotel Bayerischer
Hof. Dies tut er nicht zum ersten Mal, verfolgt man
seine zahlreichen Veröffentlichungen, die er bereits
über ihn verfasst hat, in der FAZ und anderen Medien,
muss man unweigerlich zu der Überzeugung kommen,
dass er dies aus eben diesem Grund tut: aus
Überzeugung. Ein bekennender Wiederholungstäter.
HARTWIG FESTIVAL
Summer in Europe is traditionally the
festival season. Mozart in Salzburg,
Richard Wagner in Bayreuth. But the
great culinary opera with its star chefs
enjoys an intermezzo, leaving the stage
to the beer gardens and their simpler
alfresco fare. An ideal time, especially
in the hot summer of 2018, for an exclusive
“Jan Hartwig Festival”. Jürgen
Dollase, Germany’s leading food critic
had sung a hymn of praise to aforesaid
chef de cuisine in the magazine “Eat-
Drink-Think” he publishes. Dollase
had been an admirer out of conviction
long before Hartwig and his team in
the Hotel Bayerischer Hof’s Atelier
restaurant were awarded three stars
by the Guide Michelin in 2017, only
the eleventh German outfit to be thus
honoured. Hartwig invited Dollase to
sample six of his dishes in the Atelier.
In the ensuing review he continually
Sommelier Jochen Benz und Jan Hartwig.
Zwei Ausnahmekünstler – Drei Sterne
Jan Hartwig erfuhr Ende 2017 die höchste Anerkennung,
die einem Koch zuteilwerden kann. Als elften
seiner Zunft in Deutschland ehrte der Guide Michelin
ihn und erhob das von ihm geleitete Restaurant
Atelier in den höchsten Adelstand, verlieh nach nur
drei Jahren den dritten Stern. Für München eine Sensation,
nach fast einem Vierteljahrhundert und nach
Eckart Witzigmann.
In seinen Besprechungen geht Dollase ausführlich
auf sechs Gerichte ein, leider steht uns hier nicht
der Platz zur Verfügung, sie ungekürzt wiederzugeben,
sprechen aber die Empfehlung aus, diese in
ihrer Gesamtheit nachzulesen (eat-drink-think.de/
die-jan-hartwig-festspiele-folge-1). Dabei befasst
sich Dollase ausführlich mit den folgenden Speisen:
• Hendlsalat – Petersilie, Zitrone und Bratkartoffelsud
• Bayerische Forelle – Kimizu mit Gartenkräutern,
Kartoffelstampf und Schinken-Zwiebelsud
• Rosa gebratener Kalbstafelspitz, Raz el Hanout,
Erbse, Thunfischsauce und Wachteleigelb
• „Perlmutt“ – Austernmousse, Rosé Champagnergelee
und Sauerampfer
• Kalbsfilet – Vadouvan, Kohlrabi, Pfifferlinge,
Liebstöckel und Semmeltaler
FOTOS LUKAS KIRCHGASSER, BENJAMIN MONN
Sowie jenseits der Hauptgerichte, die neue Welt von
Käsegängen und Desserts:
• Stilton – Kiwi, Blätterteig und Portwein
• Chaource de Champagne – Kreuzkümmel,
Papadam und kandierte Walnuss
• Waldsauerklee – griechischer Joghurt, gepickelte
Preiselbeere und gesäuertes Brot
• Gurke – Petersilie, karamellisierte weiße
Schokolade und Ginger Ale
• Heumilch – Johannisbeerstrauch, Kaffee und Fenchel
Allesamt Desserts, die aus der Zusammenarbeit Hartwigs
mit Christian Hümbs stammen, seinem langjährigen
Freund und Pâtissier im Atelier.
Mit viel Energie und Konsequenz
Zugrunde legt Dollase nicht nur ausführlich begründete
Sichtweisen auf die einzelnen Gerichte, ihre
Komponenten und deren Zubereitungen, neben den
diversen Aggregatzuständen würdigt er immer wieder
das außergewöhnliche Talent, das er in Jan Hartwig
und seinem Kochstil sieht, ebenso die enormen Entwicklungen,
die der Küchenchef im Atelier genommen
hat. Zum Amuse Bouche, dem Hendlsalat, schreibt er:
Diese Texturregie (die manchmal auch von einer Temperaturregie
ergänzt wird) macht die ganz großen
Köche aus. Sie schaffen mit dieser Beherrschung der
Materie Neues und schöpfen das Potential auch scheinbar
einfacher Produkte so aus, dass sich ein großes
kulinarisches Erlebnis ergibt. Und dennoch gilt: So
groß auch der Aufwand ist: Er demonstriert doch mit
der Eleganz des Geschmacksbildes die Leichtigkeit
des Seins.
Die Bayerische Forelle nimmt er zum Anlass, die
Entwicklung von Jan Hartwig zu würdigen, mit den
Worten: Jan Hartwig arbeitet – wie sein ehemaliger
Chef Sven Elverfeld – mit viel Energie und Konsequenz
an einer neuen kulinarischen Positionierung der
deutschen Spitzenküche. Die handwerklich ausgefeilte,
meisterliche Küchenarbeit soll bestehen bleiben,
aber sie soll sich endlich – wie zum Beispiel in Frankreich,
Spanien oder Italien – mit dem befassen, was
unser eigener kulinarischer Hintergrund ist, kombiniert
mit der individuellen kulinarischen Sprache des
Kochs. Und, am besten ist es, wenn das Ergebnis so gut
und konsequent ausfällt, dass es quasi jeder Gast liebt.
Und genau da hat Hartwig mittlerweile schon eine
ganze Reihe von Gerichten vorzuweisen, die mit der
Region und der Tradition spielen, dabei aber ein unglaublich
gutes Niveau erreichen.
Die Aromenkombination rund um diesen heimischen
Fisch sieht er so: Das Geniale ist der perfekte
Mix aus Kimizu und Schinken-Zwiebelsud, der eine
Qualität hat, die die allerbesten Saucen aus der Hand
extols Hartwig’s “extraordinary talent”.
To read it in full we recommend readers
to log into http://eat-drink-think.
de/die-jan-hartwig-festspiele-folge-1,
and three further chapters. InSite has
restricted itself to a summary. Dollase
sampled the following main dishes:
chicken salad (main ingredients –
parsley, lemon and fried potato brew);
Bavarian trout (kimizu, garden herbs,
pounded potatoes and a ham ’n’ onion
stock); rare braised veal (raz el hanout,
peas, tuna sauce “mother-of-pearl”
oysters and rosé champagne jelly); veal
fillet (vadouvan, kohlrabi, chanterelles
and crumbed talers). In the case of the
chicken salad, served as an amusebouche,
Dollase sees modulating the
temperature for succulent texture as
“a sign of a great cook”. The way materials
are mastered is innovative and
reveals the potential of a seemingly
simple product. A “great culinary experience”
which shows that, however
much effort is exerted, the palate
savours the lightness of genius. The
Bavarian trout prompts a compliment
from Dollase: Hartwig is emulating
his former mentor Sven Elverfeld in his
endeavour to realign German cuisine so
that continued emphasis on high standards
of craftsmanship is tempered by
the appreciation of region and tradition
shown by his French, Spanish and Italian
confrères, whilst not forgetting to
put his own stamp on the dish.
der allerbesten Köche erreicht. Das Spiel mit Würze
und Säure und dem enormen Tiefgang, den man mit
Schinken-Infusionen erreichen kann, führt hier zu
einer Qualität, die man in solchen scheinbar „einfachen“
Zusammenhängen kaum für möglich gehalten
hat. Ja, man kennt hervorragende Regionalküchen-
Köche, und ja, sie erreichen bisweilen beträchtliches
Niveau. Dieses Gericht bei Hartwig aber übertrifft all
das, weil es nicht etwa überkandidelt-künstlich
schmeckt, sondern geschmacklich eine überragende
Bodenständigkeit erreicht.
Dem Fisch folgt der Tafelspitz, Dollase dazu: Jan
Hartwig nähert sich diesem Klassiker – ganz ähnlich
wie bei Gerichten mit regionalen Wurzeln – um sein
Potential unter modernen Gesichtspunkten zu analysieren
und freizulegen. Er macht aus dem Tatar und
den Zitaten ein optisch und geschmacklich sensationelles
Gericht, das wiederum ein Klassiker des Hauses
werden könnte. Und zu dessen Komponenten: Solche
Elemente bringen Frische, Präsenz, Informationen, die
schnell kommen und kurz im Vordergrund stehen,
also für Plastizität und ein räumliches Geschmacksbild
sorgen. Wohlgemerkt: immer vorausgesetzt, dass
ein Koch mit einer solchen Menge an Elementen gut
umgehen kann. Bei Hartwig kann man einen geradezu
virtuosen Umgang mit solchen Dingen studieren.
Das Tatar wurde als Amuse Bouche serviert. Man
„amüsiert“ sich wirklich königlich mit solchen Meisterwerken.
Dollases persönlicher Höhepunkt aber scheint
das Kalbsfilet zu sein, daher soll seine Meinung dazu
hier komplett und ungekürzt wiedergegeben werden:
Zum Abschluss der Jan Hartwig-Festspiele gibt es
ein neues Hauptgericht, das in beispielhafter Form all
das zusammenbringt, an dem Hartwig schon seit
einiger Zeit mit so großem Erfolg arbeitet. Die große
28 INSITE 2019
FOOD & WINE
Jan Hartwig
arbeitet mit viel Energie
und Konsequenz an
einer neuen kulinarischen
Positionierung der
deutschen Spitzenküche
FOTOS LUKAS KIRCHGASSER
kulinarische Oper sollte heute kein wahlloser Griff in
den Katalog des weltweiten Warenangebots mehr sein,
sondern mitten im realen Leben stehen. Eine solche
Küche glänzt dann, wenn sie nicht mit Gags arbeitet,
sondern mit überzeugenden Lösungen, die ihre Wirkung
deshalb nicht verfehlen, weil ihre Qualität und
ihre Aussage nachvollziehbar ist. Auch für einen guten
Kochkünstler (um einmal dieses Bild zu benutzen)
gilt, dass es besser ist, dem Publikum die Hand zu reichen
und es zu sich auf die Bühne zu holen, als sich dem
Publikum anzubiedern. Der Effekt-Koch bedient auch
immer irgendwie Mechanismen wie die banaler, reißerischer
TV-Sendungen. Der Meister seines Faches kennt
seine Rolle, seine mögliche Verantwortung, seine Vorbildwirkung
und kann zum Motor eines kulinarischen
Räderwerks werden, das uns nicht nur viel Genuss und
Freude bereitet, sondern auch dem Ganzen dient.
Und das alles soll in einem Hauptgericht eines
Drei-Sterne-Restaurants stecken? Ja, natürlich. Man
sollte bei all dem nur nicht vor Bedeutungsschwere
platzen, sondern kann die Zusammenhänge auch
ganz cool und sachlich sehen. Bei seinem geschmacklich
überragenden Kalbsfilet arbeitet Jan Hartwig erst
einmal mit Produkten, die aus dem ganz normalen
saisonalen Angebot stammen. Die Frage für ihn war
nun, wie man solche Produkte nicht nur optimiert,
sondern in eine Fassung bringt, die die Gäste vollkommen
überrascht. Den „Hebel“ erfährt er vom Liebstöckel,
von der fermentierten Vadouvan-Mischung (einem
der ältesten fer mentierten Produkte, das schon
seit vielen Jahren in Europa beheimatet ist) und von
dem Semmeltaler. Ein spezifischer aromatischer Raum
sorgt für ein Netz von Beziehungen.
Zuerst der Geschmack. Die Basis wird von einem
kräftigen Vadouvan-Schaum und einem Liebstöckelsud
gebildet. Wie unschwer zu erkennen ist, nimmt
man von diesem Hintergrund automatisch immer
eine Prise auf und aromatisiert so die weiteren Elemente.
Der Hintergrund ist von der Viskosität und der
Intensität her so eingestellt, dass er nicht zu viel an
Aroma liefert, sondern exakt das, was zu einer hochinteressanten
aromatischen „Parfümierung“ der anderen
Elemente notwendig ist. Das Fleisch hat eine
hervorragende Stammwürze und natürlich gegenüber
dem Hintergrund immer den Vorteil, sensorisch im
Mund „länger“ zu sein. Es blendet also im Akkord
durch. Hartwig arbeitet grundsätzlich bei seinen
Kreationen mit einer ausgefeilten Sensorik, die dafür
sorgt, dass sich eine Art Mechanik entwickelt, bei der
alle Elemente zu der beabsichtigten Wirkung kommen
und – wie hier – eine geradezu faszinierende Ausstrahlung
erreichen. Knödel und Kohlrabi in dem seitlich
liegenden Törtchen wirken wie schiere Deli katessen,
weil sie einmal im Verhältnis zu Liebstöckelsud und
Vadouvan-Schaum sehr frisch, klar und präsent wirken,
andererseits aber eine aromatische Anreicherung
im Hintergrund erfahren, die für ein glänzendes
With the “perfect blend of kimizus and
the ham ’n’ onion stock” Dollase sees
Hartwig on a par with the very best
chefs. They too excel with the interplay
of seasoning and acid but he surpasses
them all with a dish that retains its
down-to-earth quality. “Nothing fancy”,
opines Dollase, “but truly magnificent”.
“I’ve sampled the sauces of top regional
chefs, but none have been as free of
frills.” During the gourmet’s appraisal
in the restaurant the fish is followed
by the braised veal fillet. According to
Dollase this could be “one of the Atelier’s
classics of the future” because
Hartwig has the skill to realise its potential
in a modern framework, with
the “sensational tatar giving it freshness
and presence rapidly and briefly;
only someone like Hartwig can handle
all the elements needed for this plasticity.”
Pièce de résistance for Dollase
is the veal fillet: “a great culinary opera
doesn’t resort to a gratuitous use of
globally available products, it eschews
gimmicks such as a chef’s TV appearances
and works with solutions of proven
quality. A chef who has mastered his
craft has a high sense of responsibility.
He is fully aware that he has to present
his products in a new context, not just
optimise them.
First and foremost, Hartwig uses seasonal
products for this incomparable
dish. Vadouvan, one of Europe’s oldest
fermented plants, and lovage trigger
an aromatic chain reaction. A given
element of the dish passes on aroma
to the next, the background viscosity
preventing any excess. This does not
impair the meat’s weightier, sensory
effect on the palate, thanks to the former’s
inherent wort.
Side pasties filled with kohlrabi and
dumpling offset the lovage and vadouvan
foam with their freshness. What a
joy it would be if Hartwig did this with
all traditional German dishes.”
Dollase concludes with praise for
Hümbs and Hartwig’s methodical
craftsmanship. Their sensory perception
has developed its own laws, but
there is nothing automated about it.
“They will measure how thick a slice of
kohlrabi is, if need be.”
Spitzenküchen-Bild sorgt. Es schmeckt bekannt und
anders, aber überaus überzeugend. Hartwig zeigt mit
diesem Gericht ganz klar, was man bei uns mit regionalen
Produkten und traditionellen Aromenbildern
an Qualität erreichen kann. Man wünscht sich da
wirklich, dass er so etwas einmal mit allen traditionellen
deutschen Gerichten macht.
Ohne Automatismen
Es ist von Jan Hartwig bekannt, dass er ausgesprochen
systematisch und mit einem großen Gestaltungswillen
an seine Arbeit herangeht. Natürlich sind seine Möglichkeiten
mittlerweile anders, als die eines in den
Mitteln stark beschränkten Kochs irgendwo auf dem
platten Land. Dennoch gilt, dass der Ausgangspunkt
für solche Qualitäten eine neue Denkweise ist, die
nicht mehr automatisch reproduziert, die nichts für
selbstverständlich hält, sondern die Gerichte von
Grund auf neu denkt und neu versteht. Ja, notfalls
sollte man auch wieder einmal darüber nachdenken,
was bei einer Bratkartoffel passiert oder welche Dicke
eine Kohlrabischeibe haben sollte, welche Kerntemperatur
die verschiedenen Gemüsesorten haben und
immer wieder, wie sich die sensorischen Aspekte bei
den Zusammenstellungen von Elementen für ein
Gericht auswirken. Letzten Endes realisiert sich das
Wissen eines Kochs in jedem spezifischen Gericht und
das ohne Automatismen: Was hier gilt, kann beim
nächsten Gericht schon wieder ganz anders sein. Wer
höchstes Niveau will, sollte das so sehen und praktizieren.
Und weil Jan Hartwig und Christian Hümbs exakt
so arbeiten, habe ich diese „Festspiele“ mit der Vorstellung
und Analyse einer ganzen Reihe von Gerichten
veranstaltet.
Die Festspiele enden hier, ich bin gespannt, wie es
mit diesen exzellenten Köchen weitergeht.
So Dollases Schlusswort. Gespannt darf man
sein, was in Zukunft diese beiden noch alles verbinden
wird.
Die Redaktion bedankt sich für die freundliche
Genehmigung bei Jürgen Dollase und für diese Zusammenarbeit.
Austernperle,
Sauerampfer und
Dulsealge
30 INSITE 2019
HOTEL STORIES
OPER, BALLETT,
KONZERT UND LIED
Eine große Verantwortung ruht auf seinen Schultern, als Bereichsleiter für
PR & Kommunikation, sowie als Guest Relation Manager ist er nicht nur für die V.I.P.-Gäste
direkter Ansprechpartner, sein gesamtes Tun und Handeln prägen stark das Bild mit,
welches das Hotel Bayerischer Hof heute in der Öffentlichkeit hat
I
t’s only Rock ’n’ Roll but I like it. Weit mehr als
nur ein Song der Stones, nicht selten eine Lebens-
oder gar Berufseinstellung. Ob damit
etwa auch die Hotellerie gemeint sein kann? Eher
unwahrscheinlich, passen würde es aber umso
besser. Denn kaum eine andere Branche animiert
mehr: mit einem Arbeitsalltag, der überraschend,
wie fordernd sein kann, dafür aber Engagement und
Mühen um so schöner belohnt – mit einem Lächeln
derer, für die man sich all diese Arbeit gemacht hat.
Heute hier, morgen da, die Welt steht einem in
dieser Branche offener als in allen anderen: Bartender
auf den Malediven, Spitzenkoch an der Fifth Avenue
oder Empfangschef eines der führenden Häuser in
einer der großen Metropolen. Umso verwunderlicher,
dass einer wie Philipp Herdeg nicht diese große
Welt wählte, renommierte Erfolgs-Stationen sammelte,
sondern lediglich vom zwei Stunden entfernten
Aalen nach München kam – und geblieben ist. Im
Hotel Bayerischer Hof, und das seit nun fast 17 Jahren.
