Einstellung Eine Tätigkeit, die Sie richtig begeistert, empfinden Sie nicht als »harte Arbeit«. 16 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3 . ERFOLG magazin
Einstellung REICH DURCH »HARTE ARBEIT«?! ÜBERWINDEN SIE DAS ANGESTELLTENDENKEN AUSZUG AUS DER SONDERVERÖFFENTLICHUNG »ANLEITUNG ZUM REICHWERDEN« VON DR. DR. RAINER ZITELMANN Bild: Depositphotos / [email protected] Da ich manchmal gehört habe, »harte Arbeit« sei wichtig, um reich zu werden, aber nicht genau wusste, was mit dem Begriff gemeint sein könnte, habe ich im Internet Wortsynonyme gesucht und Folgendes gefunden: »hart arbeiten (Hauptform); arbeiten wie ein Pferd; bis zur Erschöpfung arbeiten; (sich) (mächtig) ins Geschirr legen; (sich) (mächtig) ins Zeug legen; rackern; schwer arbeiten; viel arbeiten; ackern (ugs.); malochen (ugs.).« Ich finde, das klingt alles nicht sehr attraktiv. Ich habe in meinem Leben genau fünf Wochen lang hart gearbeitet. In der zwölften Klasse hatte ich keine Lust mehr, die Schule zu besuchen, und brach vorzeitig ab. Ich arbeitete drei Wochen am Hauptbahnhof in Darmstadt – meine Aufgabe war es, Pakete in Zugwaggons zu stapeln. Um zu den Gleisen zu kommen, musste man eine Wendeltreppe hinuntersteigen, und an die unverputzte Wand hatte jemand mit weißer Kreide geschrieben: »Zur Hölle«. Ich dachte: Das trifft es gut. Danach versuchte ich es noch zwei Mal mit »harter Arbeit«: In einer Fabrik hielt ich es eine Woche aus, bekam dann aber Magenschmerzen. Auch in einem Büro ging es mir nicht besser und ich brach ebenfalls nach einer Woche ab. Ich entschloss mich, lieber doch das Abitur zu Zwar arbeiten Reiche in der Tat mehr als der Durchschnitt der Bevölkerung – insofern haben diejenigen recht, die glauben, Reiche seien oft sehr fleißige Menschen. machen, damit ich danach studieren könnte. Ein Hauptmotiv war damals: »Nie mehr hart arbeiten.« Arbeitet ein begeisterter Briefmarkensammler »hart«? Viele Menschen denken, ich müsse heute sehr hart arbeiten, weil ich eine Menge Geld verdient habe und darüber hinaus zwei Doktorarbeiten und weitere 24 Bücher geschrieben habe. Der Begriff »harte Arbeit« würde mir indes bei meiner Tätigkeit ebenso wenig einfallen wie einer Freundin von mir, die begeisterte Reiterin ist und einen Großteil ihrer Zeit mit ihren Pferden verbringt. Auch ein Bekannter von mir, der viel Zeit mit seiner Briefmarkensammlung verbringt, würde sein zeitaufwendiges Hobby wohl kaum als »harte Arbeit« bezeichnen. Eine Tätigkeit, die Sie richtig begeistert, empfinden Sie nicht als »harte Arbeit«. Ich arbeite nicht wenig, aber vermutlich auch nicht viel mehr als die meisten Menschen. Ich mache jeden Tag ausgiebig Mittagsschlaf und nach 19 Uhr arbeite ich selten, sondern verbringe lieber Zeit mit meinen Freundinnen oder schaue TV. Ich glaube nicht, dass »harte Arbeit« der Schlüssel zum Reichtum ist. Zwar arbeiten Reiche in der Tat mehr als der Durchschnitt der Bevölkerung – insofern haben diejenigen recht, die glauben, Reiche seien oft sehr fleißige Menschen. In einer Befragung von 472 reichen Deutschen (Durchschnittsnettovermögen 2,3 Millionen Euro) für die Studie »Wege zum Reichtum« zeigte sich, dass der Mittelwert der faktischen Durchschnittsarbeitszeit pro Woche bei Reichen 46 Stunden beträgt, in der Mittelschicht dagegen 39 Stunden. Das heißt: Reiche arbeiten 18 Prozent mehr als Angehörige der Mittelschicht. Dies kann jedoch nicht erklären, warum das Vermögen der Befragten in dieser Studie mehr als vierzig Mal höher war als beim Durchschnitt der Bevölkerung. ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3 . www.erfolg-magazin.de 17