Herzgesundheit
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
4
Lesen Sie mehr auf gesunder-koerper.info
Herr Professor Voigtländer,
was ist eine Herzinsuffizienz
und wie
entsteht sie?
Bei einer Herzinsuffizienz
ist der Herzmuskel nicht
oder nicht mehr in der Lage
den Körper ausreichend mit Blut und damit
mit Sauerstoff zu versorgen. Ursachen für eine
Herzschwäche sind oft Durchblutungsstörungen
wegen verengter Herzkranzgefäße, die
koronare Herzkrankheit (KHK) – vielen auch
als "Arterienverkalkung" geläufig – sowie Bluthochdruck
und Diabetes. Auch Herzmuskelerkrankungen
oder Herzklappenfehler können
die Ursache sein.
Volksleiden Herzinsuffizienz
Schätzungen zufolge leiden bis zu vier Millionen Betroffene in
Deutschland an Herzinsuffizienz. Jedes Jahr verursacht die
Herzschwäche hierzulande ca. 430.000 Krankenhausaufnahmen,
rund 35.000 versterben infolge einer Herzinsuffizienz. Zu den Hauptursachen
zählen Erkrankungen der Herzkranzgefäße, darunter vor
allem die koronare Herzkrankheit, KHK.
Text Miriam Rauh
studiolh
Sind auch Kinder oder junge Erwachsene
von einer Herzinsuffizienz betroffen?
Zum Glück sind Kinder viel seltener betroffen
als ältere Menschen, aber auch bei Kindern,
Jugendlichen und jungen Erwachsenen kann
eine Herzschwäche auftreten. Bei jüngeren
Patient:innen kann eine Herzmuskelentzündung
auslösend sein, auch genetisch bedingte
Kardiomyopathien betreffen zum Teil Kinder.
Mit welchen Symptomen macht sich eine
Herzinsuffizienz bemerkbar? Gibt es Warnzeichen,
mit denen man auf jeden Fall
einen Arzt aufsuchen sollte?
Der Verlauf beginnt meist schleichend und
bleibt zunächst oft unbemerkt. Ein wichtiges
Symptom ist Atemnot bei Belastung. Treppensteigen
oder das Zurücklegen von Strecken,
die man vorher entspannt gehen konnte, wird
plötzlich beschwerlich und führt zu Kurzatmigkeit.
Auch unspezifische Symptome wie Müdigkeit
und Abgeschlagenheit sind mögliche
Anzeichen. Zudem können Schwellungen der
Waden und Wassereinlagerungen auf eine
Herzschwäche hinweisen, ebenso wie eine
erhöhte Herzfrequenz.
An welche Ärzte sollten sich Betroffene
wenden? Wo und wie erfolgt die Diagnosestellung?
In der Regel wird man vom Hausarzt an Fachärzte
überwiesen, an Kardiologen. Diese klären
ab, was mit dem Herzen ist, z. B. per Herzultraschall.
Kann man einer Herzinsuffizienz vorbeugen?
Eine gesunde Lebensweise mit viel Bewegung
und ausgewogener Ernährung ist immer gut.
Rauchen schadet, auch auf seine genetische
Prädisposition sollte man achten, zum Beispiel
hinsichtlich Diabetes. Eine frühe Risikoanalyse
kann verhindern, dass sich eine Herzkranzgefäß-Problematik
entwickelt.
Welche Therapiemöglichkeiten stehen
derzeit zur Verfügung?
Ein wichtiger Baustein ist die medikamentöse
Therapie. Heutzutage setzt man vier Substanzklassen
parallel ein. Diese sind: Betablocker,
ACE-Hemmer/Sartane oder ARNI
(Angiotensin-Rezeptor-Neprilysin-Inhibitor),
Aldosteronantagonisten und als neuester
Therapiebaustein die sogenannten SGLT-
2-Hemmer. Wenn die Herzschwäche sehr
ausgeprägt ist, werden spezielle Schrittmachersysteme
eingesetzt, die eine Verbesserung
der Herzleistung ermöglichen. Bei Patienten,
bei denen alle Maßnahmen nicht zu einer
Stabilisierung führen, muss über eine Herztransplantation
oder die Implantation eines
Herzunterstützungssystems nachgedacht
werden.
Information
Für herzkranke Betroffene und Angehörige
bietet die Deutsche Herzstiftung unabhängig
und kostenfrei Informationen rund um Vorsorge,
Diagnose und Therapie von Herz-Kreislauf-
Erkrankungen an:
www.herzstiftung.de
oder Tel. 069 955128-400
E-Mail: [email protected]
Prof. Dr. med.
Thomas Voigtländer
Vorstandsvorsitzender
der Deutschen
Herzstiftung,
Kardiologe und
Intensivmediziner,
Ärztlicher Direktor
des Agaplesion Bethanien
Krankenhauses
Frankfurt
am Main
Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit Roche Diagnostics Deutschland GmbH entstanden.