Der heutige Bereichsleiter für PR & Kommunikation
entstammt einer Wirtsfamilie, wuchs quasi im
elterlichen Betrieb auf und wusste schnell, was er
nicht wollte: Erbprinz sein – sondern seinen eigenen
Weg gehen. Ein Studium zum Eventmanager war geplant,
vorausgesetzt, er konnte eine Ausbildung in
der Hotellerie vorweisen. Qual der Wahl, denn sowohl
das Atlantik in Hamburg, als auch das Berliner
Adlon machten ihm ein Angebot, aber eben auch das
Hotel Bayerischer Hof. Punktlandung, denn München
– Aalen hatte die kürzeste Reisezeit, dort war und ist
bis heute seine ganz persönliche Tankstelle, inklusive
Freundeskreis und Familie, sein Ruhepol.
32 INSITE 2019
PHILIPP HERDEG
THAT’S SATISFACTION
It’s only Rock ’n‘ Roll but I like it. The
Rolling Stones’ lyrical job description
resembles the work entailed in the hotel
business. Roaming the globe thanks
to today’s sundry opportunities: bartender
in the Maldives, chef de cuisine
on Fifth Avenue, head porter at a leading
hotel, with smiles and acclaim for
services rendered. So it’s surprising
that Philipp Herdeg opted for a steadier
career, heading for Munich’s Hotel Bayerischer
Hof from his home town Aalen,
two hours’ away, and staying put here
for the last 17 years. The hotel’s PR &
Communications manager grew up in
the tavern run by his parents. Taking it
over was not in his game plan. After
training as an event manager he was
head-hunted by the Atlantik Hotel in
Hamburg and the Adlon Hotel in Berlin.
But he chose the Hotel Bayerischer Hof
as that meant less travel to Aalen,still
his recharging base. Due to staff
streamlining he was able to implement
his event-managing expertise, becoming
the hotel’s personal chaperone for
VIP guests such as Robbie Williams,
Karl Lagerfeld, president Putin and the
Stones. If that ain’t satisfaction!
Im dritten Jahr seiner Ausbildung wurde er in das PR-
Büro berufen, nach einem dortigen Führungs-Wechsel
sollte der Bereich Kommunikation und die Planung
der durch diese Abteilung organisierten Events
effizienter zusammengeführt werden. Für Herdeg ein
Glückstreffer, denn ohne den großen Umweg Studium
nehmen zu müssen, war er an seinem ursprünglichen
Ziel, dem Eventmanagement angekommen:
Theoretische Studien mögen eine feine Sache sein,
die Praxis hingegen ist nun mal das wahre Leben.
Dass in einem Hotel nicht separat gedacht und
gehandelt wird, sondern sich alles gegenseitig bedingt,
um zu einem großen Ganzen zu werden, erklärt,
warum Herdeg ebenfalls noch für die V.I.P.-Gäste
zuständig ist. Er ist dabei direkter Ansprechpartner,
wenn die Größen aus dem Entertainmentsektor am
Münchner Promendeplatz logieren.
Robbie Williams auf dem Weg ins Trader Vic’s, Karl
Lagerfeld gibt Interviews auf der Empore und Staatspräsident
Putin, mit großer Delegation, tagt im Palais
Montgelas. Alles zum gleichen Zeitpunkt – für Herdeg
Alltag. Zwischen den Terminen führt er immer wieder
Verkaufsgespräche mit Los Angeles und London, mit
den dortigen Entertainmentveranstaltern und dirigiert
die langfristigen Vorbereitungen für hauseigene
PR-Events wie das Dine Around, das Sommerfest
oder die Eröffnung der Polar Bar. Ein Rund-umdie-Uhr-Geschäft.
Da muss man schon aus einem
ganz besonderen Holz geschnitzt sein, der bekennende
Harmoniemensch weiß aber um sein persönliches
Erfolgsrezept: Ehrlichkeit und eine Portion Humor.
Ob er jemals Mick Jagger wissen ließ: It’s not only
Rock ’n’ Roll and I like it! Vielleicht?
FOTO HOTEL BAYERISCHER HOF
OPER FÜR ALLE
mit Kirill Petrenko
BAYERISCHE
STAATSOPER
27.6. – 31.7.19
MÜNCHNER
OPERN‒
FESTSPIELE
Tickets / Infos www.staatsoper.de T +49.(0)89.21 85 19 20
FESTSPIEL‒
WERKSTATT
18.6. – 24.7.19
Zeit genössisches
Musiktheater
Partner der Opernfestspiele
TRAVEL
In einer seltenen grünen Oase der Mega-Metropole São Paulo ruht Südamerikas
schönstes Palasthotel – auf den Ruinen einer flamboyanten Beziehung
*DER AUTOR IST HERAUSGEBER UND CHEFREDAKTEUR DES PREMIUM REISEMAGAZINS TRAVELLER’S WORLD
FOTOS PR
34 INSITE 2019
TRAVEL
TRAVEL
Das Hotel Palácio Tangará
ist weit mehr als eine
Oase inmitten der
Millionenstadt Sao Paulo
die Nobilità des Hotels dem bekennenden Womanizer
Francisco Pignatari nicht gerecht geworden wäre.
Doch die 141 Zimmer und Suiten hätten zumindest
seiner Angebeteten gefallen. Denn hier steht das
wichtigste im Mittelpunkt: die Aussicht. Zwar entbehrt
das Interieur keiner Feinheiten (Liebhaber
klassischer Vintage-Möbel dürfen sich freuen), das
Bett jedoch offenbart einen Blick auf den Garten und
die dahinter aufragenden Wolkenkratzer der ruhelosen
22-Millionen-Metropole. Der Palácio Tangará ist
übrigens ein Neubau. Denn der geschiedenen Ehe
von Baby und Senhora de Lima fielen auch die Originalpläne
von Niemeyer zum Opfer. Der Rohbau wurde
von der Natur zurückerobert – bis in die späten
1990er-Jahre. Erst im Zuge des Neubaus und durch
die spätere Übernahme des Palastes durch die Oetker
Collection wurde der Palácio Tangará Wirklichkeit.
Diskrete Eleganz
Dass die Oetker Collection bei der Innenausstattung
nicht zum Sparen neigt, ist bekannt. Immerhin gab
die deutsche Hotelgruppe schon weltbekannten
Häusern wie dem Hotel Le Bristol in Paris oder dem
ets. There is plenty of vintage furniture
in the 141 rooms and suites,
and a magnificent ballroom which
São Paulo’s top people frequent.
But would Pignatari approve of today’s
modern hotel, affording views
of a metropolis with 22 million inhabitants?
By the time of his divorce from Nelita
only the shell of the building had
been completed and was soon reclaimed
by nature. Today’s handsome
pile dates from the late nineties.
The lavishly styled interior is
akin to the German Oetker Collection’s
other hotels such as Le Bristol
in Paris. A highlight are Amazon
rainforest photos by Brazilian
sculptor Laura Vinci, and her installation
“Papéis Avulsos”. Her image
of swirling golden leaves in the
lobby paraphrases indestructible
Burle Marx Park.
The Lanesborough in London einen üppigen Anstrich.
So zieren die weitläufigen Räume des Palácio
Tangará atemberaubende Fotografien des Amazonas.
Vielleicht das aufregendste Kunstwerk: die Installation
Papéis Avulsos der brasilianischen Bildhauerin
Laura Vinci, die vor Jahren mit einer viel
beachteten Einzelausstellung in Miami den internationalen
Durchbruch erlebte. Sie paraphrasierte die
Natur des Burle Marx Parks mit goldenen Blättern,
die, wie vom Wind aufgewirbelt, scheinbar frei durch
die Lobby schweben. Die Kombination des Interieurs
mit dem blassen Grau, Blau und Gelb der Wände produziert
eine diskrete Eleganz, die vermutlich auch
Nelita Alves de Lima gefallen hätte. Von ihr sagt man,
sie sei eine exquisite Forró-Tänzerin gewesen – eine
sinnliche Version des Sambas. Doch die Beziehung
mit Baby retteten ihre feinen Tanzkünste nicht, erst
heute zeugt ein Ballsaal mit vergangenheitsverliebtem
Ambiente von der brasilianischen Liebe zum
Tanz. Und wird damit zum neuen Mittelpunkt von
São Paulos feiner Gesellschaft. So bleiben beide –
Baby und seine Senhora de Lima – in Erinnerung. Waren
sie doch Brasiliens schillerndstes Paar der 1950er.
F
rancisco Pignatari, trotz seiner 41 Jahre von
allen seinen Freunden Baby genannt, liebt
die Frauen, und die Frauen lieben ihn“,
schrieb der Spiegel vor 60 Jahren, „Er ist
reich, und extravagant – seinen letzten Cadillac demolierte
er bei dem Versuch, durch die Drehtür einer
Bar zu fahren.“ Ein maßloser Playboy offenbar, aber
auch einer mit Schöpfer-Gen. Um seiner Geliebten
Nelita Alves de Lima den Hof zu machen, engagierte
Pignatari den brasilianischen Stararchitekten Oscar
Niemeyer. In Morumbi, dem Viertel der Reichen und
BABY ’S HEIRLOOM
“Francisco Pignatari, aged 41 but
known to his friends as ‘Baby’,
loves women and they love him”,
wrote “Der Spiegel” 60 years ago.
“He is rich and flamboyant – he
wrecked his latest Cadillac by
trying to drive into a bar through a
revolving door”.
To impress Nelita Alves de Lima,
whom he was courting at the time,
he commissioned Brazilian star architect
Oscar Niemeyer to design a
palãcio in Morumbi, São Paulo’s
leafy district. Landscape architect
Roberto Burle Marx planned the
all-encroaching greenery of its
park. The love affair foundered, the
building fell into disrepair and only
the park thrived.
Umpteen hotels claim to be urban
oases, the Palácio Tangará, the
Oetker Collection’s latest acquisition,
does so justifiably. In the lobby
with its grand piano there is usually
a symphony to be heard during the
cocktail hour, likewise in the Tangará
restaurant adjoining the white
marble interior’s pivotal swimming
pool where New York celebrity chef
Jean-Georges Vongerichten excels
to the chirping of the park’s crick-
Schönen in São Paulo, sollte er der Schönen einen
Palácio errichten. Auch für den Park drum herum
holte er nicht irgendwen, sondern den gesuchten
Landschaftsarchitekten Roberto Burle Marx. Allein –
es nutzte nichts. Die Liebe verging, das Haus verfiel.
Nur der Park gedieh.
Viele Hotels bezeichnen sich als städtische Oasen,
der Palácio Tangará tut es mit Fug und Recht.
Das jüngste Hotel der Oetker Collection, ein überraschend
neoklassischer Prachtbau, umgibt ein fast
unwirklich grünes Paradies. So dicht gewachsen, dass
dem verziehen sei, der hier die Hektik von São Paulo
mit seinem Nachtleben, Straßenkunst und der dynamischen
Restaurantszene vergisst. Egal, wo im Palácio
man sich befindet: Dank der weitläufigen Terrassen,
der bodentiefen Fenster und des offenen
Grundrisses ist das Grün des Parks immer da. Noch
mehr: Das ganze Gebäude fühlt sich an, als wolle es
jeden Moment im Burle Marx Park versinken.
Das wäre schade. Denn das Hotel strahlt eine
Eleganz aus, ob in der Lobby mit seinem Grand Piano
– zur Cocktailstunde lauscht man einer Symphonie
mit Cello-Begleitung – oder in dem elegant geschnittenen
Pool, der dem weißen Marmor der Palastmauern
eine Mitte gibt. Dort speist man im Pool-Restaurant
(das wie das Hauptrestaurant Tangará unter der
Regie des New Yorker Celebrity-Kochs Jean-Georges
Vongerichten steht) ein Ceviche vom Weißfisch an
leichter Kokosnussmilch und lauscht dem Konzert
der Grillen im Park. Mehr Natur in der Stadt ist kaum
möglich. Mehr Luxus auch nicht. Gut möglich, dass
FOTOS PR
FOTOS PR
Überbordende Opulenz, Luxus auf höchstem Niveau, Genuss pur für den wahren Genießer –
dieses Haus der Oetker Collection sorgt in allen Belangen für eine Zeit, die man so schnell wohl nicht
vergessen dürfte. Wahrlich einmalig: der wundervolle Park, in dem es gelegen ist
36 INSITE 2019
harles
S chumann
INTERVIEW ANDREAS M. JUCHELKA
FOTO ZWIESEL KRISTALLGLAS
C
Charles
harles Schumann kam 1941 als Bauernsohn Karl
Georg Schuhmann zur Welt. Die Rolle des Erbprinzen
sah er nicht für sich, ging zum Bundesgrenzschutz,
quittierte dort einige Jahre später und zog
nach Italien, wo er seine Leidenschaft für die Gastronomie
entdeckte. Später, in Frankreich, verbrachte
er die Tage als Gasthörer an Universitäten, seine
Nächte als Leiter eines Night-Clubs. Zurück in
München holte er mit 31 Jahren das Abitur nach,
studierte Politik und Publizistik. Doch seine wahre
Leidenschaft setzt sich durch, 1982 eröffnete er das
Schumann’s, welches schnell zum Treffpunkt von
Künstlern und Prominenten avanciert. 2001 folgte
noch die Schumann’s Tagesbar, kurz danach die
heutige Bar am Odeonsplatz.
Herr Schumann, lassen Sie uns über die Kunst des
einfachen Lebens und die hohe Schule des Genusses
sprechen …
… ach, hören Sie bloß auf. Das will ja ein jeder, gut
leben, perfekt genießen. Aber wie Sie schon sagten,
das ist eine Kunst, und diese kommt bekanntlich von
Können, und eben das können nur wirklich wenige.
Leider (lacht).
Gut, das wäre also geklärt – sprechen wir jetzt über
den in der Literatur besungenen Mythos „Bar“.
Unsere Bar hat sich so lange gehalten, nicht (nur)
weil wir ein Mythos sind. Alles ganz real: Ich gehe
jeden Tag hierher, mache meine Arbeit ordentlich und
freue mich, was ja die Grundvorraussetzung ist – obwohl
wir es damals leichter gehabt haben als heute.
Sie haben den Beruf des Barkeepers in Deutschland
zu dem gemacht, was er heute ist.
Kann man so nicht sagen. Wir waren die ersten, die
ihn populär gemacht haben, ja. Mittlerweile ist es
aber so, dass Bars ganz anders funktionieren als damals.
Wir hatten halt gedacht, die echte Bar gibt es
nur in der Literatur und die machen wir jetzt nach.
Und das sehr erfolgreich.
Ja, natürlich. Obwohl, die SZ hat mal geschrieben, er
liebt alle Leute, die mit dem Kopf arbeiten, und da
gehören bekantlich auch die Fußballspieler dazu
(lacht laut). Was ich damit sagen will: Wir wurden
CHARLES SCHUMANN
Schumann was born in 1941
as Karl Georg Schuhmann, the son of
a farmer. Spurning the role of crown
prince, he joined the German border
police force. Several years later he
moved to Italy where he discovered
his gastronomic leanings. Later on, in
France, his days were spent as guest
student at various universities and his
nights as manager of night clubs.
Back in Munich, at the age of 31, he
passed his university-entrance exams
to study political science and journalism.
But following his true bent, in
1982 he opened Schumann’s Bar, followed
in 2001 by Schumann’s Tagesbar,
and shortly afterwards today’s
bar on the Odeonsplatz.
InSite: Mr. Schumannn, let’s talk
about the art of simple living and the
advanced study of unadulterated enjoyment
… CS: come off it, all you
need for either is native savvy, but not
many of us have that (laughs). InSite:
OK, having settled that, let’s discuss
literature’s mythical venue, “the bar”.
CS: Our long-standing success is not
just based on a myth but the fact that
every day I look forward to my work.
InSite: It’s thanks to you that the image
of barkeepers has soared in Germany.
CS: Agreed, we were the first
to help promote the profession’s popularity.
But bars function differently
nowadays. We thought genuine bars
only existed in literature and tried to
enact that. InSite: And did so with
great success. CS: Of course, but a
local paper once sniped „he likes
people who use their brain to work,
and that includes footballers (laughs
loudly). The feedback we got wasn’t
always positive. The dimensions here
would have got out of hand by now
without my tried and tested team.
InSite: Your bar has been called a
“modern salon”. CS: We were unique
in pioneering the sort of bar portrayed
in literature, but only the writers,
journalists and artists seemed to
twig. I didn’t just want a gatronomic
outlet but to feel at home in my bar.
InSite: Is that still the case? CS: Not
always. We’ve become too big. A
INTERVIEW
auch sehr viel angegriffen, stark und oft kritisiert.
Es stimmt also nicht, dass wir vom ersten Tag an ein
positives Feedback hatten – wir waren aber auch
überfordert. Denn die Bar hat schnell Dimensionen
angenommen, denen waren wir gar nicht mehr
gewachsen. Und hier ist es im Grunde genommen
noch schlimmer. Gottseidank haben wir ein langjähriges
Team, sonst würde das alles gar nicht gehen.
Maxim Biller hat ihre Bar einmal als „Modernen
Salon“ bezeichnet.
Das stimmt alles gar nicht mehr, denn dazu sind wir
heute viel zu groß. Damals ja.
Noch heute ist zu lesen, dass sich bei Ihnen die
sogenannte Intelligenzija traf.
Wir haben uns schon so gesehen, ich besonders.
Damals war es ja so, dass es wirklich keine Bars gegeben
hat, so wie wir sie uns vorgestellt haben. Wir
waren also eine Art Vorreiter und die einzigen, die
wirklich verstanden hatten, was ich wollte, waren
halt die Schriftsteller, die Journalisten und die
Künstler. Unser Bild von einer Bar entstammte der
Literatur, ja, und genauso wollten wir es machen.
Warum dieses Ideal?
Ich wollte nicht nur einen erfolgreichen gastronomischen
Betrieb haben, sondern ich wollte mich in
meiner eigenen Bar auch zu Hause fühlen, wollte
mich wohlfühlen.
Ist das heute auch noch so?
Das ist hier nicht immer gegeben, weil wir zu groß
sind. In erster Linie ist eine gute Bar wie ein Zuhause,
dass ich aber jederzeit wieder verlassen kann.
„Man sagt ja: Die
Legende lebt – noch!
