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POPSCENE April 04/23

Das total umsonste Popkulturmagazin.

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Sie haben sich noch mal aufgerafft. 43 Jahre

nach Bandgründung, sechs Jahre nach dem

letzten Werk „Spirit“ und ein knappes Jahr

nach dem Tod von Keyboarder Andrew Fletcher

veröffentlichen Depeche Mode – nun nur

noch bestehend aus Dave Gahan (60) und

Martin Gore (61) – das neue Album „Memento

Mori“. Ende März dann brechen sie zur

Welttournee auf, die sie ab dem Spätfrühling

auch zu uns führt. Das Tolle: An der Platte

gibt es nichts zu meckern. Dave ist hervorragend

bei Stimme, die Songs sind dynamisch,

kraftvoll und bewegend, die Produktion von

James Ford und Marta Salogni klingt knackfrisch.

Wir sprachen in zwei separaten Zoom-

Interviews mit Martin Gore und Dave Gahan.

Dave, Martin, die Depeche-Mode-Maschine

rollt wieder. Seid ihr bereit?

Dave Gahan: Wenn du wieder als Depeche

Mode in Erscheinung trittst, musst du vorbereitet

sein, körperlich und mental. Ich habe schon

Mitte 2022 angefangen, jeden Tag zu singen und

meine Übungen zu machen. Täglich stehen bis

zum Tourauftakt Ende März mindestens zwei

Stunden Sport auf dem Programm, Ausdauer,

Kraft, Beweglichkeit, ich lerne meinen Körper

gerade ganz neu kennen (lacht).

Hört sich schon auch anstrengend an

Gore: Was unser Durchhaltevermögen speziell

auf Tournee betrifft, bin ich nicht besonders besorgt.

Ich weiß noch, wie es mir beim letzten

Mal an einem Abend nicht besonders gut ging.

Ich hatte Angst, die Show nicht durchzustehen,

aber dann ging ich auf die Bühne, und das Publikum

hat mich wirklich aufgebaut und getragen.

Ich bin anschließend zu unserem Manager

gegangen und meinte zu ihm: „Die Fans haben

mich geheilt“ (lacht). Sorgen macht mir eher

das viele Herumreisen. Man fängt sich ja schnell

was ein, und wenn man Pech hat, steht dann die

ganze Unternehmung still.

Auch „Memento Mori“ selbst hat – bei aller

Melancholie – seine aufbauenden und geradezu

aufbrausenden Momente.

Gore: Es ist massiv, nicht wahr (lacht). Ich war

wirklich, wie soll ich es ausdrücken, heiß, als ich

diese Songs schrieb und begann, sie im Studio

zu bearbeiten. „Ghosts Again“ ist zum Beispiel

ein Song von einer Qualität, wie sie uns nur alle

zehn bis fünfzehn Jahre gelingt. Wir spielen und

proben ihn gerade andauernd, und sind immer

noch nicht von ihm gelangweilt.

Gahan: „Ghosts Again“ war einer der ersten

Songs, die Martin mir vorspielte. Die Nummer

war mitausschlaggebend dafür, dass ich doch

wieder Lust bekam auf ein weiteres Depeche-

Mode-Abenteuer. Auch „My Favourite Stranger“

oder „Caroline’s Monkey“ finde ich super mitreißend.

Warum genau?

Gahan: Einen Song wie „Caroline’s Monkey“ hatte

ich von Martin in vierzig Jahren noch nicht gehört

und auch nicht erwartet. Ich fand es irgendwie

total cool, dass es ihm noch der ganzen Zeit

noch gelungen ist, mich zu überraschen.

Dave, du sollst zunächst gar nicht so große

Lust auf ein neues Depeche-Mode-Album gehabt

haben.

Gahan: Das ist richtig, solche Überlegungen

hatte ich angestellt. Ich fühlte mich ganz wohl

mit meinem Leben und meinem vergleichsweise

kleinen „Imposter“-Soloalbum 2021. Meine Lust

auf Depeche Mode war nicht riesig, und ich

war mir nicht sicher, ob ich wirklich ein weiteres

Album, eine weitere Tour in mir spürte. Ich

hatte einen Hänger, was Depeche betraf. Glücklicherweise

verflogen meine Bedenken nach und

nach. Vor allem, nachdem ich Martins Songs gehört

hatte und auch mir selbst wieder mit „Speak

To Me“ und „Before We Drown“ ein paar gute

Nummern eingefallen waren.

Martin, was gab bei dir den Ausschlag, mit dem

Schreiben eines neuen Albums zu beginnen?

Gore: Mir ging es nicht so wie Dave. Ich hatte

nicht infrage gestellt, eine weitere Platte zu

machen. Aber ich bin diesmal deutlich anders

an die Sache herangegangen, indem ich auf vier

Songs mit Richard Butler, dem Sänger der Psychedelic

Furs, zusammenarbeitete, unter anderem

auch auf „Ghosts Again“.

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