AUTOMOTIVE EXCELLENCE
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Diese Artikel sind in Zusammenarbeit mit NOVELIS, BORBET und ROHM entstanden.
Mit Aluminiumrecycling zur CO 2 -Neutralität
Welche Möglichkeiten sehen Sie,
um den CO 2 -Gehalt in der Automobilproduktion
zu verringern?
Ein Großteil der Emissionen bei
der Automobilproduktion stammt
aus den Lieferketten. Aluminium
wird neben Stahl z. B. im Karosseriebau
verwendet und hat den
Vorteil, dass es ohne Qualitätseinbußen
unendlich recycelbar ist.
Zudem spart Recycling von Aluminium
95 Prozent der Energie im
Vergleich zur Produktion von Primäraluminium.
Das macht es zum
Material der Wahl für eine effiziente
Kreislaufwirtschaft; ein Konzept,
das wir bei Novelis als Schlüssel
zur CO 2-Neutralität betrachten.
Wir fokussieren uns dabei zum
einen auf die Optimierung von
„Closed-Loop-Recycling“ mit unseren
Kunden, also der Rücknahme
von Produktionsschrotten. Des
Weiteren entwickeln wir neue Legierungen,
um den Recyclinganteil
insgesamt weiter zu erhöhen. Der
Kreislauf kann letztendlich nur
vollständig geschlossen werden,
wenn wir gemeinsam mit den
Branchenführern ein Ökosystem
erschaffen, welches ein echtes
und effizientes Recycling der verbauten
Materialien am Ende des
Fahrzeuglebenszyklus ermöglicht.
Was sind die Herausforderungen
bei der Nutzung von Recyclinglegierungen?
Aktuell liegt der Recyclinganteil
bei Automobilstahlsorten bei maximal
15 bis 20 Prozent. Zukünftig
können mehr als 20 Prozent
erreicht werden, es bleibt jedoch
eine Herausforderung. Bei Aluminium
hingegen liefern wir bereits
heute Aluminiumblech mit einem
Recyclinganteil von über 50 Prozent.
Bei der Verwendung unserer
Recyclinglegierungen gibt es hinsichtlich
der Materialeigenschaften
und Qualität keinen Unterschied
zu einem Produkt, das aus Primäraluminium
ohne Re cyclinganteil
hergestellt wurde. Unser Ziel bei
Novelis ist es, den Recyclinganteil
auf über 65 Prozent zu
erhöhen. Dafür müssen neue
Legierungen entwickelt werden.
Wie schaffen Sie es, Materialqualität
und -leistungsfähigkeit
trotz großem Recyclinganteil zu
erhalten?
Um Aluminiumlegierungen mit
einem noch höheren Recyclinganteil
zu etablieren, muss ein Umdenken
stattfinden. Verunreinigungen,
z. B. durch Eisen, wurden
traditionell kritisch betrachtet, da
sie die Eigenschaften der aus Primäraluminium
hergestellten Legierung
negativ beeinflussen. Wir
haben dieses Konzept infrage gestellt.
Durch innovative Prozessentwicklung
konnten wir eine Legierung
mit hoher Toleranz
gegenüber Eisen und anderen Elementen
entwickeln und so die
Leistungsfähigkeit des Materials
auf einem sehr hohen Niveau halten.
Das Ergebnis ist eine hohe
Nachfrage nach unseren Recyclingqualitäten
für die zukünftigen
Programme unserer Kunden.
Milan Felberbaum
Director
Automotive
Development,
Novelis Europe
Vermeiden statt kompensieren
Alexandra
Marowsky
BORBET Familienmitglied
und
Leitung BORBET
Unternehmenskommunikation
Welche Trends sehen Sie aktuell
in der Automobilbranche?
Die zunehmende Elektrifizierung
sowie die Suche nach weiteren
umweltschonenden Kraftstoffen
weisen doch eindeutig den Weg.
Die Mobilität von morgen ist geprägt
von Nachhaltigkeit – und
wir bei BORBET sind schon mittendrin.
Zum einen, weil das Rad
eine ganz zentrale Rolle für die
Parameter Aerodynamik, Reichweite
und somit auch für den
Kraftstoffverbrauch spielt. Zum
anderen, weil für uns als energieintensives
Familienunternehmen so
selbstverständliche Werte wie der
sparsame Umgang mit Ressourcen
sowie eine nachhaltige Unternehmensführung
und soziale Verantwortung
schon immer oberster
Maßstab waren. Bei BORBET
denkt man eben nicht nur in Quartalen,
sondern in Generationen.
