<strong>Erfolg</strong> DIE GESCHENKE DES MRBEAST WARUM SEIN GESCHÄFTSMODELL AUF WOHLTÄTIGKEIT FUSST 30 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3 . ERFOLG magazin
<strong>Erfolg</strong> Bild: IMAGO / MediaPunch (Jeffrey Mayer/JTMPhoto) Seine Version des Netflix-Überlebensdramas »Squid Game« war einer seiner größten <strong>Erfolg</strong>e, sein Einkommen wurde schon im Jahr 2<strong>02</strong>2 auf über 54 Millionen US-Dollar geschätzt: Damit verdient Jimmy Donaldson zwar ähnlich viel wie Vin Diesel, aber er ist kein Filmstar, er ist YouTuber. Als »MrBeast« liefert er seinen rund 130 Millionen Abonnenten kreativen Content, ist dafür täglich online und bricht dabei sämtliche Rekorde: Sein Hauptprofil zählt mittlerweile zu den vier meistabonnierten der Plattform; unter den Kanälen, die von einer Einzelperson betrieben werden, erreicht er sogar den ersten Platz. In der YouTube-Welt kennt man ihn als fröhlichen Entertainer, der mit Geld nur so um sich wirft. In seinen Videos fährt er etwa 1.000 Mal durch denselben Drive Thru, lässt Menschen in Bergen von Dollarscheinen wühlen oder verschenkt eine Insel – und besitzt dennoch den Ruf eines bescheidenen Mannes, dem Starallüren fremd zu sein scheinen. Auf den ersten Blick ein Widerspruch, ebenso wie der, dass der eigentlich in der Öffentlichkeit so präsente Social-Media-Star sein Privatleben fast völlig unter Verschluss zu halten weiß: Nur wenige Details sind der Öffentlichkeit bekannt. Dazu zählen etwa sein Geburtstag am 7. Mai 1998 und sein Geburtsort Wichita, Kansas. Vom Gamer zum Unternehmer An viel mehr könne er sich gar nicht erinnern, antwortet er dem Kanal »PayPal Honey« in einem »20 Questions«-Interview und schlägt über die Frage nach seiner Familie geschickt den Bogen zu seinem Business zurück: »Meine Mutter wusste gar nicht, dass ich YouTube-Videos mache, bis ich 10.000 Abonnenten hatte (…)«, erzählt er dort. Allein dieser Ausschnitt zeigt: Donaldson versteht sich vor allem als Geschäftsmann, als jemand, der hart für seinen <strong>Erfolg</strong> arbeitet und sich immer wieder neu erfindet – sei es als Gründer eines virtuellen Burger-Restaurants, App-Entwickler oder als Co-Founder des Nachhaltigkeitsprojekts »Team Trees«. Seine größte Einnahmequelle allerdings bleibt YouTube – eine Leidenschaft, für die er sogar sein Studium schmiss. Gelöscht hat er dort bis heute nichts, auch wenn er sein erstes Video ironisch mit »So bad lol« kommentiert. Als Donaldson im Jahr 2012 zum ersten Mal zu MrBeast, damals noch zu Mr- Beast6000, wird, fokussiert er sich wie viele andere Influencer seiner Zeit auf Let’s Plays – und geht zunächst in der Masse unter. Erst 2016 wagt er sich mit seinen Videos auf unbekanntes Terrain: »Wenn ich 50 Retweets kriege, zähle ich bis 10.000«, erklärt er damals und veröffentlicht bald darauf ein Video, in dem er dieser Ankündigung Taten folgen lässt. Dieses findet verhältnismäßig viel Zuspruch, für MrBeast Grund genug, noch einmal nachzulegen – mit <strong>Erfolg</strong>: Ein weiteres Zähl-Video geht letztlich viral: Bereits einen Monat nach der Erscheinung überbieten sich andere YouTuber darin, bis zu welcher Höhe sie in einem Clip zählen können. Und so wird MrBeast zum Trendsetter und startet eine Karriere, die ihm bald ein gutes Einkommen beschert. »Meine Mutter wusste gar nicht, dass ich YouTube- Videos mache, bis ich 10.000 Abonnenten hatte (…).