prima! Magazin - April 2023
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BERICHT
Fixtermin Ostern?
Für die Christen in aller Welt ist Ostern das wichtigste kirchliche Fest. Doch wann es jährlich
stattfindet, muss man erst mal im (Mond-)Kalender nachgoogeln, denn einen fixen Termin wie
Weihnachten gibt es für dieses Fest nicht. Das ist nicht nur für Schulen hinsichtlich der Ferien
und für den Handel eine ständige Variable. Selbst im Vatikan hat das bereits für wiederholte
Diskussionen gesorgt. Soll es für Ostern einen weltweiten Fixtermin geben?
Eva Maria Kamper
Der Ostertermin ist seit Jahrhunderten ein Streitthema zwischen
östlicher und westlicher Christenheit. Nachdem zwei verschiedene
Kalender herangezogen werden, kann der Termin, der am
ersten Sonntag nach dem Frühlingsvollmond gefeiert werden soll,
schon mal gar nicht am selben Tag stattfinden. In der kirchlichen
Geschichte findet man immer wieder Aufzeichnungen, dass
dieser unterschiedliche Termin zwischen östlicher und westlicher
Kirche für Gesprächsstoff und Verhandlungen gesorgt hat.
Zeichen fürs Zusammenwachsen
Eine Einigung auf einen gemeinsamen Ostertermin könnte ein
Signal für das Zusammenwachsen aller Kirchen werden, meinte
schon Papst Johannes Paul II. „Zuletzt hat Papst Franziskus im
November 2022 den Katholikos-Patriarchen der Assyrischen
Kirche des Ostens, Mar Awa III., im Vatikan empfangen. Bei der
Begegnung soll vom Papst ein weltweit gemeinsamer Ostertermin
in Aussicht gestellt worden sein, da es auch der Wunsch vom
Oberhaupt der Kirche des Ostens sei. Papst Franziskus erinnerte
in seiner Rede daran, dass im Jahr 2025 das 1.700-Jahr-Jubiläum
des Konzils von Nizäa stattfindet und in diesem Jahr Ostern in
der Ost- und Westkirche zufällig auf den gleichen Termin fällt.
Diesen Anlass gelte es zu nutzen, zitierte die Katholische Presse
im November 2022 den Papst“, schildert Thomas Stanzer,
Pressesprecher des Diözesanbischofs der Katholischen Kirche
Steiermark, die letzten Neuigkeiten aus dem Vatikan. Als möglicher
fester Termin soll der zweite Sonntag im April im Gespräch
gewesen sein. Allerdings sei es in dieser Frage nicht so
einfach, einen Konsens zu finden, wie die Geschichte beweist.
Verhandlungen ohne Erfolg
Frühere Diskussionen in den 1920er-Jahren haben nämlich in der
orthodoxen Kirche so große Widerstände hervorgerufen, dass es
beinahe einen bis zur Kirchenspaltung hochkochenden Konflikt
gegeben habe. Auch ein Versuch auf der Kirchenkonferenz im
Jahr 1997 war erfolglos. Warum genau keine Einigung gefunden
wird, geht aus den Aufzeichnungen nicht hervor. Doch nun
kommt wieder Schwung in diese Thematik. Man darf also
gespannt bleiben, wie lange wir uns mit den Osterfeiertagen
noch nach dem Mondkalender richten dürfen. Und was bedeutet
das eigentlich für den Handel, der sich jährlich auf ein unterschiedlich
stattfindendes Osterfest zwischen Ende März und
Ende April einstellen muss? Thomas Jestl, Geschäftsführer der
Ostern fällt im Gegensatz zu Weihnachten immer auf einen anderen Termin.
Einen Fixtermin konnten östliche und westliche Christen noch nicht erzielen.
Sparte Handel der Wirtschaftskammer Burgenland, sieht das
entspannt: „Dadurch, dass es immer 40 Tage ab dem Aschermittwoch
bis Ostern sind und die unterschiedlichen Osterfeiertage
immer dieselben Wochentage betreffen, ist das Osterfest sehr
gut wirtschaftlich planbar.“ Der Osterhase hält sich demnach aus
dieser Diskussion heraus.
Nach neutestamentlicher Überlieferung ereignete sich die Auferstehung
Christi zur Zeit des vom Frühlingsvollmond abhängigen jüdischen Pessachfests.
Da der genaue Tag nicht bekannt ist und seine Feier nicht an einem
wechselnden Wochentag stattfinden sollte, wurde als Ostertermin beim
Konzil von Nizäa 325 der erste Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond
festgelegt. Seit dem 16. Jahrhundert folgen östliche und westliche
Kirchen allerdings unterschiedlichen Kalendern: Die russisch-orthodoxe
und einige andere orthodoxe Kirchen richten sich nach dem auf Julius
Caesar zurückgehenden Julianischen Kalender. Die katholische und
evangelische Kirche folgen dem 1582 von Papst Gregor XIII. reformierten
Gregorianischen Kalender. Die Ostertermine können deshalb bis zu fünf
Wochen auseinanderfallen. Für die katholische und evangelische Kirche
bedeutet das: Als Frühlingsbeginn gilt der 21. März. Der früheste Ostertermin
ist deshalb der 22. März, spätester der 25. April. Gegenüber dem
Gregorianischen Kalender liegt der 21. März des Julianischen Kalenders
aber derzeit 13 Tage später. Daher verschiebt sich das orthodoxe Osterfest
manchmal um eine Mondphase. Zu einem zufälligen, gemeinsamen
Ostertermin kommt es das nächste Mal im Jahr 2025.
Foto © Elen Nika_shutterstock.com
8 APRIL 2023
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