Diabetes und Herzschwäche:
Ein unterschätztes Risiko
Beide Erkrankungen sind eng miteinander verbunden. Eine Herzschwäche (Herzinsuffizienz)
stellt eine Funktionsstörung des Herzens dar, die dazu führt, dass lebenswichtige Organe nicht
ausreichend mit Blut versorgt werden. Unerkannt kann sie ernste Folgen haben.
Patient muss zunächst nicht zum Spezialisten
überwiesen werden. Diabetiker haben
durch ihre Vorerkrankung bereits ein erhöhtes
Risiko, daher sollten sie bei Symptomen
wie Müdigkeit oder Abgeschlagenheit und
auffälligem EKG mit NT-proBNP getestet
werden. Liegt das Ergebnis unter einem festgelegten
Schwellenwert, ist die Wahrscheinlichkeit,
dass eine Herzinsuffizienz vorliegt,
zunächst sehr gering. Ist das Ergebnis darüber,
sollte eine Abklärung beim Kardiologen erfolgen.
Text Roche Diagnostics
Deutschland GmbH
Prof. Dr. med.
C. A. Schneider
Facharzt für Innere
Medizin-Kardiologie,
Kardiologie an der
PAN-Klinik / Ärztlicher
Leiter Herz
Netz Köln / Ärztlicher
Direktor
betriebliches
Gesundheitsmanagement
Herz
Netz Center GmbH
Herr Prof. Schneider, wieso sind besonders
Diabetiker gefährdet?
Unter einer Herzschwäche wird eine
Erkrankung des Herzens verstanden, die dazu
führt, dass die lebenswichtigen Organe nicht
ausreichend durchblutet werden oder das Herz
mit einem erhöhten Aufwand arbeitet. Über
längere Zeit kommt es zu einer schleichenden
Abnahme der Pumpfunktion des Herzens. Das
kann verschiedene Ursachen haben. Menschen
mit Diabetes Typ 2 erkranken häufiger an einer
Herzschwäche, da Gefäße und Herz durch ihre
Vorerkrankung zusätzlich belastet sind. Insgesamt
haben Patienten mit einer Herzschwäche
eine deutlich eingeschränkte Lebenserwartung.
Laut Studien liegt die Sterblichkeit dieser unbehandelten
Patienten bei ungefähr 7-10%
pro Jahr – das heißt, von 100 Patienten in der
Sprechstunde, die herzinsuffizient sind, sind
nach einem Jahr sieben verstorben.
Ein rechtzeitiges Erkennen der Herzerkrankung
ist sehr wichtig, um gute Therapien einleiten
zu können. Die Symptome einer Herzschwäche
sind jedoch je nach Art und Schwere der Krankheit
verschieden und häufig schwer zu diagnostizieren.
Sie werden von Betroffenen oft als
altersbedingte Begleiterscheinungen abgetan.
Problematisch ist auch, dass die Herzschwäche
gerade bei Frauen häufig unentdeckt bleibt, da
sie andere Symptome haben können als Männer.
Bei vielen Betroffenen verschlechtert sich die
körperliche Verfassung und damit die Lebensqualität
schleichend.
Ein rechtzeitiges
Erkennen der
Herzerkrankung ist
sehr wichtig. Durch eine
frühe Diagnose können
rechtzeitig passende
Therapien eingeleitet
werden, die die
Prognose für Patienten
erheblich verbessern.
Wie kann eine Herzschwäche bei Diabetikern
frühzeitig erkannt werden?
Mit Blutmarkern wie dem NT-proBNP ist es
möglich, die Herzschwäche in einem frühen
Stadium zu erkennen. Dieser Test kann bereits
beim Hausarzt durchgeführt werden und der
Welche Chancen liegen in einer frühen
Diagnose?
Durch eine frühe Diagnose können rechtzeitig
passende Therapien eingeleitet werden, die die
Prognosen für Patienten erheblich verbessern.
Beispielsweise durch klassische Therapien in
Kombination mit neuen exzellenten Therapieoptionen
(SGLT-2-Inhibitoren) Diese Medikamente
sind wirkliche Gamechanger, die die
Lebenserwartung und Lebensqualität für
Patienten enorm verbessern. Die Belastbarkeit
kann sich bereits nach vier Wochen erheblich
steigern, das ist wirklich beeindruckend.
Allgemein sollte die Herzschwäche stärker in
den Blickpunkt von Diabetespatienten und
Hausärzten rücken: Auch Symptome, die man
nicht sofort mit einer Herzerkrankung verbindet,
wie Schlafstörungen, Konzentrationsschwierigkeiten,
allgemeine Müdigkeit, können
durch eine Herzschwäche verursacht werden.
Was kann ich als Diabetiker tun, um mein
Risiko für eine Herzschwäche zu reduzieren?
Wichtig ist eine gute Einstellung und regelmäßige
Einnahme der Medikamente und vor
allem des Blutdrucks. Zusätzlich sollte auf
einen gesunden Lebensstil mit regelmäßiger
Bewegung kombiniert mit Ausdauer- und Kraftsport
geachtet werden.