Quatsch …“
Sie haben mit ihren Büchern, den Texten und den
Zeichnungen ja dann dieser Idee auch ein Gesicht
gegeben.
Günher Mattei, der alles Grafische für uns gemacht
hat, war damals in der Tat ein kongenialer Partner,
wir haben beide sehr voneinander profitiert. Heute
sehe ich das Thema Bar aber anders, heute ist eine
Bar nicht nur für die da, die mit dem Kopf arbeiten.
Mittlerweile nennt sich fast jeder Zweite Bar und
Bartender sind die großen Stars, werden teil weise
gehandelt wie Götter. Ob das gut geht? Man wird
sehen.
INSITE 2019 39
INTERVIEW
RUBRIK
Gastronomie ist ein sehr harter Beruf, oft an der
Grenze zur Selbstaufgabe.
good bar should be a home from a
Auf keinen Fall. Natürlich muss man sein Leben
home you can leave any time you
danach einrichten. Ganz abgesehen davon, hat man
heutzutage viel mehr Freiheiten als je zuvor. Es ist
ein Beruf, in dem man sehr respektvoll mit sich umgehen
muss. Ich finde, wir haben einen tollen Beruf.
please. InSite: An idea which you’ve
propagated in your writings. CS:
Günther Mattei, our graphic artist has
been an inspiration. Bars are no
Trinken als eine Kunstform, obwohl unsere Gesellschaft
Alkoholkonsum mehr ächtet als schätzt?
In Wirklichkeit ist unsere Gesellschaft doch ein einziger
großer Drogensumpf. Alkohol ist nicht besser
oder schlechter als alles andere. Eine Trinkkultur kann
es nur geben, wenn der Mensch, der trinkt, eine Kultur
hat. Also, Saufen ist auf keinen Fall eine Kultur.
Wenn die Bar ein Mythos ist, sind Begriffe wie
Melancholie und Einsamkeit oft nicht weit.
Das denkt man so, ja. Luis Buñuel hat einmal von
der sogenannten Schule der Einsamkeit diesbezüglich
geschrieben, dann aber muss es eine kleine Bar
sein, könnte auch eine Hotelbar sein. Ich alleine und
mit mir zufrieden bin, mich niemand stört – wunderbar.
longer just the haunt of brainy folk.
Anyone can open a bar nowadays and
bartenders are superstars. InSite:
Gastronomy is a tough profession,
bordering on self-sacrifice. CS: Not at
all. You have to gear it to your life.
We’ve more leisure time than ever
before, so you have to husband your
resources. It’s a great profession.
InSite: Drinking as an art form, although
our society deplores alcohol
consumption? CS: Our society is one
big wasteland of addictions, alcohol
is no better or worse. A drinking culture
is only for cultured folk. Boozing
doesn’t count as culture. InSite:
Mythical bars are associated with
„Saufen kann
niemals Kultur
sein …“
Wäre das somit das Idealbild einer guten Bar?
Kann man so nicht sagen, eine gute Bar definiert
jeder anders. Aus meiner Sicht ist entscheidend, dass
die Macher eine gesunde Distanz zum Gast haben,
nicht wichtiger sind wie die, für die sie da sind. Das
predige ich nahezu jeden Tag, nicht immer erfolgreich,
leider. Und persönlich und ganz ehrlich: Ich
will gar nicht von jedem erkannt werden, umarmt
werden und jedem die Hand geben müssen. Außerdem
ist es unhöflich den übrigen Gästen gegenüber,
wenn ich sichtbar einige wenige bevorzuge. Alles
andere hat sich über die Jahre sehr gut ent wickelt:
Die Drinks sind gut und die Gäste wissen wesentlich
besser Bescheid als damals.
melancholy and loneliness. CS: On
that score Luis Buñuel once wrote
about a „School of Loneliness“, but
that must have been a small bar or
one in a hotel – where I feel contented.
InSite: Is that your idea of a good
bar? CS: A matter of taste. It’s essential
that a landlord puts a reasonable
distance between himself and his
guests and doesn’t feel a cut above
them. That’s something I preach daily,
often to no avail. To be honest, I don’t
want to be hugged or have my hand
shaken by a chosen few. That would
be unfair to all the others. Over the
Ein gutgehender Betrieb ist in der Regel auch ein
gutbesuchter Betrieb, wird schnell zum Flohzirkus.
Ich sehe nach wie vor meinen Leuten genau zu. Es
gibt Stunden, die sind eine Katastrophe, da wissen
wir gar nicht mehr, wie wir das alles rauskriegen
sollen. Und dennoch sind wir eine der besten Bars
der Welt, immer unter den Top 50 im Ranking. Aber
nur, weil wir ständig, jeden Tag daran arbeiten. Es
muss halt einen geben, der Vorbild ist, der eine bei
seinem Team akzeptierte Vorbildfunktion inne hat.
So schön gute Drinks auch sein mögen, kurz nach
der Eröffnung verbreitete sich etwas anderes wie ein
Lauffeuer durch München: Beim Charles gibt’s die
besten Bratkartoffeln der Stadt.
Also, Essen war wichtig für uns, das haben wir ganz
schnell begriffen. Von der Kosten-Nutzen-Rechnung
years much has improved: the drinks
stay topnotch but the guests are more
knowledgeable. InSite: A successful
outfit soon develops into a flea circus.
CS: I keep a firm eye on my staff.
Sometimes they’re a shambles, but in
the end we get our act together.
We’re one of the best bars in the
world, ranked in the top fifty. InSite:
Never mind the drinks, soon after the
launch here word got around that
Charles makes the tastiest fried potatoes
in town. CS: We soon twigged
the importance of food, though it’s a
dent in our profit margin. InSite: Germany’s
top barkeeper, with no training
her ist das zwar eine Katastrophe, du brauchst Köche
ohne Ende, aber so einen Laden nur mit Trinkern zu
füllen, geht halt nicht. Wir würden uns auch nicht als
ein Restaurant bezeichnen, da müssten andere Kriterien
erfüllt sein, aber als einen Platz, wo man auch
zum Essen hingehen kann. Es sind also nicht nur die
blöden Bratkartoffeln, heute fahren wir ein richtiges
Programm, denn durch meine vielen Reisen hat sich
das alles total verändert. Ich sehen Essen ganz anders
als früher … und, bin kaum zufriedenzustellen. Hier
nicht und auch nicht, wenn ich Essen gehe.
Der berühmteste Barkeeper Deutschland ist also
eher in seiner Küche als hinterm Tresen. Koch war
aber keiner ihrer zahlreichen Ausbildungsstationen.
FOTO ZWIESEL KRISTALLGLAS
Mein Arbeitsplatz ist die Küche! Und nach so vielen
Jahren am Herd, da kann man das halt. Oder hat
zumindest eine Idee davon. Außerdem habe ich
immer nur Bartender eingestellt, die auch hervorragende
Köche waren, weil ich von denen lernen
wollte. Einmal hatten wir einen, der hat bei
Gualtiero Marchesi als Risotto-Koch gearbeitet,
die ganz hohe Schule dieses Gerichtes. Probieren
Sie mal unser Risotto, dann werden Sie es schon
schmecken, inklusive meiner Interpretation dessen.
Charles Schumann und München. Hätte das alles
auch genauso woanders passieren können.
Aber sicher. Ob ich in anderen Ländern Europas klar
gekommen wäre, weiß ich nicht, die USA haben
as chef, spends less time behind the
counter than in the kitchen. CS: That’s
my workplace. I only take on bartenders
with an excellent culinary background.
Gualtiero Marchesi’s man for
unbeatable risottos once worked for
me. InSite: Another Schumann’s
abroad? CS: The US has never appealed
to me, France is my second
home. But Munich is a wonderful city.
I’ve often grumbled about it not being
international enough. But maybe
that’s what makes it special.
mich nie gereizt, Frankreich war und ist meine
zweite Heimat, eventuell in Berlin.
Welche Beziehung haben Sie zu unserer Stadt?
Keine. Ich bin einer der wenigen, die oft und gerne
über München geschimpft haben. Natürlich ist sie
aber eine ganz wunderbare Stadt, Italien ist nahe,
Frankreich um die Ecke. Wir sind zu wenig international,
aber vielleicht macht das gerade den Reiz aus.
Würden Sie somit alles genauso noch einmal
machen?
Nein! Niemals, das wäre ja schlecht, ganz schlecht
sogar. Denn wenn ich nichts dazugelernt hätte, wäre
das ja eine echte Katastrophe.
40 INSITE 2019 INSITE 2019 41
FOOD & WINE
May und Axel
Vervoordt, verbunden
nicht nur
durch einen guten
Geschmack
FOOD & WINE
GARDEN
GOES GREEN
Nomen est Omen.
Das Restaurant Garden im Hotel Bayerischer Hof folgt den
Zeichen der Zeit und zeigt, dass Geschmack und gesunde
Ernährung durchaus eine Einheit bilden können
TEXT ANDREAS M. JUCHELKA
FOTO ANDREW WALET, JEAN-PIERRE GABRIEL, BENJAMIN MONN
E
s war einmal vor langer Zeit, ein König und
seine Königin, die herrschten von ihrem
Schloss Kasteel van ’s-Gravenwezel aus über
ein Reich voller Schönheit, guten Geschmack
und Anmut. Er sorgte sich fürsorglich darum,
dass seine Treuen stets mit den schönen und
besonderen Dingen verwöhnt wurden, während sie
sich um das leibliche Wohl Aller kümmerte …
Ein kulinarisches Projekt
So oder so ähnlich könnte ein Märchen beginnen,
das aber mehr Wirklichkeit als Fiktion ist. Irgendwie
kommt es einem schon so vor, wenn man Axel Vervoordt,
ihn, sein Leben und sein Werk betrachtet,
dass alles fast zu schön ist, um wahr zu sein. Ist es
aber. Auch hier, im Hotel Bayerischer Hof, bestätigt
sich das an vielen Stellen.
Die Besitzerin Innegrit Volkhardt hat schon lange
erkannt, dass der Stil des Hauses Vervoordt sehr
gut zu dem des ihren passt. Und so begann eine bereits
seit über zehn Jahren andauernde Liaison, die
mit dem Umbau der Restaurants Garden und Atelier
ihren Anfang nahm – ein Ende ist hoffentlich noch
lange nicht in Sicht.
Garden goes Green, ein kulinarisches Projekt, inspiriert
durch einen Besuch Innegrit Volkhardts auf
dem Vervoordt-Anwesen, zeigt ein weiteres Mal, dass
guter Geschmack genauso zum Leben gehört, wie
Kunst und Design. May und Axel Vervoordt ist es gelungen,
dank eigenem Anbau im heimischen Garten,
gepaart mit der Essenz zahlreicher Koch-Stile, gesund
und geschmackvoll zu kochen und eine Bewirtung
für ihre Gäste zu formen, die auf manch einen
wie ein Wunder wirkt.
GLOBAL AND GREEN
Back in the mists of time a king and
queen lived in their Kasteel van ’s-Gravenwezel
and ruled over a realm full of
beauty, good taste and charm. He saw
to it that his subjects were always regaled
with the beautiful and special
trappings of life, she saw to it that no
one ever went hungry.
Axel Vervoordt’s life and oeuvre read
just like such a fairy tale, too good to be
true. But in fact they are firmly embedded
in reality, as illustrated by the extensive
mark the designer has so far
left on the Hotel Bayerischer Hof. The
latter’s owner, Innegrit Volkhardt, realized
quite some time ago that style à la
Vervoordt matches her own. Their professional
liaison was kick-started by
restyling of the Garden and Atelier restaurants
– an undertaking still in progress.
The culinary project „Garden
goes Green“ was triggered by Innegrit
Volkhardt’s visit to the Vervoordt estate.
There she observed that May Vervoordt
cooks her home-grown vegetables for
lunch guests so ingeniously that they
retain their native character but simultaneously
unleash an aromatic chain
reaction for the taste buds: an easily
digestible and energizing experience
which is a far cry from traditional Bavarian
cooking.
Innegrit Volkhardt got the Garden’s chef
de cuisine Philipp Pfisterer to take
notes in May Vervoordt’s kitchen and
the restaurant’s menu was subsequently
rewritten: less meat and more vegetables
and herbs,various high-quality
oils instead of butter and cream.
For instance in the case of guinea fowl
with kohlrabis à la crème the latter are
no longer smothered with cream but
oven-baked in a salt coating, lightly
marinated, grilled and served as a
purée, accompanied by a small herbal
salad with a linseed oil dressing. The
meat is topped by light foam based on
wheat and stock instead of butter and
garnished with herbs and cress.
To suggest a family gathering spiced
with lively conversation the food is
heaped into bowls and platters in the
middle of the table, so that the diners
Wie kann es sein, dass ein Mittagessen voll an
Aromenexplosionen ist, der Grundgeschmack des
Produktes dennoch klar im Vordergrund steht und
das alles auch noch bekömmlich und leicht zugleich
ist, die körpereigenen Speicher mit wertvoller Energie
befüllt? (Man muss sich nur kurz die deftig, bayerische
Traditions-Küche als Kontrapunkt dazu vorstellen.)
Und so ist es nicht weiter verwunderlich, dass
der Küchenchef Philipp Pfisterer damit beauftragt
wurde, einige Gerichte dieser Art auch für seine Gäste
zu entwickeln und im Garden den Münchnern und
den Hotelgästen anzubieten. Schließlich ist manchmal
Nomen eben auch Omen.
Er verbrachte somit einige Tage in der Küche der
Vervoordts, um selbst zu erleben, zu sehen und zu
schmecken, was seine Arbeitgeberin so beeindruckt
hatte. Kurzer Zeit später wurde die Karte des Garden
neu geschrieben, symbolisch schaltete man die
Ampel auf Phase Grün. Die Verhältnisse wurden umgekehrt,
weniger Tier, mehr Erde, also mehr Gemüse,
noch mehr Kräuter und so heißgeliebte Produkte, wie
Butter und Sahne, beide wichen stattdessen wertvollen
Ölen.
Im Fokus: das Miteinander
Stand früher beispielsweise auf der klassischen Garden-Karte
noch eine Perlhuhnbrust mit Kohlrabi à la
Crème und römischen Nocken, bekommt der Gast
zwar heute immer noch die Perlhuhnbrust serviert,
Philipp Pfisterer,
Küchenchef des
Garden, setzt die
Zeichen unserer
Zeit kulinarisch um
42 INSITE 2019 INSITE 2019 43
FOOD & WINE
BRAND GORILLAS.COM WWW.MERANER-HAUSER.COM
den Kohlrabi aber ohne die schwere Sahnesauce,
sondern vierfach variiert, um leicht und bekömmlich
zu werden: Im Salzmantel ofengebacken, so
konzentriert sich sein Eigengeschmack, außerdem
roh gehobelt und leicht mariniert, weiters von der
Grillplatte und final noch als ein luftiges Püree.
Anbei ein kleiner Kräuter-Salat, mit Leinöl aromatisiert
und statt einer wuchtig konzentrierten Sauce
thront auf dem Fleisch ein feiner luftiger Schaum,
der aber auf Getreide- und Fondbasis hergestellt ist,
statt klassisch mit viel, viel Butter. Abgerundet wird
das Ganze mit diversen Kräutern und Kressen.
Und somit ist das, was man bisher als Sättigungsbeilage
bezeichnet hat, eben die römischen
Nocken, komplett entfernt worden. Vermissen wird
es keiner, Zeiten ändern sich, Gerichte und Betrachtungsweisen
eben auch.
Damit das Ganze auch ein neues Gesicht bekommt,
wurde der Gedanke des großen Familientisches
etabliert. Jeden Sonntag kommen nun gut
gefüllte Schüsseln und Platten in die Mitte des Tisches,
jeder nimmt sich, worauf und soviel er Lust
hat. Im Ganzen gebratene Fleischstücke, wie Tafelspitz
oder Lammhaxe werden am Tisch tranchiert –
im Fokus soll das Miteinander, das Gespräch, die
can help themselves to the right
amounts: no more food left on the
plate. Boiled fillet or lamb joint are
served at the table to further the feeling
of conviviality. Chef de cuisine Pfisterer
picks his ingredients according to
region and season, thus ensuring that
culinary enjoyment is enhanced by a
flood of protein, egg white and nutrients
which the body needs. Pfisterer
has been particularly successful in
combining various culinary styles. Mediterranean
cooking is one of his
long-standing fortes, acclaimed by his
regulars, and naturally has a lot in common
with May Vervoordt’s “green” approach.
But he has also woven a host of
Oriental dishes into his repertoire – the
Garden is now global and green. Common
sense has determined the restaurant’s
rise in prestige. Its name is its
message: mens sana in corpore sano.
Selbstverständlichkeit stehen. Keine kathedrale Andacht
mehr, jedes Mal, wenn ein neuer Teller serviert
wird. Essen soll Spaß, soll Lust auf das Leben machen
und Menschen zusammenführen.
Müßig zu erwähnen, dass Produkte aus Region
und Jahreszeit dabei bevorzugt werden, quasi Pflicht
sind. Genauso wie der gewünschte Nebeneffekt, dass
so nicht nur der pure, unverfälschte Geschmack den
Gaumen erfreut, sondern eben auch eine Flut an
Proteinen, Eiweißen und anderen lebenswichtigen
Nährstoffen den Körper auftanken. Und dem Geist
tut das auch gut.
Dabei ist es dem Küchenchef besonders gut gelungen,
verschiedene kulinarische Stile effizient miteinander
zu verweben. Ganz klar, Mediterranes
kommt immer wieder zum Zuge, aber eben auch viele
Akzente aus dem Orient und der großen, weiten
asiatischen Genusswelt – Grenzen werden aufgehoben,
die Welt steht schließlich heute weiter offen
denn je.
Wie man sieht, ein gesunder Genuss kennt nur
eine Grundvoraussetzung: Nämlich gesunden
(Menschen)-Verstand. Und so ist das Garden angekommen,
der Name ist Botschaft und Mission zugleich.
Mens sana in corpore sano.
FOTO ANDREW WALET
WWW.ERLACHER.IT − T +39 0471 067 600
44 INSITE 2019
HEALTH
DIE
LAUTERBACHER
MÜHLE
Private Rehaklinik am Ostersee
Savoir-vivre in einer Klinik? Das
Leben genießen, innere Ruhe
finden, nur das tun, was gut tut
– geht das überhaupt unter
wachsamen Augen von Ärzten?
