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FOTO: SHUTTERSTOCK_1891405807
Stärken und Zukunft
des deutschen Biotechnologie-Standorts
Text Dr. Viola Bronsema
Dr. Viola Bronsema
Geschäftsführerin
des Biotechnologie-
Branchenverbands
BIO Deutschland e. V.
FOTO: CAROLINE PITZKE
Nicht erst seit dem Ausbruch
der Pandemie ist die
gesundheitsrelevante, also
medizinische Biotechnologie
in Deutschland sehr
gut aufgestellt. Geforscht
und entwickelt wird in
erstklassigen Universitäten, beispielsweise
der weltweit renommierten Charité oder
der Technischen Universität München, und
Forschungseinrichtungen, wie den Helmholtz-
und Max-Planck-Instituten, und
natürlich in Unternehmen. Rund zwei Drittel
der deutschen Biotechnologie-Unternehmen
haben sich der medizinischen Biotechnologie
verschrieben. Sie forschen z. B. an Therapien
gegen Krebs, Alzheimer oder Autoimmunkrankheiten
wie Rheuma. Ein großer Hoffnungsträger
sind die sogenannten Arzneimittel
für neuartige Therapien (engl. Advanced
Therapy Medicinal Products, ATMP).
Dazu werden Gen- und Zelltherapien gerechnet
sowie Gewebeprodukte. Sie haben
das Potenzial, bisher nicht oder schwer
therapierbare Erkrankungen zu lindern oder
sogar zu heilen. Etliche deutsche Unternehmen
entwickeln ATMP, beispielsweise zur Bekämpfung
von Krebs oder Erbkrankheiten,
wie der Bluterkrankheit.
Auch in der Impfstoff- und Diagnostikaentwicklung
sind deutsche Unternehmen stark.
Das hat die Pandemie gerade sehr eindrücklich
gezeigt. Rund ein Viertel unserer Biotechnologie-Unternehmen
verdienen ihr Geld
zudem mit Dienstleistungen rund um Forschung
und Entwicklung in der Medizin. Als
Produktionsstandort für biotechnologische
Arzneimittel, sogenannte Biopharmazeutika,
war Deutschland sogar lange Zeit nach den
USA Nummer zwei in der Welt, wurde aber
mittlerweile von Südkorea, Irland und der
Schweiz auf Platz fünf verwiesen.
Neben den typischen Biotechnologie-Unternehmen,
die häufig als Ausgründungen aus
Universitäten beginnen, gibt es in Deutschland
außerdem Pharma-Unternehmen, die auch
biotechnologisch forschen und produzieren.
So ist die Bruttowertschöpfung in der medizinischen
Biotechnologie insgesamt in Deutschland
2021 um 12,5 Prozent auf 10,2 Milliarden
Euro gestiegen und hat damit ein neues Allzeithoch
erreicht. Auch die Entwicklung bei
der Zahl der Erwerbstätigen ist positiv. Rund
68.000 Fachkräfte arbeiten in diesem Sektor,
was 6,7 Prozent der Arbeitsplätze in der industriellen
Gesundheitswirtschaft entspricht.
Der Biotechnologie-Standort Deutschland
hat in der Pandemie zweifelsohne gezeigt,
was er leisten kann. In Windeseile wurde ein
Impfstoff entwickelt und sogar ein Produktionswerk
dafür an den Start gebracht. Diese
globale Ausnahmesituation hat aber der Gesellschaft
auch vor Augen geführt, wie wichtig
funktionierende Lieferketten und technologische
Souveränität sind. Biotech-Therapien
haben das Potenzial, die großen gesundheitlichen
Herausforderungen unserer Zeit, wie
Krebs, Demenz, Diabetes und vieles mehr, zu
bewältigen. Um einen starken, unabhängigen
Biotech-Standort zu erhalten, muss Deutschland
allerdings nachbessern. Denn großartige
Forschung alleine reicht nicht aus, um
die Boombranche der medizinischen Biotechnologie
zu fördern, nachhaltig im Land
anzusiedeln und zum Wohl der Gesellschaft
zu nutzen. Wir müssen auch die Rahmenbedingungen
so gestalten, dass Forschungsergebnisse
schnell in die Anwendung kommen,
Unternehmen wachsen können und am
Standort bleiben. Dann hat Deutschland auch
die Chance, zu einem international führenden
Biotechnologie-Standort zu werden, wie es
im Koalitionsvertrag der Ampelregierung zu
lesen steht.
Rund ein
Viertel unserer
Biotechnologie-
Unternehmen
verdienen ihr Geld
mit Dienstleistungen
rund um Forschung
und Entwicklung in
der Medizin.