Zukunft Arbeit & Wirtschaft
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Gründen mit Migrationshintergrund:
Eine Chance für die Wirtschaft
In Österreich haben 25 % der
Start-up-Gründer:innen einen
Migrationshintergrund, wie
der Austrian Startup Monitor
2022 zeigt. Doch obwohl Migration
ein wichtiger Faktor für Innovation
und wirtschaftliches Wachstum ist,
sehen sich internationale Gründer:innen
in Österreich mit einigen
Herausforderungen konfrontiert,
von bürokratischen Hürden bis hin
zu Vorurteilen und Diskriminierung
in öffentlichen Institutionen.
Text
Hannah
Wundsam/
AustrianStartups
Migrationshintergrund kann bei
der Unternehmensgründung
viele Vorteile bringen
Diverse kulturelle und geographische
Hintergründe im Gründer:innen-Team
führen häufig dazu,
dass das Unternehmen von Anfang
an mit einem globalen Mindset
geführt wird. Die Erschließung
neuer Märkte im Ausland und die
Suche nach Fachkräften außerhalb
Österreichs werden mithilfe der
internationalen Netzwerke der
Gründer:innen erleichtert. Ein
Beispiel dafür ist das österreichische
Start-up Tourradar, das von
den gebürtigen Australiern Travis
und Shawn Pittman gegründet
wurde. Während Travis das Team
in Wien leitet, sitzt Shawn in
Australien – eine der beliebtesten
Destinationen der Kund:innen
des Reise-Start-ups. Tourradar ist
im Start-up-Ökosystem für seine
internationale und offene Kultur
bekannt. Die Arbeitssprache ist
Englisch, das Team zählt über 50
verschiedene Nationalitäten und
macht den Großteil seiner Umsätze
im Ausland.
Bürokratie, fehlende Netzwerke
und Vorurteile – wie sich Österreich
selbst im Weg steht
Tourradar ist nicht die einzige
Gründer:innen-Erfolgsgeschichte
mit Migrationshintergrund. In
jeder Branche findet man inspirierende
internationale Persönlichkeiten
wie Nermina Numic,
Gründerin von Legitary, die
ursprünglich aus Bosnien stammt
und kürzlich mit dem TU Wien
Frauenpreis ausgezeichnet wurde.
Doch der Austrian Startup Monitor
zeigt auch, dass zugewanderte
Gründer:innen nicht immer nur
Vorteile haben, im Gegenteil: Insbesondere
Nicht-EU-Bürger:innen
können mit großen bürokratischen
Hürden konfrontiert sein. Amtssprache
in Österreich ist Deutsch,
behördliche Dokumente müssen
beglaubigt übersetzt und notariell
gezeichnet werden und sind somit
teuer und eine Arbeitsberechtigung
via Rot-Weiß-Rot-Karte ist als
Gründer:in schwer zu erhalten. Ein
gutes Netzwerk kann in solchen
Fällen helfen, um Kontakte zu den
richtigen Stellen und Institutionen
zu knüpfen. Jedoch sind fehlende
Netzwerke die größte Hürde für
internationale Gründer:innen in
Österreich. Der Migrant Founder
Report aus Deutschland berichtet
dazu, dass Vorurteile und rassistisch
motivierte Diskriminierung
ein Hindernis darstellen – sowohl
bei Behörden, als auch bei Banken
und Investor:innen. Dies könnte
FOTO: SHUTTERSTOCK
einer der Gründe sein, warum
43 % der „Migrant Founders” in
Deutschland Probleme bei der
Kapitalbeschaffung haben, verglichen
mit 36 % im Allgemeinen.
Dass wir uns in Österreich mit
den Hürden, mit denen internationale
Gründer:innen zu kämpfen
haben, nur selbst schaden, zeigt
ein Blick in die USA. Mehr als
die Hälfte der Start-ups, die in
Amerika mit über einer Milliarde
Dollar bewertet wurden, sind
von Menschen mit Migrationshintergrund
gegründet worden.
Um dieses Potenzial auch in
Österreich stärker zu fördern,
sollten sich Netzwerke öffnen,
indem man zum Beispiel Events in
englischer Sprache anbietet, wie
den AustrianStartups Summit, das
Entrepreneurial Leadership
Program oder die Angebote der
Austrian Business Agency. Darüber
hinaus ist es wichtig, die bürokratischen
Hürden abzuschaffen, um
das Potenzial aller in Österreich
lebenden Personen ausschöpfen zu
können.