In der „Privatklinik Lauterbacher
Mühle am Ostersee“, 50 Kilometer
südlich von München, in einem
Naturschutzgebiet gelegen,
versteht man Krankheit und
Erschöpfung nicht nur als Krise,
sondern als Chance. Für einen
Neubeginn, der alle Lebensbereiche
umfassen kann
TEXT ELKE REICHART
FOTOS LAUTERBACHER MÜHLE
D
er Weg zur Rezeption führt durch kleine
gepflasterte Höfe, links und rechts üppige
Blumenkästen und Beete, ein Brunnen
plätschert. Eine schmale, kunstvoll verzierte
Holztür mit einer altmodischen Klingel: Soll
das der Eingang zur Klinik sein? Ein vorsichtiger Blick
in die Eingangshalle und die angrenzende Veranda:
Ledersessel auf Steinböden, gemauerte Bänke mit
dicken Kissen, vollgestopfte Bücherregale, warmes
Licht aus sorgfältig ausgewählten Stehlampen. Gutgelaunte
Kartenspieler am Ecktisch, konzen trierte
Lesende in der Bibliothek. Sind das Patienten?
Sabrina Lorenz, die die Lauterbacher Mühle seit
über 20 Jahren führt, lacht über meine verblüffte
Frage. „Bloß keine Krankenhaus-Atmosphäre! Bei
uns steht der Mensch im Mittelpunkt, mit seinen
Bedürfnissen nach Harmonie und Schönheit, Individualität,
Ruhe und Geborgenheit.“
Der Unternehmer aus Norddeutschland, der
sich im Bademantel behaglich auf seiner Liege im
Spa ausstreckt, brauchte seinerzeit unbedingt Selbstvertrauen
und Zuversicht, um weiterleben zu können.
Nach seiner schweren Herzerkrankung hatten
ihm besorgte Freunde, die von der schönen Lauterbacher
Mühle gehört hatten, dringend eine vierwöchige
Reha an dem bayerischen Ostersee ans Herz
gelegt. „Ich war nicht bereit, meine Krankheit zu akzeptieren
– das hat man mir hier aber beigebracht.
Auf kompetente, freundliche und gelassene Art. Ich
war kein einfacher Patient.“ Er schaut hinaus auf den
dampfenden Pool. „Jetzt komme ich jedes Jahr wieder
hierher. Zum Check-Up und zur Beruhigung,
dass ich alles richtig mache.“
Das Angebot der Klinik: Moderne Diagnostik und
Therapie bei der Behandlung von Herzerkrankungen,
INSITE 2019 47
HEALTH
aber auch zu ihrer Prävention; fachkundige Hilfen bei
Burnout, Depressionen und Angst; Nachsorge nach
Herzoperationen. Sechs leitende Kardiologen arbeiten
zusammen mit einem breitgefächerten Team, das
von Physiotherapeuten über Ernährungsberater bis
zu Spezialisten der Psychotherapie reicht. „Wir sind
ein unabhängiges Familienunternehmen und können
ganz eigenständig mit viel Idealismus unsere
Behandlungsvorstellungen umsetzen“, sagt Sabrina
Lorenz. Und die Ideen des Teams von gesundheitsfördernder
Harmonie und Ästhetik. Durch die hohen
Erkerfenster der Behandlungsräume für Gesprächstherapie
fällt, durch Bäume gefiltert, sanftes Licht.
Von den Praxisräumen der Kardiologen haben Arzt
und Patient Alpen-Panoramablick und auf den Ergometer-Rädern
im Gymnastiksaal kann der Rekonvaleszent
das Kommen und Gehen im Garten beobachten.
Zum Badesteg führt im Sommer ein Weg durch
eine Wiese voller Schwertlilien, im Winter ein Trampelpfad
durch den Schnee: Dort steht die Bank mit
der besten Aussicht auf die Benediktenwand, halb
versteckt im Schilf. 88 liebevoll eingerichtete Zimmer
und Suiten verteilen sich auf ganz unterschiedlich
konzipierte Häuser in einer großzügigen Gartenanlage.
Und überall, wirklich überall, der Blick ins beruhigende
Grün.
Die Rehaklinik ist auch ein Haus mit Geschichte:
1958 hatte Ortrud Grön, die Mutter von Sabrina
Lorenz, die alte Lauterbacher Mühle in eine Kurklinik
umgewandelt, mit viel Begeisterung und Naivität. „Es
gab weiterhin strohgefüllte Bauernbetten, Wasser aus
dem Bach, vier Kilowatt Strom, wenn sich das Mühlrad
drehte – alternativ, wenn der Strom versiegte, tägliche
Lichtspiele aus verglimmenden Glühbirnen,
Kerzen und Zeltlampen. Bier und Butter lagen im
Keller, auf selbstgesägtem Eis aus dem Ostersee vom
letzten Winter. Die Zimmer waren schmal wie Handtücher,
mit spartanischen Sanitäranlagen aus Müllers
Zeiten.“ Die ersten Patienten kamen, waren verstört
von zugefrorenen Wasserleitungen und Kühen
in der benachbarten Scheune, aber begeistert von
dem täglich erscheinenden Kneipparzt und der wunderbaren
Natur. Es wurden schließlich immer mehr,
so dass irgendwann ein Umdenken nötig wurde.
„Meine Mutter nannte meine Renovierungsarbeiten
CLINIC FOR SAVOIR-VIVRE
Insiders among the clinic guests
know that the bench with the best
view of the Benediktenwand mountain
is down on the lakeside,
half-hidden in the reeds.
In summer the path leading to it
takes them across a meadow dotted
with irises. The tall bay windows
of the gymnastic and massage
rooms offer Alpine views too,
gentle light filters in during
talk-therapy sessions.
From up on the ergometric bikes
one can watch people in the garden.
In the spacious spa area, with
steam rising from the swimming
pool in the cool of the evening, an
entrepreneur from northern Germany
stretches languidly on his
sun-lounger: “After a major heart
operation I spent four weeks in rehab
here. What the efficient and
friendly staff teach you is to accept
your illness.” He smiles: “So I come
back once a year to check up that
all’s well.”
In 1958 Ortrud Grön had converted
what was then a mill into today’s
modern spa clinic specialising in
diagnosis, preventive therapy
post-operative cardiac treatment,
burnout and depression. “There’s
no hospital atmosphere”, adds Ortrud’s
daughter Sabrina Lorenz.
The 88 rooms and suites have been
spread over detached houses with
their own gardens. When conversion
of the Lauterbacher Mühle
started, smiles Ortrud, “my daughter
was an unstoppable new
broom.” Sabrina Lorenz got rid of
straw-filled beds, candles, flickering
bulbs when the mill wheel faltered
and beer and butter stored on
ice from the Ostersee.
The clinic now employs six leading
cardiologists. “But as we’ve stayed
a family enterprise”, says Sabrina
Lorenz, “we try to impart savoirvivre
to our guests.
Many know they’re not just here for
medical reasons. They should
change the way they live their
lives”.
Die Lauterbacher
Mühle – für
manch einen die
Pforte zu einem
neuen, besseren
Leben
den Sturmwind der Erneuerung,“ erinnert sich die
heutige Besitzerin amüsiert. „Aber sie hatte Recht:
Kein Stein blieb auf dem anderen. Heute habe ich
meine Vorstellung von Ästhetik verwirklicht.“
Das Savoir-vivre sollte indes nicht auf die Gebäude
der Lauterbacher Mühle beschränkt bleiben:
Jeder im Team der Klinik wünscht sich, dass die
Patienten das Erlernte mit hinaus in ihr Leben nehmen.
„Im Grunde wissen die meisten Patienten
selbst, woran es liegt, wenn sie sich schlecht fühlen,“
sagt Sabrina Lorenz. „Nicht nur am Rauchen, ungesundem
Essen oder zu wenig Bewegung. Sondern
auch daran, dass ihnen in ihrem vorherigen Leben
Ruhe und Harmonie gefehlt haben, dass sie im Beruf
überfordert waren oder in ihrem Privatleben Ängste
aufbauten. Wir wollen dem abhelfen und unsere
Philosophie von Gesundheit und Lebensfreude in
ihren Alltag transportieren.“
FOTOS LAUTERBACHER MÜHLE
Ob Frühling, Sommer, Herbst oder Winter –
Erholung und Ruhe sind garantiert
48 INSITE 2019
FASHION
PALAIS
de danse
Mode ist ein Tanz der
Gefühle, pure Lust am
Spiel mit dem Leben.
Ihre Leichtigkeit zeigt
wieder einmal, dass
Schönheit und
Eleganz weit
mehr sein
können, als
Form und
Farbe. Ein
Spiegel des
Lebens, eine
Parabel des
Seins.
InSite zeigt
namhafte
Designer in
den Räumen
des renovierten
Palais
Mont gelas…
DIESE SEITE
Complete Look
Hugo Boss
RECHTE SEITE
Kleid
Self-Portrait
über mytheresa.com
Kette
Pomellato
Photography STEFAN ARMBRUSTER Creative Director DIRK MEYCKE
Model AMELIE ROTH c/o PARS, ALEXEI ORLENCO c/o IZAIO
Hair & Makeup ALEXANDER HOFMANN c/o Uschi Rabe using Chanel and Iles Formula
Styling ELKE DOSTAL c/o Nina Klein, Fotoassistent MAXIMILIAN HEIMLICH
Location PALAIS MONTGELAS
INSITE 2019 51
SIE
Kleid und Cape Sportmax Ohrringe Louis Vuitton
ER
Complete Look Emporio Armani
52 INSITE 2019 INSITE 2019 53
FASHION
FASHION
SIE
Kleid
Etro
Ringe
Patrik Muff
ER
T-Shirt
PHYNE
Hose
GUCCI
Kleid Gianni über mytheresa.com Ohrringe CADA
FOTOS STEFAN ARMBRUSTER
54 INSITE 2019 INSITE 2019 55
SIE
Kleid
Tory Burch
Jacke
MICHAEL
by Michael Kors
Bauchtasche
Aigner
Kette
Cartier
ER
Anzug
PS by Paul Smith
56 INSITE 2019 INSITE 2019 57
FASHION
Pants
Hugo Boss
SIE
Jumpsuite Stella McCartney über mythersa.com Schmuck Saskia Diez
ER
Anzug Etro
FOTOS STEFAN ARMBRUSTER
INSITE 2019 59
POINT OF VIEW
DER LETZTE ERNST
DER DINGE IST HEITER
Es lacht einer über eine Sache nur – wenn er von ihr gelöst ist
K
önnte das nicht eine der wichtigsten
buddhistischen Gebrauchsanleitungen für
ein gelungenes Leben sein? Die Sache mit
der inneren Distanz – oder der Souveränität,
die aus der Stärke kommt … Die zu erlangen,
dürfte eine der zentralen Übungen des richtigen
Erwachsenwerdens sein.
Hier eine Trainingseinheit aus meinem Leben:
Wegen Gewitter und anschließendem Nachtflugverbots
bin ich mit weiteren rund 6.000 Passagieren in
einer lauen Sommernacht am Frankfurter Flughafen
gestrandet. Da ich in einer kleinen Maschine saß, verfrachtete
uns der einzige aktive Flughafenbus als letzte
ins Terminal, um drei Uhr früh. Alle Hotels waren
dort längst belegt, Tausende tummelten sich auf Plastikbänken
und Steinfußboden. Ich predigte mir heitere
Gelassenheit, nachdem der Frust totaler Übermüdung
cremiger Gelassenheit gewichen war. So
heiter gestimmt traf ich auf einen Menschen in Uniform
der Deutschen Bahn, fragte ihn, wo denn ein
ruhiges Plätzchen für die Rest-Nacht zu finden sei,
und er wies mich freundlich zur Rolltreppe, da hinten,
nach oben. Großartiger Tipp. Ich fand mich in
einem Restaurant-Areal wieder, in dessen dunkler
Mitte ein gigantischer Pappmaché-Dinosaurier Angst
und Schrecken versprühte. Das war mein Ort! Genauer
gesagt, die Sitzbank direkt unter dem Dino-Schlund.
Ich legte mich nieder und verbrachte heitere drei
Stunden.
Was das Besondere an dieser Trainingseinheit
NINA RUGE
Moderatorin, Autorin und Unicef-Botschafterin, weiß, dass alles gut wird
war? Nichts Besonderes! Nur die Tatsache, dass mir in
dieser Nacht einmal mehr, und so intensiv wie selten,
bewusst geworden war: Was ist wichtig? Na, dass ich
in dunkler Nacht in trauter Nähe zu einem Dinosaurier
dösen und mich dennoch sicher fühlen durfte!
Morgen ist ein neuer Tag – irgendwie komme ich von
diesem Flughafen weg, auch wenn das 6.000 andere
versuchen, und dann lebe ich weiter in dem Schlaraffenland,
das Deutschland heißt…
Sich lösen von den vielen Widrigkeiten des Tages,
indem ich mich des Wesentlichen besinne. Das gilt
für das Außen – und das gilt für das Innen. Was oft
ein wenig diffiziler ist. Weit verbreitet ist die Sorte
Mensch, die zum Lachen in den Keller geht. Ausladende
Egos kennen keinen Humor. Schließlich glauben
manche Hähne, dass die Sonne nur ihretwegen
aufgeht, nur für sie strahlt. Und somit hadern Hähne
mit dem Autoren Ephraim Kishon: „Vielleicht ist das
Lachen eine der größten Erfindungen Gottes.“
Auch jede Form von Hysterie verrammelt sich in
humorfreien Zonen. Shitstorm und befreiende Ironie?
Wie das denn? Man fühlt sich groß, wenn man
andere so undifferenziert wie anonym zu vernichten
sucht. Vernunftorientierte politische Diskussion?
Okay, lassen wir das.
Also lieber ganz bescheiden: Wer immer strebend
sich bemüht, zu innerer Reife und Unabhängigkeit
zu gelangen, den können wir erlösen! Michel de
Montaigne macht uns Mut: „Das eindrucksvollste
Zeichen von Weisheit ist beständige Heiterkeit.“
COOL AND CALM
Staying cool, calm and collected in
the face of untoward, challenging
events is a tenet of Buddhist teaching.
Learning to do so, thanks to the
mind’s innermost resilience, is one
of the essential lessons for the
journey to a successful adult life.
My own life has been full of such
training sessions.
Here’s an example: Due to a thunderstorm
and the ensuing cancellation
of the scheduled night flights I
was marooned at Frankfurt Airport
with some 6,000 fellow passengers.
As I was seated in a small
plane our batch of passengers had
to wait till three o’clock that balmy
summer night for the only airport
bus still running to take us to the
terminal. All the city hotels were
booked out. Thousands of us tried
to catch some sleep on plastic
benches and the stone floor. I prescribed
myself a dose of placid
cheerfulness, after frustration due
to overfatigue had given way to
creamy equanimity, and asked a
railway official wearing a Deutsche
Bahn uniform to recommend a quiet
spot for the rest of the night. He
pointed to a bench under a giant
paper mâché dinosaur in the middle
of a large, dimly lit restaurant area.
So for three blissful hours I slept
right under the dinosaur’s jaws.
The experience, yet again, put into
perspective what we deem to be so
important. I had felt safe next to a
dinosaur, and certain that next
morning we would all return to the
land of milk and honey known as
Germany.
A sense of humour shields us
against the imponderables of daily
life. Shitstorms, a form of mass
hysteria, will get us nowhere, and
“rational debate” not much further.
To quote Ephraim Kishon: “Laughter
is probably God’s greatest invention”.
Or as Michel de Montaigne put it:
“A sign of wisdom is unfettered
cheerfulness.”
FOTO AGENTUR SABINE BRAUER
ORIGINS
KOPFTEIL Flair
Designed by Angela Schramm
www.schramm-werkstaetten.com
60 INSITE 2019
TRAVEL
KITZBÜHEL
ONE HELL
365 Tage im Jahr pure Lebensfreude – laut oder leise,
einsam oder inmitten eines der zahlreichen internationalen Events
OF A RIDE
– die Tiroler Alpenstadt bietet für jeden stets das Richtige.
Zu jeder Jahreszeit …
TEXT FLORIAN HINTERSTÖSSER
FOTO KITZBÜHEL TOURISMUS / MICHAEL WERLBERGER
INSITE 2019 63
TRAVEL
TRAVEL
Was Monte Carlo
für die Formel 1 ist,
ist Kitzbühel für
den Skisport.
Einmal im Jahr trifft
sich die Welt und
die Ski-Elite zum
Hahnenkamm-
Rennen
S
owohl Reisende als auch Philosophen, die Meister
des Lebens, die Künstler des Seins – beide wissen,
dass bekanntlich alle Wege nach Rom führen. Wenn
auch nur im übertragenen Sinne, zitiert wird diese
Weisheit oft und gerne. Der wahre Kenner aber, meist
in München und Umgebung beheimatet, kennt noch
eine weitere, wesentlich schönere Variante dieser
Weisheit: 1.000 und mehr gute Gründe, wenn es um
die Frage von Genuss und Erholung geht, führen nur
in eine Richtung, zu einem Ziel. Und dieses heißt
Kitzbühel.
Der Föhnwind hat das Kaisergebirge durchgepustet,
die Luft ist klar, jede Nische in den schroffen
Felswänden wirkt wie frisch gefegt und der Zauber
des herbstlichen Farbenspiels lässt die Wälder förmlich
explodieren. Es war eine gute Idee, den Limousinenservice
des Hotels Bayerischer Hof zu nutzen,
kurzweilige 90 Minuten liegen zwischen dem Münchner
Promenadeplatz und dem Hotel Zur Tenne, das
einst Falk Volkhardt, Vater der heutigen Besitzerin
dieser beiden Häuser, für sich, seine Freunde und
seine Familie erworben hatte. Auf dem Tisch, im sonnendurchfluteten
Wintergarten, leuchtet ein Stilleben
in satten Farben, die traditionsbewusste Tiroler
TYROLEAN WELLBEING
Proverbial wisdom has it that for
philosophers and travellers, blessed
with the gift of living life to its
fullest, all roads lead to Rome.
But someone of that ilk in Munich
needs to look no further than Kitzbühel
for enjoyment and recreation.
The southerly airstream known as
the „föhn“ has swept over the Kaiser
mountain range. The air is clear
and the jagged rocks look freshly
burnished by the sun. Using the Hotel
Bayerischer Hof’s limousine service
the shuttle to the Hotel Zur
Tenne, purchased by the present
owner’s father Falk Volkhardt for
family and friends, the shuttle from
Munich’s Promenadeplatz has taken
only 90 minutes.
