Insights Quarterly - Issue N° 3
Issue N° 3
Issue N° 3
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HAUSPOST
Erstmals findet die Sicherheitskonferenz nach der Coronapandemie wieder ausschließlich
im Plenum statt. Wie wichtig sind persönliche Begegnungen, insbesondere
in Krisen?
Die Technologie hat es uns ermöglicht auch während der COVID-19-Pandemie im
Austausch zu bleiben und den Dialogfaden nicht abreißen zu lassen. Doch gerade
in Krisenzeiten ist der persönliche und direkte Austausch von enormer Wichtigkeit.
Die persönliche Begegnung fördert Vertrauen und ermöglicht Vertraulichkeit,
beides ganz essenzielle Zutaten erfolgreicher Diplomatie. Gerade die MSC
zeichnet sich aus durch die vielen vertraulichen bi- und
multilateralen Gespräche – genauso wie durch die teils
zufälligen Treffen in den Korridoren.
Welche Bedeutung kommt dem Bayerischen Hof bei der
Sicherheitskonferenz zu?
Ich freue mich sehr, dass die MSC 2023 wieder an ihrem
traditionellen Austragungsort, dem Hotel Bayerischer
Hof in Münchens Innenstadt stattfinden kann. Dieser besondere
Konferenzort mit seinen verwinkelten Gängen
befördert eben jene zufälligen Treffen. Man kommt gar
nicht umhin, sich im Fahrstuhl oder im Eingangsbereich
über den Weg zu laufen. Gleichzeitig bietet er die großen
Bühnen, die auch nach außen strahlen. MSC und
der Bayerische Hof gehören zusammen wie siamesische
Zwillinge.
Die Münchner Sicherheitskonferenz findet dieses Jahr
erstmals unter Ihrem Vorsitz statt. Was soll, was wird sich
ändern, damit die Siko weiterhin so einflussreich bleibt?
Ich bin überzeugt, dass die Münchner Sicherheitskonferenz
weiterhin einflussreich bleibt als eine der weltweit
wichtigsten Plattformen für Dialog und Frieden. Dafür
müssen wir natürlich einige Grundprinzipien verteidigen.
Dazu gehört aus meiner Sicht die sogenannte Munich Rule,
die besagt, dass wir einander auf Augenhöhe begegnen
und in einen echten Dialog treten, anstatt nur Vorlesungen
zu halten oder gar einander zu ignorieren.
Wir wollen bei der diesjährigen MSC und auch darüber
hinaus mehr mit Vertreterinnen und Vertretern des „Globalen
Südens“ sprechen. Denn in vielen dieser Länder
greift das russische und chinesische Narrativ, wonach der
„Westen“ und die NATO Schuld seien am Krieg in der Ukraine.
Dieses Narrativ gilt es zu entkräften. Wir befinden
uns nicht in einem neuen „Ost-West-Konflikt“, sondern in
einem Kampf um die Prinzipien der regelbasierten internationalen
Ordnung, wie etwa der territorialen Integrität
und der Menschenrechte. Es kann nicht im Interesse der
Länder im „Globalen Süden“ sein, wenn diese Prinzipien
mit Füßen getreten werden. Gleichzeitig muss es stärker als
zuvor in unserem Interesse sein, die Bedenken und Sichtweisen
aus dem „Globalen Süden“ besser zu verstehen und
stärker aufzugreifen.
Ein inhaltlicher Schwerpunkt, der mir persönlich besonders
am Herzen liegt und der sich auch prominent auf
der Hauptbühne wiederfinden wird, ist die Frage der Rechenschaftspflicht
bzw. Accountability. Als ehemaliger
UN-Botschafter weiß ich, wie zentral dieses Thema ist,
wenn es um die Verteidigung der regelbasierten internationalen
Ordnung geht. Wie können wir sicherstellen,
dass Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die
Menschlichkeit geahndet werden? Welche Rolle kann
der Internationale Strafgerichtshof in Zukunft einnehmen?
Wie können wir die Straffreiheit bei sexueller Gewalt in Konflikten beenden?
Nicht zuletzt möchten mein Team und ich auch die deutsche Bevölkerung stärker in
die Debatte einbeziehen. Ein außenpolitischer Richtungswechsel, wie ihn der Kanzler
richtigerweise angekündigt hat, kann nur funktionieren, wenn wir die Bürgerinnen
und Bürger mitnehmen. Deswegen richten wir am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz,
aber auch über das Jahr hinweg zahlreiche Veranstaltungen im Rahmen
unserer „Zeitenwende on tour“ Kampagne aus, wo wir den Austausch mit interessierten
Menschen aus der gesamten Bundesrepublik suchen.