Daher lautet unser Motto auch:
Vermeiden statt kompensieren!
Wie richtet sich BORBET für die
Zukunft aus?
Als verantwortungsvolles Familienunternehmen
bleiben wir auch
weiterhin unseren Werten treu und
setzen mit unseren Mitarbeitern
und Technologien immer wieder
neue Maßstäbe. Dies belegen aktuell
unsere Vorreiterrolle in der
ASI-Zertifizierung und vor allem
unsere neuen Konzepte wie
NATURAL FIBRE INSERTS oder
ACTIVE AERO WHEEL sowie das
ökologisch wegweisende neue
BORBET N Rad. Das alles unterstreicht
unseren hohen Anspruch
an unsere Produkte und deren
Qualität sowie den stetigen Ansporn,
auch in puncto Innovationen
eine Vorreiterrolle einzunehmen.
Eine enge Kooperation in
Forschung und Entwicklung mit
namhaften Hochschulen und Instituten
wie etwa dem Fraunhofer-
Institut helfen uns dabei. Die langjährige
Treue unserer Kunden
sowie zahlreiche Auszeichnungen,
wie z. B. zuletzt die hervorragende
Bewertung im EcoVadis-Ranking,
zeigen, dass BORBET häufig die
entscheidende Spur voraus ist. In
Sachen Form und Funktion ebenso
wie durch die stringente Verankerung
des Themas Nachhaltigkeit in
unserer Unternehmenskultur.
„Wir können fast alle Chips
eigenständig produzieren“
Die Produktion von ROHM ist nahezu
nicht von Engpässen oder
Ausfällen betroffen. Wie gelingt
das?
Als vertikal integrierter Halbleiterhersteller
mit weltweiten
Produktionsstandorten sind wir
weitestgehend unabhängig von Zulieferern.
Im Gegensatz zu vielen
anderen Herstellern können wir
fast alle Chips eigenständig produzieren
und flexibler auf Marktveränderungen
reagieren. Auch
stammt die Energieversorgung
für ROHMs SiC-Wafer-Produktion
schon jetzt zu 100 Prozent aus
erneuerbaren Energiequellen.
Für eine stabile Versorgung unserer
Kunden optimieren wir Lieferketten,
einschließlich unseres
Produktionssystems, kontinuierlich
weiter. Vor Kurzem haben
wir unsere Produktionskapazität
für SiC-Leistungshalbleiter mit
einem neuen Gebäude im Apollo-
Werk in Chikugo, Japan, erhöht.
Welche Rolle nehmen Leistungshalbleiter
aus Siliziumkarbid für
ROHM ein?
Siliziumkarbid, kurz SiC, ist das
Chipmaterial der Zukunft. SiC-
MOSFETs sind energieeffizienter,
leichter und leistungsstärker als
Halbleiter aus Silizium. Da die
Nachfrage nach Siliziumkarbid-
Halbleitern weiter steigen wird,
planen wir eine Ausweitung
unserer Investitionen und Produktionskapazitäten.
Beispielsweise
beabsichtigt die ROHM-
Produktionstochtergesellschaft
SiCrystal – mit Sitz in Nürnberg –,
Kapazitäten und Personal deutlich
aufzustocken.
Welche Rolle nimmt Europa für
das zukünftige ROHM-Geschäft
ein?
Europa wird immer mehr zu einem
„Powerhouse“ mit großen
Potenzialen, beispielsweise in den
Bereichen Elektromobilität und
Energiewende. Zudem meldet der
Wolfram Harnack
Präsident – ROHM
Semiconductor
Europe
Kontinent im weltweiten Vergleich
die meisten Patente im Bereich
Energieversorgung an.
Am Ende des laufenden Geschäftsjahres
werden wir innerhalb
der ROHM-Gruppe in Europa
voraussichtlich die höchste Wachstumsrate
erzielen. Das Geschäftspotenzial
ist auch über diesen
Zeitpunkt hinaus enorm.
In der ROHM-EU-Zentrale in der
Nähe von Düsseldorf unterstützen
wir unsere Kunden vor Ort während
ihrer Entwicklungsphasen im
Application and Technical Solution
Center und dem Power Lab, einem
modernen Labor für Leistungselektronik,
mit Know-how
sowie modernstem Mess- und Analyseequipment.
Unser Support und
unsere Kompetenzen im Bereich
Automotive führten zu vielen Partnerschaften,
unter Anderem mit
Vitesco, LEADRIVE, SEMIKRON in
Deutschland oder UAES – einem
Joint Venture von Bosch.