On the tables in the winter garden
Tyrolean cooking at its best awaits
Landesküche zeigt sich von ihrer besten Seite. Der
Küchenchef erfreut seine Gäste mit bunten Salaten,
einem perfekt gebratenem Wiener Schnitzel, röschen
Bratkartoffeln, butterzartem Tafelspitz und als krönenden
Abschluss, seinem schon fast legendären
Kaiserschmarrn. Die gute, klare Alpenluft macht
mächtig hungrig, die Karte verspricht aber noch vieles
mehr: Auf die Gäste aus nah und fern wartet eine
gelungene Verbindung mediterraner Elemente und
bekannter Highlights der klassischen internationalen
Kochkunst.
Die Gründe nach Kitzbühel zu reisen sind so unterschiedlich
und mannigfaltig, wie auch die Gäste,
die das ganze Jahr über hierherkommen. Immer
mehr wissen um das Geheimnis, hier den schönsten
Tag ihres Lebens feiern und den Bund fürs Leben
schließen zu können – in der traumhaft schönen
Kirche St. Andreas. Hochwürden Michael Struzynski
besiegelt dort, was der Mensch niemals trennen
sollte und das Hotel Zur Tenne, einen Steinwurf vom
berühmten Gotteshaus entfernt, kümmert sich liebevoll
um den ganzen Rest. Hochzeitsarrangements, ob
klein oder groß, sind mittlerweile zu einem festen Bestandteil
geworden, das Hotelteam gilt diesbezüglich
als Spezialist vor Ort.
Behaglichkeit mit Tradition
Andere reisen im Nadelstreifenanzug an, dreiteilig und
mit rahmengenähten Oxfords an den Füßen, um sie
dann tags darauf gegen Anorak und Wanderstiefel zu
tauschen, besser geeignet für ein fast schon kindliches
Herumtollen, zu Land, zu Wasser oder in der
FOTOS THILO BRUNNER, ALEXANDER GLIEDERER, MICHAEL WERLBERGER, ROLAND BAUER, HOTEL BAYERISCHER HOF
Alte Hölzer, französische Stoffe und einzigartige Zimmer und Suiten
sorgen im Hotel Zur Tenne inmitten der Tiroler Bergwelt für ein
Zuhause, das einen schnell das eigene vergessen lässt.
Unten: Die gemütliche Winter-Lounge auf der Hotelterrasse lädt in
der kalten Jahreszeit zu einem Glas Champagner aus dem Haus
Moët & Chandon ein.
64 INSITE 2019
TRAVEL
1
Luft, inmitten der traumhaften Natur rund um Kitzbühel.
Aber nicht alleine, sondern in einer Gruppe,
bestehend aus ausgesuchten Mitarbeitern und geschätzten
Kollegen. In den Incentive-Ange boten des
Hotels Zur Tenne finden Wirtschaftsbosse spielerisch
zu neuen Rangordnungen und Turn around- Manager
(über-)prüfen im Hochseilgarten alte Seilschaften,
was nicht nur wörtlich zu verstehen wäre. So trainiert
man heute den Teamgeist und fördert die Motivation
seiner Mitarbeiter. Und es kommt nicht selten vor,
dass die gesamte Vorstandsriege eines Unternehmens
auf dem idyllisch gelegenen Schwarzsee ein Floß aus
Baumstämmen, Brettern und Seilen zimmert, eine
rettende Plattform vor den dunklen Tiefen – weit
mehr als nur eine Metapher, sondern ein moderner
Weg, ein Unternehmen gemeinsam auch weiterhin
erfolgreich über Wasser zu halten. Damit dies alles
möglich werden kann, arbeitet Hoteldirektor Christoph
Aicher und sein Team eng mit den lokalen Agenturen
Seen, Berge,
einsame Wanderrouten,
idyllische Almwiesen
– Kitzbühel ist eine
einzige Wellness-Oase
zusammen, um kreativ mit den unterschiedlichsten
Herausforderungen die Gäste zu überraschen, zu
motivieren, wie aber auch zu begeistern.
Schließlich gilt es, dass soeben Erfahrene langfristig
mitzunehmen, mit hinein in den (Büro-)Alltag.
Tyrolian Summer
Die Frage nach der perfekten Reisezeit erübrigt sich
im Falle Kitzbühels. Es ist völlig egal, ob gerade
Schnee fällt, im Frühjahr die ersten zarten Knospen
blühen, die Zeit der Sommerfrische begonnen hat,
wie einst unsere Großeltern die schönste, wie heißeste
Jahreszeit nannten, oder im Herbst das bunt
leuchtende Laub die Täler in einen Tyrolian Summer
verzaubert. Kitzbühel, das sind 365 Tage im Jahr Lebenslust
pur, ein Ort mit eben einem ganz besonderen
Flair. Auf der einen Seite ruht die 7.000 Seelen-
Gemeinde fest in seiner Geschichte und den seit
Generationen überlieferten Traditionen, auf der anderen
Seite ist Kitzbühel seit den 1960er Jahren ein
fester Hot-Spot der internationalen Society. Gekrönte
Häupter, Filmstars, Politgrößen, Wirtschafts-Granden
und die Sport elite finden sich jedes Jahr immer wieder
zu diversen Events ein oder kommen einfach nur
vorbei, um sich sommers wie winters in den Bergen
der Tiroler Alpen zu erholen.
us. The chef has recommended
mixed salads, perfectly fried Viennese
schnitzel, crisply fried potatoes,
tender boiled fillet and „kaiserschmarrn“,
slices of sugared
pancake with raisins. The menu
also features variations on the
theme of Mediterranean and international
cuisine.
„Kitz“ is a destination for all seasons.
And reasons. Young couples
let local priest Michael Struzynski
help them tie the knot in the romantic
setting of parish church St. Andreas..
The Hotel Zur Tenne’s incentive
programme gives companies’
„turnaround managers“ the
opportunity to size up groups of
their prime executives when faced
by physical challenges. Are there
any changes in hierarchy, motivation
or team spirit when they go
white-knuckle racing down the rapids
of a or go climbing together in
the „rock garden“? It is not unusual
to see a full board of directors
shaping a raft from planks and tree
trunks on the Schwarzsee: an apt
metaphor for keeping a company
afloat too. Come rain or shine, the
first buds and birdsong of Spring,
the deciduous woods and their palette
of colours in summer and autumn,
or the snowclad ski slopes in
winter, each day of a Kitzbühel year
stands for love of life pure and simple.
The town and its 7,000 inhabitants
are steeped in history and tradition
but since the end of the
Sixties they have also become a
magnet for royals and leading figures
from the world of politics, big
business, showbiz and sport, attracted
by many international
events. Some just come to unwind,
for instance in the Hotel Zur Tenne.
It is both cosmopolitan and historical,
its foundations dating from the
16th century. To enhance the feeling
of age-old Tyrolean wellbeing,
during recent renovation work a
300-year-old variety of wood types
was used to match rustic furniture
and the open fireplaces in Kitzbühel’s
cosiest hotel.
Dieses Flair ist einfach eine perfekte Mischung aus
Behaglichkeit und Tradition, gepaart mit einem kosmopolitischem
Stil – eine Kombination, die besonders
im Hotel Zur Tenne bestens zum Ausdruck
kommt. Dessen Bausubstanz geht auf das 16. Jahrhundert
zurück, bei den Renovierungsarbeiten der
letzten Jahre wurde dieser Historie gehuldigt, über
300 Jahre alte Hölzer sorgen für eine einzigartige
Wohlfühlatmosphäre. Bei den Zimmer des Traditionshauses
kamen helle, französische Stoffe zum Einsatz,
historische Bauernmöbel und die offenen Kamine
vermitteln Gemütlichkeit und Wohlbehagen, die jeglicher
Vorstellung von Romantik in den Bergen mehr
als gerecht wird.
Seit 2016 steht das
Gipfelglück oder Pulverschnee, Hotel Einsamkeit Zur Tenne unter oder
einer neuen Leitung:
kosmopolitische Betriebsamkeit, Thomas es gilt Lechner der Spruch, sorgt
aus der Sicht von uns Münchnern: in diesem Wenn historischen das Gute
Ensemble von nun an
liegt so nah …
für das Wohlergehen
seiner Gäste
Events 2019
17. – 21. 1. Snow Polo World Cup
22. – 27. 1. Hahnenkammrennen
23.2. Sick Trick Tour
23.2. Vertical Up
7. – 10. 6. Internationaler Cordial Cup
5. – 8.6. Kitzbüheler Alpenrallye
20. – 23.6. Kitzbühel Triathlon
23. – 30.7. Golf Festival Kitzbühel
6.7. Elina Garanča & Friends
8. – 14.7. Kitz on wheels supported by Harley Davidson
27.7. Internationales Kitzbüheler Horn Berg-Radrennen
26.7. – 17.8. Sommertheater Kitzbühel
27.7. – 3.8. ATP Tennisturnier – Generali Open
2.8. AlmSommerParty im Rasmushof
3.8. Almrauschparty auf Rosi’s Sonnbergstuben
3.8. Jahrmarkt der Stadtmusik Kitzbühel
9. – 23.8. Kitzbüheler Sommerkonzerte, jeden Mittwoch
16. – 17.8. Kitzbüheler Musikfestival
18.8. Weisenbläser- und Juchezertreffen
19. – 25.8. Kitzbüheler Filmfestival
30.8. Kitzbüheler Hopfenfest
8. – 9.9. Kitzbüheler Weinfest
26. – 29.9. Internationales Sportwagenfestival
1. – 26.12. Weihnachtsmarkt
31.12. Silvestergala im Hotel Zur Tenne
April – November Jeden Samstag
Genussmarkt auf dem Kitzbüheler Marktplatz
FOTOS MICHAEL TINNEFELD & TEAM
EAGLES
1. Andrea Mühlbauerr und Falk Raudies 2. Stefan Blöcher und Freundin Anna
3. Rosi Mittermaier und Christian Neureuther 4. Wolfgang Niersbach und Marion
Popp 5. Florens Eblinger und Arabella Kiesbauer 6. Marianne und Michael Hartl
1
2
3
4 5
2
5
6
4
KARPFENESSEN
1. Hannelore Kramm und Heino 2. Herta und Ulli Ehrlich
3. Bernadette Schaeffler, Sibylle Schön und Carsten
Strohdeicher 4. Innegrit Volkhardt und Peter Gauweiler
5. Martine Dornier-Tiefenthaler und Conrado Dornier
6. Max und Gundel Schautzer 7. Michael und Sabina Nagel
7
6
3
66 INSITE 2019 INSITE 2019 67
HOTEL NEWS
B L
UE
Andrée Putman
schuf hoch über
den Dächern Münchens
eine einzigartige
Wohlfühl-Oase
SPA
Der Lieblingsplatz der Münchner Gesellschaft: Sport, Sonne, Meetings,
Schlemmen oder einfach nur Lebensgenuss pur.
Direkt unter den Pforten zum Himmels
TEXT ANDREAS M. JUCHELKA FOTOS HOTEL BAYERISCHER HOF
68 INSITE 2019 INSITE 2019 69
HOTEL NEWS
Was haben ein Lampenschirm, di verse
Sonnenbrillen, die ehemalige Concorde
und das weltweit erste Boutique-Hotel,
das Morgens in New York
gemeinsam? Das Gleiche, was all die Genannten
auch mit dem Hotel Bayerischer Hof verbindet, genauer
gesagt, mit Münchens schönster Wellness-
Oase, dem Blue Spa. Es ist die gestalterische Handschrift
der legendären, französischen Designerin
Andrée Putman, die mit ihrem Gespür für Stil
und durch ihre unverwechselbare Handschrift einem
Objekt, einem Raum, eine Seele geben konnte.
Frühmorgens, die Sonne kitzelt mit ihren ersten
warmen Strahlen unser Gemüt und während bereits
ein paar Gäste ihre Bahnen durch den azurblauen
Pool ziehen, fährt langsam und lautlos das Dach des
Schwimmbads zurück, alles blitzt und funkelt, denn
auf den sich kräuselnden Wellen tanzen tausend kleine
Sonnenreflexe hin und her – ein Gefühl, als ob
man inmitten des Münchner Himmels schwimmen
würde, schwerelos und frei.
Durch die breite Glasfront erfreut der Ausblick
über die Dächer der Stadt die Seele, nahezu grenzenlos
kann das Auge schweifen, weit über die Türme
der Frauenkirche hinweg, bis hin zu den schneebedeckten
Gipfeln der nahegelegenen Alpen.
ROOFTOP WELLBEING
Legendary French designer Andrée
Putman has left her distinctive
mark on lampshades, various series
of sunglasses, the supersonic Concorde,
the world’s very first boutique
hotel and the Hotel Bayerischer
Hof’s unique rest &
recreation area, the Blue Spa.
It is early morning there. The first
rays of the sun are gently enlivening
us. As the roof over the swimming
pool is noiselessly retracted,
the day’s first energetic guests
seem to be swimming skywards,
leaving a wake of glinting, azure
ripples. A glass frontage affords us
a stupendous view, and as far as
the snowclad Alps to the south.
After a good swim there are gentle
drops from the rainforest shower to
relax us – water as one our most
beneficial elements. One storey further
up, in a glass pavilion, there is
the very latest in fitness equipment.
Wer dann seine Bahnen durch das frische Nass gezogen
hat, wird besonders die große Regen-Dusche
genießen, die mit sanften Tropfen den ganzen Körper
zu entspannen weiß – das Urelement Wasser von
seiner schönsten Seite.
Ein Stockwerk höher erstreckt sich ein Glaspavillon,
dahinter zahlreiche und hochmoderne Fitnessgeräte,
auf denen sich weitere Gäste fit für den Tag
machen wollen oder weitgereiste Manager, die erkannt
haben, dass das beste Rezept gegen einen Jetlag
sportliche Aktivität ist.
Danach erwartet einen wohlverdient der Wellnessbereich:
Warme Farben und sanftes Licht schmeicheln
den Augen. Innerliche Ruhe: Dampfbad, finnische
Sauna mit verschiedenen Aroma-Aufgüssen, ein
Tauch becken, in der Bio-Sauna wirken die harmonisierenden
Kräfte eines wechselnden Farbenspiels
sanft auf Körper und Geist ein. Der höhlenartig abgedunkelte
Ruheraum spendet dem Gast die genau
richtige Atmosphäre zur Regeneration. Kleine Lampions
an den Wänden tauchen den Raum in warmes,
sinnliches Licht, sanft fließende Musik über Kopfhörer
lässt den Körper in wohltuende Ruhe fallen.
Wer hingegen den passiven Genuss dem aktiven
Sport vorzieht, um Körper und Seele wieder in Einklang
zu bringen, begibt sich vertrauensvoll in die
FOTOS HOTEL BAYERISCHER HOF
Hände des internationalen Wellness-Expertenteams.
Und hat die Qual der Wahl. Denn das Angebot ist mit
den traditionellen Klassikern, über internationale
moderne Behandlungsformen, bis hin zu Ayurveda,
äußerst umfangreich. In der Blue Spa-Broschüre ist
von Lomi Lomi, Shiatsu, Hot Stone oder Padabhyanga
zu lesen, allesamt wie kleine Wiedergeburten. Besonders
angenehm ist eine Hot-Chocolate-Massage. Der
Körper versinkt in einem süßen Schokoladenduft
und noch Stunden später duftet die Haut nach Kakaoessenzen
und ist pfirsichweich geworden.
Neben diesem umfangreichen Wellness-Angebot
unterstützt das Blue Spa auch Patienten in ihrer
Reha-Phase. Der medizinische Trainingstherapeut,
so seine offizielle Berufsbezeichnung, Ulrich Barth erfreut
sich schon nach kurzer Zeit eines hervorragenden
Rufes. Das kommt nicht von ungefähr, der studierte
Sportwissenschaftler war nach zahlreichen
Stationen auch im Team von Oliver Schmidtlein, Physiotherapeut
der deutschen Fussballnationalmannschaft
und des FC Bayerns, so wie bei Arzt-Legende
Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt tätig. Heute begleitet
er im Blue Spa Patienten von nah und fern durch
deren Rehaprogramm, seien es Top-Sportler oder
Privat patienten, nach Kreuzbandrissen oder Bandscheibenvorfällen.
Ganz individuell, mittels eines
Fünf-Punkte-Programms und das sehr erfolgreich.
Not only overworked executives
realise that a modicum of exercise
is the best antidote against jet lag.
After that a steam bath and a Finnish
sauna with various aromatic infusions
bring body and soul into
kilter. In the cavelike rest room
warm wall lighting and lampions
enhance the soothing atmosphere.
The choice of applications offered
by the wellness team’s experts
ranges from classic to ayuvedic and
exotic: shiatsu, hot stone, or a hot
chocolate massage.
The Blue Spa’s rehab specialist is
Ulrich Barth. The “magic fingers”
he was known for as one of FC Munich’s
physios now help guests
here recover from ligament ruptures
and slipped discs. Fittingly in
“Italy’s northernmost city”, the Blue
Spa slips into rooftop romantic gear
after sunset. We see champagne
and lobster served for obviously a
special rendezvous.
Aber auch wer ohne schweißtreibende Aktion nur die
Atmosphäre hoch über den Dächern Münchens genießen
möchte, findet im Blue Spa den richtigen Ort
dafür. Wenn sich am späten Abend die Sonne farbenfroh
von dem Tag verabschiedet, die Windlichter auf
den zahlreichen Tischen entzündet werden, die die
Terrasse in ein goldenes Licht tauchen und die Musik
leise durch die warme Luft säuselt, dann beginnt die
romantische Zeit des Tages. Die Speise-und Getränkekarte
ist dem Ort entsprechend formuliert, serviert
werden Drinks und Gerichte, die den Wellnesscharakter
in den Vordergrund rücken. Frische Smoothies
oder Aloe Vera Vital Drinks begleiten die raffinierten
Speisen, die unter den Begriffen Detox und Energize
gelistet sind.
Aber nicht nur dem Wellness-Aspekt wird auf dieser
traumhaften Terrasse
gehuldigt: Wenn die Sonne
langsam untergeht und
die berühmte Blaue Stunde
beginnt, verabschiedet
man unter freiem Himmel,
mit einem Glas Champagner
oder klassischen Cocktails,
den alten Tag und
blickt über den Dächern
dem neuen entgegen.
