showcases 2023-02: Fokus Straßenfeste & Open-Air-Events
Straßentheater unterstützt dabei, den öffentlichen Raum für die Öffentlichkeit zurückzuerobern. Wir stellen die spannendsten Projekte im öffentlichen Raum vor und geben weitere Informationen zu Outdoor Arts. Dabei geht es um mögliche Chancen und auch Risiken und es werden ein Vielzahl von Künstlern präsentiert, die man für eigene Veranstaltungen buchen kann. Außerdem gibt es Rückblicke auf die großen Auftakt-Messen wie die BOE und die Internationale Kulturbörse Freiburg.
Straßentheater unterstützt dabei, den öffentlichen Raum für die Öffentlichkeit zurückzuerobern. Wir stellen die spannendsten Projekte im öffentlichen Raum vor und geben weitere Informationen zu Outdoor Arts. Dabei geht es um mögliche Chancen und auch Risiken und es werden ein Vielzahl von Künstlern präsentiert, die man für eigene Veranstaltungen buchen kann. Außerdem gibt es Rückblicke auf die großen Auftakt-Messen wie die BOE und die Internationale Kulturbörse Freiburg.
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FEATURE
Die Pinguine von
Theater Pikante auf
dem Vormarsch
DER WIDERSPENSTIGEN ZÄHMUNG
Alle möglichen Tiere und auch sonstige verschrobene Wesen haben
es Theater Pikante angetan. Sie dringen in die Fauna unseres
Planeten vor und machen auch vor dem Mikrokosmos nicht halt.
Sie gehören zu den Dienstältesten im deutschen Theater-Außendienst.
Es kribbelt und krabbelt, wenn sich die Waldameisen
Platz verschaffen. Die Pinguine sind die dreistesten Arktisbewohner:innen
seit den Zeiten der Crazy Idiots (die waren ein Straßenfeger
mit ihrer Pinguinnummer) in den Achtzigern. Und so richtig
ornithologisch wird es unter Geiern. Seit 25 Jahren sind die
Ladies von Theater Pikante unterwegs. Das Repertoire außerhalb
des Tierreiches streckt sich von Gartenzwergen über Matrosen
hin zu den komischsten Klofrauen, die auf Events je Dienst geleistet
haben. Sie kommen neuerdings aber auch als aparte Salondamen
oder als LoLa und Gießbert mit großen wie kleinen Saiteninstrumenten.
Den Kern der komischen Walk-Acts bilden Rike Radloff
und Susanne Grampp.
DRAUSSEN VOR DER TÜR
Während das Straßentheater überwiegend auf dem Boden bleibt,
geht es bei Grotest Maru aus Berlin auch schon mal in die Vertikale.
Da werden erhabene Häuserfronten bespielt. Die Darsteller:innen
hängen dabei wortwörtlich in den Seilen. Grotest Maru
kreiert Theater im öffentlichen Raum als Bilder- und Körpertheater.
Die Gruppe wurde 1996 in Berlin gegründet und tourt seit
1999, dabei oft auf Einladung des Goethe Instituts, bisher in 29
Ländern in aller Welt. Zumeist kommen sie ohne Worte aus. Die
Programme sind generationenübergreifend und überwinden
Grenzen der Wahrnehmung. 2021 und 2022 entwickelte Grotest
Maru mit Hilfe des Programms »Neustart Kultur« zwei neue Produktionen,
die nun auf Tour gehen. »Global Amazonia« ist ein
sinnliches Fassadentheater mit Lufttanz, Großprojektionen und
Live-Musik zum Thema Klimawandel, bei dem das Publikum in
die fantastischen Bildwelten des Amazonas eintaucht und die
Bedrohung des Amazonasgebietes, aber auch seine Wiederbelebung,
erleben kann. Bei dem Programm »Schwarm« geht es erneut
in die Vertikale. Es ist ein mobiles Stelzentheater mit Audiowalk
und Live-Musik zum Thema Migration, bei dem riesige Kraniche
das Publikum mit auf ihre Reise nehmen.
EIN SOMMERNACHTSTRAUM
Das Theater Anu, das ebenfalls in Berlin beheimatet ist, verwandelt
Städte in träumerische Räume, die die Zeit relativ werden lassen.
Niemand entschleunigt die urbane Hektik so wie die Figuren
von Bille und Stefan Behr, die 2007 aus Hessen in die Hauptstadt
übersiedelten. Ihre Engel über der Stadt sind legendär. Generell
schafft das Theater Anu Begegnungen zwischen Darstellenden
und Besuchenden in einem ansonsten ungeschützten Theaterraum:
dem Stadtraum. Es gilt, die Realität zu verändern. Atmosphäre
und Schönheit, Zeit, Begegnung und Nachhaltigkeit –
alles, was in der heutigen Zeit zunehmend Seltenheitswert erlangt.
Eines der aktuellen Programme für diesen Sommer ist »Perpetuum
– Stadt ohne Mühsal«. Ob Chatbots, KI-gestützte Suchmaschinen,
Angst vor Blackouts und die damit verbundene Frage
nach der Energie der Zukunft: Anu lässt mit »Perpetuum« die
Menschheit eine urbane Utopie wagen. Der vollständige Plan
eines Perpetuum Mobile wird gefunden. Der tiefsinnige und bilderreiche
Theaterreigen zeigt darum herum sechs poetische Anschauungen
aus den Bereichen Religion, Kunst, Wissenschaft
und Zukunftsvision und stellt dabei die Frage nach der Stadt der
Zukunft. Wie kann das soziale Wesen Mensch in einer zukünftigen
Gemeinschaft leben, wenn alles, was es umgibt, nur auf das
individuelle Wohl des Einzelnen ausgelegt ist? In der Parkinstal-
Fotos: Theater Pikante, Max Krause, Andreas Kermann, Theater Anu/Juliane Ludewig