»DIE MÜNCHNER
SICHERHEITSKONFERENZ
UND DAS HOTEL
BAYERISCHER HOF
GEHÖREN
ZUSAMMEN WIE
SIAMESISCHE ZWILLINGE«
»THE MUNICH SECURITY
CONFERENCE
AND THE HOTEL
BAYERISCHER HOF
BELONG TOGETHER LIKE
SIAMESE TWINS«
Mr Heusgen, this year’s Munich Security Conference focused on the war in Ukraine.
What is the central finding for you?
The most important outcome of this conference is the strengthening of transatlantic cohesion:
We do not accept this breach of civilisation, nor that in the 21st century borders
are being shifted by force in Europe.
A number of legendary appearances are associated with the Security Conference.
Which one do you remember most?
There were many legendary performances. As her staff, I naturally
found the Chancellor's speeches outstanding. Spectacular
was an appearance by Israeli Prime Minister Netanyahu,
who in the middle of his speech held up a part of a downed
Iranian drone as proof of the despicable behaviour of the Tehran
regime.
For the first time since the corona pandemic, the Security
Conference is once again being held exclusively in plenary
session. How important are personal encounters, especially
in crises?
Technology has enabled us to stay in touch during the COVID
19 pandemic and to keep the dialogue going. But especially in
times of crisis, personal and direct exchange is of enormous
importance. Personal encounters promote trust and enable
confidentiality, both of which are essential ingredients of
successful diplomacy. The MSC is characterised by the many
confidential bilateral and multilateral talks, as well as the
sometimes random meetings in the corridors.
What is the significance of the Bayerischer Hof at the Security
Conference?
I am very pleased that MSC 2023 can once again take place
at its traditional venue, the Hotel Bayerischer Hof in Munich‘s
city centre. This special conference venue with its winding corridors
encourages just those chance meetings. You can‘t help
but bump into each other in the elevator or in the entrance
area. At the same time, it offers big stages that also radiate
outwards. MSC and Hotel Bayerischer Hof belong together
like Siamese twins.
The Munich Security Conference is taking place under your
chairmanship for the first time this year. What should, what
will change to ensure that MSC remains so influential?
I am convinced that the Munich Security Conference will remain
influential as one of the world‘s most important platforms
for dialogue and peace. For this, of course, we have to
defend some basic principles. In my view, these include the
so-called Munich Rule, which says that we meet each other
at eye level and engage in real dialogue instead of just lecturing
or even ignoring each other. We want to talk more with
representatives of the “Global South“ at this year‘s MSC and
beyond. In many of these countries, the Russian and Chinese
narrative that the “West“ and NATO are to blame for the war
in Ukraine is taking hold. This narrative must be refuted. We
are not in a new “East-West conflict“, but in a struggle for the
principles of the rules-based international order, such as territorial
integrity and human rights. It cannot be in the interest
of the countries in the “Global South“ if these principles are
trampled underfoot. At the same time, it must be in our interest
more than before to better understand and take up the
concerns and views from the “Global South“.
One substantive focus that is particularly close to my heart,
and which will also be featured prominently on the main
stage, is the issue of accountability. As a former UN ambassador,
I know how central this issue is when it comes to defending the rules-based international
order. How can we ensure that war crimes and crimes against humanity are
punished? What role can the International Criminal Court play in the future? How can
we end impunity for sexual violence in conflicts? Last but not least, my team and I also
want to involve the German population more in the debate. A change of direction in
foreign policy, as rightly announced by the Chancellor, can only work if we involve the
citizens. That is why we organise numerous events on the fringes of the Munich Security
Conference, but also throughout the year as part of our “Zeitenwende on tour” campaign,
where we seek exchange with interested people from all over Germany.
FOTOS LENNART PREISS (MSC), LUKAS BARTH-TUTTAS (MSC)
CENTER STAGE
Auf dieser Bühne standen bereits die
größten Staatsfrauen und -männer der
Welt: Im imposanten und lichtdurchfluteten
Festsaal im Stil des Art déco
treffen sich alljährlich die wichtigsten
Köpfe der internationalen Politik zur
Münchner Sicherheitskonferenz
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