HOTEL NEWS
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ART DIRECTION
Dirk Meycke
SCHLUSSGRAFIK
Monika Grötzinger
AUTOREN
Ralf Dombrowski, Maximilian von Dorfen,
Florian Hinterstösser, Ulrich Lössl, Reinhard
Modritz, Elke Reichart, Patricia Riekel, Nina Ruge
und Marie Waldburg
Seine Gäste glücklich zu machen und in
ihren Gesichtern zu lesen, dass sie sich
wohlfühlen – das alleine wäre schon Auszeichnung
genug. Eine Aufgabe, die seit
jeher im Hotel Bayerischer Hof an oberster Stelle
steht. Wie erfolgreich, zeigt ein Querschnitt aus den
letzten Jahren.
Hotel Bayerischer Hof
Mit bis zu 66,5 Millionen Euro Gesamtumsatz belegte
das Hotel mehrere Male in Folge den ersten
Platz im Ranking der umsatzstärksten Häuser
Deutschlands, so hat die Allgemeine Hotel- und
Gastronomie-Zeitung (AHGZ) errechnet. Gleich
mehrfach wurde das Haus vom Magazin Der Feinschmecker
geehrt, in einer Ausgabe war zu lesen:
„Die Grande Dame der Münchner Hotellerie bleibt
unsere Nummer Eins …“ Auch andere Magazine
wie Euro, Vanity Fair oder das Diners Club Magazin
urteilten sinngemäß.
Das Wirtschafts-Kult-Magazin brand eins attestiert
dem Haus, dass es zu Recht auf deren Bestenliste
gehört, denn als Unternehmen genießt das
Hotel Bayerischer Hof bei Verbrauchern und Marktbeobachtern
ein ganz besonderes Ansehen.
Innegrit Volkhardt
Unter ihrer Ägide wurden zahlreiche Renovierungs-
und Umbaumaßnahmen mit einen Gesamtvolumen
in Höhe über 150 Millionen Euro vorgenommen.
Diese Konsequenz und der damit verbundene Erfolg
war für Veuve Clicqout Anlass, sie als Unternehmerin
AWARDS
The Hotel Bayerischer Hof has
come top of Germany’s hotel turnover
charts for several years in a
row, with up to a total of 66.5 million
euros p.a. The magazine “Der
Feinschmecker”’s description of the
the hotel as “Munich’s grande
dame” is echoed by “Vanity Fair”,
“Diners Club” and cult magazine
“brand eins”. Under the aegis of
Innegrit Volkhardt over 150 million
euros have been invested in renovation
and rebuilding projects,
prompting Veuve Clicquot to name
her “Businesswoman of the Year”.
Other awards: an Order of Merit
from the Bavarian government and
the Brillat Savarin Badge from Germany’s
Gastronomic Academy.
After nearly 25 years Munich again
has a restaurant with three Michelin
stars: the Atelier with its chef
Jan Hartwig. GaultMillau awarded
him 18 points and “Gusto” ten frying
pans. For “Traveller’s World” the
Atelier is one of the top 100 restaurants
worldwide. Jochen Benz was
named “Sommelier of the Year
2019” by “Schlemmer Atlas”.
des Jahres zu ehren. Neben zahlreichen weiteren
Auszeichnungen sind besonders zu erwähnen: Die
Medaille für besondere Verdienste um Bayern und
Europa, außerdem der Bayerische Verdienst orden,
sowie die Bayerische Staatsmedaille Innere Sicherheit.
Die Gastronomische Akademie Deutschlands
überreichte die höchste zu vergebende Ehrung, die
Brillat Savarin Plakette.
Atelier und Jan Hartwig
In einer sprichwörtlich atemberaubend kurzen Zeit
hat Chef de cuisine Jan Hartwig das Gourmetrestaurant
Atelier zu den höchsten Weihen geführt: Der
Guide Michelin verlieh November 2017 die Höchstwertung,
nach fast einem Vierteljahrhundert hat
München ab jetzt wieder ein Drei-Sterne-Restaurant.
Der Gault & Millau wertete mit 18 Punkten, Hartwig
„lässt immer subtil klassische Elemente in seine
sehr zeitgemäß arrangierten Teller einfließen.“
Das Reisemagazin Traveller’s World positioniert
Jan Hartwig und das Atelier auf deren ultimative
A-List der 100 besten Adressen für Reisende rund
um den Globus, der Feinschmecker führt das Atelier
unter den 100 besten Restaurants weltweit. Auch der
Gastroführer Gusto ist zum wiederholten Male voll
Lobes, wie schon 2017 adelt er Jan Hartwig mit der
Höchstnote von zehn Pfannen.
Über Jochen Benz ist zu lesen: „Einer der besten
Sommeliers im Lande, der die Gäste auf eine sympathisch
unprätentiöse Art mit großartigen Weinempfehlungen
umsorgt.“ Der Schlemmer Atlas verlieh ihm
somit den Titel: Sommelier des Jahres 2019.
FOTO HOTEL BAYERISCHER HOF
HUGO BOSS Fünf Höfe, Theatinerstraße 8, 80333 München, Tel. 089/24218880, hugoboss.com
KUNSTHALLE MÜNCHEN Theatinerstraße 8, 80333 München, Tel. 089/224412, hypo-kunsthalle.de
LAUTERBACHER MÜHLE AM OSTERSEE Unterlauterbach 1, 82402 Seeshaupt, Tel. 08801/180, lauterbacher-muehle.de
LOUIS VUITTON Residenzstraße 2, 80333 München, Tel. 089/558938000, louisvuitton.com
MICHAEL KORS Theatinerstraße 36, 80333 München, Tel. 089/45205100, michaelkors.de
MOET HENNESSY Seidlstraße 23, 80335 München, Tel. 089/99421-0, moet-hennessy.de
MYTHERESA nur online über mytheresa.com
OBERPOLLINGER Neuhauser Straße 18, 80331 München, Tel. 089/290230, oberpollinger.de
PATRIK MUFF Ledererstraße 10, 80331 München, Tel. 089/1237040, patrikmuff.com
PHYNE Turley-Straße 8, 68167 Mannheim, Tel. 0621/18065866, phyne.com
PINAKOTHEKEN Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Kunstareal München, Barer Straße 29, 80799 München,
Tel. 089/23805-0, pinakothek.de
POMELLATO Maximilianstraße 34, 80539 München, Tel. 089/21020382, pomellato.com
PS BY PAUL SMITH gesehen bei Konen, Sendlinger Straße 3, 80331 München, Tel. 089/2444220, konen.de
STELLA MCCARTNEY über mythersa.com
RICHARD MILLE Maximilianstraße 34, 80539 München, Tel. 089/45221300, richardmille.com
SASKIA DIEZ Geyerstraße 20, 80469 München, Tel. 089/22845367, saskia-diez.com
SCHRAMM WERKSTÄTTEN Am Stundenstein 1, 67722 Winnweiler, Tel. 06302/92360, schramm-werkstaetten.com
SELF-PORTRAIT über mytheresa.com
SPORTMAX gesehen bei Ludwig Beck, Marienplatz 11, 80331 München, Tel. 089/236910, ludwigbeck.de
STÄDTISCHE GALERIE IM LENBACHHAUS Luisenstr. 33, 80333 München, Tel. 089/233 320-00, lenbachhaus.de
TORY BURCH Theatinerstraße 44, 80333 München, Tel. 089/21668682, toryburch.de
VOLKHARDTS WEIN Kaflerstraße 15, 81241 München, Tel. 089/829212-15, www.volkhardts.de
16. Jahrgang
Es gilt die Anzeigenpreisliste. Für Anzeigenschaltungen gelten die All gemeinen
Geschäftsbedingungen des Hotels Bayerischer Hof. Gerichtsstand ist München
FOTOGRAFEN
Stefan Armbruster, Sabine Brauer & Team,
Ralf Dombrowski, Sigi Jantz, Lukas Kirchgasser,
Benjamin Antony Monn, Michael Tinnefeld &
Team und Anja Wechsler
INSIT
HOTEL
BAYERISCHER HOF
DAS MAGAZIN
INTERVIEW
Emma Thompson
Charles Schumann
ATELIER
Jürgen Dollase
is(s)t bei
Jan Hartwig
HISTORIE
Das Palais Montgelas
ÜBERSETZUNG
Peter Hays
ANZEIGENKONTAKT
Vanessa Longhitano, Hotel Bayerischer Hof
Abt. Public Relations
Tel. 089/2120634, Fax 089/2120623
DRUCK
Gotteswinter & Aumaier
Joseph-Dollinger-Bogen 22, 80807 München
Tel. 089/323707-0
www.gotteswinter.de
20
19
E
Savoir vivre
Szenen, Interviews, Premieren und Geschichten
72 INSITE 2019 INSITE 2019 73
FOOD & WINE
B WIE BIO
Im Weinbau von Heute heißt es: zurück zu den Ursprüngen. Was einst der
Anthroposoph Rudolf Steiner formuliert hat, wird seitens der modernen
Sommeliers immer öfter zum Standard erhoben
B WIE BESSER
FOTOS JOHN MCDERMOTT
Kennen Sie den? Kommt ein Mann in ein
Weinfachgeschäft, er hätte gerne für einen
besonderen Anlass eine besondere Flasche.
Der Verkäufer nickt vielversprechend
und empfiehlt: „Große, tiefe Nase, die dunkle Beeren
erahnen lässt. Ungemein kräftig, es tanzt ein Tango
aus Früchten und Tanninen am Gaumen. Himbeere,
Cranberry und Cassis, sowie Tabak und Leder, das an
einen Pferdesattel erinnert, nach einem Ausritt durch
das schottische Hochmoor, an einem diesigen Novembertag.“
Worauf der etwas ratlos wirkende Kunde
meint: „Hätten Sie denn auch einen, der nach Wein
schmeckt?“
Wie man sieht, die Welt der Weine ist groß und
die Sichtweisen darauf ziemlich unterschiedlich. Wer
nicht ganz so firm ist oder sich als selbsternannter
Weinexperten missversteht, braucht einen guten
Weinhändler, um in den Genuss des richtigen Tropfens
zum richtigen Zeitpunkt zu kommen. Denn
schließlich summieren sich die Etiketten eines Jahrgangs
weltweit zu einer sechsstelligen Zahl, falls das
überhaupt ausreicht. Torsten Kuhne, Betriebsleiter
der Weinhandlung Volkhardts, Dependance des
Hotels Bayerischer Hof und Weinfachverkauf seit nun
drei Generationen im Besitz von der Hoteliersfamilie
Volkhardt, hält es da mit Goethe: „Das Leben ist zu
kurz, um schlechte Weine zu trinken.“
Doch was macht einen guten Wein eigentlich
aus? Die Natur schenkt ihn, der Mensch vollendet
ihn. Und der Verbraucher? Hier lässt sich ohne
Zweifel ein Wandel erkennen. Der Trend, so Kuhne,
geht nicht nur immer mehr in Richtung Regionalität,
deutlich lauter wird auch der Ruf nach Produkten, die
im Einvernehmen mit der Natur erzeugt werden. Was
vor einigen Jahren noch eher als ideologisch verbrämt
galt, bio und biologisch-dynamisch gar als
Spinnerei abgetan wurde, wird heute immer mehr
auf der Seite der Gourmets goutiert.
Einer der großen Vorreiter bei diesem Gedanken
ist das renommierte Weingut von Alois Lageder in
Südtirol. Nach dessen Auffassung kann und darf sich
TOUGH WINE
Torsten Kuhne, general manager of
wine merchants Volkhardt, owned
by the Volkhardt hotel dynasty, has
heard a lot of mumbo-jumbo from
colleagues describing a wine. “Tannins
and fruit flavours dancing a
tango” is one of his gobbledygook
examples. “What’s paramount”, he
opines, “is quality.” As Goethe said:
“Life’s too short to drink a rotten
wine”. For a long time bio-dynamic
wine was frowned upon. But
thanks to wine-growers, sommeliers
and consumers they have become
today’s trend. According to
Kuhne the region of provenance is
no longer as important as the degree
of interplay between unadulterated
nature and wine-growers.
The Alois Lageder vineyard in
Mehr als ein Gebot
der Stunde, neue
Wege im Weinanbau
zu beschreiten.
Winzer Alois Lageder
beschallt seine
Weinfässer zusätzlich
mit Musik
heute ein Spitzenwinzer gar nicht mehr diesem Trend
entziehen. Schließlich finden sich auf den Weinkarten
der Gourmetrestaurants von Jahr zu Jahr immer mehr
solche Positionen, der Sommelier von Heute erhebt
langsam aber sicher einen Trend zum Standard.
Wer einmal die Gelegenheit hat, Trauben direkt
aus einem bio-dynamisch bewirtschafteten Weinberg
verkosten zu dürfen, der erkennt schon am Ausgangsprodukt
klare Unterschiede. Tiefgründig, subtil, komplex,
vielschichtig und vor allem intensiv. Auf den
finalen Wein dann übertragen kann man sich das
Ganze wie in der Musik vorstellen: Bio ist wie ein großes
Orchester, mit Bläsern, Streichern und Chor, bis
hin zu der Spitze eines kleinen Triangels. Versus Kammermusik
unplugged. Dieser Vergleich kommt nicht
von ungefähr: Winzer Alois Lageder geht nämlich
noch ein ganzes Stück weiter.
Walgesänge? Klänge aus dem All? Ein archaischer
Ton, der bei genauerem Hinhören ein wenig an
Alphörner, ein wenig an australische Didgeridoos
erinnert, durchdröhnt das Gewölbe, die Barrique-
Fässer scheinen zu zittern. An der seegrün leuchtenden
Felswand kriechen überlebensgroße Amöben.
INSITE 2019 75
FOOD & WINE
„Ein Kunstwerk!“, ruft Lageder und zeigt sich milde
amüsiert. Die Amöben entpuppen sich als Hefebakterien,
die riesig vergrößert an die Wand projiziert
werden. Das Dröhnen, sagt Lageder, sei das „Wiegenlied
für Barrique-Fässer und Streicher“, ein Werk des
Künstlers Mario Airò. Es ist das sechste Brandenburgische
Konzert von Bach, allerdings durch extrem
langsames Abspielen unkenntlich gemacht.
Und so vertritt er die Meinung, dass diese Klänge
seinem Wein gut tun, ihn zu dem machen, was er ist.
Quod erat demonstrandum.
South Tyrol belongs to an organic
avantgarde which has seen the
trend borne out by a steady increase
of wines included in wine
menus by sommeliers, to the satisfaction
of their patrons. Anthroposophical
thinker Rudolf Steiner postulated
the necessity of a symbiosis
between human beings, animals,
plants and soil which has existed
MÜNCHENS
NEUE PRACHTMEILE
Kuhhörner versus Chemie
Ist das alles wirklich so neu? Auf keinen Fall. All das,
was diese Form des Anbaues ausmacht, war von der
Antike an bis zur Industriellen Revolution Standard.
Kurz nach dieser Zeit, vor über 100 Jahren, formulierte
der Anthroposoph Rudolf Steiner erstmals diesen
zentralen Gedanken und manifestierte so ein Ideal
eines möglichst geschlossenen Natur-Kreislaufs. Ein
landwirtschaftlicher Betrieb wird dabei als ein Organismus
gesehen: Der Mensch, das Tier, die Pflanze
und der Boden leben in Symbiose und im Rhythmus
der Natur zusammen. Man nimmt voneinander, aber
man gibt auch wieder etwas zurück. Kuhhörnern
kommt im bio-dynamischen Weinbau dabei eine
wichtige Rolle zu. Der Winzer füllt diese mit Kiesel
since antiquity. This of course applies
to vines too. Organic growers
fill cow horns with pebbles and
cow dung and bury them close to
the vines. When it has absorbed
light and warmth, the mixture, with
nettle and horsetail compost, is
sprayed lightly onto the vines. The
method toughens the vines and Torsten
Kuhne, who sees non-reliance
on chemicals as an obligation, can
count on Mother Nature rewarding
the growers and his store with
magnificent vintages.
Die Winzer Heike und
Gernot Heinrich (o.)
und die Familie
Lageder überzeugen
mit ihren Ansätzen
nicht nur unseren
Gaumen
Die Weinhandlung
Volkhardts hat die
Zeichen der Zeit
erkannt: im Sortiment
setzt man zunehmend
auf Bio-Weine
oder Kuhmist und vergräbt sie dann im Boden, nahe
der Weinstöcke. Wenn die Hörner dort Licht, Wärme
und Lebenskräfte angereichert haben, werden die
nun umgewandelten Füllungen mit Wasser verrührt
und im kommenden Jahr in feinster Dosierung im
Weinberg versprüht. Die dort ausgebrachten Präparate
dienen nicht der Düngung, sondern haben eine
ausgleichende, die Pflanze stärkende und den Boden
belebende Wirkung. Zusätzlich sorgen möglichst
betriebseigener Kompost und Kräuterpräparate, wie
Schachtelhalm oder Brennnessel, für lebendigen
Dünger und dienen der Stärkung der Pflanzen, zum
Beispiel gegen Pilzinfektionen.
Das Gegenteil davon wäre, mit Chemie und
exzessivem Anbau die Böden auszulaugen, dieses
ständig wachsende Manko dann immer wieder mit
noch mehr Chemie zu kompensieren – ein wahrer
Teufelskreislauf.
Es ist also an der Zeit, Vernunft walten zu lassen
und dem größten Wunder, das wir kennen, der Natur
zuzuhören, ihr gerecht zu werden. Denn es heißt
nicht umsonst: Mutter Erde. Und so wächst und gedeiht
in diesem Sinne auch das Sortiment der Weinhandlung
Volkhardts, wo Torsten Kuhne und seine
Mannschaft schon lange erkannt haben, dass aus einem
Trend eine (schon längst überfällige) Verpflichtung
wurde.
Die Kunden, die Weinkenner, freuts.
FOTOS HOTEL BAYERISCHER HOF, GREGOR KUEHN BELASI, PRIVAT
oberpollinger.de
JAZZ
JAZZ
LEICHTIGKEIT
DES SEINS
Die Künstler Brasiliens gehören fest zum musikalischen Profil des Hotels Bayerischer Hof.
Das hat zahlreiche Gründe, die nicht nur in der Musik selbst, sondern auch in deren
Geschichte und Wirkung liegen
Es gab sie immer wieder, diese besonderen
Momente. Unvergessen bleibt beispielsweise
das Konzert von Gal Costa im Juli
1995, als die Sängerin und Grande Dame
der Música Popular Brasileira im bis auf den letzten
Winkel gefüllten Night Club Station machte und das
Publikum mit ihr nahezu alle Lieder vollständig mitsang.
