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LHON ist selten –

aber niemand ist allein

Nadine Rokstein ist 16 Jahre alt

als sie plötzlich nicht mehr so gut

sieht. Einige Monate später erhält

sie die Diagnose: LHON, Lebersche

hereditäre Optikusneuropathie, eine

seltene Erbkrankheit, die das Sehvermögen

beeinträchtigt und bis zur vollständigen

Erblindung führen kann.

Text Miriam Rauh

Nadine, wie haben sich die ersten

Symptome bei dir geäußert?

Als ich schlechter sah, habe ich

zunächst einfach den Zoom am Computer

etwas höher gestellt. Das empfand ich

noch als wenig dramatisch, aber es kamen

Kopf- und Augenschmerzen hinzu,

die mich stark beeinträchtigten. Mir war

zum Teil so schwindelig, dass ich taumelte.

Mit den Beschwerden ging ich zu

einer Augenärztin, die mich aber nicht

ernst nahm.

Danach begann für dich und deine

Eltern eine regelrechte Odyssee …

Ich wusste, dass mit meinen Augen etwas

ganz und gar nicht in Ordnung ist, fühlte

mich aber hilflos und alleingelassen, weil

diese Ärztin mir nicht glaubte, dass ich

Schmerzen habe. Mein Neurologe nahm

mich ernst, ich musste aber immer wieder

im Wechsel zu der Augenärztin. Wir

fühlten uns so unwohl, dass wir dann

in ein Klinikzentrum gefahren sind. Der

Chefarzt vermutete LHON, es mussten

aber zunächst ein Gehirntumor und eine

MS ausgeschlossen werden.

Wann wurde dann die Diagnose LHON

mittels Gentest gestellt?

Insgesamt dauerte es fünf Monate bis zur

Diagnose. In der Klinik wurde ein spezieller

Gentest gemacht, um die Mutation

zu bestimmen. Bei mir ist es 11778. Das

ist die häufigste Mutation bei LHON, die

zu den schwersten Beeinträchtigungen

führt, und so kam es bei mir relativ schnell

zur Blindheit. Bei den verschiedenen

Mutationen kann es manchmal zu spontanen

Verbesserungen kommen – ich

sage bewusst "kann", weil nicht sicher ist,

dass es passiert. Für die Mutation, die bei

mir vorliegt, ist die Wahrscheinlichkeit für

eine spontane Verbesserung gering.

Wie wurde der Gentest bei dir durchgeführt?

Es wurden eine Lumbalpunktion und verschiedene

Tests gemacht, aber ich weiß

gar nicht so viel über den medizinischen

Ablauf aus dieser Zeit. Meine Eltern

wollten mich nicht mit allen Verdachtsmomenten

konfrontieren, um mich zu

schützen, bis die Diagnose sicher war.

Erst später haben wir über Vermutungen,

die im Raum standen, gesprochen.

Konnte dir ein Vorschlag zur Therapie

gemacht werden?

Ja, ich kam direkt im Anschluss an die

Diagnose in eine Studie und habe begonnen,

ein Medikament zu nehmen,

dreimal täglich je fünf Tabletten. Dieses

Medikament soll dafür sorgen, dass

der Visus nicht weiter absinkt, einige

Patienten berichten auch von Verbesserungen

der Sehschärfe. Bei mir hat es

leider keine Veränderung gebracht, aber

es gibt Studien mit vielversprechenden

Daten zu einer Gentherapie. Man findet

sie, zusammen mit vielen weiteren Informationen,

auf der Seite von Pro Retina, einer

Selbsthilfevereinigung für Menschen

mit Netzhautdegenerationen.

Wie ist deine Familie und wie sind

deine Freunde mit der Erkrankung

umgegangen? Was hat dir geholfen?

Ich habe Freunde verloren, viele konnten

nicht mit meiner Erkrankung umgehen.

Es war, als wäre ich plötzlich ein anderer

Mensch. Es wurden auch Witze über

mich gemacht, auch von Fremden. Meine

Familie hat mich unterstützt, das hat mir

sehr geholfen. Uns hat die Situation aber

erst mal allen zu schaffen gemacht und

ich zog in ein Internat, um zur Ruhe zu

kommen und mich selbst zu finden.

Nach dem Abitur war es nicht leicht, eine

Hochschule zu finden, an der ich Journalismus

studieren konnte. Oft hieß es:

“Wir sind gar nicht auf Studenten wie

Sie eingestellt“. Aber schließlich hat es

geklappt. Nach ein paar Jahren im Beruf

mache ich aktuell ein Zweitstudium an

der Freien Journalistenschule in Berlin.

Wichtig für Betroffene ist: Die Erkrankung

LHON ist selten. Aber niemand ist

damit allein. Bei Pro Retina gibt es den

Arbeitskreis LHON, bei dem ich als Leiterin

aktiv bin, und Jörg von de Fenn ist

stellvertretender Leiter. Betroffene haben

die Möglichkeit, sich miteinander auszutauschen,

und erhalten viele Informationen

zu aktuellen Erkenntnissen.

Lesen Sie mehr von Nadine Rokstein und

besuchen Sie ihren Blog unter:

www.stockundstein.blog

FOTO: JÜRGEN MERKENS

#5 Fakten

zu LHON

#1

#2

LHON gehört zu den als selten

eingestuften Erkrankungen.

LHON tritt bei etwa einem von

30.000 bis 50.000 Menschen auf;

jährlich kommen in Deutschland circa

40 Neuerkrankungen hinzu.

#3

Die LHON-Mutation wird ausschließlich

von der Mutter an die

Kinder weitergegeben, ein Vater mit

LHON kann die Erkrankung nicht an

seine Kinder weitergeben.

#4

Einer LHON liegt fast immer eine

entsprechende Genveränderung

in den Mitochondrien zugrunde. Dennoch

erkrankt bei Weitem nicht jeder

mit diesem Defekt zwingend daran.

#5

Die Erkrankung verläuft schmerzlos.

Die Sehprobleme bei LHON

treten relativ plötzlich auf und können

sich innerhalb weniger Wochen bis

hin zu einem bei beiden Augen hochgradigen

Sehverlust entwickeln.

Mehr Informationen finden Sie unter

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