« <strong>Erfolg</strong>sfaktor Empathie Doch was macht ein Teenager mit seinem selbst verdienten Geld? Die Entscheidung, die der aufstrebende YouTuber letztlich trifft, ist jedenfalls so ungewöhnlich wie erfolgreich: MrBeast verschenkt 10.000 Dollar an einen Obdachlosen und filmt die Reaktion. Das Ergebnis ist ein Video, das berührt – sowohl, weil die Reaktion des Beschenkten ungefiltert festgehalten ist, als auch wegen der Persönlichkeit seines Protagonisten: Denn MrBeast lässt für seine Fans keinen Zweifel daran, dass es sich bei seinem Video um ein Wohltätigkeitsprojekt handelt, wenn er in T-Shirt und Jeans und begleitet von wackliger Kameraführung auf eine Verkehrsinsel sprintet, um einem Unbekannten beträchtliche Geldsummen zu überreichen. Darüber hinaus suggeriert er Nahbarkeit und Interesse, indem er dem Beschenkten ein paar Minuten Internet-Fame zugesteht und ihn einlädt, vor der Kamera seine Lebensgeschichte zu erzählen. Die Sympathien der Zuschauer sind ihm sofort gewiss. Da wirken auch die Geldbündel, die er zu Beginn des Videos auf einen Tisch wirft, nicht mehr wie Protzerei, sondern eher wie ein smarter Schachzug, der mit einem kleinen Augenzwinkern präsentiert wird. Diese inszenierte Natürlichkeit ist die entscheidende Zutat im <strong>Erfolg</strong>srezept des MrBeast, die den Influencer schnell als großzügigen Geschenkegeber bekannt werden lässt. Ein Konzept, das er bis zum heutigen Tag stetig weiterentwickelt und perfektioniert hat: Mittlerweile heißt es meist, für den Hauptgewinn eine Aufgabe zu bestehen: In dem für ihn typischen Format »Last to take hand off…« müssen die Teilnehmer den Preis länger als andere berühren, um ihn ihr Eigentum nennen zu dürfen – eine unterhaltsame Challenge für Teilnehmer und Community, die regelmäßig in großen Gefühlen gipfelt und in der sich MrBeast als Feel-good-Philanthrop beweisen kann, der trotz seines Reichtums vor allem durch seine charmante wie ungezwungene Art auffällt. Mäzen oder Marketing-Monster? Ein Image, an dem bisher noch niemand so richtig zu rütteln vermochte: Weder seine früheren Mitarbeiter, die im Mai 2<strong>02</strong>1 in der »New York Times« von einem »schwierigen Arbeitsumfeld« sprachen, noch die kritischen Stimmen aus der Medienbrache, die ihm seinen »Pseudo-Altruismus« regelmäßig vorhalten. Denn Donaldson, der sich in seinen Videos den Ruf erarbeitet hat, immer mit offenen Karten zu spielen, erklärt geradeheraus, dass das Verschenken von Geld und anderen hochpreisigen Objekten auch ein lukratives Geschäftsmodell ist. »YouTube bezahlt einfach besser, als man denkt«, erzählt er in einem 2018 erschienenen Video – eine ehrliche Aussage, die zeigt: Ob für You- Tubes besten Mann nun der Profit an erster Stelle steht oder der Influencer die Welt tatsächlich besser machen möchte, mag zwar Gegenstand kontroverser Diskussionen sein, für ihn selbst stehen diese beiden Aspekte jedoch nicht miteinander im Konflikt. Denn auch seine Follower profitierten durch wachsende Klickzahlen und steigendes Sponsoreninteresse von seinem Investment, ermögliche es doch die Produktion neuer, aufwendigerer Videos, an denen manche Fans sogar selbst mitwirken könnten; das lässt er immer mal wieder durchscheinen. Um die Clips zu präsentieren, arbeitet der zielstrebige Unternehmer nach eigenen Aussagen auch mal acht Tage lang ohne Unterbrechungen, so berichtete er es erst kürzlich in einem Interview. Die Hingabe des Stars zum Medium You- Tube bleibt also ungebrochen und die Wertschätzung der Fans in jedem seiner Beiträge spürbar. Vielleicht begründet genau diese Mischung aus Geschäftssinn und Großzügigkeit ja schon bald einen weiteren Rekord? Bereits im vergangenen Jahr spekulierte jedenfalls bereits das »Forbes«-<strong>Magazin</strong>, dass MrBeast zum weltweit ersten YouTube-Milliardär aufsteigen könnte. AS ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3 . www.erfolg-magazin.de 31