Oder die Auftritte des Sängers und Keyboarder
Ivan Lins, dessen betörend charmante Lieder die
Menschen, wie zuletzt beim Jazzsommer 2016, vom
ersten Ton an umarmten. Oder die verschiedenen
Variationen tanzbaren Lebensgefühls, wie beispielsweise
mit dem MPB-Star Marcos Valle oder die
Klavier- und Gesangsmeisterinnen Tania Maria und
Eliane Elias. Die sanften und fragilen Abende kamen
mit Paula und Jaques Morelenbaum, die als Bandmitglieder
des legendären Antonio Carlos Jobim noch
ein Bindeglied zu den originalen Klängen der Bossa
Nova darstellten. Gilberto Gil wiederum hatte als
prominenter Sänger, Mitbegründer der Tropicalismo-
Bewegung und zeitweiliger Kulturminister Brasiliens
den Festsaal des Hotels Bayerischer Hof mühelos im
Griff, während der auf den Bühnen des Hauses wahrscheinlich
häufigste musikalische Vertreter seines
Landes, João Bosco, mit seinem rhythmisch berauschenden
Gitarrenspiel und pfiffigen Gesang die
Zuhörer faszinierte.
Es gab sie immer wieder, diese außergewöhnlichen
Abende. Und das hat gute Gründe. Denn man
findet weltweit kaum eine andere Musik, die mit vergleichbar
pointierter Lässigkeit die Elemente von
Intellekt und Gefühl, von Kopf und Bauch, in einem
Klangsystem verbindet. Sieht man von den Vorläufern
der Salonmusik oder auch den Ursprüngen und
der afrobrasilianischen Kultur des Landes ab, dann
wurzelt sie historisch in der Bossa Nova, einer Musik,
die aus einem Klima der Bildung und Modernität
heraus in den späten Fünfzigerjahren Elemente der
landestypischen Samba und des nordamerikanischen
Cool-Jazz zu einer Mixtur verknüpfte, die schon bald
darauf die Szenen von Rio über New York bis Paris
TEXT UND FOTOS RALF DOMBROWSKI
Joao Bosco und
Ricardo Silveira
BRAVE NEW JAZZ
The Hotel Bayerischer Hof’s musical
profile abounds with unforgettable
performances by Brazilian
artists. In 1995 the Night Club audience
sang along with Gal Costa,
Música Popular Brasileira’s grande
dame. Special moments have included
singer-cum-keyboarder Ivan
Lins, most recently at the Jazzsummer
of 2016, with his melodies like
caresses; MPB star Marcos Valle
expressing the flow of life with his
dance sequences; singing piano
supremas Tania Maria and Eliane
bestimmte. Mit dem Team des Komponisten Antônio
Carlos Jobim und des Texters Vinícius de Moraes
hatte sie eine der produktivsten Partnerschaften der
erwachsenen Popmusik zu bieten, mit Gitarristen
wie João Gilberto, einen Stilisten, der die Lieder mit
unverkennbarer Nonchalance zu präsentieren verstand.
Innerhalb weniger Jahre wuchs Brasilien von
der Außenseiterrolle zu einem Zentrum der musikalischen
Inspiration heran, dem auf lange Sicht nicht
einmal die Militärdiktatur von 1964 an etwas anhaben
konnte.
Denn es gab bald ästhetischen Widerstand.
Künstler wie Gilberto Gil, Caetano Veloso, aber auch
Tom Zé und Gal Costa formierten sich zur Tropicalismo-Bewegung,
die die wiederum neu errungene
Lässigkeit mit der Kraft der sich rasant entwickelnden
Rockmusik verbinden wollte. Daraus entwickelte
sich als Klangsprache der Leichtigkeit seit den Siebzigern
die Música Popular Brasileira (MPB), deren Einfallsreichtum
und Unbeschwertheit trotz politischer
Repressionen die dunklen Jahre des Landes überstand.
Sie ist die Grundlage eines über Musik transportierten
Lebensgefühls, das ästhetisches Selbstbewusstsein
mit Offenheit und Charme, Witz und
spielerischer Finesse verknüpft. Das passt zum Programm
eines Clubs, der sich neben dem stilvollen
Ambiente auch einen kulturellen Anspruch verordnet
hat, der Jazz und Entertainment auf internationalem
Niveau präsentiert. Und deshalb ist es eine ideale
Kombination, wenn die Koryphäen der MPB und der
fortgeschrittenen Bossa Nova sich auf den Bühnen
des Hotels Bayerischer Hof die Ehre geben. Sie sind
Boten der Freiheit und der Lebensfreude, aber
immer auch ein wenig des Widerstandes gegen
die Saturiertheit. Denn hätten die Musiker damals
nicht Grenzen überschritten und gegen
den Anspruch der Traditionalisten die Stile
vermengt, hätten sie nicht den Militärs, zumindest
in dezentem Rahmen, die lange Nase
gezeigt, hätten sie sich nicht mit den New
Yorker Jazzern zusammengetan, um dem
nordamerikanischen Ernst eine Prise brasilianischer
Unmittelbarkeit und Entspanntheit zu
verordnen, wäre die Welt um viele großartige
Lieder ärmer. So aber verneigt sich auch das
Hotel Bayerischer Hof jedesmal mit Vergnügen
vor dem Reichtum einer wunderbaren, mitreißenden
Musikkultur.
Gilberto Gil
Elias; João Bosco with his throbbing
guitar riffs and of course Gilberto
Gil, Brazil’s former minister of
culture and probably the Night
Club’s most frequent regular. Their
version of Brazilian “trad” is unique
and rooted in the Bossa Nova. During
the late Fifties the latter bracketed
indigenous samba rhythms
with north American cool jazz, A
combination which took the worldwide
pop scene by storm, not least
thanks to composers like Antônio
Carlos Jobin, lyricists such as Vinicius
de Moraes and on the guitar
nonchalant stylist João Gilberto,
Outsider Brazil developed into a
major musical source of inspiration.
Brazilian “trad” reformers, including
Gilberto Gil, Caetano Veloso,
Tom Zé and Gal Costa, engineered
a confluence between their own
Tropicalismo and rock music to
launch their Música Popular Brasileira
(MPB) whose confident, humorous,
life-affirming and seemingly
effortless mastery of the
“light touch” carried it through
Brazil’s dark years. The Night Club
always feels honoured to feature
these musical ambassadors of freedom
and courage.
Marcos Valle
Claudio Cesar Ribeiro und
Ivan Lins
78 INSITE 2019 INSITE 2019 79
ART
KUNST ?
DIE EMPFEHLUNGEN!
1. Welche Ausstellungen aus Ihrem Hause möchten Sie den Gästen des
Hotels Bayerischer Hof für das Jahr 2019 empfehlen?
2. Auf welche Ausstellungen, national wie international, freuen Sie sich am meisten?
Nanboku-chō-Zeit und
mittlere Edo Zeit:
1333 – 1392 (Helm),
18. Jh. (Rüstung),
Eisen, shakudō, Lack
aus Gold und Silber,
Schnürung, Leder,
Bronze, Holz, Seide,
Brokat, Bärenfell
© The Ann & Gabriel
Barbier-Mueller
Museum, Dallas
Foto: Brad Flowers
FOTOS STUDIO FERRAZZINI BOUCHET PHOTOGRAPHY, GENF © THE ANN & GABRIEL BARBIER-MUELLER MUSEUM, DALLAS, PRIVAT
KUNSTHALLE HYPO
Roger Diederen,
Direktor der Kunsthalle der
Hypo-Kulturstiftung
Zu 1: Die Kunsthalle München bietet 2019 wieder
eine sehr reizvolle Themenvielfalt mit hochkarätigen
Kunstwerken aus der ganzen Welt. Das Programm
startet ab Februar mit einer spektakulären Samurai-
Ausstellung, die so noch nie in Deutschland zu sehen
war. Über Jahrhunderte prägten die Samurai die Geschichte
Japans – nicht nur als Krieger, sondern auch
als politische Elite. Ihr Mythos erzählt von Tapferkeit
und Disziplin, von Loyalität und nobler Selbstaufopferung
– aber auch von Verrat, Intrigen und erbarmungsloser
Gewalt. Ihre mit höchster Handwerkskunst
aus edlen Metallen und kostbaren Stoffen
hergestellten Rüstungen waren nicht nur wirkungsvolle
Schutzpanzer, sondern auch imposante Statussymbole.
Die Ausstellung lässt anhand prächtigster
Exponate die spannungsvolle Geschichte des japanischen
Rittertums lebendig werden.
Ab Juli präsentieren wir dann einen sehr überraschenden
Aspekt des Impressionismus, nämlich aus
Sicht der kanadischen Künstler. Außerhalb Kanadas
zu Unrecht völlig unbekannt, haben diese Maler um
1900 ihrer jungen Nation mit Landschaften eine ganz
eigene visuelle Identität gegeben, die von französischen
Einflüssen geprägt war. Wir schließen das Jahr
ab mit raffinierten modernen Tapisserien aus der
Pariser Gobelin-Manufaktur. Jeder kennt Künstler
wie Picasso oder Matisse als Maler, aber dass sie auch
Tapisserien entworfen haben, weiß kaum jemand.
Auch diese Ausstellung wird einen wieder zum Staunen
bringen, denn sie bietet farbige Fadenpracht auf
höchstem Niveau.
Zu 2: 2019 wird 100 Jahre Bauhaus gefeiert, mit
vielen Ausstellungen und Veranstaltungen in ganz
Deutschland (www.bauhaus100.de). Ich möchte dann
auch endlich mal Dessau besuchen, wo zu diesem
Anlass sogar ein neues Museum eröffnet wird. Ich
finde es spannend – auch in Verbindung mit unserer
Tapisserien-Ausstellung in der Kunsthalle – wie am
Bauhaus Textilkunst und -design auf fulminante
Weise weiterentwickelt wurden.
GALLERY NEWS
1. Which of your exhibitions
would you recommend to the
Hotel Bayerischer Hof’s
guests?
2. Which of your national and
international exhibitions are
you looking forward to most?
KUNSTHALLE HYPO
1. In 2019 the Kunsthalle regales
its visitors with a multitude of
themes featuring top-class works
of art from all over the world. Its
programme starts in February with
a samurai exhibition never seen
before in Germany. For centuries
the samurai played a leading role in
Japan’s history as its warriors and
political elite. The myths surrounding
them highlight their courage,
self- discipline, loyalty and selfsacrifice,
but also include tales of
betrayal, intrigues and merciless
violence. Their suits of armour,
handsomely crafted from precious
metals and textiles, were not just
meant for protection but as status
symbols.The magnificent items on
display bring the intriguing Japanese
knighthood to life. From July
on we will be according Canadian
impressionists, painting around
1900, recognition they never enjoyed
outside their own country.
Picasso and Matisse were also
masters of the loom. We intend to
exhibit their finest tapestries.
2. In 2019 the 100th anniversary of
the Bauhaus movement will be
commemorated all over Germany
(www.bauhaus100.de). I’ll head for
Dessau with its new museum to
look into the reasons for the furious
pace at which Bauhaus textile art
and design was developed.
LENBACHHAUS
1. In May our “Body Check” exhibition
juxtaposes two leading lights
of 20th-century painting, Maria
Lassnig and Martin Kippenberger,
in a painterly dialogue which brings
their own bodies to the fore, illustrating
humankind’s existentialist
predicament. Eschewing heroics,
these are not classic self-portraits
Alexej von Jawlensky, Spanierin, 1913
Städtische Galerie im Lenbachhaus und
Kunstbau München
LENBACHHAUS
Elisabeth Tiers,
Kuratorin im Lenbachhaus
Zu 1: Im Mai eröffnen wir die Ausstellung Body
Check. Martin Kippenberger – Maria Lassnig, in der
erstmals die Werke dieser beiden wichtigen Protagonisten
der Malerei des 20. Jahrhunderts einander gegenübergestellt
werden. Beide Künstler rücken den
eigenen Körper ins Zentrum ihrer malerischen Auseinandersetzung
und versuchen damit der Misere
des menschlichen Daseins eine Form zu geben. Ihre
Bilder sind Selbstporträts im klassischen Sinne, das
Heroische dieser Gattung haben sie jedoch abgelegt.
Stattdessen zeigen sie sich körperlich entstellt, von
Krankheit gezeichnet oder aus grotesker bis selbstmitleidiger
Beobachtung. Im Ausstellungsparcours
werden die beiden Positionen in einen Dialog gestellt.
So soll ein Zwiegespräch entstehen, das Berührungspunkte
und Gemeinsamkeiten, aber auch unterschiedliche
Zugänge zur Thematik aufscheinen
lässt. Wir freuen uns sehr, dass wir für Body Check
zahlreiche Werke aus internationalen Sammlungen
zusammentragen konnten, viele davon wurden bisher
nur sehr selten gezeigt.
80 INSITE 2019 INSITE 2019 81
ART
Gerard van
Honthorst
(1592 – 1656)
Das Konzert,
1623
SINCE 1707
Öl auf
Leinwand,
123 x 206 cm
National
Gallery of Art,
Washington,
Patrons’
Permanent
Fund and
Florian Carr
Fund
© National
Gallery of Art,
Washington,
Patrons’
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Fund and
Florian Carr
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Vienna, Palais Dorotheum, Tel. +43-1-515 60-570
Munich, Franz Freiherr von Rassler, Tel. +49-89-244 434 73-0
Zu 2: Ab März wird in Hamburg eine Ausstellung
zum Thema Kunst und Musik zu sehen sein. Wir haben
uns im Lenbachhaus selbst in den vergangenen
Jahren wiederholt dieser Thematik gewidmet, wenn
auch aus anderen Perspektiven. Es gab u.a. Projekte
mit Kraftwerk, raster-noton oder Ari Benjamin Meyers.
Vor zwei Jahren durfte ich gemeinsam mit Wolfgang
Tillmans und Matthias Mühling die Ausstellung Playbackroom
kuratieren, in der wir uns mit der Frage
nach den Möglichkeiten des Ausstellens von Studiomusik
beschäftigt haben. Um so gespannter bin ich
nun auf die vom Ex-Spex-Chefredakteur Max Dax
kuratierte Ausstellung Hyper! A journey into art and
music in den Deichtorhallen, die ein Cross-mapping
zwischen den Welten der Musik und der bildenden
Kunst beabsichtigt.
Tine Nehler,
Pressesprecherin der
Münchner Pinakotheken
und der Bayerischen
Staatsgemäldesammlung
PINAKOTHEK DER MODERNE
Zu 1: Bei der Vielzahl der hochkarätigen Ausstellungen,
die wir allein schon in den Pinakotheken zeigen,
kann ich es kaum erwarten ab April die Meisterwerke
der europäischen Caravaggisten in der Alten
Pinakothek zu sehen. Junge Künstler, die Anfang des
17. Jahrhunderts auf abenteuerliche Weise nach Rom
reisten und dort auf die bahnbrechende Kunst Caravaggios
trafen, sind die Meister dieser Schau Utrecht,
but images of disfigurement and
affliction viewed grotesquely and
self- pityingly. Some of the works, on
loan from international collections,
are hardly known.
2. March 2019 sees the start of “Hyper!”
(“a journey into art and music”),
curated by former “Spex” editor Max
Dax, in Hamburg‘s Deichtorhallen. This
is of particular interest as two years
ago I was curator of a similar crossmapping
show, featuring studio music.
PINAKOTHEK DER MODERNE
1. Our show “Utrecht, Caravaggio
and Europe” (from April on in the Alte
Pinakothek) features 75 paintings by
Caravavaggio and his “disciples”such
as ter Brugghen, Honthorst and Manfredi
who, by way of homage, travelled
to Rome in the 17th century.
From Easter till 20.5. Caravaggio’s
“Entombment of Christ” ( from the
Pinacotaca Vaticana) can be viewed.
The audioguide offers specially composed
music to every painting.
2. Ever since my student days the
Venice Biennial has been a must. At
this year’s 58th I’ll be intrigued to see
how Natascha Sadr Haghighiab, with
a stone mask and under the pseudonym
Natascha Süder, performs in the
German pavilion curated by Franciska
Zólyom.
Caravaggio und Europa. 75 der bedeutendsten Gemälde
von Caravaggio, ter Brugghen, Honthorst,
Manfredi u. a. werden national wie international begeistern
und sicherlich viele Gäste nach München
locken. Als einmaliges Highlight erwartet München
zu Beginn dieser Ausstellung, und pünktlich zu Ostern,
eines der bekanntesten Gemälde der Pinacoteca
Vaticana und Meilenstein der Kunstgeschichte –
Caravaggios Grablegung Christi (nur bis 20.5.). Das
Publikum der Ausstellung kann zudem an sechs
Abenden im Juni Oper in der Ausstellung erleben (in
Kooperation mit der Bayerischen Staatsoper) und
Bilder im Audioguide regelrecht er-hören. Hierfür
haben junge internationale Komponisten für jedes
Gemälde ein eigenes Musikstück komponiert.
Nicht umsonst hat München Tourismus die Ausstellung
Utrecht, Caravaggio und Europa zum
Leuchtturmprojekt der Frühjahrskampagne Licht
ausgewählt.
Zu 2: Anfang Mai freue ich mich dann auf ein
Kunsterlebnis der ganz anderen Art: Die 58. Kunstbiennale
in Venedig eröffnet wieder. Dies ist für mich
seit Studienzeiten ein Must, zusammen mit Kolleginnen
die Giardini und Pallazzi zu erkunden und neue
Positionen zeitgenössischer Kunst zu entdecken. Ich
bin gespannt, wie Natascha Sadr Haghighian, dieses
Mal mit Steinmaske und unter dem Pseudonym Natascha
Süder Happelmann, den deutschen Pavillon, kuratiert
von Franciska Zólyom, bespielt. Die Künstlerin
nimmt diverse Identitäten an und war bereits auf der
Documenta 13 und 14 vertreten. Mithilfe algorithmischer
Parameter und gesellschaftlicher Protokolle
wählte sie für ihren sicherlich aktivistischen und performativen
Beitrag den geeigneten Namen aus.
FOTOS PRIVAT
www.dorotheum.com
82 INSITE 2019
GUEST BOOK
GUEST BOOK
Hoffentlich
Worte die berühren,
Zeichnungen zum
Lachen – ein persön licher
Gruß zum Abschied.
Das sind die besten
Komplimente.
Eine Auswahl der
schönsten Gästebucheinträge
des Hotels
Bayerischer Hof aus
den letzten Jahren.
Von Schauspielern,
Künstlern, Musikern,
Sportlern und
Politikern
bis bald...
Herbie Hancock
Bastian Schweinsteiger
Marilyn Manson
Nicht nur
Künstler
jedweder
Couleur sind
sich einmal
mehr einig
und bedanken
sich für die
Gastfreundschaft
Alfredo Häberli
David Guetta
Not only artists of
all persuasions are
unanimous in their
vote of thanks for
the hospitality
84 INSITE 2019 INSITE 2019 85
Ferran Adrià
GUEST BOOK
BEOSOUND
EDGE
Inspire the
imagination.
A sound revolution
designed for
intuitive touch and
motion.
Josh Homme
Ken Follet
Wyclef Jean
Stanley Clarke
Lucky Peterson
Mark Forster
Immer wieder gerne,
vielen Dank für alles,
es war wunderbar!
Bis zum nächsten Mal
Always great to be here.
Many thanks for everything,
it was wonderful!
Already looking forward
to being back
João Bosco
Daniel Hope
Bang & Olufsen
Bang & Olufsen Bogenhausen
Englschalkinger Strasse 230
81927 München
www.albertknoll.de
Telefon 089-9301199
86 INSITE 2019
GUEST BOOK
Jean-Claude
van Damme
Harry Styles
Jim Dine
Christine Lagarde
Jutta Koether
Vivan Sundaram
Frank-Walter Steinmaier
Bill Clinton
Mark Nash & Isaac Julien
Jens Stoltenberg
88 INSITE 2019
Angela Merkel
POINT OF VIEW
Das
große
Ganze
Die Kunst des Lebens, die Leichtigkeit des Seins. Wie kommt es,
dass wir bei diesen beiden Sätzen adhoc an München denken.
Und stolz wie glücklich zugleich sind, hier leben zu dürfen
Wer herumkommt in der Welt, kann im
Vergleich am besten beurteilen, wie
beschenkt er in Bayerns Hauptstadt
ist. München-Kenner und Star regisseur
Helmut Dietl beispielsweise litt seinerzeit erwiesenermaßen
in seinem Hollywood-Exil so sehr an
Heimweh, dass er schon bald reumütig zurückkehrte.
Und Rüdiger Boess, weitgereister Ex-Spitzeneinkäufer
von ProSiebenSat.1 Media, schwelgte erst vor
kurzem auf dem Filmfest: „Wir leben in der schönsten
und anregendsten Stadt der Welt. Arbeiten und Feiern
woanders wäre für mich gar nicht vorstellbar.“
Dass die Mieten hoch und die Wohnungen rar
sind wird vielfach bemängelt – aber ist das nicht
schlicht die Folge davon, dass einfach fast jeder hier
herziehen möchte? Sozusagen die Kehrseite des
Ruhms? Was macht die Anziehungskraft dieser Stadt
aus, die so manche Nordlichter als ein Millionendorf
bezeichnen?
Es ist das Gesamtkonzept, das besticht: Die
Oper, die dank Intendant Nikolaus Bachler zum besten
Haus der Welt gewählt wurde, die historischen
Paläste aristokratischer Familien, die Residenzen
der Wittelsbacher, die weitläufigen Parks oder die
Nobelhotels wie der „Bayerische Hof“, voller bunter
Geschichten. Die aufregende Theaterlandschaft, die
langen Nächte der Musik und der Kunst, die Vielfalt
an Museen und Galerien, junge Stadtviertel wie
Haidhausen oder Glockenbach, voller Leben und
Café-Kultur. Die Fashion-Oasen der Maximilianstraße
und des Promenadeplatzes, die kleinen und
eleganten Dinner-Runden in Privathäusern, bis hin
zu den opulenten Festen in Museen oder Ballsälen.
Sieht man von einer Handvoll Mehrscheinern à
la Kir Royal ab, so zeigt sich die Gesellschaft Münchens
eher leise und diskret, interessiert, gebildet
und weltoffen. Große Namen ohne Allüren.
Filmproduzent Herbert Kloiber beispielsweise,
der es fertigbringt, ganz ohne Presse seinen Geburtstag
zu feiern, die starken Frauen der PIN, die jedes
Jahr aufs Neue mit ihrem spektakulären Fest samt
Auktion in der Pinakothek der Moderne Millionen-
ergebnisse erzielen, die Unterstützer von Haus der
Kunst, Museum Brandhorst oder dem Lenbachhaus.
Mit Gästelisten wie das Who is who aus Wirtschaft,
Adel und Kultur. Siemens, Quandt, Otto, Bayern,
Zechbauer, Hugendubel, Montgelas, Sixt, Arco, Heiden,
Hemmerle, Nagel, Schirmer, Preysing und Spreti.
Eine gewachsene Gesellschaft ist das, die keine
Übertreibung duldet und schon gar keine Angeberei.
Leben und leben lassen. Alles ist möglich in
München. Buchlesungen im Literaturhaus, zu der
Autoren aus aller Welt wie Bernhard Schlink, Martin
Walser und Robert Seethaler anreisen. Der Deutsche
Filmball im Hotel Bayerischer Hof, der trotz aller
Unkenrufe nicht nach Berlin abgewandert ist und
der alle großen Stars nach München bringt, die der
Deutsche Film derzeit zu bieten hat. Ganz zu
schweigen von den Musik- und Kunstpreisen, Popund
Klassik konzerten, die sich durchaus weltweit
messen lassen können.
Dann wären da noch die florierenden Ladies-
Lunches. Beim letzten Date in Innegrit Volkhardts
geschmackvollen Restaurant Garden präsentierte
sich das ganze Füllhorn interessanter Münchner
Frauen: Eine Bischöfin, Autorinnen, Filmemacherinnen,
zwei Ministerinnen sowie Entscheiderinnen
in Industrie und Kultur. Und auch diesen Rahmen
realisierte ein Künstler von Weltruf: Axel Vervoordt,
der belgische Innenausstatter, mit dem untrüglichen
Gespür für wohnliche Farben und Formen.
Klar, sie wollen alle in München mitmischen,
die Stars der Welt.
MARIE WALDBURG
berichtet als Kolumnistin von allen hochrangigen
Events aus den Metropolen dieser Welt
LADIES TOO
To pinpoint what makes Munich so
attractive one needs to look no further
than the city’s globetrotters.
Top film director Helmut Dietl, hightailed
it back to Munich, suffering
from homesickness, after only a
brief self-imposed exile in Hollywood.
Locals like Dietl appreciate their
city’s composite charm: the opera
house, deemed the world’s best,
thanks to director Nikolaus Bachler;
stately homes belonging to aristocratic
families; the Wittelsbacher
dynasty’s residences; spacious
parks and grand hotels like the
„Bayerischer Hof“; the exciting theatre
scene; long nights brimming
with art and musical events; a cornucopia
of museums and art galleries;
vibrant districts such as
Haidhausen or Glockenbach buzzing
with café culture; Maximilianstrasse
and Promenadeplatz for
followers of fashion and a social
agenda ranging from exclusive but
low-profile dinner parties to festivals
in the museums and ballrooms.
Munich has its fair share of dazzling
posers but on the whole understatement
is the name of the
game.
Film producer Herbert Kloiber celebrated
his birthday without any
media attention in the Hotel Bayerischer
Hof. The PIN ladies raise
millions with their auction in the
Pinakothek der Moderne. There’s a
big business Who’s Who of event
sponsors such as Siemens, Quandt,
Otto, Hugendubel, Sixt and Arco.
Readings by world-famous authors
such as Martin Walser in the Literaturhaus,
the German Filmball in
the Hotel Bayerischer Hof, international
concerts and award ceremonies.
Not to mention the Ladies’ Lunches
hosted by Innegrit Volkhardt in her
hotel’s Garden restaurant designed
by Axel Vervoordt. At the most recent
lunch: executives, film producers,
state secretaries and a bishop,
all of them female.
FOTO AGENTUR SABINE BRAUER
90 INSITE 2019
SOCIETY
Get Together
SOCIETY
1
Rauschende Bälle bis in die
frühen Morgenstunden, internationale
Premieren feiern, gesellschaftliche Top-
Events der Wirt schaft, Politik und Kultur –
seit Jahr zehnten ist das Hotel Bayerischer Hof
ein fester Schauplatz bei den zahlreichen
Ver an stal tungen der Münchner Gesellschaft
2
1
2
1 2 3
4
Grand Balls going on into the early morning hours,
international premiere parties, top society events –
for decades the Hotel Bayerischer Hof has been
the place of many important celebrity parties
in Munich
6
3
3
4
Münchner Filmfest
1. Robert Stadlober 2. Nadeshda Brennicke und Diana Iljine
3. Julia und Tobias Moretti 4. Oskar Roehle und Katja Eichinger
5. Lars Eidinger 6. Judith Richter, Hannes Jaenicke und Nina
Gnädig 7. Najet Korel 8. Emma Thompson 9. André Eisermann und
Götz Otto 10. Heidrun und Joachim Krol mit Peri Baumeister
6
4
FILMBALL 2018
7
5
8
BEST BRANDS
1. Klaas Heufer-Umlauf 2. Gerhard Schröder mit Frau Schröder-Kim So-yeon 3. Florian
Frhr. von Hornstein und Béatrice Guillaume-Grabisch 4. Peter und Valerie Haller 5. Rainer
Esser, Matthias Wahl, Iain Holding, Claudia Willvonseder, Florian Haller, Béatrice
Guillaume-Grabisch,Tom Albold, Michael Müller, Jo Wedenigg und Thomas Wagner
6. Hans und Christine Theiss, Thomas Wagner, Michael P. Schottenhamel, Natascha
Grün und Param Multani 7. Florian Haller, Alex Schill und Robin Rusc hke
5
6
5
1. Conny und Oliver Kalkofe 2. Viktoria und Heiner Lauterbach 3. Regina und Tanja Ziegler
4. Hannelore Elsner und Doris Dörrie 5. Florian David Fitz, Janina Uhse und Sönke Wortmann
6. Ilse Aigner und Alfred Holighaus 7. Edmund Stoiber und Anke Stadler, Karin Stoiber und Sigmar
Gabriel 8. Christiane Paul und Heike Makatsch 9. Barbara Meier und Marcus C. Rosenmüller
10. Sönke Wortmann und Detlev Buck 11. Oliver Haas und Anja Kling 12. Wayne und Annemarie
Carpendale 13. Katja Riemann und Oliver Berben
7
8
9
10
Elisabeth Wicki Endriss,
Georg Eisenreich und
Sara Yafi
6 7
1
4
5
2
9
12
FRIEDENSPREIS
11
13
FOTOS AGENTUR SABINE BRAUER, AGENTUR MICHAEL TINNEFELD
3
KOMÖDIE
Premieren 2018
7 8
1. Alice und Ellen Kessler 2. Pascal Breuer und Dieter Landuris
3. Monika und Sepp Maier 4. Sigmar Solbach 5. Gabriel Barylli
6. Thomas Pekny und Viktoria Brams 7. Michael und Claudia Roll
8. Alexandra von Schwerin und Mathieu Carriere
10
6
92 INSITE 2019 INSITE 2019 93
1
2
1
WIESN
BRUNCH 2018
3
1. Manuela und Henry Maske 2. Meghan
Gregonis und Innegrit Volkhardt 3. Elke und
Bruno Reichart
2
3
1
2
SICHERHEITSKONFERENZ 2018
4 6 7
8
5
3
9
1. Die Sicherheitskonferenz im Festsaaal des Hotels Bayerischer Hof, Redner Benjamin Netanjahu
2. Christine Lagarde 3. Jens Stoltenberg 4. Sebastian Kurz 5. Jim Yong Kim 6. Joseph Biden
7. Jean-Claude Juncker 8. Fu Ying 9. Sergei Lawrow und Wolfgang Ischinger 10. John F. Kerry und
Alexei Puschkow 11. Theresa May 12. Herbert Raymond McMaster 13. Wolfgang Ischinger und
das MSC Team
10
11 12
13
FOTOS MSC / MICHAEL KUHLMANN, AGENTUR SABINE BRAUER, AGENTUR MICHAEL TINNEFELD
Sommerfest
1. Katja Wunderlich und Thomas Gottschalk 2. Antoine Monot, Jr.
3. Sunnyi Melles und Alfred Holighaus 4. Birgit Muth und Joseph Vilsmaier
5. Eva und Peter Gauweiler 6. Frances Schönberger und Marie
Waldburg 7. Marianne Sägebrecht 8. Iris Berben und Heiko Kiesow
6 7 8
4
5
Sebastian
Koch
Weihnachtslesung im Festsaal
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94 INSITE 2019
SOCIETY
SOCIETY
AUDI GENERATION
AWARD 2018
1
1 2
3
2
1. Luisa Hartema 2. Noah Becker und Taina Moreno de Oliveira Lagoeiro 3. Matthias
und Inge Steiner 4. Markus und Maria Höfl Riesch 5. Hofit Golan, Francesca Dutton und
Til Schweiger 6. Otto und Shirley Retzer 7. Philip Greffenius mit Frau Evelyn, Sohn Luke
und Tochter Olivia 8. Norbert Dobeleit und Zsuzsi Gyuris 9. Thomas Stein und Tochter
Alana 10. Nico Santos 11. Jara Ghadri
3
4
4
McDonald ’s
BENEFIZ GALA
1. Thomas Gottschalk, Laura Wontorra, Adrian Köstler 2. Petra van Bremen-Kubenz und Nova
Meierhenrich 3. Henry Maske, Miroslav Klose, Viktoria und Heiner Lauterbach 4. Adel Tawil
5. Annemarie Carpendale und Daniela Katzenberger 6. Jana Ina Zarrella, Alena Fritz, Ina Aogo,
Amira Aly und Oliver Pocher 7. Timo Hildebrandt und Ronald McDonald 8. Ruby O.Fee
6
6
7
7
8
1
5
5
Adventskranzbasteln
1. Christiane Wolff, Innegrit Volkhardt und
Karen Webb 2. Susanne Sigl und Sybille Schön
3. Marion Kiechle
2
3
ARD Adventsessen
3 4 5
1
2
8
9
Polarbar
Eröffnung
1
6
7
9
11
12
10 2
1. Christian Hattig und Innegrit Volkhardt, Heiner und
Viktoria Lauterbach 2. Hardy Krüger Jr. mit Frau Alice und
Thomas Pekny 3. Marie und Michaela Volkhardt 4. Inge und
Klaus Doldinger 5. Sabina und Ralph Michael Nagel
3
4
5
FOTOS AGENTUR SABINE BRAUER, AGENTUR MICHAEL TINNEFELD
8
10
1. Gerit Kling und Bernhard Bettermann 2. Julia Jentsch,
Margarita Broich und Christine Urspruch 3. Nico Hofmann
4. Franziska Weisz und Maria Furtwängler 5. Hannes
Jaenicke und Heino Ferch 6. Kai Pflaume, Bernhard
Hoecker und Elton 7. Tanja Wedhorn und Oliver Mommsen
8. Natalia Wörner und Volker Herres 9. Elisabeth Lanz
10. Vidina Popov und Jürgen Tarrach 11. Katharina
Wackernagel und Fritz Karl 12. Harald Krassnitzer und
Ann Kathrin Kramer 13. Mareile Höpner
13
11
HOTEL NEWS
SCHLUSS • PUNKT
Kurz nach Redaktionsschluss: neueste Entwicklungen und aktuelle Genuss-Highlights im Hotel Bayerischer Hof
Barbara
Englbrecht
Beruf ist in ihrem Fall Berufung, ihre Stationen
lesen sich wie eine Bilderbuchkarriere, Sterne-
Restaurants sind ihre Welt, ihr Metier. Nach Höhepunkten
wie dem Drei-Sterne-Haus Victor’s Gourmet-
Restaurant, an der Seite von Christian Bau, einer der
renommiertesten seines Fachs, wechselte sie zu
Dallmayr und Diethard Urbansky und ist seit dem
letzten Jahr nun die Gastgeberin im Atelier. „Ich
freue mich sehr mit Jan Hartwig, Jochen
Benz und dem restlichen Team die Zukunft
eines der aufstrebendsten
Restaurants dieser Zeit mitzugestalten.“
Hotel Bayerischer Hof
DIGITAL
Wer sich zwischen den Ausgaben unseres Magazins
InSite auf dem Laufenden halten möchte, zahlreiche
digitale Angebote stehen dafür jederzeit zur Verfügung.
Erfahren Sie tagesaktuell, was sich am Promenadeplatz
alles Neues tut.
Hier die Links dazu:
bayerischerhof.de und hotelzurtenne.com
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#hotelzurtenne #kitzbühel
#theplacetobe #aworldofitsown
FALKE · P.O.BOX 11 09 - D-57376 SCHMALLENBERG / GERMANY
Kaminlounge
Ruhe und Besinnlichkeit – und das
nicht nur zur Weihnachtszeit. Das
Atrium hat nun einen separaten
Bereich, abgetrennt durch hohe Glasfronten
und als Herzstück den großen,
offenen Kamin. Ideal, um
sich zurückzuziehen, zum Lesen
oder auf ein gutes Gespräch.
The
Penthouse
GARDEN SUITE
Es grünt so grün … 2018 war es soweit, der
neue Süd- und Nordflügel wurde nach monatelanger
Umbauphase der Öffentlichkeit vorgestellt.
Die Krönung dieses Gebäudekomplexes ist
aber eine für München einmalige Panorama-
Suite. Axel Vervoordt gestaltete das Interior
und schuf mit diesem Ensemble mehr als
ein sprichwörtliches Heaven’s Gate. Dank
des Jahrhundert-Sommers 2018 ist
nun auch die Terrasse vollständig
begrünt.
LATEST NEWS
HEAVEN’S GATE is now open. Thanks to the heatwave summer of 2018 Axel Vervoordt was able
to complete not just the interior but the terrace too of the reconstructed north and south wings’
crowning glory, the Penthouse Garden Suite.
After stints at Victor’s, Christian Bau’s three-star gourmet eatery and with Diethard Urabnsky
at Dallmayr, BARBARA ENGLBRECHT has joined Jan Hartwig, Jochen Benz and their Atelier team
as hostess
Unusual for an atrium, this one now offers the seclusion of the KAMINLOUNGE, a glass-plated
XXL snug with an open fireplace, for some quiet chat, reading or just chilling out.
To keep abreast of current affairs on the Promenadeplatz, when our magazine “InSite” is not
available, log into HOTEL BAYERISCHER HOF DIGITAL.
FOTOS HOTEL BAYERISCHER HOF
98 INSITE 2019
CALIBRE RM 016
RICHARD MILLE BOUTIQUE MÜNCHEN
MAXIMILIANSTRASSE 34
+49 89 45 22 13 00
www.richardmille.com